Hypo Real Estate

Bankenholding mit Sitz in München
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Die Hypo Real Estate Holding mit Sitz in München ist eine Aktiengesellschaft im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierungen sowie in der Staats- und Infrastrukturfinanzierung. Hypo Real Estate Group ist der Name, unter dem der Konzern in der Öffentlichkeit auftritt.

Hypo Real Estate Holding AG

Hypo Real Estate
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0008027707
Gründung 2003
Sitz München, Deutschland
Leitung Georg Funke (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl 2000 (2007)[1]
Branche Immobilien
Website www.hyporealestate.com

Die Hypo Real Estate Holding ist seit Oktober 2003 börsennotiert und wurde rund zwei Jahre nach ihrer Gründung mit Wirkung zum 19. Dezember 2005 als Ersatz für die HypoVereinsbank in den DAX an der Frankfurter Wertpapierbörse aufgenommen. Sie leitet als Führungsholding die drei Banken Hypo Real Estate Bank International, Hypo Public Finance Bank und Hypo Real Estate Bank.

Konzern

Die Hypo Real Estate Group entstand aus der Abspaltung des gewerblichen Immobilienfinanzierungsgeschäfts der HypoVereinsbank (HVB). Dies erfolgte rechtlich durch eine so genannte Abspaltung zur Neugründung nach dem Umwandlungsgesetz, nachdem der Aufsichtsrat der HVB im März 2003 und die Hauptversammlung im Mai 2003 zugestimmt hatten. Die Abspaltung von der HVB wurde mit Eintragung in das Handelsregister am 29. September 2003 rechtswirksam.

Die HVB hatte bereits mit den Finanzierungen von Steuersparimmobilien enormen Wertberichtigungsbedarf. Hierzu sind seit Jahren zahlreiche Gerichtsverfahren gegen die HVB anhängig bei Oberlandesgerichten, beim Bundesgerichtshof und auch beim Europäischen Gerichtshof. Gerichtsintern wird von einem Wertberichtigungsbedarf in Höhe von rund 26 Mrd. Euro gesprochen. Diese Zahlen haben renomierte Anwaltskanzleien ans Licht gebracht, die geschädigte Mandanten vertreten. So wurden beispielsweise vermietete Wohnungen im Wert von 25 TSD Euro für 90 TSD Euro finanziert und verkauft.

Mit einem Immobilienfinanzierungsvolumen von etwa 124 Milliarden Euro ist die Hypo Real Estate Group einer der größten Finanzierer von gewerblichen Immobilienkunden in Deutschland und als solcher eines der größten Immobilienfinanzierungsinstitute in Europa.

Im April 2008 gab der amerikanische Finanzinvestor Christopher Flowers bekannt, eine bedeutende Minderheitsbeteiligung kaufen zu wollen, und erwarb über seine Investmentgesellschaft J.C. Flowers & Co. LLC mittels eines öffentlichen Angebots für 1,1 Milliarden Euro 24,9 Prozent am Kapital der Bank.[2] Das Vertrauen der Anleger in den Konzern war zwischenzeitlich jedoch auf einen solchen Tiefpunkt gesunken, dass ihm bis zur Angebotsfrist am 23. Juni 2008 93.840.047 Aktien und somit rund 46,7 Prozent des Aktienkapitals zum Verkauf eingereicht worden waren, obwohl der Vorstand selbst den inneren Wert der Holding als deutlich höher bezeichnete.

Aktionärsstruktur

26,95 Prozent des Kapitals sind in Streubesitz; Anteilseigner, die mit mehr als fünf Prozent am Unternehmen beteiligt sind (September 2008):[3]

  • 24,13 Prozent – J.C. Flowers, New York, USA
  • 09,31 Prozent – Capital Research and Management Company, Los Angeles, USA
  • 07,00 Prozent – Grove International Partners, New York, USA
  • 05,33 Prozent – Close Trustees (Cayman), George Town, Cayman Islands
  • 05,14 Prozent – Orbis Investment Management, Hamilton, Bermuda

Stützung durch staatliche Intervention

Am 28. September 2008 wurde publik, dass der Hypo Real Estate wegen eines Liquiditätsengpasses die Insolvenz drohe. Laut Angaben des Vorstands hatten schon über längere Zeit Gespräche mit Banken und Regierungsvertretern stattgefunden, weil die Tochter Depfa Refinanzierungsschwierigkeiten am Interbankenmarkt hatte.[4][5] Am 29. September 2008 einigten sich daraufhin Jochen Sanio von der Bankenaufsicht, Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, Martin Blessing von der Commerzbank, Josef Ackermann von der Deutschen Bank und Klaus-Peter Müller vom Bankenverband darauf, der Hypo Real Estate eine Ausfallbürgschaft zur Verfügung zu stellen. Für Ausfälle bis 14 Milliarden Euro werde die BRD zu 40 Prozent und der Bankenverband zu 60 Prozent bürgen; für weitere 21 Milliarden Euro bürge der deutsche Staat alleine. Die Staatsbürgschaft werde bei Bedarf über eine von der Bundesbank aufgelegte Zweckgesellschaft, ein sogenannter Special Purpose Vehicle, bereitgestellt. Die Hypo Real Estate tritt im Gegenzug entsprechende Vermögenswerte an den Bund ab.

Die am 4. Oktober 2008 zwischen der Bundesregierung und den Banken ausgehandelte Ausfallbürgschaft platzte, da ein Teil der beteiligten Privatbanken ihre Zusagen zurückzogen.[6]

Einzelnachweise

  1. a b Geschäftsbericht 2007
  2. Pressemitteilung vom 24. Juni 2008
  3. comdirect bank: Firmenportrait der Hypo Real Estate
  4. Dax-Konzern Hypo Real Estate kämpft ums Überleben. In: Spiegel online, 28. September 2008
  5. Finanzkonsortium stützt Hypo Real Estate mit Milliardenkredit. In: Spiegel online, 29. September 2008
  6. Nach Scheitern des 35-Milliarden-Euro-Pakets - Krisengipfel soll HRE retten In Tagesschau, 04. Oktober 2008

Quellen

  • Handelsblatt, 30. September 2008, Seiten 22 bis 25