Kärntner Mundart

Deutscher Dialekt in Kärnten
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Als Kärntner Mundarten bezeichnet man die Dialekte des Deutschen, die in Kärnten gesprochen werden. Alle Kärntner Mundarten sind Teil des bairischen Großdialekts, der auch "Bairisch-Österreichisch" genannt wird.

Räumliche Gliederung

Man gliedert die (südbairischen) Kärntner Mundarten in Ober-, Mittel- und Unterkärntnerisch. Im Lesachtal wird keine "echt" kärntnerische Mundart gesprochen – dieses gehört mundartkundlich eher zu Tirol - ferner haben sich im Katschtal und im obersten Mölltal salzburgische und um den Obdacher Sattel auch auf Kärntner Gebiet steirische Merkmale durchsetzen können. Die Grenze zwischen der Ober- und Mittelkärntner Mundart verläuft etwa von Nötsch im Gailtal nach Nordwesten über Stockenboi, geht westlich an Spittal an der Drau vorbei und dann nordwestlich über das Reißeck und die Hochalmspitze bis zur Landesgrenze. Zu Oberkärnten im mundartkundlichen Sinn gehören also das Gail-, Möll- und obere Drautal mit dem Lurnfeld.

Außer einer räumlichen ist auch eine soziologische Unterteilung der Kärntner Mundart feststellbar: es gibt die allgemeine landesübliche Verkehrssprache und die zwischen ihr und der eigentlichen bäuerlichen Mundart stehende "Stadtsprache".

Mittelkärntnerisch

Mittelkärntnerisch wird im Liesertal, im unteren Drautal sowie im Villacher und Klagenfurter Becken, in der "Gegend", im Metnitz-, Gurk- und Glantal sowie auf dem Zoll- und Krappfeld gesprochen; dem gleichen Mundarttyp gehört auch das heutige gemischtsprachige (vormals mehrheitlich slowenische) Gebiet Unterkärntens an (seit Anfang unseres Jahrhunderts nicht ganz zutreffend auch "Südkärnten" genannt). In mundartlicher Hinsicht ist "Unterkärnten" das Görtschitz- und Lavanttal. Keiner dieser drei genannten Mundarträume ist in sich einheitlich, sondern in weitere kleinere Einheiten untergliedert.

Mittelkärntnerisch umfasst den Kärntner Zentralraum und nimmt das größte Gebiet ein. Man kann es in vier Gruppen unterteilen, und zwar in Westmittelkärntnerisch (westlich von Sirnitz, Himmelberg und Treffen, mit Spittal an der Drau und dem Liesertal), Übergangszone zum Oberkärntnerischen hin; Nordmittelkärntnerisch (Gurk- und Metnitztal sowie Krappfeld und Wimitz) mit dem Hauptmerkmal oa (aus mittelhochdeutsch ei) sowie stark gerolltem Zungen-r; Zentralmittelkärntnerisch (im Bereich des Städtevierecks KlagenfurtSt. Veit an der GlanFeldkirchenVillach) mit dem Hauptmerkmal lang a (aus mhd. ei); Südmittelkärntnerisch im unteren Gailtal, Rosen- und Jauntal einschließlich der deutschsprechenden Kanaltaler). Letzterem fehlt der sonst zu beobachtende Unterschied zwischen städtischer und bäuerlicher Sprachform; man kann es daher als einen Ableger der städtischen Variante vom Zentralmittelkärntnerischen betrachten – mit einem höheren Anteil slowenischer Einflüsse als im Kärntner Durchschnitt (dazu s. http://www.uni-klu.ac.at/groups/spw/oenf/WoerterbuchNeuDateien/Slowenisches.htm).

Durch das Wirken des Kärntners Mundartdichters Gerhard Glawischnig und seine Bedeutung (zusammen mit Justinus Mulle) bei der Entstehung des "Neuen Kärntner Liedes" ist der von ihm in seinen Werken und Liedtexten verwendete Glantaler Dialekt zu einer Art "Kärntner Koiné" geworden und genießt das bei weitem höchste Ansehen. Viele Liedtexte aus anderen Gegenden Kärntens sind an diese Sprachform angeglichen worden.

Oberkärntnerisch

Oberkärntnerisch gliedert sich in die Mundarten des oberen, mittleren und unteren Mölltales, des oberen Drautales, des Gailtales, des Gitschtales und des Gebietes um den Weißensee. Geographisch gesehen gehört auch das Lesachtal dazu. In lautlicher Hinsicht ist vor allem die Aussprache von st im Inlaut als scht in der westlichen Hälfte sowie ein heller Vokal in auslautenden Silben in Wörtern wie sune ‘Sonne’, milech ‘Milch’ oder hirbischt ‘Herbst’ zu erwähnen. Ferner ist charakteristisch die Aussprache des r, einst fast im ganzen Bezirk Spittal im Anlaut mit h-Einsatz (zum Beispiel Ross [hrous] oder Bergname Hruckenkopf, schriftsprachlich "Rücken" enthaltend) . Stark gerollt wird es unter anderem im Gailtal; das Gitschtal hat ein (dem englischen r ähnliches) kakuminales r. In weiten Gebieten wird o vor r wie å (= offenes o) gesprochen (zum Beispiel dårf ‘Dorf’). Typisch die Hebung von ea und oa vor Nasalen zu ia und ua (gian ‘gehen’ gegenüber gean in Mittelkärnten, luan ‘Lohn’ gegenüber loan in Mittelkärnten). Örtlich (vor allem im Mölltal) palatale Aussprache der Vokale (zum Beispiel röükh ‘Rock’, häüs ‘Haus’ und so weiter).

Unterkärtnerisch

Unterkärntnerisch umfasst das Görtschitz- und Lavanttal; während das Görtschitztal dem Nordmittelkärntnerischen recht nahe steht, erinnert die Mundart des Lavanttales in vielem an weststeirische Mundarten. In der älteren Mundart wird die Lautgruppe rn zu dn, zum Beispiel schtädn ‘Stern’, khådn ‘Korn’ oder Vokal + r zu silbischem r, zum Beispiel khrchn ‘Kirche’, wrbm ‘Wurm’; da in anderen Gegenden Kärntens (vor allem im Zentralraum) vor r ein a-ähnlicher Laut gesprochen wird (khiarchn, wuarm), ergeben sich hier deutliche und hörbare Unterschiede.

Zusammenfassung

Ganz Kärnten gehört – zusammen mit dem größten Teil von Tirol, dem Salzburger Lungau und den angrenzenden steirischen Gebieten (vor allem die Bezirke Murau, Judenburg, Voitsberg und Deutschlandsberg) dem südbairischen Dialektareal an.

Dieses Gebiet gehört zu den altertümlichen bairischen Mundarten, deren Altertümlichkeit nur durch die vorgelagerten Sprachinselmundarten (zum Beispiel Pladen/Sappada, Friaul, Zarz/Sorica, Slowenien [erloschen], Gottschee und so weiter) übertroffen wird. Dementsprechend finden wir sehr viele südbairische Merkmale in den Kärntner Mundarten: was Kärnten mit Tirol verbindet, aber deutlich von den mittelbairischen Mundarten abhebt, ist das Bewahren der Vorsilbe ge- im Mittelwort der Vergangenheit (PPP) vor allen Verschlusslauten: es heißt er håt gepetet / getribm / gekhocht (gegenüber mittelbair. er håt pet / tribm / kocht). Die Aussprache des e in ge- ist schwankend, zum Teil gehoben, also etwa [gi-] gesprochen, zum Teil ist die Aussprache offener, etwa [gä-], oder leicht reduziert, etwa [g'-]. Mitunter fehlt das Präfix auch im Südbairischen, zum Beispiel in ‘kommen’, vergleiche er is tswegn khem ‘er ist des Weges gekommen’, doch dies ist keine Ausnahme, sondern ein Archaismus. Weiters bleibt der Selbstlaut im Artikel die immer erhalten, es heißt im Südbairischen immer de oder di khia ‘die Kühe’, de oder di muater ‘die Mutter’, nie (wie in anderen bairischen Gebieten) d'kia beziehungsweise d'muater. Auch das "affrizierte" k, von mir geschrieben kh, genauer [kch], gehört hieher; im Südbairischen wurde jedes alte k affriziert, im Gegensatz zum Mittel- und Nordbairischen sowie zur deutschen Hochsprache. Wir haben also Aussprachen wie khem(an) ‘gekommen’, khua ‘Kuh’, khochn ‘kochen’ und so weiter Ein weiters südbairisches Merkmal ist die Verkleinerungsform -le, in der Flexion -len (in Oberkärnten) beziehungsweise -lan (in Unterkärnten), zum Beispiel diandle beziehungsweise deandle ‘Mädchen’, fegele beziehungsweise fogale ‘Vöglein’ (Plural -len beziehungsweise -lan).

Deutschkärntner Kennwörter

  • Gitsche – Mädchen (aus friaulisch chiccia)
  • hintergeben – zurückgeben
  • lai – nur
  • Pregler – Schnaps
  • Strankerln – Bohnen
  • Wos weast n? – Frage des Kellners, was man gerne zu trinken bestellen möchte
  • Kuchl - Küche