Taliban

deobandisch-islamistische Miliz in Afghanistan
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Taliban, طالبان (persischer Plural von arab.: talib "Student" ) bezeichnet eine Gruppe streng islamischer Milizen, deren Anführer und viele Mitglieder in islamistischen Schulen in Pakistan ausgebildet wurden.

Politische Entwicklung

Politisch und militärisch formierten sich die Taliban zur Zeit der sowjetischen Besatzung Afghanistans als Teil der Mujahedin, die bewaffnet Widerstand leisteten und von Pakistan (und indirekt den USA) finanziell und materiell unterstützt wurden. Im Verlauf der Kämpfe entwickelten die Taliban sich zur dominanten Fraktion innerhalb der Mujahedin.

Mit der Einnahme der Hauptstadt Kabul (1996), und der dann folgenden Konsolidierung ihrer Macht kontrollierten die Taliban seit 1997 drei Viertel des Landes, und konnten diese Position bis zum Jahre 2001 weiter ausbauen. Zu dieser Zeit war nur der Nordosten des Landes noch nicht unter der Herrschaft der Taliban. Der Rest des Landes wurde in 'Islamisches Emirat von Afghanistan' umbenannt, die Regierung der Taliban wurde allerdings nur von drei Staaten (Saudi-Arabien, Pakistan, Vereinigte Arabische Emirate) anerkannt.

Den Taliban wurde seit 1999 vorgeworfen, Terroristen (insbesondere von Al-Kaida) Unterschlupf zu gewähren. Diese Vorwürfe verstärkten sich nach den [[Terroranschl%E4ge_am_11._September_2001_in_den_USA|Anschlägen in den USA am 11. September 2001]]. In Folge dessen wurde die von den USA erhobene Forderung nach der Auslieferung der Verdächtigen international unterstützt.

Durch gezielte Luftunterstützung durch die USA gelang es 2002 der 'Nordallianz', die Taliban zu entmachten. Bodentruppen der USA kämpften ebenfalls in Afghanistan, und einige Hundert Verdächtige wurden inhaftiert und sind seitdem in Guantanamo Bay interniert.

Nach dem Ende der Herrschaft der Taliban wurde unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen eine Übergangsregierung gebildet, die durch ausländische Truppen unterstützt wird.

Ideologie und Religion

Von ihrer Religion her sind die Taliban Wahhabiten, eine im 18. Jahrhundert in Saudi-Arabien entstandenen und dort heute vorherschende Abspaltung von der sunnitischen Hauptrichtung des Islam. Die Wahhabiten zeichneten sich von Anfang an durch militante Intoleranz gegenüber allen nicht-Wahhabiten (auch innerhalb des Islam) aus, und waren bestrebt, den Islam zu seinen Wurzeln im siebten Jahrhundert zurückzuführen. In dem Sinne spricht man auch von Fundamentalisten.

Im Einklang mit diesem Hintergrund wurde in Afghanistan die Sharia, das islamische Gesetz, eingeführt.

Besonders befremdlich wirken verschiedene sich daraus ergebende Verbote. Verboten war bzw. waren z.B.:


  • Kameras
  • Kino, Fernsehen und Videorekorder (dekadent, verbreiten unislamische Ideen)
  • Internet
  • Musik (mit Ausnahme religiöser islamischer Musik)
  • Frauen, die nicht ihren ganzen Körper bedecken.
  • Frauenarbeit, es sei denn zuhause oder bei Krankenbetreuung
  • ärztliche Behandlung einer Frau ohne Begleitung eines Mannes
  • das Verlassen des Hauses durch eine Frau ohne männlichen Verwandten
  • die Missionierung von Moslems
  • Männer werden eingesperrt oder geschlagen, falls ihre Bärte zu kurz sind

Praktiken in Afghanistan unter den Taliban:

  • Amputieren von Körperteilen der Gefangenen
  • öffentliche Hinrichtungen
  • Zerstörung von Gottesdarstellungen (etwa der riesigen Buddha-Figuren von Bamiyan)
  • Verbot des Anbaus von Opium im Jahr 2000, was auch tatsächlich die geerntete Menge drastisch reduzierte


[1]