Amendingen

Stadtteil von Memmingen
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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Amendinger Kriegerdenkmal mit dem ehemaligem Rathaus im Hintergrund

Amendingen (im Dialekt: Aumadenga) ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Memmingen in Bayern. Die erste Besiedlung geht auf das Jahr 233 und früher zurück. Der Ort wurde 973 erstmals urkundlich bestätigt und gehörte bis 1454 zur Herrschaft der Ritter von Eisenburg. Ab 1445 begann eine Zersplitterung der Ortschaft auf verschiedene Herrschaftsgeschlechter und Klöster. Im Jahr 1802 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluss die heutige Flur festgelegt.

Ab dem Jahr 1818 war Amendingen eine selbständige Gemeinde, bis es 1972 nach Memmingen eingemeindet wurde. Heute ist Amendingen mit 3711 Einwohnern der größte Stadtteil Memmingens. Bekannt ist das Pfarrdorf vor allem für seine barocke St. Ulrichs-Kirche und das Gewerbegebiet Nord.

Geographie

Geographische Lage

Der Memminger Stadtteil Amendingen liegt am Westrand des Memminger Achtals. Der Ort ist inzwischen mit Memmingen verwachsen. Auf der Amendinger Flur im Norden liegt der größte Teil des Industriegebiets Nord.

Klima

 
Das Klima in Memmingen

Die klimatischen Verhältnisse Amendingens entsprechen denen Memmingens. Amendingen liegt somit bei der Jahresdurchschnittstemperatur und der Niederschlagsmenge im Durchschnitt der gemäßigten Zone, wobei der Niederschlag meist etwas höher und die Tiefsttemperaturen etwas niedriger sind. Im Frühjahr und Herbst ist durch die nahe Iller und die durch die Ortschaft fließende Memminger Ach dichter Nebel auf den Fluren und innerhalb der Ortschaft recht häufig. Der kälteste Monat ist der Januar mit einer durchschnittlichen Tagestiefsttemperatur von -5 °C und einer durchschnittlichen Tageshöchsttemperatur von 2 °C. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit je 12 °C durchschnittlicher Tiefst- und 24 °C durchschnittlicher Höchsttemperatur.

Geologie

Der Untergrund besteht aus einer rund einen Meter dicken Lösslehmschicht, unter der etwa 20 Meter Schotter liegen. Der Talboden ostwärts der Gemeinde setzt sich aus Almerde und darunter liegenden Torfablagerungen zusammen, welche vereinzelt mit Kies und grauschwarzem Sand vermischt sind. Vor allem die Memminger Ach in ihrem regulierten Verlauf gibt die ungefähre Grenze zwischen Almerde und Schotter an. Am Talrand zeigt sich eine tertiäre Anlagerung, welche die Ursache für das reiche Vorkommen von Quellen bis hinunter nach Heimertingen ist.

Geschichte

Frühgeschichte (bis 8. Jahrhundert n. Chr.)

Die alte Römerstraße, die von Kempten (Cambodunum) nach Kellmünz (Caelio Monte) führte, verlief sehr wahrscheinlich auch über die Amendinger Flur. Das römische Reich vergab an seine Soldaten Ländereien mit Anschluss an diese Straße. Im Süden des heutigen Amendingen (Römerhof) errichtete einer dieser Soldaten einen römischen Gutshof (Villa rustica). Der Hof, der einen Teil der Flur urbar machte, bedeckt mit seinen Mauerresten eine Fläche von ungefähr neunzig mal neunzig Metern. Durch Ausgrabungen wurde festgestellt, dass der Hof dreimal durch Brand zerstört und wiederaufgebaut worden war. Auch waren vermutlich Handwerkerhäuser an den Hof angeschlossen, wie der Fund eines Webergewichtes belegt. Als im Jahr 233 die Germanen zum ersten Mal den römischen Schutzwall nördlich der Donau überrannten, wurde der römische Gutshof wahrscheinlich zum ersten Mal zerstört.

Der Kern der Ortschaft Amendingen, südwestlich der heutigen Kirche, entstand wohl im Zuge der alemannischen Landnahme im 5./6. Jahrhundert. Ausschlaggebend dürfte der alemannische Siedlungsweg gewesen sein, der von Heimertingen nach Memmingerberg verlief und dem Wasserlauf der Ach folgte. Sicher spielte bei der Besiedlung auch die alte Römerstraße eine Rolle. Wie bei Memmingen setzt sich der Ortsname aus einem Personennamen und der Endung -ingen zusammen. Man nimmt an, dass der Sippenführer Otmund hieß. Später wurde daraus Otmundingen, heute Amendingen. Der Flurumfang des ältesten Dorfes umfasste zunächst Teile der Memminger Ach und die vom römischen Gutshof urbar gemachten Äcker. Bei Ausgrabungen fand man ein Steinplattengrab, das sich heute an der Südseite des Memminger Waldfriedhofes befindet. Wegen der fehlenden Beigaben vermutet man, dass das Grab vor dem Jahr 800, in der Zeit der Merowinger, entstanden ist. Es wurde auch eine Mauer aus Tuffstein angeschnitten, demselben Material wie das der Grabkiste. Ziegelfunde zeigten, dass die Mauer und sonstige Funde, mit Ausnahme der Gräber, aus römischer Zeit stammten. Weitere Grabungen des Memminger Altertumsvereins um 1830 ergaben, dass die heidnischen Bewohner Amendingens ihre Begräbnisstätten bei dem zerstörten römischen Hof anlegten. Die Toten lagen mit dem Kopf nach Osten. Etwa um das Jahr 800 wurde die erste Kirche in Amendingen errichtet, vermutlich als schlichter Bau aus Holz. Die Toten wurden in dem zugehörigen Friedhof beigesetzt.

Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert

Urkundlich erwähnt wurde Amendingen (Oumintingin) im Jahre 973, als das Kloster Ottobeuren Teile seines Besitzes an Kaiser Otto I. abtreten musste. In der Urkunde wird von einer Zusammenkunft von Ottobeurer Mönchen und dem Bischof und Abt Ulrich in Amendingen im Jahre 972 berichtet, was als Gründungsjahr des Ortes angenopmmen wird. Im weiteren Verlauf seiner Geschichte kam Amendingen vermutlich um 1200 an die Ritter von Eisenburg. Der letzte Ritter von Eisenburg verkaufte seine Herrschaft. Amendingen kam im Jahr 1455 an das Memminger Bürger- und Patriziergeschlecht Sättelin und später ein Großteil des Dorfes in den Besitz weiterer Memminger Bürger, an die Straßennamen erinnern (Marquard, Spichel, Waimer, Zehender). Mit anderen Orten ging das Dorf 1580 in den Besitz der benachbarten Reichsstadt Memmingen über. Seit 1586 hatte diese auch die Hochgerichtsbarkeit im Dorf inne. Bereits einundzwanzig Jahre später, also 1601, erwarb der Ulmer Bürger und Patrizier Hans Eitel Neubronner die ganze Herrschaft Eisenburg für 54.000 Gulden. Die Sättelin als Memminger Bürger wurden in der Reformation evangelisch, auch die Neubronner als deren Nachfolger hatten als Ulmer Bürger die neue Lehre angenommen. Die Herrschaft war zwar nun evangelisch, die über der Herrschaft stehende Landvogtei jedoch katholisch. Daraus ergaben sich Differenzen, welche 1586, dreißig Jahre nach dem Augsburger Religionsfrieden, zu einem Vertrag führten. Aus den Akten geht hervor, dass von sechshundert Untertanen noch hundertfünfzig katholisch geblieben waren. Der Vertrag bestimmte, dass die Herren von Eisenburg zwar evangelisch bleiben durften, die Untertanen aber in der alten katholischen Religion belassen werden sollten. Sie durften, soweit sie die neue Konfession angenommen hatten, diese noch weitere acht Jahre behalten. Danach mussten die Untertanen unter Androhung von Strafe wieder zur alten Religion zurückkehren. Dem damaligen Pfarrer Gallus Möslin gelang es, vor Ablauf der Frist die meisten wieder zu konvertieren. Wer allerdings beim neuen Glauben bleiben wollte, zog in das evangelische Steinheim oder nach Memmingen.

In der Reformationszeit siedelten sich auch die ersten Juden in Amendingen und anderen Orten der Herrschaft Eisenburg an, da ihnen die Reichsstädte keine Unterkunft bewilligten. Da die Juden Handel trieben und gute Rechner waren, gab es bald kleinere Streitereien zwischen der Stadt einerseits und Sebastian von Berwang, als Inhaber der Herrschaft Eisenburg, andererseits. Mehrfach kam es zu Prozessen. Im Jahr 1573 standen allein dreiundachtzig Memminger Handwerksleute in den Schuldbüchern der Amendinger Juden. Seit 1600 gab es keine jüdische Bevölkerung mehr in Amendingen. Die meisten zogen nach Fellheim, wo sie unter dem Schutz des dortigen Herrschers standen. Als die Neubronner 1601 die Herrschaft Amendingen kauften, wurde in der Kaufsabred vereinbart, dass keine jüdische Bevölkerung mehr aufgenommen werden durfte. Die Neubronner als neue Inhaber der Herrschaft suchten von Anfang an, durch Verträge und Absprachen Ordnung zu schaffen. Sie legten die Rechte und Pflichten des Mesners und des Lehrers fest und trafen mit dem Kloster Rot an der Rot eine Abmachung über die Zehntenrechte in Amendingen.

Der Dreißigjährige Krieg brachte auch über Amendingen Unheil. Es gab Einquartierungen sowohl von den Kaiserlichen als auch von schwedischen Truppen. An der damaligen St. Ottilienkapelle gab es einen Zusammenstoß zwischen den beiden Kriegsparteien. Die Gefallenen wurden nach den Pfarrbüchern vor der Kapelle bestattet. Auch die Pest wütete 1635 in der Gegend um Memmingen. Es ist aber nicht bekannt, inwieweit Amendingen davon betroffen war. Als wichtigste Folge des Krieges verkaufte das Kloster Rot das Patronatsrecht mit dem Zehnten und andere Besitzungen in Amendingen an die Kartause Buxheim. Die Kirche in Amendingen wurde 1655 durch den Einsturz des Turmes zerstört. Dieses Ereignis führte zur Errichtung eines behelfsmäßigen Baues, der knapp einhundert Jahre Bestand hatte. Im Jahr 1671 wurde die Herrschaft durch die Erben der Neubronnerschen Familie in zwölf Teile gespalten. Trotz eines extra eingesetzten Verwalters für alle zwölf Teile gab es bald Zwist um die einzelnen Besitzteile. Der Großteil davon wurde ab 1705 an das Memminger Unterhospital veräußert.

Im Jahr 1752 begann der Bau der heutigen Kirche, deren Chor nicht mehr nach Osten, sondern nach Norden ausgerichtet wurde. 1754 war der Bau vollendet. Er wurde am 12. Oktober 1755 feierlich eingeweiht.

19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg

 
Die Ottilienkapelle am Ortsrand um 1930

Bis 1805 blieb das Dorf im Bereich der Herrschaft Eisenburg. Der Friede von Lunéville brachte dem Kurfürstentum Bayern die Hoheit über die schwäbischen Gebiete. Am 31. Dezember 1805 wurde in Amendingen mittags nach zwei Uhr offiziell die Landeshoheit durch die Krone Bayern übernommen. Damit wurde es eine eigenständige bayerische Gemeinde. Zu Amendingen gehört seitdem auch die in Richtung Eisenburg liegende Flur und das Landschloss Grünenfurt.

Im Jahr 1866 ereignete sich in Amendingen eine Katastrophe. Sie ging unter dem Namen Der große Brand von Amendingen in die Chronik ein. In der Memminger Wochenzeitung vom 3. Oktober 1866 (Nr. 79) war Folgendes zu lesen:

Am Sonntag, dem 23. September - als die Leut in der Kirch waren - und am Dienstag dem 25. September als die Bauern auf dem Feld arbeiteten - entstand in Amendingen ein Großbrand, dem 15 Firste zum Opfer fielen. Das Feuer soll beim Metzger (Haus Nr. 17) durch zündelnde Kinder entstanden sein und ist am Dienstag trotz der Brandwachen noch einmal angegangen. Elf Familien, darunter an Kindern sehr zahlreiche, wurden obdachlos.

Da die Häuser zu dieser Zeit fast ausschließlich aus Holz gebaut und die Dächer mit Stroh gedeckt waren, konnte sich das Feuer schnell ausbreiten. Die Größe des Brandes ist aus dem Einsatz von 20 Feuerwehren erkennbar. Der Brand hatte zur Folge, dass sich das gesamte Ortsbild veränderte. Der Neuaufbau erfolgte auch unter dem Gesichtspunkt, wie solch eine Katastrophe zukünftig verhindert werden könnte. Einige Höfe wurden verschoben oder umgesiedelt, um die Bebauung aufzulockern. Durch die Tatsache, dass bei der Verschiebung notarielle Verträge notwendig waren, weiß man heute, dass sieben Höfe und Häuser abbrannten. Über andere abgebrannte Häuser liegen keine Informationen vor.

1904 übernahm Johann Dirr das Bürgermeisteramt von seinem Vater. Er sollte mehr als 40 Jahre, auch durch den ersten und zweiten Weltkrieg, die Geschicke Amendingens leiten.

Amendingen, ein Bauerndorf mit rund 700 Einwohnern, wurde von den politischen Wirren nach dem Ersten Weltkrieg genau so betroffen wie das ganze Land. Nach dessen Ende siedelten sich wegen der Nähe zu Memmingen zahlreiche Arbeiter, Beamte und Gewerbetreibende an. Durch einen nie ermittelten Brandstifter gab es um 1930 herum mehrere Großbrände im Ort. 1923 wurde das neue Schulgebäude, der heutige Kindergarten, eingeweiht.

 
Maifeier in Amendingen unter dem Hakenkreuz

Infolge des wirtschaftlichen Niederganges gewann Hitler in den Jahren bis 1933 auch in Amendingen immer mehr Anhänger für seine NSDAP. Allerdings blieb mit etwa 20 %[1] der Stimmen das Interesse relativ gering. Die Ursache dafür lag in der katholischen Einstellung des überwiegenden Teiles der Bevölkerung und an den zahlreichen linken Arbeiterparteien. Mit der Machtübernahme Hitlers wurde eine eigene Ortsgruppe der NSDAP gegründet. Zugleich sollten die alten Gemeinderäte und Bürgermeister Dirr abgesetzt und durch Parteimitglieder oder Anhänger der Partei ersetzt werden. Der örtliche NSDAP-Leiter Göppel sollte im Auftrag der Kreisleitung das Amt des Bürgermeisters übernehmen. Dirr hatte sich allerdings bereits in 30-jähriger Tätigkeit als Bürgermeister Fachkenntnisse erworben und besaß das uneingeschränkte Vertrauen der Amendinger Bürgerschaft. Göppel sah ein, dass Dirr der Geeignetere war und bat ihn deshalb, in seinem Amt zu bleiben, allerdings musste dieser dazu in die Partei eintreten. Göppel selbst wurde Kassenwart und stellvertretender Bürgermeister. Die Ortsgruppe übernahm es auch, die befohlenen festlichen Veranstaltungen wie Maifeiern, Erntedankfest und andere zu organisieren, den Sport und alle NS-Einrichtungen zu fördern.

Amendingen im Zweiten Weltkrieg

 
Das Amendinger Kriegerdenkmal am Ulrichsplatz

Die nationale Begeisterung hatte durch die Propaganda inzwischen auch große Teile Amendingens erfasst. Die Mitgliederzahl der Partei stieg von einstmals 10 auf 80. Die Nachricht vom Kriegsbeginn wurde mit Begeisterung aufgenommen. Amendinger Soldaten waren in der Folge auch am Einmarsch in Polen beteiligt. Dabei gab es die ersten Opfer des Krieges. Einen nächsten Toten gab es beim Frankreichfeldzug 1940. Die Ablieferung der Kirchenglocken geschah mit großem Unwillen der Bevölkerung, da der Verwendungszweck, die Verarbeitung zu Geschützen und Munition, allgemein bekannt war. Beim Balkanfeldzug im April 1941 waren viele Amendinger bei den Gebirgstruppen im Einsatz. Das nächste Kriegsopfer war bereits am ersten Tag des Angriffs auf die Sowjetunion zu beklagen. Auch im Kessel von Stalingrad kämpften und starben Amendinger Soldaten.

Nach der Ausrufung des totalen Krieges im Berliner Sportpalast im Frühjahr 1943 wurden die Kriegsanstrengungen noch vergrößert. Gleichzeitig begannen die Engländer und Amerikaner mit ihren Bombenangriffen auf deutsche Städte. Amendingen war wegen des in der Nähe liegenden Flugplatzes Memmingerberg in großer Gefahr. Viele Leute bauten Luftschutzräume in ihren Häusern und Gärten, um bei den zahlreichen Fliegeralarmen Sicherheit zu suchen. Aus der fast völlig zerstörten Stadt Essen trafen im gleichen Jahr rund 50 Personen, hauptsächlich Frauen und Kinder, ein, die alle obdachlos und ohne Hab und Gut ihre Heimat verlassen mussten. Bald kamen noch etwa 10 schlesische Familien dazu.

Mit der Länge des Krieges und den Niederlagen an allen Fronten wuchs die Zahl der Toten aus Amendingen an. Mit dem Beginn des Jahres 1945 glaubte niemand mehr an den Endsieg. Die einzige Sorge der Amendinger Bevölkerung war nur, welcher Feind kommt und ob der Einmarsch ohne überflüssigen Schaden an Menschenleben und Eigentum vonstatten geht. Trotz der Aussichtslosigkeit wurde weitergekämpft. Befehl aus dem Führerhauptquartier vom 12. April 1945: Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: u.a. Memmingen [...] liegen an wichtigen Verkehrsknotenpunkte. Sie müssen daher bis zum Äußersten verteidigt und gehalten werden, ohne jede Rücksicht auf Versprechungen oder Drohungen, die durch Parlamentäre oder durch feindliche Rundfunksendungen überbracht werden. Für die Befolgung dieses Befehls sind die in jeder Stadt ernannten Kampfkommandanten persönlich verantwortlich. Handeln sie dieser soldatischen Pflicht und Aufgabe zuwider, so werden sie, wie alle zivilen Amtspersonen, die den Kampfkommandanten von dieser Pflicht abspenstig zu machen versuchen oder gar ihn bei dir Erfüllung dieser Aufgabe behindern, zum Tode verurteilt.

Ab März 1945 lagen in den Memminger Lazaretten rund 4000 verwundete Soldaten. Der Bürgermeister der Stadt Memmingen versuchte, den Standortarzt zu einem Antrag zu bewegen, Memmingen mit Rücksicht auf die große Zahl Verwundeter als Lazarettstadt, also als offene Stadt, zu erklären und somit kampflos zu übergeben. Dies hätte zur Folge gehabt, dass auch Amendingen nicht verteidigt worden wäre. Allerdings wurde die Bitte von dem Arzt abgelehnt mit der Erklärung, dass er viel zu sehr Soldat sei und die Pflicht habe, auch den letzten Sandhaufen zu verteidigen.

Nachdem die Alliierten den Rhein überschritten hatten und im Norden bis Würzburg vorgestoßen waren, herrschte in der Bevölkerung allgemein eine große Unruhe, zu der auch die ständigen Fliegeralarme beitrugen. Der Flüchtlingsstrom von Westen über Egelsee und von Ulm her nahm immer größere Formen an. Gegen Mitte April setzte der Rückzug des deutschen Heeres vom Westen ein. Die Kolonne bewegte sich vorbei an Amendingen durch die Stadt Memmingen. Im Dickenreiser Wald tauchte plötzlich eine Einheit mit 450 russischen Soldaten unter Führung eines Obersten der für Deutschland kämpfenden Wlassow-Armee auf, gegen die wegen laufender Plünderungen und Wilddiebereien den Missmut der Bevölkerung auf sich zogen. In der Folge marschierten weitere Teile dieser Truppen ein. Der größte Teil der schätzungsweise 10.000 Mann begab sich in den nahen Amendinger Gemeindewald, um dort zu biwakieren. Einige hundert blieben im Dorf und übernachteten. Sie durchsuchten verschiedene Häuser nach Lebensmitteln. Bald zogen diese Soldaten nach Osten weiter.

In Memmingen wie in Amendingen drängte sich bei allen Teilen der Bevölkerung die Frage auf, ob es überhaupt einen Sinn hat, die Stadt zu verteidigen. Trotzdem wurden laufend Vorbereitungen zur Verteidigung der Stadt Memmingen getroffen. In Amendingen war man im Hinblick auf diese Verteidigungsmaßnahmen voller Besorgnis. Am Freitag, den 20. April 1945, wurden schwere Luftangriffe auf den Fliegerhorst Memmingerberg, den Güterbahnhof und den Bahnhof der Stadt Memmingen geflogen. Bei diesen Angriffen fielen auch schätzungsweise 30 Bomben auf die Amendinger Fluren. Die Bahnlinie in Höhe des heutigen Sportplatzes wurde getroffen. Alle anderen Bomben schlugen in die umliegenden Wiesen und Kräutergärten ein, ohne nennenswerten Schaden anzurichten.

Donnerstag, den 26. April 1945, gegen sechs Uhr früh wurde bereits erster Artilleriebeschuss vernommen. Das Näherrücken feindlicher Panzer wurde gemeldet. Das sieben Kilometer entfernte Heimertingen wurde eingenommen und dabei schwer beschädigt. Nachdem die Amerikaner noch am gleichen Tag ein Ultimatum zur Kapitulation Memmingens gestellt hatten, wurde beschlossen, die Stadt und umliegende Dörfer - auch wegen der vielen Verwundeten - kampflos aufzugeben. Auf Anordnung des Ortsgruppenleiters der NSDAP fuhr der Ortsbauernführer im Laufe des späteren Tages mit dem Fahrrad ins Rathaus nach Memmingen, um dort für die Gemeinde Amendingen eine Solidaritätserklärung für eine gemeinsame kampflose Übergabe zusammen mit der Stadt Memmingen abzugeben. Es wurde hierbei auch bescheinigt, dass Amendingen frei von deutschen Truppen sei.

Am Nachmittag hörte man deutliches Dröhnen von Steinheim her. Gleichzeitig schlugen einige Maschinengewehrschüsse in den Wänden verschiedener Häuser am nördlichen Dorfrand ein. Bald sah man einige amerikanische Panzer auf der Landstraße in Richtung Süden fahren. Gegen 14:30 Uhr erreichten die ersten US-Panzer Amendingen. Die maßgeblichen Männer der Gemeinde, Bürgermeister Dirr mit der weißen Fahne und der Ortsgruppenleiter Göppel standen zum Empfang und zur kampflosen Übergabe bereit. Dirr gab die Erklärung ab, dass Amendingen frei von deutschen Soldaten sei und nicht geschossen werde. Einige amerikanische Soldaten verteilten an Kinder langentbehrte Süßigkeiten, Schokolade und Kekse. Die Häuser wurden nach eventuell vorhanden Waffen durchsucht. Eine Gruppe französischer Kriegsgefangener machte sich bald zum Sprecher für Amendingen. Sie hatten größtenteils schon zwei Jahre und mehr bei den Bauern im Dorf gearbeitet und erklärten den Amerikanern, dass sie von ihren Arbeitgebern, den Bauern, und auch von der übrigen Bevölkerung durchaus gut behandelt wurden.

Bei der Einnahme des Ortes gab es einen Zwischenfall bei der alten Mühle in der sogenannten Neuen Welt. Die Villa Stetter sollte wegen des dort untergebrachten Bürgermeisteramtes durchsucht werden. Der amerikanische Soldat fand aber die Haustür verschlossen und versuchte deshalb, das Schloss mit einem Schuss aus seiner Maschinenpistole zu sprengen. Der zum Öffnen Tür herbeigeeilte Hausbesitzer stand in diesem Moment allerdings hinter der Tür und wurde von den Schüssen so schwer verletzt, dass er kurz darauf verstarb.

Von diesem Zwischenfall abgesehen verlief der Einmarsch der Amerikaner ohne Probleme. Die Panzer zogen weiter, um die Stadt Memmingen zu besetzen. So endete der Zweite Weltkrieg für Amendingen. Es sollte noch fünf weitere Jahre dauern, bis der letzte der 100 Kriegsgefangenen heimkehrte. Von den 350 zu den Waffen gerufenen Männern waren 64 gefallen und 35 vermisst. Dazu kam noch die Zahl der Versehrten, die zeitlebens mit Behinderung und Krankheit kämpfen mussten.[2]

1946 bis heute

 
Aufnahme vom südlichen Ortsrand

Die Amerikaner blieben etwa 14 Tage bis zur Kapitulation Deutschlands im Ort. Ein kleiner Stab wurde nach dem Abzug im Ort belassen, um weiterhin für Ruhe und Ordnung zu sorgen und die Belange der amerikanischen Militärregierung durchzusetzen. Die in großer Zahl sich frei bewegenden Zwangsarbeiter zogen mehrere Tage plündernd durch das Land. Die Amerikaner hatten es ihnen gestattet, weshalb sich niemand dagegen wehren konnte. Man hörte in allen umliegenden Ortschaften von Massendiebstählen und Bränden. Dank der Aussage der französischen Kriegsgefangenen wurde in Amendingen allerdings darauf geachtet, dass, abgesehen von wenigen Ausnahmen, nichts passierte.

Nach 41-jähriger ununterbrochener Tätigkeit wurde Bürgermeister Johann Dirr von den Amerikanern wegen seiner Parteizugehörigkeit abgesetzt. Es war ihnen unerklärlich, wie ein so ehrenwerter Mann, der 1933 bereits 29 Jahre Bürgermeister gewesen war, sich für das Naziregime zur Verfügung stellen konnte. Die Demütigung dieser Tage hatte sehr an seiner Gesundheit gezehrt. Ein halbes Jahr später erlag er einem Schlaganfall. Als sein Nachfolger wurde von der Besatzungsmacht der Mühl- und Sägewerksbesitzer Josef Höfelmayer kommissarisch eingesetzt. Im Februar 1946 fanden die ersten freien Gemeindewahlen statt, bei denen der Bauer Josef Riedmiller zum Bürgermeister der Gemeinde Amendingen gewählt wurde.

Aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und vor allem aus dem Raum Jägerndorf im Sudetenland kamen 290 Flüchtlinge und Vertriebene nach Amendingen. Für die 900 Einwohner zählende Gemeinde bedeutete dies eine große Belastung.

Mit der Einführung der D-Mark ging es auch in Amendingen wirtschaftlich langsam wieder aufwärts. In den Jahren 1949 und 1950 kehrten die letzten Kriegsgefangenen aus Russland und anderen Ostgebieten nach Hause. Im Jahr 1949 wurde die Schule renoviert und ein dritter Schulsaal angebaut. Die Wohnungsnot war immer noch groß. Es wurden in der nachfolgenden Zeit einige Sozialbauten, wie 1950 ein 6-Familienhaus am Ortsrand oder 1952 zehn Eigenheime an der Stoll-Wespach-Straße errichtet. Bei der Flurbereinigung im Winter 1953/54 begann man mit der Regulierung der Memminger Ach. Das vormals künstlich angelegte Bachbett wurde aufgefüllt und die Ach hat jetzt ihren nahezu natürlichen Lauf wieder inne. Für die Ansiedlung neuer Industrien zur Beschaffung dringend notwendiger Arbeitsplätze musste die Gemeinde zusammen mit dem Landkreis viel Geld investieren. Schließlich siedelte sich die Firma Metzeler-Schaumgummi-Werke zusammen mit der Teppichfabrik der Cord GmbH an und bauten eine großzügig angelegte Fabrik.

Mit Vorzug stellte der Betrieb Arbeitskräfte aus Amendingen ein, was zu einer Minderung der noch großen Arbeitslosigkeit führte. Die in der Schule notdürftig untergebrachte Gemeindeverwaltung war zu eng geworden. Der Gemeinderat kaufte deshalb den Hof eines Bauern. Auf dessen Grund am heutigen Ulrichsplatz wurde ein Gemeindehaus errichtet. Der Neubau war bald vollzogen, auch war die Möglichkeit gegeben, im selben Gemeindehaus die Poststelle und Feuerwehr unterzubringen.

Im Jahr 1955 wurde der erste Bauabschnitt für eine neue Kanalisation begonnen. Im Jahr darauf trat bei den Gemeindewahlen Bürgermeister Riedmiller aus gesundheitlichen Gründen zurück. Im Frühjahr 1956 wählte die Amendinger Bürgerschaft Henning von Rom zum 1. Bürgermeister. Die günstige geographische Lage Amendingens übte für viele eine große Anziehungskraft aus. Die Bautätigkeit, sowohl für Industrie und Handwerk, als auch der private Wohnungsbau, entwickelte sich bald zu einem Schwerpunkt im Landkreis, somit wuchsen auch die Steuereinnahmen rasch. Durch den sozialen Wohnungsbau entstanden viele neue Wohnungen für die Flüchtlingsfamilien und und schufen somit Erleichterung gegen die große Wohnungsnot.

Die noch unter Riedmiller eingeleitete Kanalisierung wurde rasch weiter getrieben und gleichzeitig eine Kläranlage unterhalb des Schlössles geschaffen. Das Wassernetz des Dorfes war zu diesem Zeitpunkt schon mehr als fünfzig Jahre alt, die Rohre für den erhöhten Bedarf zu eng und schon durchgerostet. Eine weitere Verwendung war nicht mehr möglich. So wurde in den Jahren 1957 und 1958 das alte Wasserwerk erneuert, ein Hochbehälter zur Sicherung der Wasserreserve gebaut und das gesamte Leitungsnetz der Gemeinde neu gelegt. Ein Jahr später war der Weg frei für den von von der Einwohnerschaft geforderten Straßenbau. In vier Bauabschnitten wurde das gesamte Straßennetz in den Jahren 1959 bis 1963, sowohl im Grundausbau, Randsteinen, Sicherung des Wasserablaufes als vor allem auch einer Teerdecke neu gelegt. Im Oktober 1964 begann der Bau einer neuen Schule, die am 16. Juli 1966 eingeweiht wurde. Die alte Schule wurde nun zum Kindergarten.

Im Jahr 1972 wurde Amendingen im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Memmingen eingemeindet. Damit endet die kurze Phase der Unabhängigkeit des Ortes. Das damalige Rathaus wird heute von der Stadtverwaltung Memmingen und der freiwilligen Feuerwehr Amendingen e.V. genutzt. In den 1970er Jahren wurde auch die B18 am Südrand des Ortes zur A96 ausgebaut. Diese führt auch heute noch mitten durch den Ort und trennt den alten Ortskern von den neuen Siedlungen wie der Römerhofsiedlung, welche ihren Namen von den dort gefundenen Resten der Villa rustica hat.

Für Differenzen zwischen den Amendingern und Memmingen kam es im Laufe der Jahre vor allem durch den immer wieder verzögerten Bau einer neuen Leichenhalle auf dem Friedhof und der sich drastisch zuspitzenden Situation an der Volksschule Amendingen. Dort wurden es immer mehr Schüler auf beengtem Platz. [3] Mit sechs Jahren Verspätung wurde 1978 eine neue Leichenhalle in stark veränderter Form eingeweiht.[4] Schulisch musste man sich allerdings bis zum Jahr 1986 gedulden. Erst dann wurde nach vielen Diskussionen der Ausbau der Amendinger Schule in Angriff genommen. Vom 21. - 23. Juni 1985 wurde mit einem Sportfest der neue Sportplatz und das Sportheim des SV Amendingens eingeweiht. Im gleichen Jahr, am 27. September, wurde auch das Musikheim, das als Anbau an den Kindergarten gebaut wurde, eingeweiht.

Das Amendinger Brunnenfest findet seit der Einweihung des Brunnens vor dem ehemaligem Rathaus, am 2. Juni 1991, jährlich statt. Wirtschaftlich entwickelte sich das Gewerbegebiet Nord, welches zum größten Teil auf Amendinger Flur liegt, immer weiter. Es ist heute das zweitgrößte zusammenhängende Gewerbegebiet in Schwaben. [5]

Wappen

 
Das Wappen Amendingens

Auf Antrag der Gemeinde wurde 1962 von der Staatsregierung ein Gemeindewappen genehmigt. Der Wappenschild ist von Grün und Gold gespalten. Im grünen Feld ist ein silbernes benageltes Hufeisen, das auf die einstige Herrschaft Eisenburg hinweist, in deren Besitz die politische Gemeinde früher war, in Gold ein schwarzes Doppelkreuz, die Wappenfigur der Memminger Kreuzherren, die seinerzeit größere Besitztümer im Dorf hatten.

Religionen

Die Gemeinde ist, bedingt durch die historische Entwicklung, vorwiegend katholisch. Das Zentrum bildet die barocke Kirche St. Ulrich. Später bildete sich durch Zuzug eine evangelische Gemeinde, deren Gemeindezentrum seit 1998 im Amendinger Schlössle beherbergt ist. Eine weitere Stadtteilkirche untersteht der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung der Gemeinde Amendingen ab dem 16. Jahrhundert bis 2007
Jahr Einwohner
16. Jahrh. 600*
1600 - 1650 150*
1650 - 1700 300*
18. Jahrh. 600*
19. Jahrh. 700*
1935 679 [6]
1946 1300*
12/1953 1280 [7]
12/1964 1650 [8]
01/2006 3623 [9]
12/2006 3699 [10]
12/2007 3711 [11]
* Schätzung

Politik

Der ehemalige Gemeinderat bestand aus acht Gemeinderäten, dem Bürgermeister und dessen Stellvertreter. Letzter Bürgermeister war der Kaufmann und Besitzer des Schlosses Grünenfurt, Henning von Rom. Nach der Kommunalwahl im März 2008 sind im Stadtrat von Memmingen sieben Räte aus Amendingen vertreten.[12]

Die ehemaligen Gemeindevorsteher und Bürgermeister waren, soweit bekannt:

  •     ? - 1904: Dirr sen.
  • 1904–1946: Johann Dirr
  • 1946–1946: Josef Höfelmayr (kommissarisch)
  • 1946–1956: Josef Riedmiller
  • 1956–1972: Henning von Rom

Am 9. Dezember 1972, kurz nach der Eingemeindung, wurde auf Betreiben der Amendinger Bürger Xaver Mang, Heinrich Lacher und Stefan Binzer ein Bürgerausschuss gegründet. Die Aufgabe des Bürgerausschusses sollte sein, die Einhaltung der bei der unfreiwilligen Eingemeindung zu Memmingen schriftlich und mündlich gemachten Zugeständnisse von seiten der Stadt in sachlicher Zusammenarbeit zu überwachen. Der Bürgerausschuss besitzt keinerlei Rechte und kann nur durch geschickte Handlungsweise Erfolge erzielen. Es darf niemals der Eindruck entstehen, als wollte er zwischen der Stadt und dem Ortsteil Amendingen eine Mauer aufbauen. Der Ausschuss soll den für Amendingen zuständigen Stadträten nach besten Kräften unterstützen und arbeitet auch direkt mit der Stadt zusammen.[13] Die Mitglieder des Auschusses werden alle drei Jahre gewählt. Wahlberechtigt sind alle Amendinger ab 18 Jahren.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Historische Gebäude

Amendinger Schlössle

Das Amendinger Schlössle wurde um 1730 gebaut. Ursprünglich war es eine Kupferschmiede und Drahtzieherei. Um den Schmiedehammer zu bedienen, grub man eigens ein zweites Bachbett. Dieses wurde 1960 wieder zugeschüttet. Später beherbergte das Schlössle vorübergehend die Post. Da es unter Denkmalschutz steht, durfte es nicht abgerissen werden. So gelangte es in den Besitz vieler Personen, die aber angesichts der hohen Renovierungskosten das Haus verfallen ließen. Im Jahre 1995 übernahm die evangelische Kirche das Gebäude und sanierte es. 1998 wurde es als evangelisches Gemeindehaus eingeweiht.

Kirche St. Ulrich

 
Die Kirche St. Ulrich

Hauptartikel: St. Ulrich (Memmingen)

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Ulrich entstand zwischen 1752 und 1755 im Barock- bzw. Rokokostil. Das Patrozinium ist der 4. Juli (St. Ulrich). Die bedeutendsten Kunstwerke in der Kirche sind eine Madonna Ivo Strigels und eine Statue der heiligen Ottilie um 1500.

Kriegerdenkmal

Das Kriegerdenkmal mit St. Georg hoch zu Ross auf einem großen Sockel, ein Werk des Memminger Bildhauers Daumiller, wurde vom Veteranenverein 1923 am St.-Ulrich-Platz errichtet. Die Kosten brachte zum größten Teil die Gemeinde auf, der Rest wurde durch Spenden innerhalb des Vereins aufgebracht.

Vereine

Der älteste Verein des Ortes ist die Freiwillige Feuerwehr Amendingen. Sie ist die zweitgrößte Feuerwehr im Bereich der Stadt Memmingen. Nach dem großen Brand von Memmingen im Jahre 1866 gab es schon Bestrebungen, eine Feuerwehr einzurichten. Allerdings wurde diese erst einundzwanzig Jahre später, am 15. Juni 1887, gegründet. Der größte Brand in der Geschichte der Feuerwehr ereignete sich 1977 in der Fertigung der Firma Metzeler. Der Brand ging über vier Tage und erwies sich als so schwierig, dass man unter anderem die Berufsfeuerwehren aus München und Augsburg sowie ein Schaumlöschfahrzeug der Flughafenfeuerwehr Frankfurt hinzuziehen musste. Der Löschzug der Feuerwehr besteht aktuell aus folgenden Fahrzeugen:

Zusammen mit dem LF16 der Feuerwehr Steinheim bilden die Fahrzeuge den dritten Löschzug der Stadt Memmingen. Sie ist ebenso die Erstruffeuerwehr für Einsätze im Gewerbegebiet Nord und dem Autobahnkreuz Memmingen. Die Fahrzeuge sowie das Vereinsheim sind im altem Rathaus untergebracht. Zur Zeit leisten 37 Feuerwehrmänner aktiven Feuerwehrdienst. Außerdem zählt der Feuerwehrverein 35 passive Mitglieder. In der Jugendfeuerwehr werden zur Zeit neun Jugendliche auf den Feuerwehrdienst vorbereitet.[14] Zum Einsatzgebiet der Feuerwehr gehört auch das Industriegebiet Nord mit seinen über 100 Betrieben.

Der zweitälteste Verein ist der Sportverein Amendingen. Er wurde 1923 als Turnverein gegründet. Nach der Auflösung während des Krieges erfolgte 1946 die Neugründung. Der Verein bietet eine große Bandbreite verschiedener Sportarten. Die Damen-Faustballgruppe des SVA spielt aktuell in der zweiten Bundesliga.

Ein weiterer Verein ist der Musikverein Amendingen. Dieser wurde am 1. Oktober 1954 gegründet. Neben der musikalischen Umrahmung der verschiedenen Feste, Wertungsspiele und sonstiger musikalischer Aktivitäten haben sich auch ein Theaterverein, ein Schnupfclub und kleinere Musikgruppen gebildet. Mit den Nachbarkapellen von Steinheim und Buxheim wurde 2000 die Jugendkapelle ABS gegründet. Später kamen auch die jungen Musiker der Memmingerberger Kapelle hinzu. Um die Nachwuchsarbeit weiter zu fördern, beschloss die Vorstandschaft im Jahr 2002, einen Förderverein der musizierenden Jugend Amendingen zu gründen. Zusätzlich zur Jugendkapelle gibt es eine musikalische Früherziehung, um auch schon die Kleinsten an Instrumente heranzuführen. Der Verein ist Mitglied im Allgäu-Schwäbischen Musikbund. Er hat zur Zeit 43 Aktive und wird durch 202 passive Mitglieder unterstützt.[15]

Regelmäßige Veranstaltungen

Seit der Einweihung des Brunnens vor dem ehemaligem Rathaus am 2. Juni 1991, findet jedes Jahr dort das Brunnenfest statt. Dieses Fest wird abwechselnd von der Feuerwehr und dem Musikverein organisiert. Am Sonntag nach dem Ulrichstag (4. Juli) wird im und vor dem Pfarrheim und der Kirche das Pfarrfest veranstaltet. Das traditionelle Weinfest findet in der Regel am letzten Wochenende im September in der Turnhalle der Amendinger Schule statt. Am Funkensonntag, also am ersten Sonntag nach Aschermittwoch, wird auf der Amendinger Flur, Richtung Grünenfurt, meist ein Funkenfeuer abgebrannt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Amendingen war zuerst landwirtschaftlich ausgerichtet und durch Bauernhöfe geprägt. Der älteste Betrieb des Dorfes ist der Spezialfahrzeughersteller Goldhofer. Er entwickelte sich aus der Dorfschmiede Amendingens, die sich neben dem heutigen evangelischen Gemeindehaus befand. Der größte Teil des Gewerbegebiets Nord, welches das zweitgrößte zusammenhängende Industriegebiet in Schwaben ist[16], befindet sich auf der Amendinger Flur. Viele Betriebe dort sind in Ihrer Branche Weltmarktführer. Es gibt die Speditionen Dachser, Gebrüder Weiss, Epple und Honold. Buzil, ein weltweit agierendes Unternehmen für Reinigungsmittel hat ebenfalls seinen Sitz im Gewerbegebiet. Genauso wie die aus Amendingen stammende Goldhofer AG, der weltweit führende Hersteller von Spezialtransportfahrzeugen. Ein großes Fachmarktzentrum mit Einzelhändlern befindet sich ebenfalls am Rande des Gewerbegebietes.

Verkehr

Der Ortsteil ist durch die A 96 sowie die Bundesstraßen Augsburg–Memmingen (B 300) an den überregionalen Verkehr und durch zwei Buslinien an den ÖPNV Memmingens angebunden. Am östlichen Ortsende führt die Illertalbahn vorbei.

Bildung

 
Das Logo der Volksschule Amendingen
 
Die Volksschule Amendingen

Hauptartikel: Volksschule Amendingen

Das erste Schulhaus, ein kleines Backsteingebäude, stand an der Stelle der heutigen Sparkasse. Nachdem die Schülerzahl angestiegen war, wurde die vormals einklassige Schule in zwei Stufen gegliedert. Die Kleine Schule, die Schüler der 1. und 2. Jahrgangsstufe umfassend, befand sich vorübergehend im alten Mesnerhaus neben der Kirche. Die Große Schule, die Schüler der 3. bis 7. Jahrgangsstufe beherbergend, verblieb weiterhin im alten Backsteingebäude.[17] Die erste große Schule in Amendingen wurde während der Inflationszeit erbaut. Im Jahr 1954 wurde ein dritter Schulsaal angebaut und einige Jahre später ein weiterer Saal im barackenähnlichen Stil hinzugefügt.

Nach langem Suchen wurde ein im Besitz der Bürger- & Engelbräu AG befindliches Grundstück am Ostrand des Dorfes ausfindig gemacht, auf dem ein neues Schulgebäude errichtet werden sollte. Die Besitzer waren zur Herausgabe im Grunde genommen nicht abgeneigt, hatten aber aus steuertechnischen Bedenken heraus dann doch nicht mehr die Absicht, das Grundstück zu verkaufen. Die zum Kauf fest entschlossene Gemeinde konnte 1964, nach zwei Jahren dauernden, durch Bürgermeister von Rom mit äußerster Zähigkeit geführten Verhandlungen, den Erwerb perfekt machen. Damit war der Weg frei geworden für das größte Bauvorhaben in der Amendinger Geschichte. Mit einem Kostenaufwand von rund zwei Millionen D-Mark entstand ein Schulviertel, das eine 8-klassige Volksschule mit Turnhalle beherbergte. Der Bau wurde im Oktober 1964 begonnen. Am 16. Juli 1966 wurde der Neubau eingeweiht. Kurz nach der Fertigstellung wäre allerdings schon eine Erweiterung nötig gewesen, da die Schule zur Verbandsschule geworden war. Somit stieg die Schülerzahl rapide an. Nach häufigem und dringlichem Aufzeigen der Schulraumnot wurde die Schulhauserweiterung 1985 genehmigt. Am 13. Mai 1986 erfolgte der erste Spatenstich. Die Schule konnte zum Schuljahresbeginn 1987 ihrer Bestimmung übergeben werden. Der Bau kostete 7,1 Millionen D-Mark.[18]. Das Schulgebäude fasste alle 421 Schüler unter einem Dach zusammen. Im Altbau wurde die Grundschule untergebracht und im Neubau die Hauptschule. Dies hat sich bis heute grundsätzlich nicht geändert. 1996 wurde der Bau ein weiteres Mal erweitert. An der Nordseite der ersten Erweiterung wurden acht weitere Klassen- und Fachräume angebaut. Am 5. August 2008 fand der erste Spatenstich zur Erweiterung der Turnhalle statt. Diese soll knapp zwei Millionen Euro kosten. [19]

Die Schule umfasst eine Grund- und Hauptschule von der 1. bis zur 9. Klasse. Zusätzlich wird auch ein Mittlere-Reife-Zug von der 7. bis zur 10. Klasse angeboten. Eine Mittagsbetreuung wird schon seit mehreren Jahren angeboten. Neu ist seit dem Schuljahr 2008/09 eine Ganztagesklasse, allerdings nicht wie üblich ab der 5. sondern in einer 7. Klasse des Mittlere-Reife-Zuges. Zum heutigen Schulsprengel gehören heute die Grund- und Hauptschüler der Memminger Stadtteile Amendingen und Eisenburg, der politisch selbständigen Gemeinden Buxheim (5. − 9. Klasse), Heimertingen, Fellheim und Pleß (7. − 9. Klasse). Zur Schule gehen aktuell 580 Schüler und das Kollegium umfasst 50 Lehrer.[20]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Der Maler und Künstler Josef Madlener wurde 1881 in Amendingen geboren. Sein Bild Der Berggeist diente dem Schriftsteller J. R. R. Tolkien als Vorlage für den Zauberer Gandalf aus der Herr der Ringe-Trilogie. Ebenfalls Amendinger ist der ehemalige Fußballspieler des FC Bayern Franz "Bulle" Roth.

Sonstige Persönlichkeiten

Der bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller lebt in Amendingen. Neben seiner Tätigkeit als Minister ist er auch Stadtrat in Memmingen.

Literatur

  • Uli und Walter Braun: Eine Stunde Zeit für Memmingen – vom Umland ganz zu schweigen. Maximilian Dietrich Verlag, Memmingen div. Auflagen, ISBN 3-934509-30-4.
  • Maximilian Dietrich: Der Landkreis Memmingen. Deutscher Kunstverlag, Memmingen 1971, ISBN 3-87164-059-X.
  • Günther Bayer: Memmingen – Alte Ansichten aus Stadt und Land. Verlag Memminger Zeitung, Memmingen 1990, ISBN 3-9800649-9-9.
  • Stefan Binzer: Amendingen in Vergangenheit und Gegenwart - Eine kurzgefasste Ortsgeschichte. Amendingen 1957.
  • Stefan Binzer: Amendinger Chronik. Geschichte Amendingens - Über 30 Jahre in Krieg und Frieden - Vom 1. Weltkrieg bis 1964 1964.

Siehe auch

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Einzelnachweise

  1. Memminger Zeitung, 07.11.1923
  2. Stefan Binzer: Amendinger Chronik. Geschichte Amendingens - Über 30 Jahre in Krieg und Frieden - Vom 1. Weltkrieg bis 1964, Seite 90-92
  3. 1972-1992 - 20 Jahre Eingemeindung - 20 Jahre Bürgerausschuss
  4. Memminger Zeitung, 20.02.1978
  5. Stadt Memmingen:Wirtschaftsstandort. Abgerufen im Oktober 2008..
  6. IX. Einwohner-Verzeichnis der Landgemeinden im Bezirksamt Memmingen
  7. Stefan Binzer, Amendingen in Vergangenheit und Gegenwart - Eine kurzgefasste Ortsgeschichte, Seite 34
  8. Stefan Binzer, Amendinger Chronik. Geschichte Amendingens - Über 30 Jahre in Krieg und Frieden - Vom 1. Weltkrieg bis 1964 1964, Seite 218
  9. Memmingen und seine Stadtteile. Abgerufen am 26. September 2008..
  10. Einwohnermeldeamt, Stadt Memmingen
  11. Einwohnermeldeamt, Stadt Memmingen
  12. Adressliste des Stadtrates. Abgerufen am 26. September 2008..
  13. Einladung zur Gründung des Bürgerausschuss Amendingen am 9. Dezember 1972
  14. Über Uns, Seite der FFW-Amendingen. Abgerufen im Oktober 2008.
  15. Historie, Seite des MV-Amendingen. Abgerufen im Oktober 2008.
  16. Stadt Memmingen:Wirtschaftsstandort. Abgerufen im Oktober 2008..
  17. Festschrift zur Einweihung des Schulerweiterungsbaues am 20. November 1987, Seite 6
  18. Festschrift zur Einweihung des Schulerweiterungsbaues am 20. November 1987, Seite 25
  19. Memminger Zeitung, 06.08.2008, Seite 27
  20. Schuljahr 2008/09 nach Auskunft des Rektorats

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