Straußfurt

Gemeinde in Deutschland
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Straußfurt ist eine Gemeinde im Landkreis Sömmerda in Thüringen und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt, der weitere sieben Gemeinden angehören.

Wappen Deutschlandkarte
Datei:Straussfurtwappen.jpg
Straußfurt
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Straußfurt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 10′ N, 10° 59′ OKoordinaten: 51° 10′ N, 10° 59′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Sömmerda
Verwaltungs­gemeinschaft: Straußfurt
Höhe: 150 m ü. NHN
Fläche: 14,84 km2
Einwohner: 1866 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 126 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99634
Vorwahl: 036376
Gemeindeschlüssel: 16 0 68 053Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Bahnhofstraße 13
99634 Straußfurt
Website: www.straussfurt.de
Bürgermeister: Egon Hiller (BIST)
Lage der Gemeinde Straußfurt im Landkreis Sömmerda
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Karte

Geografie

Straußfurt liegt an der Unstrut im Thüringer Becken.

Klima

Straußfurt zählt zu den trockensten Orten Deutschlands. So wurde im Jahr 1911 eine Jahresniederschlagsmenge von nur 242 mm gemessen. Damit hält Straußfurt den Trockenheits-Rekord Deutschlands. [2]

Geschichte

Bei Straußfurt wurden Gräber aus der Jüngeren Steinzeit, der Bronzezeit und der Zeit des Thüringer Reichs freigelegt, die eine frühe Besiedlung des Gebietes belegen. Schriftlich wurde die Gemeinde erstmalig im Jahre 744 als Stuffefurte erwähnt, in einem Verzeichnis von Schenkungen aus Thüringen an das Kloster Fulda zur Zeit von Bonifatius, dem Apostel der Deutschen. Der Name , auch „Strusforte“, bedeutet wohl eine „von Strauchwerk gesäumte Furt“ über die -früher deutlich breitere und tiefere- Unstrut.

In Straußfurt gab es bald mehrere geistliche Grundherren und einen befestigten Rittersitz von Dienstmannen des Landgrafen von Thüringen. Die Burg erfuhr im Spätmittelalter einen grundlegenden Umbau zu einer kastellartigen Anlage mit tiefem und breitem Wassergraben.

1597 starben 350 Straußfurter an der Pest. 1613 litt der Ort während der "Thüringer Sintflut" besonders schwer an Überschwemmungen. Während des Dreißigjährigen Krieges verlor Straußfurt 3/4 seiner Einwohner.

1706 erwarb die Familie von Münchhausen die 5 Rittergüter und die Burg. 1735 baute Gerlach Adolph von Münchhausen diese unter Beibehaltung der Außenmauern zu einem Schloss mit großem Park um. 1724 errichtete die Familie von Münchhausen ein Waisenhaus, aus dem die "Waisenhaus-Stiftung" hervorging, und tat auch sonst viel für den armen Teil der Bevölkerung. 1815 wurde Straußfurt preußisch und Teil des Landkreises Weißensee. 1816 bis 1840 war Freiherr Ernst Friedrich Ferdinand von Münchhausen dessen erster Landrat.

1867 Gründung des „Landwehrvereins“. 1905 Gründung des „Jahn-Turnvereins“.

1917 gingen Schloss und Rittergutsbesitz an den Grafen Joseph Friedrich von Brühl über. 1944 wurde dem Schloss ein guter, wenn auch sanierungsbedürftiger Zustand bescheinigt.

Am 10. April 1945 rückten -nach Kampfhandlungen- amerikanische Truppen in Straußfurt ein. Anfang Juli 1945 wurden sie durch sowjetische Einheiten abgelöst und Straußfurt entsprechend Teil der Sowjetischen Besatzungszone. In der Folgezeit wurden viele Heimatvertriebene in der Gemeinde aufgenommen.

1945 erfolgte im Rahmen der Bodenreform die Enteignung des Ritterguts und Schlosses. Zwischen 1945 und 1948 erfolgten der Abriss (zur Gewinnung von Baumaterial, das aber nicht geeignet war) und letztlich die Sprengung des Schlosses: unter Berufung auf den SMAD-Befehl 209 zur Beseitigung von Adelssitzen. Auch die Münchhausen-Waisenhausstiftung wurde enteignet und 1951 aufgelöst.

1952 begann der Bau des Baues eines -schon früher geplanten- Hochwasserstaudamms der Unstrut, durch den Straußfurt zuverlässig vor den seit Jahrhunderten auftretenden Überschwemmungen geschützt wurde, die häufig katastrophale Ausmaße hatten.

Einwohnerentwicklung

  • 1994 - 1.892
  • 1995 - 1.911
  • 1996 - 1.911
  • 1997 - 1.900
  • 1998 - 1.905
  • 1999 - 2.060
  • 2000 - 2.080
  • 2001 - 2.076
  • 2002 - 2.047
  • 2003 - 2.005
  • 2004 - 1.947
  • 2005 - 1.894

Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat aus Straußfurt setzt sich aus 14 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.

  • BIST (Freie Wähler) 8 Sitze
  • CDU 6 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 27. Juni 2004)

Bürgermeister

Ehrenamtlicher Bürgermeister ist Egon Hiller.

Wappen

Blasonierung: „In silbernem Schild ein blauer Schildfuß, darin zwei silberne Wellenbalken, darüber eine grüne Weide.“

Gemeindepartnerschaften

Seit 1994 besteht eine Partnerschaft mit Biberbach in Bayern.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die Kirche „St. Petri“ ist 1616-1620 durch Umbau einer älteren Kirche entstanden. In der Kirchenmauer finden sich mehrere aufgerichtete, stark verwitterte Grabplatten von 1484 bis 1610. 1747 wurde das Holztonnen-Gewölbe, der „Himmel“ neu gefertigt. 1882 erfolgte die äußere Restaurierung von Kirchenschiff und Turm. 1980 wegen Einsturzgefahr gesperrt, konnte die Kirche 1987 wieder eingeweiht werden.
  • Das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Kirchhof wurde 1923 von dem Erfurter Bildhauer Hans Walter geschaffen. Die Figurengruppe mit trauernder Mutter, Kindern und einem vor ihnen liegenden Gefallenen erinnert an Ernst Barlach.

Naturdenkmäler

  • Der südwestlich von Straußfurt gelegene Stausee hat die Funktion eines Rückhaltebeckens der Unstrut und soll auch der Erholung dienen. Die Hauptarbeiten erfolgten 1952 bis 1960.
  • Frühlings-Adonisröschen-Hang im „Hölzchen“ Flächen-Naturdenkmal.

Wirtschaft und Infrastruktur

Straußfurt war lange landwirtschaftlich geprägt. 1862 war das Gut der Freiherren von Münchhausen das größte im Kreis Weißensee. 1863 Gründung einer "Königlichen Postexpedition". 1864 errichtete Schaper das Dachziegelwerk. 1871 große Zuckerfabrik in Straußfurt durch Robert Wagner gegründet, Krankenversicherung ihrer Arbeiter. 1911 erhält Straußfurt elektrisches Licht. 1946 Enteignung von Ziegelei, Zuckerfabrik und landwirtschaftlichem Großbesitz. Landaufteilung an Neubauern. Volkseigenes Gut. Später Kollektivierung der Bauern.

Verkehr

Straußfurt ist ein Eisenbahnknoten. Hier kreuzen sich die im Jahr 1869 in Betrieb genommene Strecke Erfurt - Nordhausen (KBS 601) und die fünf Jahre später eröffnete Pfefferminzbahn (KBS 594).

Bildung

Persönlichkeiten

Sonstiges

Während der Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 60 Militärinternierte aus Italien sowie Frauen und Männer aus Polen, der Ukraine und Russland Zwangsarbeit verrichten: in der Landwirtschaft, in der Zuckerfabrik und in der Bahnmeisterei. Zwei Todesopfer der Zwangsarbeit sind beurkundet.[3]

Literatur

  • Friedrich Bernhard von Hagke: Urkundliche Nachrichten über die Städte, Dörfer und Güter des Kreises Weißensee. Weißensee 1867
  • Thomas Bienert: In Straußfurt Befestigung zu Bonifatius´ Zeiten. In Das Schicksal geschundener und verschwundener Adelssitze in Thüringen. Thüringer Allgemeine 2006
  • Chronik und Festschrift zur 1250-Jahrfeier der Gemeinde Straußfurt. Hrsg. Gemeinde Straußfurt, 1994

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. http://www.dwd.de/de/wir/Interessantes/Rekorde/Niederschlag/brd.html
  3. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 278, ISBN 3-88864-343-0