Festung Mainz

Reihe von Festungswerken um die Garnisonsstadt Mainz in Rheinland-Pfalz, Deutschland
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Mainz war von 1619 bis 1918 Festungs- und Garnisonsstadt. Die Anwesenheit von Militär und die weitläufigen Festungsanlagen prägten das Leben der Mainzer Bevölkerung stark. Insbesondere zu der Zeit als Mainz Bundesfestung bzw. Reichsfestung war. Noch heute sind viele Festungswerke und Kasernen in Mainz erhalten. Zahlreiche Straßennamen verweisen auf die Vergangenheit als Festungsstadt. Die Mainzer Zitadelle, der wichtigste Überrest der Festungszeit, gilt als bedeutendstes historisches Bauwerk neben dem Mainzer Dom.

Karte der Bundesfestung Mainz von 1844

Die ersten neuzeitlichen Befestigungsanlagen ließ um 1619 der Mainzer Kurfürst Johann von Schweickhardt von Kronberg errichten. Die mittelalterliche Stadtmauer von Mainz wurde an den wichtigsten Punkten mit Wällen befestigt und verstärkt; außerdem lässt der Kurfürst auch den strategisch äußerst wichtigen Jakobsberg, am Rande der Stadt gelegen, zur "Schweickhardtsburg" ausbauen. Allerdings hatte der Kurstaat keine Mittel, um die notwendige Anzahl an Soldaten aufzubringen, die für eine angemessene Verteidigung gesorgt hätten. Daher konnte am 23. Dezember 1631 auch der schwedische König Gustav Adolf ungehindert in die Stadt einziehen. In der Schwedenzeit, die bis zum Januar 1636 andauern sollte, wurden die vorhanden Befestigungsanlagen verstärkt. An der Mainmündung wurde sogar ein Sperrfort mit dem Namen Gustavsburg angelegt

Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges baute Kurfürst Johann Philipp von Schönborn Mainz zur Festung aus. So wurden zwischen 1655 und 1675 an die 16 Bastionen errichtet, die einen sternförmigen Gürtel um Mainz bildeten; Als Festungskommandantur diente die Zitadelle, die auf dem Jakobsberg errichtet wurde und die "Schweickhardtsburg" ersetzte.

Die Mainzer Zitadelle

Von 1710 bis 1730 lässt Kurfürst Lothar Franz von Schönborn den Festungsbaumeister Maximilian von Welsch einen zweiten Festungsring um die Stadt errichten, der aus fünf weit vorgeschobenen Forts (auch Schanzen genannt) bestand. Diese waren durch einen weiteren Wall miteinander verbunden und konnten im Kriegsfall durch einen unterirdischen Gang vom ersten Festungsring aus mit Soldaten besetzt werden.

Weil es an Geld für eine ausreichende Garnison fehlte, wurde die Festung Mainz 1792 in den Revolutionskriegen den Franzosen kampflos übergeben. 1793 musste die Festung Mainz von den deutschen Truppen wieder mühevoll zurückerobert werden. Nur ein paar Jahre später kam Mainz mit dem Frieden von Campo Formio dauerhaft an Frankreich. "Mayence" wurde unter Napoleon zur wichtigsten Festung am Rhein, der neuen Ostgrenze Frankreichs. Das bekam die Stadt in den Endtagen Napoleons auf besonders schlimme Art und Weise zu spüren: Beim Rückzug der "Grande Armee" im Herbst 1813 war Mainz die erste Rast auf französischem Boden. Viele Soldaten waren bereits zu diesem Zeitpunkt mit dem Fleckfieber infiziert und rasch konnte sich die Seuche in den engen Gassen von Mainz ausbreiten. So forderte der „Typhus de Mayence“ eine große Anzahl an Opfern.

Nach dem Abzug der Franzosen 1814 kam Mainz bei der Neuordnung Deutschlands im Zuge des Wiener Kongresses zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Am 30. Juni 1816 wurde der entsprechende Vertrag unterzeichnet. Gleichzeitig wurde die Festung Mainz dem Deutschen Bund unterstellt.

Das Proviantmagazin der Bundesfestung Mainz

Die deutschen Länder sahen die Festung Mainz nun als wichtiges Bollwerk gegen das im Westen liegende Frankreich an. So wurden große Summen bereitgestellt, um die Festung auszubauen und bestehende Wehranlagen zu modernisieren. Zusätzlich dazu wurde Mainz nun mit einer ständigen Garnison versehen, die von Preußen und Österreich gestellt wurde. In dieser Zeit wurden auch viele Neubauten errichtet, die noch heute vorhanden sind: zum Beispiel das Fort Weisenau im Volkspark, das Proviantmagazin am Schillerplatz oder das Fort Bingen, von dem eine Kasematte noch auf dem Campus der Universität Mainz erhalten ist. Das Fort Bingen gehörte neben dem Fort Mariaborn und dem Fort Gonsenheim zu einem dritten Festungsring, der um Mainz gezogen wurde.

Nach dem Deutsch-Deutschen Krieg von 1866 wurde Mainz erst preußische Festung, um dann sieben Jahre später Festung des Deutschen Reiches zu werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mainz schon die industrielle Entwicklung verpasst: Die Befestigungswerke und militärisch freigehaltenen Flächen verhinderten ein Ansiedeln von modernen Fabriken und Industrieanlagen, hinzu kam die unglaubliche Enge der Mainzer Gassen und Straßen. 1872 wurde dann die lang ersehnte Neustadterweiterung von den Festungsbehörden genehmigt: Den nördlichen, schönborn’schen Bastionsgürtel riss man ab – auf ihm entstand die Kaiserstraße. Um die Neustadt herum errichtete man allerdings wieder einen Wall. Diesen "Rheingauwall" musste die Stadt Mainz teuer bezahlen.

1904 wurde die Festung endlich aufgelassen. Auf Order des Kaisers Wilhelm II. wurden bis 1912 viele der Festungswerke und Stadttore niedergelegt. Dennoch blieb Mainz noch immer Festung: in einem Umkreis von 15km wurden neue, moderne Bunkerbauten errichtet, die die veralteten Festungswerke ersetzen sollten. Dieser vierte Festungsgürtel zog sich durch die rheinhessischen Ortschaften Heidesheim, Wackernheim, Ober-Olm, Nieder-Olm, Zornheim, Ebersheim und Gau-Bischofsheim und bestand aus rund 300 Bunkern.

Mit dem Versailler Vertrag von 1918 endet die 300jährige Geschichte von Mainz als Festungsstadt. Allerdings dienten die zahlreichen unterirdischen Gänge der Festung noch im Zweiten Weltkrieg als Unterschlupf vor Bombenangriffen.


Literatur

  • Falck, Ludwig: Die Festung Mainz. Das Bollwerk Deutschlands - "Le boulevard de la France". Eltville 1991.