MI5 (offizieller Name: Security Service) ist einer der britischen Geheimdienste. Sein Auftrag besteht aus dem Schutz der parlamentarischen Demokratie und der wirtschaftlichen Interessen Großbritanniens sowie der Verbrechensbekämpfung. Der MI5 ist hauptsächlich mit der inländischen Sicherheit beschäftigt, während SIS oder MI6 eher auf das Ausland ausgerichtet sind. In Regierungskreisen wird der MI5 oft einfach "The Box" genannt (nach seiner offiziellen Post-Adresse "PO Box 3255, London SW1P 1AE") oder einfacher: "Five".

Geschichte
Frühe Jahre
Genau wie der SIS hat der Security Sercice seine Ursprünge im Secret Service Bureau, eine Organisation, die 1909 zu Kontrolle geheimdienstlicher Operationen gegründet wurde. Diese Behörde wurde ursprünglich in zwei Sektoren aufgeteilt: Je einer für Marine und Heer. Die Marine-Sektion spezialisierte sich zunehmend auf Spionage-Aktivitäten im Ausland, während die Heeres-Sektion Gegenspionage innerhalb von Großbritannien unternahm. Diese neue Trennung wurde auch bürokratisch umgesetzt. Der inländische Teil wurde bekannt unter dem Namen MI5, der ausländische Teil wurde zum MI6.
Der Security Service war gegen eine zugegebenermaßen schwache Gegenwehr sehr erfolgreich in den Vorjahren des Ersten Weltkriegs. Er wurde gegründet in einer Zeit der Hysterie über ein vermeintlich riesiges Netzwerk deutscher Spione, die bereit seien für Spionage und Sabotage vor einer deutschen Invasion. In Wirklichkeit waren nur etwa 20 deutsche Agenten aktiv. Der MI5 identifizierte diese Gruppe rasch und Kelly traf die sinnvolle Entscheidung, sie vorerst noch nicht zu verhaften, und sie bis zum Ausbruch des Krieges nur zu observieren. Er argumentierte, dass Deutschland im Fall ihrer Verhaftung einfach neue Agenten schicken würde, die den Behörden zunächst unbekannt wären. Stattdessen wartete er bis kurz vor Ausbruch des Krieges mit ihrer Verhaftung und schnitt Deutschland damit praktisch vollständig von verlässlichen Geheimdienstinformationen aus Großbritannien ab.
1. Weltkrieg
Nach dem vielversprechenden Start wurde die Geschichte des MI5 dunkler. Er war in den 1910ern und 1920ern weiterhin erfolgreich in der Gegenspionage. Deutschland versuchte weiterhin, Großbritannien über den gesamten ersten Weltkrieg hindurch zu infiltirieren, aber durch strenge Kontrolle der Ein- und Ausreisen in und von der Insel sowie einer noch effektiveren, groß angelegten Kontrolle der Post war es dem MI5 ein leichtes Spiel, alle ausgesandten Agenten zu identifizieren. In den Nachkriegsjahren richtete sich die Aufmerksamkeit auf Versuche durch die Sowjetunion, heimlich revolutionäre Aktivitären in Großbritannien zu unterstützen. Durch die Fähigkeiten des MI5 zusammen mit der -in dieser Zeit- Inkompetenz der Sowjets fiel es dem MI5 auch hier leicht, diese Aktivitäten zu unterbinden.
In der Zwischenzeit hatte sich die Rolle des MI5 jedoch immer weiter vergrößert. Durch die Spionage-Hysterie wurden dem MI5 wesentlich mehr Gelder zugewiesen, als er eigentlich gebraucht hätte, um deutsche Spione zu finden. Wie es in Bürokratien üblich ist, bedeutete das eine Ausweitung seiner Kompetenzen, um seine überschüssigen Ressourcen zu nutzen. Seine Rolle der Gegenspionage wurde beträchtlich ausgeweitet. Pazifistische Organisationen, Programme gegen die Wehrpflicht und Arbeiterorganisationen wurden überwacht, auf Grundlage des -falschen- Glaubens, sie seien durch ausländische Einflüsse gelenkt. Bei Ende des Krieges war der MI5 eine vollwerige Geheimpolizei, zusätzlich zur ursprünglichen Organisation der Spionage-Abwehr.
Diese Ausweitung seiner Kompetenzen ging nach Ende des Krieges Weiter: Dem MI5 gelang es, Verantwortlichkeiten für Operationen innerhalb des gesamten British Empires zu übernehmen, was ihm eine bedeutsame Rolle in Irland verschaffte. Damit hatte MI5 vergleichbare Kompetenzen wie das amerikanische FBI, wenn auch nicht ganz so umfangreich, die Verbrechensbekämpfung genauso umfasste wie politische Überwachung und Gegenspionage. Die Ausweitung geschah praktisch ohne Überwachung, der MI5 hatte keine Verantwortung gegenüber dem Parlament und war oftmals in der Lage, mit beachtlicher Unabhängigkeit gegenüber dem Kabinett und dem Premier Minister zu arbeiten. Seit 1994 unterliegen die Aktivitäten der Überprüfung durch einen Ausschuss des Parlaments.
Seit den 1930ern sank die Effektivität der Gegenspionage des MI5. Er war in gewisser Weise das Opfer seines eigenen Erfolgs: Die Mitarbeiter des MI5 waren nicht in der Lage, die in den 1910er und 1920ern entwickelten Gedankengänge über Bord zu werfen. So war es dem MI5 nicht möglich, sich an die neuen Methoden des NKWD, dem russischen Geheimdienst, anzupassen. Sie dachten immernoch im Sinne von Agenten, die Informationen lediglich durch Observation oder Bestechung erlangten oder innerhalb von Arbeiterorganisationen agierten - und dabei prinzipiell nur in der Stellung normaler Bürger waren.
Der NKWD hatte aber ausgeklügeltere Methoden entwickelt: Er begann Agenten aus dem Establishment selbst zu rekrutieren, in besonderem Maße von der Campridge University aus, die als eine Art "Langzeitinvestition" gesehen wurden. Dem NKWD gelang es, Positionen innerhalb der Regierung besetzen (und, im Fall von Kim Philby sogar im Britischen Geheimdienst selbst), von wo aus die Agenten in der Lage waren, weitaus geheimere Informationen zu übermitteln.
2. Weltkrieg
Der MI5 beging weitere Fehler während des Zweiten Weltkriegs. Er war zum Ausbruch des Kriegs unvorbereitet, sowohl organisatorisch als auch in der Verwendung seiner Ressourcen - in keinem Verhältnis zu der dem MI5 zugewiesenen Aufgabe: einer großangelegten Internierung von feindlichen Ausländern, um feindliche Agenten zu enttarnen. Die Operation wurde schlecht gehandhabt und führte 1940 fast zum Ende der Behörde.
Eine der ersten Handlungen von Winston Churchill nach seiner Machtübernahme Anfang 1940 war die Absetzung des langjährigen Leiters der Behörde, Vernon Kell. David Petrie übernahm den Posten, nachdem sich der zunächst ernannte A.W.A. Harker als ineffektiv herausstellte. Mit dem Ende des Angriffes Auf Großbritannien wurde auch die Arbeit des MI5 erleichtert, was schließlich den größten Erfolg des Zweiten Weltkriegs ermöglichte, dem sogenannten "double-cross"-System.
Nach diesem System sollten enttarnte feindliche Agenten nicht sofort verhaftet und vor Gericht geschickt werden, sondern stattdessen "umgedreht" werden, sofern möglich. Feindlichen Agenten wurde demnach die Chance gegeben, einem Gerichtsverfahren (und der möglichen Todesstrafe) zu entgehen und falsche, aber dennoch glaubwürdige, Informationen an den eigenen Geheimdienst, beispielsweise der deutschen Abwehr zu senden. So konnte man feindliche Geheimdienste in die Irre führen. Diese Vorgehensweise entwickelte sich zu einem außerordentlich erfolgreichen System der Täuschung im Zweiten Weltkrieg.
Eine Analyse nach Ende des Krieges ergab anhand von Deutschen Geheim-Dokumenten, dass von etwa 115 ausgesandten Agenten alle Agenten (bis auf einen der Selbstmord beging) identifiziert und gefangen werden konnten, von denen mehrere "umgedreht" wurden und Doppelagent wurden. Das System hatte einen entscheidenden Anteil in der Täuschung der deutschen Militärs bezüglich Zeit und Ort der Landung alliierter Truppen am D-Day.
Nachkriegszeit
Die persönliche Verantwortung des Premier Minister wurde 1952 dem Innenminister übergeben, was bis heute noch so der Fall ist. Erst 1989 wurde eine Direktive des Innenministers, die den Auftrag des Security Services festschrieb, in ein Gesetz eingebracht. - Erst Gegen Ende der 1980er wurde die Existenz des Dienstes überhaupt erst offiziell zugegeben. Seit 1997 wirbt der Dienst auch offen in Zeitungsanzeigen und hat seit 2000 auch eine Website. Augenblickliche Leiterin der Behörde ist Eliza Manningham-Buller.
Die Nachkriegszeit war eine schwierige Periode für den MI5, dem es sichtlich nicht gelang, die noch vom NKWD eingeschleusten sowjetischen Agenten zu enttarnen. Daneben sah sich der Dienst durch den sowjetischen Nachrichtendienst KGB, der in Großbrittanien hochaktiv war, sowie durch den ansteigenden Terrorismus in Nordirland herausgefordert.
Die Rolle des Security Services im Kampf gegen den Terrorismus
Das Ende des Kalten Krieges und mehr noch der Krieg gegen Terrorismus machten eine zunehmende Neuausrichtung hin zu einer internationalen Kooperation gegenüber dem internationalen Terrorismus notwendig. Der MI5 war sehr erfolgreich im Kampf gegen den Irischen Terrorismus, seine Operationen führten in diesem Zusammenhang zwischen 1992-1999 zu 21 Verurteilungen.
1996 hat die neue Regierung den gesetzlichen Aufgabenbereich des Security Service im Hinblick auf eine Unterstützung der Strafverfolgungsbehörden ausweitet. Das hat zu einiger Diskussion geführt, da einige Politiker einerseits eine neue "Geheimpolizei"-Funktion des Security Services und andererseits ein Eindringen in den streng gehüteten Gebietsbereich anderer Strafverfolgungsbehörden befürchteten.
MI5 ist heute an vorderster Front im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus in Großbritannien. Einige Hausdurchsuchungen gegen verdächtige Islamisten und die Verhafung von Schlüsselverdächtigen werden dem Security Service gutgeschrieben. Es wurde außerdem berichtet (und nicht abgestritten), dass Mitarbeiter des Security Services an der Befragung von verdächtigten britschen Staatsbürgern in Guantanamo Bay beteiligt waren.