Julius Krautz

deutscher Scharfrichter
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Julius Krautz (* 11. September 1843 in Zehden (heute Cedynia in Polen); † 24. April 1921 im Krankenhaus von Rüdersdorf bei Berlin) war deutscher Scharfrichter.

Der Sohn eines Zehdener Abdeckers begann zunächst eine Lehre als Konditor, die er aber nicht beendete. Er verließ seine Heimatstadt und ging nach Jerichow (bei Tangermünde), um beim dortigen Abdecker sein Handwerk zu lernen. Anschließend arbeitete Krautz in verschiedenen Abdeckereien. Er leistete seinen Militärdienst im preußischen Heer, nahm an den Kriegen von 1866 und 1870/1871, wurde zum Unteroffizier befördert und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Er ging nach Berlin und wurde Werkführer der Berliner Abdeckerei. Später nahm er die Stelle des Scharfrichters an. Seine erste Hinrichtung am 16. August 1878 war die des Anarchisten Max Hödel, der am 12. Mai 1878 ein Revolverattentat auf Kaiser Wilhelm I. verübt hatte.

In Berlin wurden Enthauptungen zu dieser Zeit mit einem Handbeil, dem sogenannten Richtbeil, durchgeführt. Da Krautz zu diesem Zeitpunkt noch kein eigenes Richtbeil besaß, lieh er sich aus dem Märkischen Museum in Berlin die Kopie des Richtbeiles des ehemaligen Magdeburger Scharfrichters Wilhelm Reindel aus (Das Beil und der Richtblock sind noch heute im Berliner Märkischen Museum zu sehen). Wenig später erhielt Krautz dann sein eigenes Richtbeil.

Bis zum April 1889 enthauptete Krautz 53 Männer und eine Frau, davon 8 in Berlin und der Mark Brandenburg, 36 in preußischen Provinzen und 10 in nichtpreußischen Ländern. Pro Hinrichtung erhielt Krautz als Scharfrichter 300 bis 500 Mark, musste davon jedoch seine notwendigen Auslagen für sich und seine 3 Gehilfen tragen, so dass der Reingewinn ca. 150 Mark pro Hinrichtung betrug.

Bei einer Schlägerei in einem Wirtshaus erschlug Krautz im April 1889 in Notwehr einen seiner ehemaligen Gehilfen, wurde verhaftet, vor Gericht gestellt und freigesprochen. Die Berliner Justiz verzichtete jedoch daraufhin auf die Dienste von Krautz als Scharfrichter.

Krautz pachtete danach eine Roßschlächterei und war auch als Gastwirt tätig. Sein Richtbeil verkaufte er an ein Berliner Panoptikum, wo es nach 1920 verloren ging. Später zog er nach Burig bei Neu Zittau, östlich von Berlin.