Die Boeing P-8 Poseidon ist ein in der Entwicklung befindliches Seefernaufklärungsflugzeug der US Navy, welches die alternde P-3 Orion ersetzten soll. Es ist das Ergebnis des sogenannten "Multimission Maritime Aircraft"-Programms.
Boeing P-8 Poseidon | |
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Boeing-737-"MMA"-Prototyp | |
Typ | Seeaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Boeing IDS |
Erstflug | Für 2009 geplant |
Indienststellung | Für 2013 geplant |
Produktionszeit | Ab 2011 geplant |
Stückzahl | 1 (Stand: 2008) |
Entwicklung
Die Entwicklung der P-8 lässt sich bis Mitte der 1980er Jahre zurückverfolgen. Damals suchte die US Marine nach einem möglichen Nachfolger für die P-3 und begann, die Anforderungen an solch eine Maschine zu definieren. Die primäre Forderung war dabei die Senkung der Betriebskosten im Vergleich zur P-3. Diese litt unter einer vergleichsweise starken Materialermüdung, weshalb die neue Maschine über eine Flugzelle mit einer langen Lebenserwartung verfügen sollte. Des Weiteren wurden eine erhöhte Reichweite bzw. eine erhöhte Patrouillendauer gefordert sowie ein geringeres Gesamtgewicht. 1989 vergab dann die Marine einen Entwicklungsauftrag an Lockheed, welche zwei Prototypen bauen sollte. Diese als P-7 bezeichneten Maschinen wurden allerdings nie gebaut, da 1990 Lockheed der Auftrag wieder entzogen wurde, nachdem eine Kostenüberschreitung von 300 Million US-$ eingeräumt werden musste.
Nach dem Ende des Kalten Krieges und den daraus resultierenden Kürzungen im Verteidigungsbudget, wurde die Suche nach einem Nachfolger für die P-3 zunächst aufgegeben. Die Lebensdauer der Flugzelle wurde zunächst mit verschiedenen Modernisierungsprogrammen verlängert. Als sich andeutete, dass dies auf die Dauer ebenfalls sehr teuer werden würde, startete man im Jahre 2000 ein neues Entwicklungsprogramm, das Multimission Maritime Aircraft Program. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Anforderungen verzichtete man nun auf die Gewichtsreduzierung, da man bereit war, dies für höhere Reichweiten und Einsatzzeiten in Kauf zu nehmen. Des Weiteren erhöhte man die Anforderungen im Bereich Avionik und Kommunikationssystem. Neu ins Lastenheft nahm man die Forderung auf, dass die neuen Maschinen UAVs steuern können, ohne dass zusätzlich bodengestützte Anlagen dafür benötigt werden.
Zunächst nahmen nur Boeing und Lockheed Martin an dem neuen Wettbewerb teil. Lockheed schlug dabei eine sogenannte Orion 21 vor, wobei es sich um eine komplett überarbeitete Version der alten Turboprob P-3 handelt. Derweil ging Boeing einen anderen Weg und legte einen Vorschlag vor, welcher den Umbau ihrer 737-800ERX Verkehrsflugzeuge vorsah. 2001 stieg BAE Systems mit der Nimrod MRA.4 in den laufenden Wettbewerb ein. Dabei handelt es sich um eine modernisierte Variante der alten Nimrod MR.Mk.2 von 1969, welche man bereits für die britische Marine neu entwickelte. Allerdings zog sich im Oktober 2002 BAe aus dem Wettbewerb zurück, da man erkannt hatte, dass es politisch nicht möglich gewesen wäre, sich gegen die US-amerikanischen Konkurrenten durchzusetzen. Schließlich gewann am 14. Juni 2004 Boeing den Wettbewerb.
Nachdem Boeing das MMA-Programm für sich entscheiden konnte, gab die US Navy am 8. Juli 2004 die ersten fünf Maschinen in Auftrag. Anfang August 2008 wurde die Montage des ersten Prototypen P-8A-T1 im Werk Renton abgeschlossen. Anfang 2009 sollen in Seattle die Instrumentierung abgeschlossen und mit dem Bodentest begonnen werden.[1] Mit dem Erstflug wird Ende 2009 gerechnet, so dass sie spätestens ab 2013 die Lockheed P-3 ablösen kann. Insgesammt plant die US Navy, 108 Flugzeuge zu beschaffen[2], wodurch sich die Kosten auf ca. 15 Milliarden US-$ belaufen. Neben Boeing sind als Zulieferer auch Raytheon, Northrop Grumman, Spirit AeroSystems, GE Aviation Systems, Marshall Aerospace, CFMI, BAE Systems und Marotta beteiligt. Aufgrund der Absage von Lockheed Martin, das "Aerial Common Sensor"-Projekt weiter zuentwickeln, benutzt Boeing nun ein Linux-System von Wind River Systems für die Aufklärungs- und Missionssysteme.[3]
Sobald die P-8 in Dienst geht, wird sie in das neue Maritime Surveillance UAV-System integriert, welches im Jahre 2010 in Betrieb gehen soll. Dadurch soll die kontinuierliche Seeüberwachung ermöglich werden. Dafür sind rund 40 UAVs nötig, welche dann von fünf Standorten aus operieren müssen - Hawaii, Diego Garcia; NAS Jacksonville, Florida; Kadena AB, Japan und Sigonella, Italien. Seit 2005 läuft hierfür die Auswahl zwischen der RQ-4 Global Hawk, RQ-1 Predator und der MQ-9N Mariner. Unabhängig davon, welches Muster hierbei ausgewählt werden wird, soll die P-8 einen Großteil der operativen Einsatzleitung für die UAVs übernehmen.
Technische Daten
Kenngröße | Daten |
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Länge: | 39,47 m |
Flügelspannweite: | 35,72 m |
Höhe: | 12,83 m |
Leergewicht: | 62.730 kg |
Maximales Startgewicht: | 85.370 kg |
Höchstgeschwindigkeit: | 906 km/h |
Marschgeschwindkeit: | 815 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 12.500 m |
Antrieb: | zwei CFM International CFM56-7B mit je 120 kN Schub |
Bewaffnung: | Torpedos, Wasserbomben und Anti-Schiffsraketen |
Besatzung: | 2 Cockpitbesatzung, 7 Operatoren |
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ FlugRevue Oktober 2008, S.18, P-8A fertig zur Ausrüstung
- ↑ http://www.boeing.com/defense-space/military/mma/index.html Projektseite von Boeing
- ↑ http://www.heise.de/open/news/meldung/76165