Hörspiel

Das Hörspiel ist ursprünglich eine eigenständige Kunstform für das Radio, dessen Wurzeln in Theater und Film liegen. Heute kann zwischen nicht-kommerziellen (Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sender) und kommerziellen Hörspielproduktionen unterschieden werden. Das Hörspiel als dramatisierte Inszenierung mit verteilten Sprecherrollen ist im deutschen Sprachraum besonders populär. Abzugrenzen ist das Hörspiel von Feature und Hörbuch.

Das Hörspiel ist in der Lage, auch komplizierte Bewusstseinsvorgänge mit dem Kunstgriff des inneren Monologes sowie der Montage von Stimmen und Geräuschen zu verdeutlichen. Das Hörspiel hebt sich vom Film insbesondere dadurch ab, dass Stimmungen, Informationen, Handlungen etc., ähnlich wie bei einem Buch, ohne visuelle Eindrücke vermittelt werden können. Das Originalton-Hörspiel verwendet nahezu ausschließlich direkt aufgenommenes akustisches Material, das der gewollten Aussage des Stückes gemäß zusammengesetzt wird.

Geschichte

Als erstes Hörspiel gilt A comedy of danger (BBC 1924) von Richard Hughes. In Deutschland wurde das erste Hörspiel am 24. Oktober 1924 gesendet. Hans Flesch strahlte über "Welle 467" eine "Senderspielgroteske" namens "Zauberei auf dem Sender" aus, die erstmals die technischen Möglichkeiten des neuen Mediums Rundfunk experimentell nutzte.

Am 30. Oktober 1938 sorgte die Ursendung von Krieg der Welten nach H. G. Wells in New York für Aufsehen. Zahlreiche beunruhigte Bürger meldeten sich bei der Polizei in Besorgnis um einen vermeintlichen Marsangriff.

Hörspielmacher

Autoren

Fred von Hoerschelmann (1901-1976)
Günter Eich (1907-1972)
Dylan Thomas (1914-1953)
Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)
Ernst Jandl (1925-2000)
Ingeborg Bachmann (1926-1973)
Hubert Wiedfeld (* 1937)
und andere

Regisseure

Walter Ruttmann (1887-1941)
Alfred Braun (1888-1978)
Max Ophüls (1902-1957)
Cläre Schimmel (1902-1986)
Gustav Burmester (1904-1978)
Fritz Schröder-Jahn (1908-1980)
Raoul Wolfgang Schnell (1914-2003)
Gert Westphal (1920-2002)
Heinz von Cramer (* 1924)
Peter Schulze-Rohr (* 1926)
Egon Monk (* 1927)
Friedhelm Ortmann (* 1927)
Martin Walser (* 1927)
Hans Rosenhauer (* 1928)
Jörg Jannings (* 1930)
Joachim Staritz (1932-2001)
Peter Michael Ladiges (* 1933)
Hermann Naber (* 1933)
Ulrich Gerhardt (* 1934)
Hans Gerd Krogmann (* 1935)
Klaus Mehrländer (* 1938)
Barbara Plensat (* 1939)
Karlheinz Liefers (* 1941)
Albrecht Surkau (* 1941)
Götz Fritsch (* 1943)
Bernd Lau (* 1943)
Alfred Behrens (* 1944)

Nach 1945 geboren

Ilona Jeismann (* 1945)
Walter Adler (* 1947)
Norbert Schaeffer (* 1949)
Klaus Buhlert (* 1950)
Heiner Goebbels (* 1952)
Wolfgang Rindfleisch (* 1954)
Karl Bruckmaier (* 1956)
Leonhard Koppelmann (* 1970)
Sven Stricker (* 1970)

Einzelne Hörspiele

Hörspielklassiker

Zauberei auf dem Sender. Versuch einer Sendespiel-Groteske. Das Stück wurde 1924 vom künstlerischen Leiter der Südwestdeutschen Rundfunkdienst AG in Frankfurt und späteren Intendanten der Berliner Funk-Stunde Hans Flesch geschrieben. Es nicht auf Tonträger erhalten. 1962 entstand ein Remake unter der Regie von Theodor Steiner (Prod.: HR).
Die Geschichte vom Franz Biberkopf von Alfred Döblin mit Heinrich George. Regie: Max Bing. Prod. RRG Berlin, 1930.
Weekend. Kurzhörspiel von Walter Ruttmann. Regie: Der Autor. Prod.: RRG Berlin, 1930.
Träume von Günter Eich. Musik: Siegfried Franz. Regie: Fritz Schröder-Jahn. Prod.: NWDR, 1951.
Der Prozeß von Franz Kafka. Regie: Willi Schmidt. Prod.: NWDR Berlin, 1951.
Unter dem Milchwald von Dylan Thomas. Musik: Siegfried Franz. Regie: Fritz Schröder-Jahn. Prod.: NWDR/SWF, 1954. ISBN 3-89584-599-X
Der gute Gott von Manhattan von Ingeborg Bachmann. Regie: Fritz Schröder-Jahn. Prod.: BR/SWF/NDR, 1958.
Raskolnikoff von Fjodor Michailowitsch Dostojewski. Bearbeitung: Otto Bielen. Regie: Raoul Wolfgang Schnell. Prod.: WDR, 1960.
Knöpfe von Ilse Aichinger. Regie: Otto Kurth. Prod.: NDR, 1962.
In der Sache J. Robert Oppenheimer von Heinar Kipphardt. Regie: Fritz Schröder-Jahn. Prod.: BR/WDR, 1963. (1982 von Werner Grunow für den DDR-Runfunk inszeniert.)
Der Bussard über uns von Margarete Jehn. Musik: Peter Zwetkoff. Regie: Peter Schulze-Rohr. Prod.: SWF, 1964.
Ich will nicht leise sterben von Martin Stephan. Musik: Reiner Bredemeyer. Regie: Joachim Staritz. Prod.: Rundfunk der DDR, 1976.
Der Ackermann und der Tod. Nach der gleichnamigen Erzählung von Johannes von Saaz. Hörspiel von Gunnar Müller-Waldeck. Klavierimprovisation: Burghard Meier. Regie: Barbara Plensat. Prod.: Rundfunk der DDR, 1981.
Isa und ich drei Wochen im Paradies von Margarete Jehn. Regie: Arturo Möller. Prod.: SWF, 1982.
Radio Inferno. Hörspiel in 34 Gesängen von Andreas Ammer. Regie: Andreas Ammer u. FM Einheit. Prod.: BR, 1993.
Die Säulen der Erde von Ken Follett. Regie: Leonhard Koppelmann. Prod.: WDR, 1999.
Unter dem Milchwald (Remake) von Dylan Thomas. Musik: Peter Kaizar. Regie: Götz Fritsch. Prod.: MDR, 2003.

Kriminalhörspiele

Maigret und der gelbe Hund von Georges Simenon. Komposition: Hans Martin Majewski. Bearbeitung und Regie: Gert Westphal. Prod.: SWF, 1959.
Professor van Dusen. Hörspielserie in 77 Folgen von Michael Koser. Regie: Dietrich Auerbach [Folge 1] und Rainer Clute. Prod.: RIAS und DLR Berlin, 1978-1999.
Der letzte Detektiv. SciFi-Krimiserie von Michael Koser. Regie: Heiner Schmidt [u.a.] Prod.: BR, 1984 ff.
Die haarsträubenden Fälle des Philip Maloney. Krimiserie von Roger Graf. Prod.: DRS, 1989 ff.
Felidae von Akif Pirinçci. Bearbeitung: Thomas Hackenberg. Regie: Klaus Dieter Pittrich. Prod.: WDR, 1993.
Nobiltà. Commissario Brunettis siebter Fall von Donna Leon. Komposition: Henrik Albrecht. Regie: Leonhard Koppelmann. Prod.: SWR/DLR Berlin, 2000. ISBN 3-89584-815-8.
Fremde Blicke von Karin Fossum. Bearbeitung: Andrea Czesienski. Komposition: Hanna Hartman. Regie: Götz Naleppa. Prod.: DLR Berlin, 2001. ISBN 3-89813-205-6.
Vor dem Frost von Henning Mankell. Komposition: Jan-Peter Pflug. Bearbeitung und Regie: Sven Stricker. Prod.: Der Hörverlag, 2003. ISBN 3-89940-179-4.

Science-Fiction-Hörspiele

Fahrenheit 451 von Ray Bradbury. Bearbeitung: Carl Dietrich Carls. Regie: Günther Sauer. Prod.: WDR, 1970.
Professor Tarantogas Sprechstunde von Stanislaw Lem. Regie: Dieter Hasselblatt. Prod.: BR, 1977.
1984 von George Orwell. Bearbeitung: Christoph Gahl. Musik: Friedrich Scholz. Regie: Manfred Marchfelder. Prod.: RIAS/SWF, 1977.
Per Anhalter ins All. Sechsteilige Hörspielserie von Douglas Adams. Musik: Frank Duval. Regie: Ernst Wendt. Prod.: BR/SWF/WDR, 1982.
Schöne neue Welt von Aldous Huxley. Regie: Wolf Euba. Prod.: BR, 1984.

Kinder- und Jugendhörspiele

Produktionen öffentlich-rechtlichen Sender

Prinzessin Maria vom Meere von Rolf Gozell. Musik: Trötsch. Regie: Wolfgang Rindfleisch. Prod.: DLR Berlin, 1999.
Einfach Schnickschnack nach Daniil Charms von Stefan Hardt. Prod.: HR/NDR, 2002.
Jungfrau Maleen. Kinderhörspiel von Holger Teschke. Musik: Lutz Glandien. Regie: Barbara Plensat. Prod.: DLR Berlin, 2003.
weitere Titel: s. Deutscher Kinderhörspielpreis und Kinderhörspielpreis des MDR

Kommerzielle Produktionen

Die meisten und erfolgreichsten Produktionen stammen aus dem Hause Europa (früher zu Miller, heute zu BMG gehörend). Noch heute genießen Kinderhörspiele aus den 70er- und 80er-Jahren wie Die drei ??? und TKKG, zusammen mit der für sie komponierte Hörspielmusik, bei den Fans Kultstatus.

Weitere bekannte Serien: A Nightmare on Elm Street, Airwolf, ALF, Alfred J. Kwak, Andy der Meisterdetektiv, Antares, Arborex und der Geheimbund Kim, Assars Abenteuer im Menschenland, Asterix, Benjamin Blümchen, Betonrosen und Feuerlilien, Bibi Blocksberg, Bibi und Tina, Burg Schreckenstein, Captain Blitz, Commander Perkins, Die Funkfüchse, Die Gruselserie, Die Gummibärenbande, Die Schlümpfe, Die Hexe Schrumpeldei, Elea Eluanda, Flash Gordon,Flitze Feuerzahn, Fünf Freunde, Fußball Abenteuer, Gänsehaut, Garfield, Hui-Buh, Jan Tenner, Jerry Cotton, Jenny Ratz und das Glück der Schweine, John Sinclair, Käpt'n Kux & Co, Larry Brent, Masters of the Universe, Perry Rhodan, Pizza-Bande, Point Whitmark, Pumuckl, Regina Regenbogen, Scotland Yard und Wendy.

Preise

Die bedeutendste Auszeichnung für deutschsprachige Hörspiele ist der 1951 vom Bund der Kriegsblinden gestiftete und seit 1952 jährlich verliehene Hörspielpreis der Kriegsblinden.

Weitere nationale und internationale Hörspielpreise, siehe: Hörspielpreis.

Literatur

Allgemein

Arnheim, Rudolf: Rundfunk als Hörkunst. München; Wien: Hanser, 1979.
Fischer, Eugen Kurt: Das Hörspiel. Form und Funktion. Stuttgart: Kröner 1964.
Knilli, Friedrich: Das Hörspiel. Mittel und Möglichkeiten eines totalen Schallspiels. Stuttgart: Kohlhammer 1961.
Krug, Hans-Jürgen: Kleine Geschichte des Hörspiels. Konstanz: UVK 2003.
Schwitzke, Heinz: Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1963.
Wachtel, Stefan: Schreiben fürs Hören. 2000.

Epochen

Hörburger, Christian: Das Hörspiel der Weimarer Republik. Stuttgart 1975. ISBN 3-88099-002-6
Döhl, Reinhard: Das Hörspiel zur NS-Zeit. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 1992.
Schöning, Klaus (Hrsg.): Neues Hörspiel O-Ton. Der Konsument als Produzent. Versuche. Arbeitsberichte. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1974. ISBN 3-518-00705-X
Döhl, Reinhard: Das Neue Hörspiel. 2. Aufl. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 1992.
Bolik, Sibylle: Das Hörspiel in der DDR. Frankfurt [u.a.]: Lang, 1994. ISBN 3-631-46955-1

Weblinks

Siehe auch

Radio, Liste der Hörfunkprogramme, Hörspielautor, Hörspielpreis, Feature, Hörbuch und Kunstkopf.

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