Der Panther

Gedicht von Rainer Maria Rilke
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Der Panther ist ein Gedicht von Rainer Maria Rilke aus dem Jahr 1902.

Panther

Inhalt

 
Maler im Jardin des Plantes, 1902

Das Gedicht besteht aus drei Strophen (ein weiblicher/männlicher Kreuzreim):

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Mit dem Untertitel „Im Jardin des Plantes, Paris“ gibt Rilke an, wo er diesem Panther begegnet ist.

Kommentar

Der Panther“ gilt als das berühmteste Dinggedicht Rilkes, in denen der Dichter zum Sprecher der „stummen Dinge“ wird. Der Panther wird in drei Strophen von seiner äußeren Erscheinung (Blick, Gang, Auge) beschrieben, um sein Inneres zu erschließen.

Der Entzug der Freiheit wird in der ersten Strophe durch den schleppenden Rhythmus ausgedrückt. Die zweite Strophe zeigt die innere Gefangenschaft des Panthers. Der Panther hat seine natürliche Wesensart verloren. Er ist selbstentfremdet. Die dritte Strophe bestätigt die äußere und innere Gefangenschaft des Panthers.

Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass der Panther eigentlich nur ein Stück ausgestellter Natur ist.

Ein motivgleiches Gedicht mit dem Titel „Tiger“ stammt von Alfred Wolfenstein. Dort heißt es:

Die große Sonne scheint in seine Zelle
Und zieht auf seinem bunt gestreiften Felle
Noch andre Striche: schwarzer Stäbe Schatten.

Sonstiges

In dem Film Zeit des Erwachens spielt dieses Rilke-Gedicht in einer Schlüsselszene eine Rolle.

"Der Panther" wird in einem gleichnamigen Lied von Chaoze One zitiert.

Die Hamburger Skapunk-Band Rantanplan hat "Der Panther" auf ihrem 1998er Album "Köpfer" vertont.

2001 vertonte Otto Sander das Gedicht für das Rilke Projekt.

Literatur

  • Karl Hotz: „Gedichte aus sieben Jahrhunderten“. Interpretationen. Bamberg. C. C. Buchners Verlag, 1993. ISBN 3-7661-4311-5