İstanbul, das alte Konstantinopel, ist die größte Stadt der Türkei. Sie erstreckt sich sowohl auf der europäischen wie auf der asiatischen Seite des Bosporus und ist damit die einzige Stadt der Erde, die auf zwei Kontinenten liegt. Mit ihrer fast 3000-jährigen Geschichte ist sie eine der ältesten noch bestehenden Städte der Welt. İstanbul ist das Kultur- und Wirtschaftszentrum der Türkei sowie die Hauptstadt der Provinz İstanbul. Es ist traditionell der Sitz des ökumenischen Patriarchen, zu dem einige orthodoxe Kirchen gehören. Die Stadt ist Sitz eines armenischen Erzbischofs und des Erzbischofs der türkisch-orthodoxen Gemeinde. İstanbul ist Universitätsstadt und beherbergt Bibliotheken, zahlreiche Museen sowie ausländische Kulturinstitute. Die eigentliche Stadt hat 9.797.536 Einwohner, in der Agglomeration leben 11.588.545 Menschen (Stand jeweils 1. Januar 2005).

Geografie
Geografische Lage
İstanbul liegt zwischen dem Marmarameer und dem Goldenen Horn, einer Bosporusbucht, und dem Südausgang des Bosporus, durchschnittlich 40 Meter über dem Meeresspiegel.
Im Norden der Stadt liegt das Schwarze Meer, im Süden das Marmarameer, verbunden vom Bosporus. Im europäischen Westen, dort wo Bosporus und Marmarameer aufeinandertreffen, befindet sich die durch das Goldene Horn gebildete Halbinsel mit dem historischen Zentrum İstanbuls. Im Südosten liegen die Prinzeninseln.
Die geografischen Koordinaten sind 40,58 Grad nördlicher Breite und 29,05 Grad östlicher Länge. Die eigentliche Stadt hat eine Fläche von 1.269 Quadratkilometer, die Provinz Istanbul eine Fläche von 5.220 Quadratkilometer.
Geologie
İstanbul liegt in der Nähe der großen so genannten nordanatolischen Störung, einem Grabenbruch, der sich von Nordanatolien bis zum Marmarameer zieht. Zwei Erdplatten, die afrikanische und die asiatische, stoßen hier aneinander. In den Hauptbebenregionen der Türkei ereignen sich aus diesem Grund in Abständen von wenigen Jahren starke Erdbeben.
Eines der katastrophalen Beben, verbunden mit einer gigantischen Flutwelle, die über die Seemauern der Stadt einbrachen, ereignete sich 1509: Über 100 Moscheen wurden zerstört, mehr als 10.000 Menschen starben. Im Jahr 1766 wurde die Eyüp-Moschee vollständig zerstört. 1894 stürzten bei einem Beben weite Teile des Gedeckten Basars ein.
Für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre prognostizieren Erdwissenschaftler ein Beben der Stärke von mindestens 7,0 auf der Richter-Skala. Die verheerenden Beben vom August 1999 mit dem Epizentrum bei Kocaeli mit 18.000 Toten und im Winter 2001 in der Provin Afyon waren, so befürchtet man, lediglich Vorboten. Gründe für die verheerenden Auswirkungen sind die dichte Besiedlung, die Baumängel, teilweise verursacht durch Korruption, Schlamperei und Schwarzbauten.
Stadtgliederung
Hauptartikel siehe: Stadtteile von Istanbul
Das alte, im Süden der europäischen Seite gelegene Stadtzentrum Konstantinopels mit den Stadtteilen Eminönü und Fatih wird durch das Goldene Horn von den nördlicher gelegenen, jüngeren Stadtteilen getrennt und im Westen von der Theodosianischen Landmauer begrenzt.
Nördlich des Goldenen Horns befinden sich das europäisch geprägte Beyoğlu und Beşiktaş, wo sich der letzte Sultanspalast befindet, gefolgt von einer Kette ehemaliger Dörfer wie Ortaköy und Bebek entlang dem Ufer des Bosporus. Hier errichteten wohlhabende Istanbuler bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts luxuriöse Holzvillen, Yalıs genannt, die als Sommerwohnsitz dienten.
Die auf der asiatischen Seite gegenüberliegenden Stadtteile Üsküdar und Kadıköy waren ursprünglich selbstständige Städte. Heute sind sie vor allem Wohn- und Geschäftsviertel. Auch auf dieser Seite liegen ehemalige Dörfer am Bosporus, die heute zu Stadtteilen oder -vierteln geworden sind.
Bedingt durch das starke Wachstum Istanbuls seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, machen den größten Teil der Stadtfläche heute moderne, im Hinterland errichtete Stadtteile aus. Sie wurden teilweise als Gecekondus errichtet und erst nach Jahren oder Jahrzehnten an die städtische Infrastruktur angeschlossen, wie zum Beispiel Gaziosmanpaşa westlich des Goldenen Horns. Konzernzentralen und teure Büro- und Wohnviertel enststehen vor allem im Norden auf Höhe der zweiten Bosporusbrücke oberhalb von Bebek in den Vierteln Levent und Etiler.
Klima
Das Frühjahr und der Herbst sind angenehm temperiert und daher die besten Zeiten, der Stadt einen Besuch abzustatten. Relativ hohe Temperaturen (jedoch deutlich weniger hoch als etwa an der türkischen Riviera oder in Griechenland) und eine hohe Luftfeuchtigkeit bestimmen die Sommermonate. Lediglich am Bosporus, wo immer eine leichte Brise weht, ist es auch dann angenehm. Der Winter ist durch wechselhaftes Wetter bestimmt: Es gibt frühlingshafte Sonnentage, häufig Regen und Kälteeinbrüche, manchmal auch Schneefälle.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 14,1 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge bei 698 Millimeter. Der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 23,2 Grad Celsius, der kälteste der Januar mit 5,4 Grad Celsius im Mittel. Der meiste Niederschlag fällt im Monat Dezember mit durchschnittlich 122 Millimeter, der wenigste im Juli mit 19 Millimeter im Mittel.
Monat | Höchsttemperatur | Tiefsttemperatur | Regen- | Sonnen- | ||
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Mittel | Absolut | Mittel | Absolut | tage | stunden (tägl.) | |
Januar | 9 | 19 | 3 | 10 | 18 | 2,6 |
Februar | 9 | 24 | 2 | 10 | 15 | 3,3 |
März | 11 | 27 | 3 | 7 | 14 | 4,4 |
April | 16 | 33 | 7 | 1 | 9 | 6,6 |
Mai | 21 | 34 | 12 | 3 | 8 | 8,9 |
Juni | 26 | 37 | 16 | 7 | 5 | 10,8 |
Juli | 29 | 37 | 18 | 11 | 4 | 11,7 |
August | 29 | 49 | 20 | 10 | 3 | 11,3 |
September | 25 | 38 | 15 | 6 | 6 | 8,5 |
Oktober | 21 | 33 | 12 | 3 | 10 | 6,2 |
November | 15 | 27 | 9 | 7 | 13 | 4,6 |
Dezember | 11 | 22 | 5 | 11 | 17 | 2,3 |
Geschichte
Hauptartikel siehe Geschichte İstanbuls
Strategisch günstig gelegen auf einer Halbinsel wurde İstanbul, damals noch Byzantion (griech.: Βυζάντιον), von dorischen Kolonisten aus Mégara um 670 v. Chr. gegründet. Die Stadt war Mitglied im Attischen Seebund während des Peloponnesischen Krieges. Unter Vespasian wurde sie ins Römische Reich eingegliedert. Wegen der wachsenden Bedeutung des Ostteils des Reiches wurde Byzantion von Konstantin als christliches Gegenstück zum heidnischen Rom geplant und 330 in Konstantinopel umbenannt.
Nach der Reichsteilung von 395 wurde Konstantinopel zur Hauptstadt des Oströmischen Reichs. Unter Justinian I. erreichte es seine Blütezeit und blieb bis ins Mittelalter die größte und bedeutendste Metropole des Abendlandes. 1204 wurde Konstantinopel vom Heer des 4. Kreuzzuges eingenommen und geplündert; das von den Eroberern installierte Lateinische Kaiserreich war nur von kurzer Dauer. Nach mehreren erfolglosen Belagerungen gelang den Osmanen unter Sultan Mehmed II. am 29. Mai 1453 die Eroberung Konstantinopels, das daraufhin Adrianopel als Hauptstadt des Osmanischen Reichs ablöste.
Die muslimischen Eroberer prägten das Stadtbild Konstantinopels, und bauten unter anderem die Hagia Sophia um. Eine Vielzahl von Palästen wurde neu errichtet. Nachdem das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg an der Seite der Mittelmächte gekämpft und verloren hatte, wurde Konstantinopel vorübergehend von Alliierten besetzt. Nach der Staatsgründung der modernen Türkei durch Kemal Atatürk im Jahr 1923 verlor Konstantinopel seinen Status als Hauptstadt an Ankara.
Der heutige Name "İstanbul" stammt aus der osmanischen Herrschaftszeit, ist aber erst seit 1930 offiziell. Er leitet sich angeblich aus dem griechischen "in die Stadt" - (στήν Πόλι)- "is tin polin" ab. Die Zwischenform „Stambul“ war während des 19. Jahrhunderts gebräuchlich. Aus der Gewohnheit ein „i“ vor Worte zu setzen, die mit zwei Konsonanten beginnen (z.B. „Izmir“ von Smyrna: beim Zusammentreffen von „s“+“m“ wird „s“ „z“ ausgesprochen und ein „i“ vorangestellt, außerdem wird „m“ zu „n“) wurde aus „Stambul“ das türkische „Istanbul“. Andere Quellen behaupten, dass das Wort "İstanbul" die türkische Verballhornung des Namens der Stadt (Kon-"stan"-tino-"pel" --> I-"stan"-"bul") ist, so wie das bei vielen anderen byzantinischen Städtenamen auch geschehen ist.
Bevölkerungsentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1914 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1927 bis 2000 um Volkszählungsergebnisse und 2005 um eine Berechnung.
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Siehe auch: Liste der größten Städte der Welt
Politik
Städtepartnerschaften
İstanbul unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Die bekanntesten Museen in Istanbul sind Topkapı Sarayı, ein ehemaliger Sultanspalast, das Museum Istanbul Modern und der Dolmabahçe Sarayı, ebenfalls ein früherer Sultanspalast, der im 19. Jahrhundert im neubarocken Stil erbaut wurde.
Bauwerke
Der römische Kaiser Konstantin der Große machte im Jahre 324 die Stadt Byzanz zu seiner neuen Hauptstadt, die später den Namen Konstantinopel erhielt. Wie Rom war auch Konstantinopel auf sieben Hügeln errichtet worden und früher von einer Stadtmauer umgeben. Die 413 von Kaiser Theodosius II. errichtete Theodosianische Landmauer ist heute überwiegend eine Ruine.
Das südlich und westlich des "Goldene Hornes" - mit der Grabmoschee des Prophetengefährten Ayub (Eyüp Camii) - gelegene Stambul-Viertel ist der älteste Teil der Stadt. Nordöstlich von Stambul liegt das Geschäftsviertel Galata, das durch zwei Hängebrücken - die Galatabrücke und die Mehmet-Fatih-Brücke mit Stambul verbunden ist. Wohngebiete befinden sich unter anderem in Beyoğlu (Pera) und Üsküdar auf der asiatischen Seite des Bosporus.
Beyoğlu ist ein altes Europäerviertel mit den ehemaligen Botschaften und dem von den Genuesern errichteten Galata-Turm. Die drei Kilometer lange İstiklal Caddesi ist der Boulevard für Restaurants, Cafés, Kinos und Geschäfte aller Art. Einige hundert Meter vor Üsküdar auf einer kleinen Insel im Bosporus liegt der Leanderturm (Kız kulesi, ,Mädchenturm‘), ein Leuchtturm aus dem 18. Jahrhundert.
Die antiken Ursprünge im heutigen Stadtbild sind teilweise noch zu erkennen. Das Hippodrom (At meydanı), das Konstantinsforum sowie verschiedene Ehrensäulen und -bögen sind erhalten geblieben. Eines der berühmtesten Gebäude in İstanbul ist die Hagia Sophia (Ayasofya Camii Müzesi, Kirche der Heiligen Weisheit) aus dem 6. Jahrhundert, eine ehemalige Kathedrale des Patriarchen von Konstantinopel und wichtigste Kirche der östlichen Christenheit. Sie wurde im 15. Jahrhundert in eine Moschee umgewandelt. Heute wird sie als Museum genutzt.
Eine Anzahl Bauwerke, die aus der Zeit des Osmanischen Reiches stammen - die Sultan-Ahmet-Moschee oder Blaue Moschee, die Süleymaniye-Moschee mit ihrem Stiftungskomplex und die Beyazıt Camii bei der Universität, die älteste Moschee der Stadt - spiegeln stilistische Einflüsse der Hagia Sophia wider. Die hohen, schmalen Minarette und die Ornamente im Inneren zeigen jedoch den türkischen Ursprung. Am Ufer des Bosporus befindet sich das Dolmabahçe-Serail, das im 19. Jahrhundert Residenz geworden ist. Es gehört zu den vielen Bauten des „osmanischen Barock”, die im 18. Jahrhunderts unter westlichem Einfluss entstanden.
Weitere bedeutende Bauwerke der Stadt sind die spätbyzantinische Chora-Kirche (Kariye Camii), die Zisterne, der Versunkene Palast (Yerebatan Sarnıçı), Yedikule (die Burg der sieben Türme), der Valens-Aquädukt, der Camlica-Fernsehturm und der Endem-Fernsehturm. Einen Besuch wert sind auch der große Gedeckte Basar (Kapalı Çarşı) und der Ägyptische Basar (Mısır Çarşısı).
Wirtschaft und Infrastruktur
İstanbul ist der beherrschende Markt und Umschlagplatz der Türkei. Das von Dienstleistungen beherrschte Wirtschaftsleben dominieren Börse, Großhandel, Verkehrs-, Bank-, Presse- und Verlagswesen. Es gibt mehrere Basare sowie moderne Geschäftsstraßen im westlichen Stil. Die handwerklichen und industriellen Betriebe produzieren vor allem Textilien und Nahrungsmittel.
Daneben sind noch Leder- und Kunstlederwaren sowie keramische Erzeugnisse von Bedeutung. Auch der Bau von Bussen und Traktoren sowie Dieselmotoren ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. Einer der wichtigsten Wirtschaftzweige ist der Fremdenverkehr: Das Angebot an Hotels ist riesig, von stilvollen Luxusherbergen bis zu billigen Etablissements ist alles vorhanden.
Verkehr
Der Hafen İstanbuls ist der wichtigste der Türkei. Der alte Hafen im Goldenen Horn dient vornehmlich der Personenschifffahrt. Entlang dem Bosporus und dem Marmarameer sind neue Anlagen für die Industrie entstanden. İstanbul verfügt über zwei internationale Flughäfen Atatürk am Rande des europäischen Teils der Stadt bei Yeşilköy. Die Metropole ist Endhaltestelle für alle Eisenbahnen auf der europäischen Seite und Ausgangspunkt für alle Züge in den asiatischen Teil des Landes. Über den Bosporus führt keine Eisenbahnstrecke. Von İstanbul aus fahren Busse in alle wichtigen Städte und Regionen des Landes.
Zwischen den beiden Kontinenten kreuzen Autofähren und Passagierschiffe den Bosporus. Für den Kraftfahrtverkehr existieren zwei Hängebrücken, die 1973 eröffnete Bosporus-Brücke mit 1074 Meter Länge (der Golden Gate Bridge in San Francisco nachempfunden) und die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke mit 1090 Meter, die 1988 dem Verkehr übergeben wurde. Beide Brücken gehören zu den längsten Hängebrücken Asiens. Eine Autofahrt in İstanbul stellt auch heute noch ein Abenteuer dar, wenn man bedenkt, dass sich einige Millionen Fahrzeuge auf den Straßen bewegen.
Über das Goldene Horn führen die Galatabrücke, die seit 1992 die alte 1912 errichtete Brücke ersetzt, und die Fatih-Brücke, über die die Umgehungsautobahn verläuft. Im innerstädtischen Verkehr spielen Schiffe und Busse sowie eine moderne Metro - eröffnet am 16. September 2000 - von Aksaray zum Flughafen, eine moderne Straßenbahn - eröffnet am 3. September 1989 - von Eminönü nach Zeytinburnnu und die 573 Meter lange Seilbahn von Galata, Tünel, aus dem Jahr 1874 eine wichtige Rolle. Trolleybusse verkehrten zwischen 1961 und 1984 in der Stadt.
Bildung
Die Stadt beherbergt eine Vielzahl Bildungseinrichtungen, darunter die im Jahre 1453 gegründete Universität Istanbul, die Technische Universität von 1773, die Marmara-Universität von 1883, die im Jahre 1911 eröffnete Yildiz-Universität und die Universität des Bosporus von 1863, ehemals die Amerikanische Universität in der Stadt, in der Englisch nach wie vor Lehrsprache ist.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Justinian I., byzantinischer Kaiser im 6. Jahrhundert
- Basileios II., byzantinischer Kaiser im 9./10. Jahrhundert
- Michael I., Patriach von Konstantinopel im 11. Jahrhundert
- Süleyman I., osmanischer Sultan im 16. Jahrhundert
- Kemal Atatürk, Begründer der modernen Türkei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts