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Iran

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جمهوری اسلامی ایران
Jomhûri-ye Eslâmî-ye Îrân
Islamische Republik Iran
Flagge Irans
Flagge Irans
Flagge Irans
Flagge Irans
(Details) (Details)
Amtssprache Persisch (Farsi)
Hauptstadt Teheran (Tehran)
Staatsform Islamische Republik
Staatsoberhaupt Seyyed Ali Khamene'i
Präsident Seyyed Mohammad Khatami
Fläche 1.648.195 km²
Einwohnerzahl 69.018.900 (Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 42 Einwohner pro km²
Gründung 11. Februar 1979
Währung Iranischer Rial
Zeitzone UTC+3,5
Nationalhymne Sorud-e Melli-ye Dschomhuri-ye Eslami
Kfz-Kennzeichen IR
Internet-TLD .ir
Vorwahl +98
Lagekarte des Iran
Karte des Iran

Die Islamische Republik Iran (persisch: جمهوری اسلامی ایران), bis 1935 Persien genannt, ist ein Staat im westlichen Asien.

Der Iran grenzt an den Irak (Grenzlinie 1458 km), Türkei und Aserbaidschan (je ca. 500 km), Armenien (35 km), das Kaspische Meer (500 km), Turkmenistan (ca. 1000 km), Afghanistan (936 km) und Pakistan (Provinz Belutschistan, 909 km).

Der höchste Berg des Irans ist der 5671 m hohe, erloschene Vulkan Damavand im Elbursgebirge, nördlich der Hauptstadt Teheran. Im Süden und Südwesten hat das Land eine 2000 km lange Küste zum Indischen Ozean bzw. Persischer Golf, der durch die Meerenge von Hormuz (Vereinigte Arabische Emirate, Oman) in zwei Hälften geteilt wird. Aufgrund der geophysischen Gegenheiten treten im Iran verhältnismäßig häufig Erdbeben auf. (Die Situation ist vergleichbar mit der Erdbebenhäufigkeit in der Türkei und an der Westküste der USA.)

Verwaltungsgliederung

Der Iran ist in 30 Provinzen gegliedert.

Die größten Städte sind die Hauptstadt Teheran mit circa 7,3 Millionen und Maschhad mit circa 2,1 Millionen Einwohnern.

Bevölkerung

Die Bevölkerung Irans (69 Millionen - Stand Juli 2004) setzt sich zusammen aus ca. 51% Persern, ca. 24% Aserbaidschanern, ca. 8% Gilaki und Mazandarani, ca. 7% Kurden, 3 % Araber, 2 % Turkomanen, 2 % Luren und 2 % Belutschen und einigen kleineren Minderheiten, wie christliche Armenier und Assyrer.

Daneben leben im Iran zahlreiche Flüchtlinge: 2 Millionen aus Afghanistan und 203.000 aus dem Irak.

20.000 Iraner befinden sich als Flüchtlinge im benachbarten Irak.

Sprachen

Amtssprache des Irans ist Neupersisch, lokal auch Farsi genannt. Persisch ist zwar die einzige Amtssprache des Irans, die etwa von 58% der iranischen Bevölkerung gesprochen wird, sie ist jedoch nicht die alleinige Landessprache. Der Anteil der Aseri-, Turkmenisch-Sprecher wird mit 26 % beziffert; Kurdisch mit 9 %; Lurisch mit 2%; und andere Arabischsprecher mit 1 %.

Religion

Der schiitische Islam ist Staatsreligion. Knapp 98 Prozent der Bevölkerung sind Muslime (89 Prozent Schiiten und 9 Prozent Sunniten). Daneben bestehen Minderheiten von orientalischen Christen, Juden, Parsen, Mandäern und Anhänger der verbotenen Baha'i-Religion.

Klima

Datei:Iran topo.png
Topographie

Das Klima Irans ist, bedingt durch seine geografische Ausdehnung, sehr unterschiedlich. Viele verschiedene Jahreszeiten herrschen gleichzeitig, weshalb es möglich ist, im Iran alle Gemüse- und Früchtearten anzubauen, abgesehen von Kakao.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte des Iran

Der heutige Staat Iran befindet sich auf dem Gebiet, das man im deutschen Sprachgebrauch lange als Persien bezeichnet hat. Die geografische Lage zwischen dem Kaukasus im Norden, der Arabischen Halbinsel im Süden, Indien und China im Osten und Mesopotamien bzw. Syrien im Westen ließen das Land zum Schauplatz einer wechselvollen Geschichte werden.

Im persischen Großraum führt die Geschichte vom Reich der Meder zum Perserreich der Achämeniden (Kyros II. bis Dareios III.) über Alexander den Großen zu den Parthern und Sassaniden. Seit dem Mittelalter folgten auf das islamische Kalifat, welches das Sassanidenreich zertrümmerte (siehe Islamische Expansion), verschiedene einheimisch-persische, mongolische und türkische Dynastien bis zu den Safawiden, Kadscharen und dem heutigen Staat Iran.

Der Iran trat als Monarchie mit einem Schah als Oberhaupt und bald auch mit einer eigenen, freien Regierung in die Neuzeit ein.

Mit Reza Schah Pahlavi (Reza Chan) begann 1921 unter dem Einfluss von Großbritannien eine politische Neuorientierung Persiens in Richtung Westen. Dabei nahm der Kontakt zwischen Herrscher und Volk immer mehr ab, was jedoch in der Geschichte des Landes nichts Neues war. Die Unzufriedenheit im Land stieg. Die Wut konzentriert sich zunächst auf England.

Ein Zweckbündnis mit Deutschland und das erstarkte Selbstverständnis des neugeordneten Staates veranlassten den Schah, die internationale Staatengemeinschaft aufzufordern, den seitens der Briten hartnäckig als "Persia" bezeichneten Iran als IRAN zu bezeichnen; dem Landesnamen, unter welchem es den Persern seit Jahrhunderten ein Begriff war. Durch den mit dem Öl verknüpften Reichtum entwickelte sich Iran zur Regionalmacht.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es 1951, unter der Regierung Mohammed Mossadeghs, zu einer Verstaatlichung der Ölindustrie. Auslöser war die britische BP, die das Ölgeschäft im Iran beherrschte und die sich in Verhandlungen strikt weigerte ihre Gewinne aus dem Ölgeschäft hälftig mit dem iranischen Staat zu teilen. In der Folge kam es zum internationalen Boykott des iranischen Öls, allen voran durch die USA und Großbritannien, was im weiteren Verlauf zu einer Wirtschaftskrise und zum Staatsdefizit führte. Trotz dieser Ergebnisse wählte das Parlament später in demokratischer Wahl Mossadegh zum Präsidenten des Landes.

Der 1941, ursprünglich gegen den Willen der USA, als Nachfolger seines Vaters ins Amt gekommene Schah, Mohammad Reza Pahlavi, der Sohn Reza Schahs, stellte sich mit Unterstützung der USA gegen Mossadegh und sprach sich für ein Handelsabkommen mit den USA aus. In diesem sollten Ölförderrechte an amerikanische Unternehmen übertragen und dem Iran 50% des Gewinns aus dem Ölgeschäft zugesprochen werden (mit der britischen BP waren es ca. 5%). Mossadegh weigerte sich, da er den mit dem Öl verbundenen Reichtum des Iran im Lande behalten wollte. Die USA fürchteten, dass dieses Vorgehen des Iran für andere Länder im Nahen Osten zum Beispiel werden könnte. Der Einfluss der USA auf diese Staaten hätte dadurch zurückgehen können und ebenso die Ölförderung. Daher bemühte sich die CIA darum, nationale Unruhen zu schüren (Operation Ajax), um damit Mossadegh zu stürzen. Dieser hatte jedoch grossen Rückhalt im Volk, was den Schah veranlasste, auf dem Höhepunkt der Krise im August 1953 das Land zu verlassen.

Dennoch gelang es der CIA bald darauf, monarchistische Kräfte unter Führung des Generals (i. R.) Fazlollah Zahedi zum Staatsstreich zu bewegen (miltärisch unterstützt von den USA) und den Schah wieder zurück an die Macht zu bringen. Die damalige Regierung, mit Zahedi als Ministerpräsident, schloss neue Verträge mit den USA ab, welche diesen die Gewalt über die iranische Ölförderung übertrug und weiterhin günstige Öllieferungen zusicherte. Diese hielten bis zur ersten Ölkrise, hervorgerufen durch deutliche Preiserhöhungen des Irans, an. Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941-1979) leitete zwar die "weiße Revolution" ein, verlor aber in der Folgezeit seiner Herrschaft zunehmend den Kontakt zum Volk. Anfang 1979 musste er infolge einer islamischen Revolution endgültig den Iran verlassen.

Der Schiitenführer Ruhollah Chomeini kehrte aus dem französischen Exil zurück, etablierte sich als oberste Autorität des Staates und proklamierte die Islamische Republik Iran. Seine Politik war geprägt durch eine fundamentalistische, stark antiwestliche Linie.

Von 1980 bis 1988 befand sich das Land in einem Krieg (erster Golfkrieg), nachdem der Irak mit Billigung der USA das Land angegriffen hatte. Die anhaltende internationale Isolation des Irans lockert sich erst Ende der 1990er.

Politik und Staatswesen seit 1979

Seit der Revolution von 1979 ist der Oberste Führer ("Revolutionsführer") entweder der Rahbar (i.e. Führer) oder in seiner Abwesenheit ein Rat religiöser Amtsträger. Der Revolutionsführer, seit 1989 Seyyed Ali Chamene'i, hat die uneingeschränkte Macht und ernennt die obersten Richter (alle Prediger) und ist auch Oberkommandierender der Streitkräfte.

Das Staatsoberhaupt des Irans ist der Präsident (seit 1997 Mohammad Chatemi). Er wird in allgemeinen Wahlen für eine 4-jährige Amtszeit bestimmt und ist gleichzeitig Regierungschef. Der Präsident ernennt die Mitglieder des Kabinetts und steht diesem auch vor. Er koordiniert die Regierungsarbeit und legt dem Parlament die Regierungsvorlagen vor. Die Macht von Präsident, Regierung und Parlament ist jedoch stark beschränkt, denn alle zu wählenden Kandidaten und alle Gesetze müssen vom Wächterrat bestätigt werden.

Der Wächterrat besteht aus 6 religiösen Geistlichen und 6 weltlichen Rechtswissenschaftlern. Die Geistlichen werden vom Revolutionsführer ernannt. Ihre Aufgabe ist es, jedes Gesetz auf seine Konformität mit den islamischen Prinzipien hin zu überprüfen. Die Juristen werden vom Obersten Richter, dem Chef der Judikative ernannt. Ihre Aufgabe ist es, die Verfassungskonformität legislativer Akte zu überprüfen. Der Oberste Richter seinerseits wird vom Revolutionsführer ernannt. Der Wächterrat ist befugt, jedes Gesetz abzulehnen oder im Nachhinein für ungültig zu erklären, und Kandidaten die Teilnahme an der Wahl für das Parlament und das Präsidentenamt zu verweigern. Der Wächterrat entscheidet per einfacher Mehrheit. Bei gleichen Stimmanteilen hat der Revolutionsführer das letzte Wort.

Das iranische Einkammer-Parlament (Islamischer Konsultativrat; persisch Madschles-e-Schura-e-Eslami) besteht aus 290 Abgeordneten, die in allgemeinen, direkten und geheimen Wahlen für eine 4jährige Amtszeit gewählt werden. Wegen der Auswahl des Wächterrates wird das Parlament (außer von 2000-2003) von den islamisch-konservativen Kräften dominiert.

Mit dem überraschenden Wahlsieg Mohammad Chatemis 1997 etablierte sich die politische Bewegung der Reformer im iranischen Parlament. Sie stehen dem religiösen Machtmonopol kritisch gegenüber und versuchen, die republikanischen Elemente des Staates zu stärken. So gelang es Chatemi zu Beginn seiner Amtszeit, eine Liberalisierung der nationalen Presse durchzusetzen. Die systemkritischen Stimmen bekamen dadurch ein öffentliches Organ, um ihrem Reformwillen Nachdruck zu verleihen.

Das Aufleben der Pressefreiheit dauerte allerdings nicht sehr lange an. Der Wächterrat macht die Gesetze mit Verweis auf Unverträglichkeit mit dem Islam rückgängig und blockierte fortan nahezu alle Reformversuche des Parlaments.

Seitdem sehen sich die Reformer mit großen Vertrauensverlusten in den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Die Enttäuschung über die Ohnmacht des Parlaments führte bei den letzten Kommunalwahlen (2003) zu sehr geringer Wahlbeteiligung (Landesschnitt 36%, in Teheran 25%) und zu einem klaren Sieg der konservativen Kräfte.

Bei den Parlamentswahlen 2005 könnte vorerst das parlamentarische Ende der Reformer eintreten, zumal Chatemi nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren darf. Dazu trägt nicht unerheblich der Krieg der USA gegen die iranischen Nachbarstaaten Irak und Afghanistan bei und die Kriegsdrohungen der USA gegen den Iran; zudem arbeiten die USA mit der iranischen Opposition (also den konservativen Kräften) zusammen.

Am 17. Juni 2005 finden im Iran Präsidentschaftswahlen statt. Dabei konkurrieren zwei islamistische Fraktionen miteinander. Auf der einen Seite die "Rechtsislamisten": Sie bezeichnen sich selbst als Osulis, das heißt Fundamentalisten, und favorisieren Ali Akbar Velayati, der jedoch als "Unabhängiger" kandidieren will. Ebenfalls zum Lager der "Rechtsislamisten" wird Ali Akbar Haschemi Rafsandschani gezählt. Es wird jedoch vermutet, dass Rafsanjani schließlich zugunsten von Velayati von einer Kandidatur absehen werde. Die zweite Strömung bilden die sogenannten "Linksislamisten", auf die sich der folgende Text konzentriert. Als besonders aussichtsreich zählen die Kandidaturen von Mehdi Karrubi und Dr. Mostafa Moin, ehemaliger Minister für Wissenschaft, Fortschritt und Informationstechnologie. Während die Partei der "Kämpfenden Geistlichkeit" (Majmae Rohaniune Mobares) Mehdi Karrubi unterstützt, wird Mostafa Moin von der Partizipationsfront des islamischen Iran (Jebheye Mosharekat Irane Eslami) und der "Organisation der Mojahedin der islamischen Revolution" aufgestellt. Zu den reformislamistischen Kandidaten kommt seit dem 9. März 2005 auch Ibrahim Yasdi, Vertreter der Nehsate Asadi.


Staatsoberhäupter

"Führer der Nation" (kein offizielles Amt)
Ruhollah Mousavi Chomeini 1979-1989
Sayed Ali Chamenei seit 1989
Staatspräsidenten
Abolhassan Banisadr 1980-1981
Mohammed Ali Rajai 1981
Sayed Ali Chamenei 1981-1989
Ali Akbar Haschemi Rafsandschani 1989-1997
Mohammad Chatemi seit 1997
Ministerpräsidenten (Amt 1989 abgeschafft)
Mehdi Basargan 1979
Mohammed Ali Rajai 1980-1981
Mohammed Javad Bahonar 1981
Mohammed Reza Mahdavi-Kani 1981
Mir Hossein Moussavi 1981-1990

Wirtschaft

Der Iran ist ein bedeutendes Erdöl und Erdgas förderndes Land. Über 85 Prozent des Exportes oder rund 25 Milliarden Dollar entfallen auf Kohlenwasserstoffe. Wichtige Wirtschaftssparten sind auch die Landwirtschaft, die trotz vieler Gebirge und Wüsten 10% der Fläche ausmacht (zur Hälfte künstliche Bewässerung), Teppiche und Textilindustrie.
Der Import beträgt rund 15 Milliarden US-Dollar (vor allem Maschinen und Fahrzeuge, Industrie- und Chemieprodukte).

Medien

Teheran ist das Medienzentrum des Landes. Hier erscheinen die wichtigsten Tageszeitungen (Jumhori-yi Islami, Resalat, Kayhan, Akhbar, Ettelaat), darunter auch zwei englischsprachige (Tehran Times, Kayhan International). Die Zeitungen und auch die staatlichen Rundfunk- und Fernsehsender unterliegen staatlicher Zensur.

Zusätzlich gibt es über 30 iranische Fernsehsender aus dem bei Los Angeles liegenden San Fernando Valley, Kalifornien, die über Satellit oder Internet im Iran empfangen werden können. Diese von der iranischen Zensur nicht erreichbaren Sender spielten bei den Studentenprotesten 2003 eine wichtige Rolle bei der Koordination der Demonstrationen.

Militär

Das iranische Militär befindet sich nach wie vor in einer Aufbauphase, in der das Land versucht, die Verluste durch den ersten Golfkrieg wieder auszugleichen. US-Schätzungen gehen davon aus, dass der Irak in den acht Kriegsjahren zwischen 40 und 60 Prozent der iranischen Militärkapazität vernichtete, sowohl Soldaten als auch Material. Was die Mannschaftsstärke betrifft, ist der Prozess der Wiederherstellung der Schlagkraft weitgehend abgeschlossen, ähnliches dürfte auch für bodengebundene Waffensysteme gelten, bei denen es dem Land heute vor allem um Modernisierung und weniger um zahlenmäßige Aufrüstung geht. Noch nicht ausgeglichen sind die Materialverluste durch den Krieg auf dem Feld der Luftwaffe, in viel höherem Maß aber bei den größeren Überwassereinheiten der Marine. Auf diesen Feldern ist der Iran für ein Land seiner Größe unterbewaffnet. Neben den Kriegsverlusten sind vor allem die Ausfuhrbeschränkungen zahlreicher Staaten der Grund für diesen Zustand. Ein Großteil der vorhandenen Waffensysteme stammt aus US-Waffenhilfen und in neuerer Zeit aus Waffengeschäften mit Russland und der Volksrepublik China.

Der militärische Oberbefehl liegt beim Revolutionsführer. Er besitzt die Vollmacht, Krieg und Frieden zu erklären sowie den Generalstabschef und die Befehlshaber der Teilstreitkräfte zu berufen oder zu entlassen.

Oberstes sicherheitspolitisches Gremium ist der Hohe Nationale Sicherheitsrat. Dieser Rat arbeitet die Sicherheitspolitik und Militärstrategie im Rahmen der Vorgaben des Revolutionsführers aus, befasst sich aber auch mit allen anderen Politikfeldern, die mittelbar oder unmittelbar mit Verteidigung und innerer Sicherheit zu tun haben. Der hohe Nationale Sicherheitsrat besteht aus dem Präsidenten, dem Premierminister, dem Verteidigungsminister, dem Generalstabschef, dem Kommandeur der Pasdaran und zwei vom Revolutionsführer ernannten Beratern. An den Beratungen des Gremiums nehmen häufig weitere Minister und die Befehlshaber der Teilstreitkräfte teil.

Das iranische Verteidigungsministerium ist für die regulären Streitkräfte und seit 1989 auch für die Pasdaran zuständig. Sein Aufgabenbereich beschränkt sich auf die Verwaltung der Streitkräfte. Strategische Entscheidungen liegen beim Hohen Nationalen Sicherheitsrat, operative Entscheidungen werden vom Generalstabschef und den nachgeordneten militärischen Befehlshabern getroffen.

Der Generalstab setzt sich aus den Kommandeuren der Teilstreitkräfte sowie der Pasdaran, der nationalen Polizei und der Gendarmerie zusammen.

Die Pasdaran oder Revolutionären Garden wurden während der Revolution 1979 ins Leben gerufen, um eine Vielzahl von paramilitärischen Gruppen zu einer dem Regime gegenüber loyalen Streitmacht zusammenzufassen. Zunächst wurden sie vor allem im Land zur Durchsetzung des neuen Systems verwendet. Sie sollten ein der Revolution treu ergebenes Gegengewicht zum regulären Militär darstellen. Inzwischen haben sich die Pasdaran zu einem militärischen Verband entwickelt, der über die drei klassischen Teilstreitkräfte und eine traditionelle militärische Kommandostruktur verfügt. Die Truppenstärke der Pasdaran wird vom US-Militär heute auf 125.000 Mann geschätzt. Vermutlich verfügen die Garden über zwei Infanterie-, zwei gepanzerte und eine Pionier-Division sowie über fünf eigenständige Infanterie-Brigaden, acht Flugabwehr-Bataillone und mehrere Spezial-Einsatzgruppen. Ihr Marine-Zweig ist vor allem mit kleinen, wendigen Booten ausgerüstet, die eine "Guerilla-Taktik" im Persischen Golf ermöglichen. Als gesichert gilt, dass der Verband mehrfach gegen inneriranische bewaffnete Oppositionsbewegungen eingesetzt wurde. Pasdaran-Kämpfer griffen auch in den Bürgerkrieg im Libanon ein. Vermutlich unterstützt oder unterstützte der Verband auch verschiedene Untergrundbewegungen in anderen Staaten der Golfregion.

Die Armee wurde 1996 von US-Militärexperten auf 475.000 Mann geschätzt. Sie verfügt über drei Hauptquartiere im Teheran, Isfahan und Shiraz. Ihre Gliederung umfasst zwei mechanisierte, drei gepanzerte, fünf Infanterie- sowie eine Spezialeinheiten- und eine Fallschirmjäger-Division. Dazu kommen ein Raketen- und eine Logistikbrigade. Aktuellen US-Schätzungen zufolge verfügt der Iran über rund 1500 Kampfpanzer, die meisten davon (480 Stück) vom sowjetischen Typ T-72, daneben vor allem Panzer der Typen T-55, Chieftain Mk-5, M60A1 und M47. Dazu kommen Schützenpanzer der Typen BMP 1 (350 Stück) und BMP 2 (400 Stück) sowie BTR-60 (300) und M113 (250). Unter den rund 2000 nicht-selbstfahrenden Geschützen machen 1100 Haubitzen vom Typ M-46 und 500 vom Typ D30 den Löwenanteil aus. Die rund 300 Selbstfahrgeschütze sind vor allem vom Typ M-109. Bei der Raketen-Artillerie sind 700 12-Rohr-Werfer vom Typ 63 im Einsatz. Die Heeresflieger-Abteilung ist relativ klein und hat vor allem etwas über 100 Transporthubschrauber in ihrem Arsenal. Darüber hinaus verfügt die Armee über eine nicht näher bekannte Zahl Flugabwehrraketen vom Typ Hawk und TOW-Panzerabwehrraketen.

Die Stärke der Marine beträgt heute schätzungsweise 18.000 Mann, ein Großteil von ihnen allerdings keine Bootsbesatzung, sondern Marine-Infanteristen. Die Marine ist damit vergleichsweise klein. Im ersten Golfkrieg erlitt sie massive Verluste, von denen sie sich bis heute nicht erholt hat. Seit den späten 1970er Jahre wird eine große Basis in Bandar Beheshti gebaut, die zum Herzstück der iranischen Seestreitkräfte werden soll. Strategisches Ziel ist die Kontrolle des Persischen Golfs mit seinen wichtigen Verkehrswegen vor allem für Öltanker. In ihrer Ausrüstung setzt die iranische Marine vor allem auf leichte Patrouillenboote, 1993 wurden aber auch zwei russische U-Boote der Kilo-Klasse gekauft. 2002 erwarb das Land mehrere mit Raketen ausgestattete Katamarane und Patouillenboote von der Volksrepublik China sowie Tauchboote von Nordkorea. Möglicherweise wurde ein großer Teil dieser Waffensysteme den Pasdaran unterstellt. Die größeren Überwasser-Einheiten sind weitgehend veraltet und dürften sich in einem schlechten Zustand befinden. Allerdings verfügt der Iran nach unbestätigten Berichten über Kapazitäten zur Produktion vergleichsweise moderner Seeminen. Für 2003 war die Indienststellung mehrere moderner Schiffstypen angekündigt. Schätzungen zufolge verfügt die iranische Marine heute über sechs U-Boote, drei Fregatten aus britischer und zwei Korvetten aus US-Produktion sowie 25 Raketen- und 45 Patrouillenboote. Dazu kommen zwei Minenleger, fünf Minenräumboote, neun größere amphibische Boote und 23 Versorgungs- und Unterstützungsschiffe.

Die iranische Luftwaffe (Hauptquartier: Doshan Tapeh, nahe Teheran) wurde im ersten Golfkrieg mit großem Erfolg gegen den Irak eingesetzt, verlor jedoch schnell an Schlagkraft, weil das Land kaum neue Munition und Ersatzteile beschaffen konnte. 1991 brachte die irakische Luftwaffe einen großen Teil ihrer Flugzeuge in den Iran, der offiziell zu diesem Zeitpunkt noch Kriegsgegner war, in Sicherheit, um die Vernichtung der Luftflotte im zweiten Golfkrieg zu vermeiden. Ein Teil dieser Flugzeuge könnte heute in der iranischen Luftwaffe im Einsatz sein. Allerdings ist unklar, inwieweit das Land in der Lage war, die "fremden" Flugzeuge zu warten und funktionsfähig zu halten. 2003 erwarben die Pasdaran eine unbekannte Anzahl von Flugzeugen des Typs Suchoi Su-25 aus unbekannter Quelle. Im gleichen Jahr gab der Iran bekannt, mit der "Super-7" ein eigenes leichtes Mehrzweck-Kampfflugzeug entwickelt zu haben. Schätzungen zufolge gehörten der iranischen Luftwaffe 1996 35.000 Mann an. Vermutlich besitzt der Iran heute rund 320 Kampfflugzeuge, von denen wenig mehr als die Hälfte einzatzfähig sein dürfte. Die modernsten Flugzeuge sind rund zehn vom Typ Vought F-8, sieben Tupolew Tu-22, 19 MiG-27, rund 30 MiG-29 und einige MiG-31. Den zahlenmäßig größten Anteil machen F-4 Phantom II, Northrop F-5 und F-14 aus, von denen allerdings nur noch wenige flugfähig sein dürften. Sechs Tankflugzeuge, 80 Transporter und rund 180 Trainingsflugzeuge von unbekanntem Flugbereitschaftsgrad runden das Arsenal ab. An Boden-Luft Raketen verfügt das Land vor allem über 150 Waffensysteme vom Typ HAWK und über wenige moderne SA-5-Raketen.

Als eine der größten Bedrohungen, vor allem für US-Einheiten in der Region und für Israel wird das iranische Raketen-Arsenal angesehen. Allerdings sind die Informationen über seinen Umfang vage. Im ersten Golfkrieg setzte der Iran knapp 100 Raketen vom Typ Scud-B (Reichweite: 300 Kilometer) ein. Heute verfügt das Land möglicherweise noch über 50 bis 300 dieser intern als Shahab-1 bezeichneten Raketen. Bei der Shahab-2 handelt es sich um eine verbesserte Version der Scud-C (Reichweite: 500 Kilometer). Im April 2001 feuerte Iran schätzungsweise 80 dieser Raketen gegen Volksmudschaheddin-Basen im Irak ab. Heute verfügt der Iran vermutlich über 50 bis 150 dieser Waffensysteme. Mit Shahab 3 oder Zezal (Erdbeben) werden iranische Raketen auf der Basis der nordkoreanischen Nodong-1 mit einer Reichweite von 1300 Kilometern bezeichnet. Im September 2003 wurden sechs Raketen dieses Typs erstmals während einer offiziellen Parade vorgeführt. Die Gesamtmenge im iranischen Besitz dürfte zwischen 25 und 100 Stück liegen. Offiziell bestreitet Iran, Raketen mit einer größeren Reichweite als die Shahab-3 zu entwickeln, doch gab es mehrfach Hinweise aus Geheimdienst- und iranischen Militärkreisen, dass an mehrstufigen Raketen auf der Grundlage nordkoreanischer und russischer Technologie geforscht wird. Bei dem angeblichen Projekt Shahab-6 mit bis zu 10.000 Kilometer Reichweite dürfte es sich aber um ein Gerücht handeln.

Bereits unter dem Schah strebte der Iran den Besitz von Nuklearwaffen an. Es wird vermutet, dass parallel zur Forschung für den Bau von Atomreaktoren zur Stromgewinnung auch Atomwaffen entwickelt werden, die möglicherweise 2006 einsatzbereit sein könnten.

Als Reaktion auf den massiven und erfolgreichen Einsatz von Chemiewaffen durch den Irak im ersten Golfkrieg, versucht der Iran seit dieser Zeit, ein eigenes C-Waffen-Programm aufzubauen. Vermutlich verfügt das Land über mehrere tausend Tonnen eher veralteter Kampfstoffe wie Senfgas, Phosgen und verschiedene Cyanid-Gase. Moderne Nervengifte dürften nur in kleineren Mengen vorhanden sein. Die Kapazität der Kampfmittelproduktion dürfte rund 1000 Tonnen pro Jahr betragen; noch ist der Iran aber auf die Lieferung von Technologie und Ausgangsprodukten vor allem aus China angewiesen, arbeitet aber an einer möglichst eigenständigen Produktion. Die wichtigste Anlage zur Herstellung von Kampfstoffen befindet sich in Damghan, 300 Kilometer östlich von Teheran. Dort könnten auch Forschungsanlagen zur Herstellung biologischer Waffen angesiedelt sein, deren Kapazität zurzeit wohl noch nicht zum tatsächlichen Gefechtseinsatz von Biowaffen ausreicht.

  • Infomationen zum iranischen Nachrichtendienst unter: VEVAK


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