Ayrton Senna

brasilianischer Automobilrennfahrer (1960–1994)
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Ayrton Senna da Silva (* 21. März 1960 in Sao Paulo; † 1. Mai 1994 in Bologna) war ein Formel-1-Rennfahrer und dreifacher Formel-1-Weltmeister.

Der charismatische Brasilianer gilt als einer der besten Formel 1-Fahrer aller Zeiten. Er fuhr von 1984 bis 1994 für verschiedene Teams in der Formel 1 (1984 Toleman, 1985-87 Lotus, 1988-1993 McLaren, 1994 Williams). Die größten Erfolge und alle WM-Titel errang er dabei auf dem weiß-roten McLaren-Honda.

Er hat 161 Grand Prix bestritten, dabei 65 Pole-Positions erzielt, 41 Siege errungen und 19 schnellste Runden gefahren.

Karriere

Senna begann seine Karriere wie die meisten Rennfahrer im Kart. Als Kind einer wohlhabenden Familie gehörte er zu den priviligierten seines Landes, die die Möglichkeit hatten, im Motorsport aktiv zu werden. Es wird überliefert, dass er seine ersten Fahrversuche im Kart im zarten Alter von vier Jahren beging.

Mit 13 Jahren fuhr er erste offizielle Rennen und wurde schließlich 1977 südamerikanischer Kart-Meister. Von 1978 bis 1981 wurde er vier Mal hintereinander brasilianischer Kartmeister und gewann auch 1978 die südamerikanischen Meisterschaften. Bei den Kart-Weltmeisterschaften wurde er 1978 Sechster, 1979 und 1980 Zweiter, 1981 Vierter und 1982 Vierzehnter.

Parallel dazu begann er seine Karriere in Europa aufzubauen und ging zunächst 1981 in die britische Formel-Ford-1600 Meisterschaft, weleche er auf Anhieb gewann. 1982 wude er britischer und europäischer Formel-Ford-2000 Meister und gewann 1983 eindrucksvoll die britische Formel-3 Meisterschaft mit 12 Saisonsiegen.

1984 fuhr er Tests für Williams, Brabham, McLaren und Toleman (welches 1986 von Benetton aufgekauft wurde) und bekam schließlich einen Platz bei Toleman für das Jahr 1984. Für Aufmerksamkeit sorgte Senna zunächst im Mai bei der Neueröffnung des Nürburgringes in einem Schaurennen mit den damals neuen Mercedes 190E 2.3-16 Tourenwagen, welches er gewann. Das wirkliche Highlight der Saison war aber der Grand-Prix von Monaco am 3.Juni. Das verregnete Chaosrennen war der erste von vielen Glanzpunkten in Sennas Karriere. Während sich einige der Stars von der Strecke drehten, fuhren Ayrton Senna und Stefan Bellof (der später disqualifiziert wurde) ein grandioses Rennen. Die beiden kamen dem Führenden Alain Prost - welcher nach eigenen Angaben mit einem unfahrbaren Auto zu kämpfen hatte - Runde um Runde näher. Senna hätte das Rennen wohl gewonnen, wäre es nicht bereits in der 31. von eigentlich 78 angesetzen Runden von Rennleiter Jacky Ickx abgebrochen worden. Fans aller Lager streiten sich seither, ob Ickx seinem Freund Prost damit den Sieg sichern wollte, oder ob der Abbruch wegen der Witterungsverhältnisse tatsächlich angebracht war. Ironie der Geschichte ist: Wäre das Rennen nicht abgebrochen worden und Senna hätte vor Prost gewonnen, so hätte Prost statt der geteilten Punkte für den Sieg (4,5 - nach dem Reglement bekommen die Fahrer nur die halbe Punktzahl, wenn nicht mindestens 75% der Renndistanz zurückgelegt werden), die ganzen 6 Punkte für den zweiten Platz erhalten. Die Weltmeisterschaft verlor Prost 1984 mit 71,5 zu 72 Punkten an Nikki Lauda...

1985 ging Senna nach einigen Querelen mit Toleman zu Lotus für das er bis 1987 fuhr. Die schwarzen Renner (1987 dann in gelb) waren schön und schnell, aber extrem unzuverlässig. 1985 konnte Senna in Estoril seinen ersten von insgesamt 41 Grand-Prix-Siegen feiern. Bis zum Jahr 1987 errang er für Lotus fünf weitere Siege.

Senna spaltete die Fangemeinde: sein unnachgiebiger und kompromissloser Fahrstil brachte im Ansehen aber auch Missbilligung. Der junge Brasilianer eckte oft bei den etablierten Kollegen an. Vor allen Dingen der bisherige brasilianische Platzhirsch Nelson Piquet, welcher angeblich ein Engagement Sennas beim Weltmeister-Team von 1983 - Brabham - verhinderte, wurde zu Sennas Intimgegner.

1988 wechselte Senna zu McLaren und bildete mit Alain Prost einer der stärksten und charismatischten Fahrerpaarung der Formel 1. McLaren hatte den Motorenlieferanten gewechselt und wurde nun mit Honda anstelle der TAG-Porsche-Motoren beliefert. Die Saison wurde zu einem McLaren-Schaulaufen, bei dem alle anderen Teams nur Statistenrollen spielten. Die englisch-japanische Allianz dominierte das Feld nach belieben. Senna gewann den Titel vor Prost. Allerdings ist auch hier die Fangemeinde gespalten, denn Senna wurde zwar Weltmeister, doch Prost hatte insgesamt deutlich mehr Punkte geholt als der Brasilianer. Die bis 1990 gültige Streichresultatregel, bei der nur die besten 11 der 16 Rennen gewertet wurde, wurde Prost zum Verhängnis. Anderseits klagte Senna immer wieder darüber, dass er teilweise nicht dasselbe Material bekäme wie der Franzose. Das Verhältnis der beiden war zwar gespannt, aber nicht verdorben.

Das sollte sich in Imola 1989 ändern: Senna und Prost hatten angeblich einen Nichtangriffspakt vereinbart, an den Senna sich aber nicht hielt. Das Klima zwischen den beiden wurde frostig und so kam es zum Saisonende zum Eklat. Drei Rennen vor Schluß lag Prost in der Meisterschaft vorne. Senna konnte nur noch Weltmeister werden, wenn er alle drei verbleibenden Rennen gewinnen würde. In Spanien schaffte er das auch.

Dann kam der Große Preis von Japan in Suzuka. Senna errang zwar die Pole, doch Prost konnte sich im Rennen in Führung setzen. In der 46. Runde wollte Senna Prost überholen und startete am Ende der Runde einen Versuch. Prost und Senna touchierten und rollten in die Auslaufzone. Prost stieg aus, aber Senna blieb sitzen und ließ sich anschieben. Trotz Boxenstopps wegen eines kaputten Frontflügels gewann er das Rennen vor Alessandro Nannini. Doch das Rennen hatte ein Nachspiel und Senna wurde wegen des Anschiebens disqualifiziert. Die Regel besagt damals wie heute, dass Autos nur dann angeschoben werden dürften, wenn sie sich in einem gefährlichen Bereich der Strecke befänden. Was genau damit gemeint ist, bleibt Auslegungssache. Nicht wenige, darunter auch Senna selbst, sahen ihn um die WM-Chancen gebracht, zumal mit Jean-Marie Balestre ein Franzose an der Spitze des Automobilsportvereins FIA saß. Allerdings muss man die Situation entschärfen, denn Senna fiel im letzten Saisonrennen aus, hätte also den Titel nicht gewinnen können. Dennoch dachte Senna nach der Saison ans Aufhören.

Doch schon im nächsten Jahr trat er wieder für McLaren-Honda an. Prost war inzwischen zu Ferrari gewechselt. 1990 und 1991 holte Senna zwei weitere Male den Titel. Dabei kam es 1990 in Suzuka abermals zu einem Crash zwischen den beiden, diesmal schoss Senna bereits in der ersten Kurve des Rennens offensichtlich absichtlich Prost ab. Diesesmal hätte Prost gewinnen müssen um seine WM-Chancen zu wahren.

1992 und 1993 war Senna chancenlos gegen das neuerstarkte Williams-Team, das 1992 mit Nigel Mansell und 1993 mit Alain Prost Weltmeister wurde. Am Ende des Jahres 1993 gab es im australischen Adelaide eine versöhnliche Geste zwischen Senna und Prost, als sie sich zusammen auf dem Siegerpodest des ersten Platz zeigten.

Senna verließ McLaren zum Ende der Saison 1993 und ging nach Prosts Karriereende zu Williams-Renault. Die Williams galten als überlegen, der WM-Titel für Senna als reine Formsache. Doch die ersten beiden Rennen verliefen nicht Plan. In Interlagos, bei Sennas Heimgrandprix, gewann der junge Michael Schumacher, während Senna von der Piste rutschte. Zwei Wochen später im japanischen Aida schied Senna bereits kurz nach dem Start aus, wieder gewann Schumacher. Der Deutsche mauserte sich zum Herausforderer Nummer eins für den Brasilianer. In Imola sollte dann endlich der erste Sieg her und der Kampf um die WM wirklich beginnen. Doch es kam alles anders...

Sennas Tod und seine Folgen

Das dritte Rennen, der Große Preis von San Marino in Imola am 1. Mai 1994, stand unter keinem guten Stern. Rubens Barrichello hatte zuvor beim Freien Training einen schweren Unfall, bei dem er sich die Nase brach. Beim Abschlusstraining verunglückte dann der Österreicher Roland Ratzenberger tödlich. Dabei löste sich der Frontflügel von Ratzenbergers Simtec-Ford und schob sich unter das Auto. In der schnellen Villeneuvekurve konnte er nicht mehr einlenken und raste mit ca. 300 km/h in eine Betonmauer. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus von Bologna an seinen Genickverletzungen. Während des Rennstarts kam es zu einem weiteren schweren Unfall, der eine Safety-Car-Phase zur Folge hatte. Dabei kam der Wagen von Benetton-Pilot J.J. Lehto nicht vom Start weg und Pedro Lamy konnte Lehto nicht mehr ausweichen. Dabei wurden mehrere Zuschauer durch umherfliegende Teile auf der Haupttribüne verletzt. Das Safety-Car verließ die Strecke nach der 4. Runde, das Rennen war wieder freigegeben.

In der 6. Runde kam Sennas Rennwagen in der Hochgeschwindigkeitskurve "Tamburello" von der Strecke ab und prallte mit ca. 210 km/h auf eine Betonmauer. Eine abgebrochene Fahrwerkstrebe durchschlug dabei das Helmvisier und fügte ihm schwere Kopfverletzungen zu, denen er laut offiziellen Angaben um 18:40 Uhr erlag. Klinisch tot war Senna laut dem Rennarzt Sid Watkins jedoch bereits am Unfallort aufgrund seiner Hirnverletzungen anzusehen. Da nach italienischem Recht aber bei einem Todesfall während des Rennens der Grand Prix sofort hätte abgebrochen werden müssen, "retteten" sich die Verantwortlichen mit dem Abtransport per Helikopter in die nächste Klinik.

Die genaue Unfallursache ist bis heute (2005) nicht genau geklärt. Die italienische Justiz leitete gegen die Verantwortlichen im Team Williams ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung ein. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wurde eine zuvor bereits verwendete Verlängerung der Lenksäule nicht fachgerecht eingeschweißt und war kurz vor dem Aufprall gebrochen. Die Verteidiger von Williams erklärten den Unfall hingegen mit schlechter Aerodynamik, verursacht durch die ausgekühlten Reifen nach der Safety-Car-Phase, und Unebenheiten der Fahrbahn, die das Fahrzeug letztlich unkontrollierbar ausbrechen ließen. Onboard-Aufnahmen des hinter ihm fahrenden Michael Schumacher zeigten anhand des Funkenregens deutlich, dass der Bolide Sennas unverhältnismäßig oft mit dem Chassis aufsetzte, was diese Theorie unterstützte. Selbst ein so genannter schleichender "Plattfuß" wurde erwogen, da Senna im Gegensatz zu seinen Fahrerkollegen den Wrackteilen der zuvor Verunfallten nicht mit der üblichen Sorgfalt ausgewichen war und sich somit womöglich ein scharfes Kohlefaserteil in einen seiner Reifen gebohrt hatte. Außerhalb des Gerichtssaals spekulierten Journalisten, ob Senna kurz ohnmächtig geworden war oder einem Metallteil auf der Fahrbahn ausweichen wollte.

1997 endete das Verfahren mit einem Freispruch, obwohl der vorsitzende Richter die gebrochene Lenksäule als wahrscheinlichste Ursache sah. Eine Revision, die Technikchef Patrick Head und Chefkonstrukteur Adrian Newey selbst angestrengt hatten, räumte Ende 1999 auch eine mögliche Mitschuld des gesamten Teams aus und machte eine Verkettung unglücklicher Umstände für den Unfall verantwortlich. Wegen Formfehler und Ungereimtheiten wird das Verfahren um Sennas Tod seit 2004 erneut aufgerollt.

Den schweren Unfällen der Saison 1994 folgten diverse Änderungen im FIA-Reglement, mit denen man die Sicherheit der Fahrer verbessern wollte. Um die Höchstgeschwindigkeit zu verringern, wurde der Hubraum verkleinert und einige Jahre später bei Trockenreifen 3 bzw. 4 Längsrillen vorgeschrieben. Die Fahrerzellen (Monocoque) mussten extrem verstärkt und verändert werden, damit sie größere Energien absorbieren können. Zusätzlich wurden Sitze und Kopfstabilisierung überarbeitet. Dank diesen Veränderungen sind viele Formel-1-Unfälle der vergangenen Jahre vergleichsweise glimpflich ausgegangen.

siehe auch

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Zitate

"Racing, competing is in my blood. It's part of me. It's part of my life."

Literatur

  • Christopher Hilton: Ayrton Senna, 1994, SERAG AG, Verlagsunternehmen