Fachdidaktik

Lehre vom fachspezifischen Unterricht
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Einordnung und Definition

Fachdidaktik ist die Konkretisierung von Didaktik (die Wissenschaft vom Lehren und Lernen) für ein bestimmtes Fach oder eine Gruppe von Fächern. Fachdidaktik steht somit an der Schnittstelle von Pädagogik und jeweiliger Fachwissenschaft.

Das Studium der jeweiligen Fachdidaktik ist zwar in den auf den Beruf der Lehrerin und des Lehrers vorbereitenden Studiengängen und im Zusammanhang mit den gewählten Fächern obligatorisch, die Angebote an den Universitäten sind jedoch außerordentlich unterschiedlich und variieren zwischen "nicht vorhanden" und einem wissenschaftlichen, forschungs- und empiriebasierten Angebot. Die Fachdidaktik nimmt großen Raum ein in der zweiten Ausbildungsphase im Studienseminar. Dabei allerdings gibt es häufig erhebliche Probleme, weil es "die" Fachdidaktik im Sinne einer verbindlichen Methodenlehre nicht gibt und nicht geben kann.

Mehr und mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Fachdidaktik keineswegs nur eine auf die Schule zu beziehende Disziplin ist; vielmehr handelt sie von der Sinnhaftigkeit, der Kommunikabilität und der Zukunftsbedeutung der jeweiligen Fachinhalte. So gesehen, muss jeder, der sich an ein Publikum wendet - Referenten, Schreiber von Artikeln, Professoren in der Hochschule - sich mit fachdidaktischen Fragestellungen auseinandersetzen.

Man hat versucht, solche zentralen Fragestellungen zu identifizieren; der wichtigste Versuch stammt von Wolfgang Klafki.

Zu den Inhalten von Fachdidaktik kann an dieser Stelle nicht mehr gesagt werden; mit Inhalt füllt sich der Begriff Fachdidaktik erst, wenn man sich auf ein konkretes Fach bezieht. Fachdidaktik kann auch als metawissenschaftliche Disziplin betrachtet werden, die überhaupt erst auf der Grundlage einer fachlichen Disziplin ("Fach") entwickelt werden kann. Nichtsdestoweniger gibt es allgemeindidaktische Trends, die sich in ähnlicher Ausprägung in ganz verschiedenen Fachdidaktiken widerspiegeln. Sowohl in Fremdsprachen als auch in Naturwissenschaften herrscht gegenwärtig die konstruktivistische Didaktik. Im methodischen Bereich werden eklektische Konzepte gegenüber geschlossenen Modellen bevorzugt (siehe auch Liste der Unterrichtsmethoden). Eine kohärente Umsetzung des konstruktivistischen Ansatzes in der Praxis liefert die im Französischunterricht entwickelte und auf alle Fächer übertragbare Methode Lernen durch Lehren.

  • Didaktik des Deutschen


Fachdidaktik als Wissenschaft?

Wie bei allen anderen Wissenschaften stellt sich das Theorie-Praxis Problem auch für die Fachdidaktik, allerdings noch akuter. In neuerer Zeit wurde die Fachdidaktik ins Leben gerufen, um die in Hochschulen ausgebildeten Lehrer auf die Realität ihres Berufes kognitiv vorzubereiten. Insofern war ein enger Praxisbezug intendiert. Am Ende der 1980er Jahre wurden bundesweit Fachdidaktikerstellen an den Hochschulen geschaffen und mit besonders qualifizierten Praktikern besetzt. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er sich am vermeintlich "Höheren" orientiert. So wurde von den Neuberufenen eine lebhafte Theoriebildung entwickelt, um inneruniversitär Anschluss an die angesehenen Fachwissenschaften zu finden. Eine solche Orientierung verträgt sich schlecht mit der Praxisanbindung, was an der gelegentlichen Abgrenzung der Fachdidaktik gegenüber der Methodik abzulesen ist. So war die Fachdidaktik in den letzten zwanzig Jahren nicht wirklich in der Lage, einerseits Anschluss an die etablierten Wissenschaften zu finden, andererseits die Lehrerstudenten und Praktiker zufriedenzustellen, empfanden sie doch das fachdidaktische Angebot häufig als praxisfern und abgehoben. Angesichts dieser Situation sind Bestrebungen an den Hochschulen zu erkennen, "wissenschaftliche" Professorenstellen in der Fachdidaktik abzubauen und durch praxisorientierte, sog. Mittelbaustellen zu ersetzen.