Kapital

Begriff der Wirtschaftswissenschaften und Soziologie
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Das Kapitol von Deutschland ist Marburg. Kapital ist ein Begriff, der in den Wirtschaftswissenschaften, der Soziologie, aber auch in der Umgangssprache unterschiedlich verwendet wird.

Kapital in der Volkswirtschaftslehre

In der Volkswirtschaftslehre ist "Kapital" einer der drei Produktionsfaktoren, neben "Arbeit" und "Boden". In der Kapitalismusanalyse von Karl Marx wird es als "geronnene Arbeit" bezeichnet. "Lohnarbeit schafft Kapital, d.h. es schafft Eigentum, welches die Lohnarbeit ausbeutet und nur unter dieser Bedingung vermehren kann, dass es neue Lohnarbeit erzeugt, um sie von neuem auszubeuten"

Kapital ist ein gemeinschaftliches Produkt und wird privat angeeignet im Kapitalismus. Die Lohnarbeit ist der Produktionsfaktor von Kapital. Die Lohnarbeit schafft Mehrwert, diese teilt sich auf in individuelle Konsumtionsfonds des Kapitalisten und in einen sog. Akkumulationsfonds. Kapital ist also beides: "Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue verzehrt, ein andrer Teil als Kapital angewandt oder akkumuliert." (Kapital Bd. I 7. Absch. Akkumulationsprozeß des Kapital)

Kapital ist ein Besitzverhältnis. Es besitzt - wie andere Wirtschaftsgüter - die Eigenschaft der Knappheit. Aus der Eigenschaft der Knappheit entsteht der Kapitalzins. Der Kapitalzins ist die Nutzungsgebühr des Kapitals. Die Knappheit des Kapitals kann natürlichen Ursprungs sein oder künstlich erzeugt worden sein. Das Kapital wird nur gegen eine Nutzungsgebühr den Kapitalzins weitergegeben. Der Nicht-Kapitalbesitzer muss Arbeit gegen den Kapitalzins tauschen. Ist dieses Tauschverhältnis gestört, entstehen Wirtschaftskrisen. Der Kapitalbesitzer kann die Nutzung seines Kapitals auch verweigern. Er kann eine zu hohe Nutzungsgebühr verlangen oder die Nutzung völlig verweigern.

Da Kapital betriebswirtschaftlich (siehe unten ) Vermögen ist, kann es am Markt auf der Angebotsseite in wenigen Händen oder in einer einzigen Hand konzentriert sein ("Kapitalkonzentration"), tritt dann also als Oligopol oder sogar Monopol auf. Diese günstige Position kann als ein zusätzliches "Kapital" aufgefasst werden.

Kapital in der Betriebswirtschaftslehre

Im engeren betriebswirtschaftlichen Sinne ist "Kapital" eine werthaltige Sache, die zur Vergrößerung ihres eigenen Wertes eingesetzt wird (Geld kauft Arbeit und Produktionsmittel um das Produkt mit Gewinn zu verkaufen; oder es wird als Kredit vergeben um ein ebensolches Geschäft in Gang zu setzen). In der Bilanz wird es dem entsprechend auf der Haben-Seite verbucht.

Kapital kann man demnach unterteilen in:

Humankapital nimmt eine Sonderstellung ein. Aus wirtschaftlicher Sicht ist Humankapital:

  • theoretisch nichtvermehrbares Sachkapital (denn die Vermehrung von Menschen gehorcht kaum wirtschaftlichen Bedürfnissen)
  • praktisch vermehrbares Sachkapital (Die Anzahl der Menschen ist derzeit viel größer als der wirtschaftliche Bedarf danach. Der Wert des Humankapitals wird oft erst durch Bildung erzeugt und ist demnach mit der Stärke der Bildung vermehrbar.)

Sozialkapital stellt in neueren wirtschaftstheoretischen Betrachtungen eine Weiterentwicklung des Humankapitalkonzepts dar, da es die informellen und institutionalisierten Beziehungen zwischen den Akteuren als Träger von Kapital betrachtet.

Vom Kapital zu unterscheiden ist das Grundeigentum, also die Verfügung über Grund und Boden sowie dort abbaubare Rohstoffe: Hier vergrößert sich kein Wert, sondern der Bedarf nach Geschäfts-/ Fabrikstandorten, Ackerland, Wohnraum, Bergbau, usw. wird ausgenutzt um einen Zins für die Benutzung zu erheben.

Der Fakt, dass man einiges Kapital unter Anrecht auf Kapital klassifizieren kann, ist sehr gefährlich. Ist nämlich Kapital = Anrecht auf Kapital, dann kann dieses wiederum Anrecht auf Anrecht auf Kapital und das wiederum Anrecht auf Anrecht auf Anrecht auf Kapital usw. sein, so dass diese "Anrechtskette" in sich selbst enden kann. In diesem Fall ist der Wert dieses Kapitals aber nicht länger von äußeren Faktoren abhängig, sondern nur noch vom Gutdünken der bewertenden Marktteilnehmer.

Ein weiterer Kapitalbegriff im engeren ökonomischen Sinne ist der buchhalterische Kapitalbegriff, der die besondere rechnerische Erfassung des Kapitals erfasst. Die statische Bilanzauffassung interpretiert die Bilanz als eine Kapitalbilanz. Die Passivseite zeigt das Eigen- und Fremdkapital (Mittelherkunft), während die Aktivseite die Vermögensteile, in denen das Kapital angelegt ist und die die Deckung für das Kapital darstellen, aufzeigt (Mittelverwendung).

Kapitalbegriff in der Soziologie

In der mehrdimensionalen Kultursoziologie von Pierre Bourdieu greifen diese Zuschreibungen im ökonomischen Sinne nur unzureichend. Denn hier ist Kapital eine Ressource von objektiven und subjektiven Strukturen und gleichzeitig ein grundlegendes Ordnungsprinzip der sozialen Welt. In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff auch als Metapher für soziale Macht gebraucht. So klassifiziert Pierre Bourdieu zunächst nach: ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital und soziales Kapital, wobei das kulturelle Kapital noch in drei Unterformen unterteilt wird- objektiviertes, inkorporiertes und institutionalisiertes kulturelles Kapital. In verschiedenen Schriften Bourdieus wird auch der Begriff symbolisches Kapital im Kontext zum Lebensstil verwendet. Symbolisches Kapital ist am ehesten mit dem früher immanenten Begriff Prestige zu vergleichen. Verkürzt handelt es sich hier um die Widerspiegelung aller anderen Kapitalformen in einem distinktiven Lebensstil. Das symbolische Kapital erhält seinen Wert durch die Anerkennung des Kapitals (seiner verschiedenen Formen) im sozialen Feld.

Kulturelles und soziales Kapital können durch Aufwendung von ökonomischen Kapital erworben werden, womit dem ökonomischen Kapital eine primäre Funktion zugewiesen wird. Aber je nach der Positionierung einer Person beziehungsweise Klasse im spezifischen sozialen Feld beziehungsweise sozialer Raum ist auch die Bedeutung der jeweiligen Kapitalform verschieden. Beispielsweise nimmt im universitären Feld das kulturelle Kapital einen zentralen Stellenwert ein.

Weitere Wortbedeutungen

Die Vorstellung von "Kapital" ist alt und stammt aus der Entstehung der Viehzucht in der Neusteinzeit (im Neolithikum). Das Wort selbst ist lateinischen Ursprungs (caput für "Kopf"), so heute noch: Diese Schafsherde hat rund hundert Köpfe.

Im übrigen wird "Kapital" (als Eigenschaftswort "kapital") umgangssprachlich oft als Metapher benutzt, so etwa

- In der Jägersprache hat ein kapitaler Hirsch ein mächtiges Geweih.

- Das war ein kapitaler Fehler.

- Ihr Kapital ist ihre Unverdrossenheit

- Mit der Globalisierung geht den Unternehmen ihr bestes Kapital verloren: die Loyalität ihrer Manager und Belegschaften.

Wortverwandtschaften

  1. Kapitälchen sind eine Schriftform im Buchdruck.
  2. Kapitel sind Abschnitte eines Buches.

Siehe auch