Telepathie
Als Telepathie (von griechisch τέλη, tele, „fern“ und πάθεια, patheia, „Empfindung“ oder „Empfänglichkeit“) wird eine Übertragung von Informationen von einem Lebewesen auf ein anderes bezeichnet, die weder durch sinnlich (optisch, akustisch, taktil, geschmacklich, olfaktorisch) wahrnehmbare Einflussnahme noch durch andere bekannte physikalisch messbare Wechselwirkungen erklärbar ist. Eingeführt hat den Begriff der britische Autor Frederic Myers im Dezember 1882 vor der Society for Psychical Research (SPR) in London.
Im deutschen Sprachgebrauch wird Telepathie als „Gedankenübertragung“ beziehungsweise „Gedankenlesen“ bezeichnet.
Die Parapsychologie versucht wissenschaftliche Beweise dafür zu finden.
Bislang ist kein allgemein wissenschaftlich anerkannter Beweis und kein wissenschaftlicher Erklärungsversuch bekannt, der einen telepathischen Vorgang im Einklang mit den bisherigen Kenntnissen über dieses Universum erklären könnte.
Experimente
Zenerkarten
Ein klassischer parapsychologischer Versuch für die Feststellung von Telepathie wird mit den sogenannten Zenerkarten durchgeführt. Sie gehen auf Joseph Banks Rhine zurück, der die Karten nach seinem Kollegen Karl Zener benannte. Die Karten zeigen fünf verschiedene Symbole: Kreis, Kreuz, Quadrat, Stern und Wellen. Ein übliches Deck besteht aus 25 Karten.
Bei dem Versuch werden die Karten in keiner bestimmten Reihenfolge aufgelegt. Der Sender soll nun dem Empfänger Karte für Karte telepathisch übertragen, so dass dieser dieselbe Reihenfolge auflegen soll.
Dieser Versuch soll auch von dem Physiker Edgar Mitchell durchgeführt worden sein, der 1971 Astronaut der Apollo-14-Mission zum Mond war. Er soll in einem nicht von der NASA autorisierten privaten Projekt vom Raumschiff aus versucht haben, mit vier Personen auf der Erde telepathisch in Kontakt zu treten.
Inter-Spezies-Kommunikation
Als Inter-Spezies-Kommunikation wird die angebliche nichtexitierende telepathische Kommunikation zwischen Menschen und anderen Tieren bezeichnet. Menschen, die behaupten, diese Form der Telepathie auszuüben oder zu lehren, werden angeblich manchmal als „Tierkommunikatoren” bezeichnet. In der Regel besteht jedoch zumindest Sichtkontakt zwischen anderem Tieren und Menschen, weswegen die Bezeichnung Telepathie dann nicht ganz korrekt ist. Sie geht von der – veralteten – Vorstellung aus, daß Kommunikation - zudem fälschlich als vorwiegend verbal geprägter Prozess verstanden - eine exklusiv menschliche Fähigkeit sei, die jedoch von moderner Verhaltensforschung längst widerlegt ist. Auch die Kommunikationsforschung hat längst nachgewiesen, daß verbale - also begriffsorientierte - Kommunikation lediglich 7 Prozent selbst bei zwischenmenschlicher Kommunikation ausmacht, die Fähigkeit zur Verbalisierung in Kommunikationsprozessen also eher nebensächlich ist. Vor allem bei allen sozial lebenden höheren Säugetieren (Hunden, Schimpansen usw.) kann von aktiver Kommunikation im Sinne von aktiver Codierung/Decodierung unterschiedlichster Signale ausgegangen werden, die auch artübergreifend eingesetzt oder zumindest versucht wird.
In der Tierkommunikation geht man davon aus, dass sich Menschen und Tiere telepathisch unterhalten können und prinzipiell jeder Mensch und jedes Tier diese Fähigkeit von Natur aus mitbringt. Die telepathische Kommunikation kann – je nach Vorliebe/Talent/Übung des Menschen – mit einem oder mehreren Sinnen wahrgenommen werden. Tierkommunikatoren verstehen sich auch als Dolmetscher zwischen Mensch und Tier. Tierkommunikatoren beschäftigen sich meist mit Haustieren oder Tieren in Gefangenschaft. Aber auch der Kontakt zu wildlebenden Tieren soll möglich sein.
Telepathische Kommunikation mit einem Tier ist Thema in dem Thriller Der Affe im Menschen von George A. Romero.
Forschung
An einigen Universitäten wird an Telepathie im Rahmen der Parapsychologie als Teilgebiet der Psychologie geforscht. An der Universität Freiburg gab es von 1954 bis 1998 die Abteilung Grenzgebiete der Psychologie, der bis 1973 Hans Bender und anschließend Johannes Mischo vorstand.
In den USA haben sich 1957, einem Vorschlag von Joseph Banks Rhine folgend, eine Reihe von Wissenschaftlern in der Parapsychological Association zusammengeschlossen. Diese schloss sich 1969 der American Association for the Advancement of Science an und hatte im Jahr 2002 etwa 300 Mitglieder. In ihren Veröffentlichungen hat das Gebiet der Telepathie den größten Anteil.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Gitta Peyn, Ralf Löffler: Telepathie - Die Entwicklung menschlicher Offenheit. Handbuch zum Training präkognitiver und telepathischer Fähigkeiten, RaBaKa-Publishing, ISBN 978-3-940185-04-4
- Albert Leprince: "Telepathie" Ausbildung und Praxis, Hermann Bauer Verlag, 1980, ISBN 3-7626-0240-9
- Proceedings of the Society for Psychical Research, Vol. X, London 1894, General Results
- D.J. West: A Pilot Census of Hallucinations. In: Proceedings of the Society for Psychical Research, Vol. 57, Part 215, April 1990, S. 167
- Robert Sigerus: "Telepathie" Mentalsuggestion und magische Gedankenübertragung, Bohmeier Verlag, ISBN 3-89094-467-1
- Raphael Eugen Kirchner: "Geheime Geisteskräfte, Telepathie und Hypnose" Ausgewählte Textsammlung mit vielen Übungen und Hintergrundinformationen, Bohmeier Verlag, ISBN 3-89094-470-1
- Charles Richet: "Experimentelles Hellsehen" (Untersuchungen und Versuche nach wissenschaftlichen Kriterien), Bohmeier Verlag, ISBN 3-89094-484-1
- Amelia Kinkade: "Tierisch einfach" WARUM und WIE Sie Tiere verstehen können, Reichel Gertraud Verlag, ISBN 3-92638-881-1