Troja

Stadt des Altertums
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Dieser Artikel behandelt die antike Stadt Troja. Für den gleichnamigen Film, siehe Troja (Film).


Historische Karte von Troja aus Meyers Konversationslexikon 1888
Heinrich Schliemann

Troja, auch Troia (griechisch: Τροίη / Troíē) ist eine historische Stadt des Altertums in der Landschaft Troas im Nordwesten Kleinasiens am Hellespont. Gelegen an der Meerenge der Dardanellen kontrollierte die Stadt, die hier einst stand, den Zugang zum Schwarzen Meer. Die Schiffe der Bronzezeit konnten nicht gegen den Wind kreuzen, also warteten sie im Hafen der Festung auf günstige Winde. Ihr Wegezoll brachte der Stadt Reichtum.

Diese bei Homer auch Ilion oder Ilios genannte Stadt wurde der Legende nach von den Griechen belagert und schließlich erobert. Einen Abschnitt dieses trojanischen Kriegs schildert Homer in der Ilias. Troja galt lange Zeit als fiktiver Ort vieler Sagen, bis der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann 1870 unter dem Hügel von Hisarlik die Ruinen der Stadt entdeckte.

Schliemanns spektakulärster Fund war der sog. "Schatz des Priamos" (Schliemanns eigene Bezeichnung), der lange Zeit im Antikenmuseum in Berlin aufbewahrt und nach dem Zweiten Weltkrieg als "Beutekunst" in die UdSSR gebracht wurde.

Wie weitere Ausgrabungen ergaben, war Troja von der Frühen Bronzezeit (ca. 3000 v. Chr.) bis in die Spätantike besiedelt. Mit dem Christentum ließ die Bedeutung der Stadt, in der die trojanischen Sagenhelden verehrt worden waren, dann deutlich nach.

Bis heute wurden mehr als 9 Siedlungsschichten entdeckt (Troia I - Troia IX). Dabei gehören - vereinfacht ausgedrückt - Troja I und II der frühen, Troja III-V der mittleren, Troja VI-VIIa der späten Bronzezeit und Troja VIIb1 der frühen Eisenzeit an. Troja VIII und IX datieren in die Zeit vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit. Unlängst sind Spuren noch früherer Besiedlung gefunden worden, die bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen.

Ob auch der trojanische Krieg einen historischen Kern hat, ist weiterhin höchst umstritten. Schliemann hielt das imposante frühbronzezeitliche Troja II für das homerische. Er glaubte damals irrtümlich, dass es zeitgleich mit Mykene und Tiryns war. Dörpfeld hielt die 6. Siedlungsschicht (Troia VI) für das Homerische Troja. Schicht VIh ist um 1300 v. Chr. aber wahrscheinlich durch ein starkes Erdbeben zerstört worden. Daher hielt Carl Blegen die darauf folgende Schicht, Troja VIIa für das homerische Troja. Diese These fand und findet den meisten Zuspruch. Nach neueren Keramikuntersuchungen wird das wahrscheinlich gewaltsame Ende von Troja VIIa auf ca. 1200 v. Chr. datiert. Das passt gut zu den meisten Datierungen des Trojanischen Krieges durch antike Autoren. Als "Kandidat" für das Ilion Homers kommt aber auch noch Troja VIIb1 in Betracht. Neben Festhalten der Traditionen von Troja VI und VIIa treten hier neue Elemente zu Tage, z.B. sog. Handmade Ware (=grobe, einfach verzierte graue handgemachte Keramik), die auf teilweise geänderte Bevölkerung schließen lassen. Das passt besser zu den Angaben Homers. Auch die machtpolitischen Verhältnisse in Kleinasien, wie sie Homer schildert, passen gut in diese Zeit. Die mykenische Kultur hat im 12. und 11. Jh. weiterbestanden. Auch Handel und Seefahrt wurden weiterbetrieben. Ein Krieg von Griechen gegen Troja im 12. Jh. wäre also denkbar. Dagegen hätte ein Zug gegen Troja im 14. oder 13. Jh. unweigerlich die Hethiter auf den Plan gerufen und sicherlich einen Niederschlag in den hethitischen Schriftquellen gefunden.

Dennoch bleibt in diesem Punkt vieles ungeklärt - die äußerst komplizierte Frage, inwieweit Homer tatsächlich als Quelle für die späte Bronzezeit dienen kann, und ob es überhaupt einen Trojanischen Krieg gegeben hat, kann hier nicht angemessen behandelt werden. Die Thesen, die dazu der Altphilologe Joachim Latacz vertritt, sind derzeit jedenfalls weit davon entfernt, von der Mehrheit der Forscher akzeptiert zu werden.

Troja war vielleicht mit einer in hethitischen Quellen genannten Stadt Wilusa (= (W)Ilios) identisch, aber archäologische Beweise für die Authentizität der von Homer geschilderten Ereignisse fehlen. Ein 1995 entdecktes Bronzesiegel mit luwischen Inschriften belegt die Nähe Trojas zum hethitisch-luwischen Kulturkreis - andererseits ist es etwas heikel, ausgehend von einem einzigen Siegel weitreichende Schlußfolgerungen zu ziehen.

Bis vor kurzem beschränkten sich die Ausgrabungen auf die Burg von Troja Oberstadt. In den letzten Jahren wird bei den aktuellen Grabungen von Manfred Korfmanns Team auch verstärkt die Unterstadt erforscht, ohne dass über ihre Ausdehnung Einigkeit bestünde. Seine Ergebnisse sind in der Forschung sehr umstritten und führten 2001 zu einer breiten, oftmals ins Persönliche gehenden Diskussion innerhalb der deutschen Altertumswissenschaften. Im Kern kreist dieser "neue Streit um Troja" um die Frage, ob das bronzezeitliche Troja tatsächlich so wichtig war, wie von Korfmann angenommen, oder ob es sich - wie von vielen Althistorikern vermutet - vielmehr um eine nur mittelmäßig bedeutende Siedlung gehandelt hat. Der Hauptvorwurf an Korfmann und die Anhänger seiner Thesen besteht darin, daß man im Namen möglichst spektakulärer, öffentlichkeitswirksamer Ergebnisse die wissenschaftliche Sorgfalt und Vorsicht vernachlässige. So ist es kein Zufall, dass die Korfmann-Position heute das Troja-Bild der interessierten Öffentlichkeit prägt, während sie von der Mehrheit der Althistoriker nach wie vor abgelehnt wird: Sie ist viel spannender als die Position, die die Skeptiker vertreten.

Der Geoarchäologe Eberhard Zangger entwickelte daneben in seinem 1992 erschienenen Buch „Atlantis - Eine Legende wird entziffert“ die Hypothese, das sagenhafte Atlantis, das in der Beschreibung des Philosophen Platon archäologisch nachweisbare Merkmale des historischen Troja aufweise, sei das durch die Griechen vernichtete Troja gewesen. Anhand geoarchäologischer Befunde versucht er am Beispiel Mykenes zu zeigen, dass der in der Ilias und der Odyssee überlieferte trojanische Krieg und die bei Platon beschriebenen Naturkatastrophen den Untergang des heroischen Zeitalters um 1200 vor Christus eingeleitet haben könnten.

Allerdings ruhen Zanggers Thesen auf ausgesprochen unsicheren Fundamenten, und seine Argumentation verläßt sich an entscheidenden Punkten letztlich zu sehr auf Spekulationen. So kann eine Identität von Troja und Atlantis zwar nicht widerlegt, aber auch nicht bewiesen werden.


==Literatur==

  • Latacz, Joachim (2005): Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. München: Koehler & Amelang. 384 S., 30 s/w. Abb., 2 farb. Karten ISBN 3-7338-0332-9
  • Homer (2004): Ilias. Ditzingen: Reclam. ISBN 3-15-018299-9
  • Brandau, Birgit; Schickert, Hartmut; Jablonka, Peter (2004): Troia. Wie es wirklich aussah. München: Piper. 176 S., 113 farb. Abb. ISBN 3-492-04610-X
  • Ulf, Christoph (2003): Der neue Streit um Troia. Eine Bilanz. München: Beck. 318 S., 17 Abb., 8 Karten ISBN 3-406-50998-3
  • Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg (2001): Troia. Traum und Wirklichkeit. Stuttgart: Theiss, 496 Seiten, 500 meist farb. Abb. ISBN 3-8062-1543-X
  • Hertel, Dieter (2001): Troia. Archäologie, Geschichte, Mythos. München: Beck. 128 S., 4 Karten, 16 Abb. ISBN 3-406-44766-X
  • Brandau, Birgit (1997): Troia. Eine Stadt und ihr Mythos. Bergisch Gladbach: Lübbe ISBN 3-404-64165-5

Im weiteren Sinne

Siehe auch

Trojanisches Pferd, Trojaner