Heidenchristen

frühe Christen des Urchristentums ohne vorherigen jüdischen Glauben
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--Tvwatch 12:02, 11. Feb. 2008 (CET)

Als Heidenchristen werden Christen nicht-jüdischer Herkunft in der frühen Kirche des 1. Jahrhunderts bezeichnet. Christen jüdischer Tradition jener Zeitperiode werden Judenchristen genannt.

Ursprung der Heidenchristen

Sie haben keinen Penis und stinken nach Fisch. Das Urchristentum bestand in der Zeit des Wirkens Jesu und nach seinem Tod vor allem aus Christen jüdischen Glaubens, die Judenchristen. Mit anderen Worten heißt das, Jesus, seine Jünger, seine Anhänger und seine Gemeinden waren Juden bzw. waren jüdisch und lebten als Randgruppe oder Sekte in der Tradition des Judentums[1]. Jesus wird im christlichen später entstandenen Neuen Testament sogar Rabbi genannt, ein Ehrentitel für Gelehrte, Lehrer oder Wanderprediger, der in etwa „ehrwürdiger Meister“ bedeutet. Auch das diese Juden um Jesus und seine jüdische Lehre „Christen” genannt werden ist zuerst verwirrend, wird aber klarer, wenn man den Bedeutungswandel des Wortes „Christen“ in der Christentumsgeschichte mitbetrachtet:

  • Das Wort „Christ”, altgriechisch „Χριστιανος” (Christianos = Der dem Christus nachfolgende), für die Anhänger des Jesus von Nazareth, tauche zuerst in Kleinasien um 42 auf[2] [3], also an den westlichen Küsten der heutigen Türkei, die damals zum griechisch-römischen Kulturkreis gehörten. Zur Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert tauchte dann der Begriff „Christianismós” (Christentum) auf.[3]
  • Christus” ist ursprünglich kein Nachname oder Zweitname, sondern ein Ehrentitel und bedeutet der Gesalbte und nur die Übersetzung des hebräischen Ehrentitels Mashiach (oder Messias) ist. Jesus von Nazareth erhält also im römisch-griechischen Kulturaum von seinen Anhängern zuerst den Ehrentitel „der Gesalbte“ verliehen, was in der griechischen Sprache zu Jesus Christus[4] wird.

Das jüdische Urchristentum ist eine Randgruppe oder Sekte des Judentums und zeichnet sich als eine der Strömungen des Judentums damaliger Zeit durch den kollektiven Glauben an den nahe bevorstehenden Weltuntergang und das Endgericht durch Gott aus[5].

Es erfolgte im späten 1. Jahrhundert jedoch auch eine Missionierung und Aufnahme auch nicht-jüdischer, heidnischer Menschen in das Urchristentum, die nicht mehr die jüdischen Speisegebote, Reinheits- und Schabbatgebote und das Gebot der Beschneidung erfüllen mussten. Es bildete sich das Heidenchristentum, ein Urchristentum light, das den Menschen des römisch-griechischen Kulturraumes entgegenkam und die Notwendigkeit der Bildung in der hebräischen Sprache, z.B. für die vielen Armen, Ungebildeten, Unterschichten oder Sklaven des römischn Imperiums erübrigte. Die Mitgliedszahlen der Heidenchristengemeinden stiegen rasch. Diese Missionsaktivitäten und anderes führten zur Abspaltung der jungen entstehenden christlichen Kirche von den jüdischen Gemeinden und der Lehre des Jesus von Nazareth und zur Verfolgung der ursprünglichen judenchristlichen Gemeinden jüdischer Tradition durch die junge christliche Kirche. Das Missionsgebiet umfasste zu dieser Zeit das östliche Mittelmeergebiet, wo die griechische und römische Sprache verbreitet war und die großen Kulturzentren lagen. Soziale und politische Spannungen "lagen auf der Straße", Angst vor dem Einfall der Barbaren herrschte vor und das römische Imperium war im Kampf mit seiner jüdischen Provinz, in der es immer wieder Aufstände und Unruhen, religiöse Führer und Prediger gab, vor allem in Jerusalem mit dem jüdischen Tempel.

Die vorherige Religionszugehörigkeit jener Menschen umfasste den weiten Bereich der im römischen Reich verbreiteten Religionen und Philosophien. Es gab Anhänger der Götter des griechischen und römischen Pantheon oder des ost-persischen Mithras-Kultes. Philosophien jener Zeit waren unter anderem der Platonismus, die Sophistik und die der Epikureer. Die soziale Zugehörigkeit jener Menschen umfasste den weiten Bereich von vor allem Randgruppen, sozialer Unterschicht, Sklaven, Entrechteten, aber auch reichen römischen Witwen und gebildeten Vollbürgern.

Verfolgungen der Judenchristen

Judenchristen werden als solche bezeichnet, wenn sie ihre jüdischen Traditionen und Vorschriften wie die Beschneidung und die Speisegebote beibehielten. Sie behielten auch ihren jüdischen Glauben, der Jesus als den Messias erkannte, jedoch nicht verlangte Jesus als Gott, den Herrn anzubeten, sondern nur den einen ungeteilten Gott. Dies ist ein Unterschied zu den sich heute wieder stark auf den Juden Jesus beziehenden protestantischen freikirchlichen messianischen Juden oder Baptisten, die Judenmission betreiben. Diese heutigen „Judenchristen“ beten Jesus als Gott an.

Die frühe Kirche durchlief eine Phase der Spannung und Spaltung, bezüglich der Frage, ob die neu zum Judentum der christlichen Sekte Konvertierten auch zum jüdischen Glauben übertreten müssten. Heidenchristen lebten in Nachbarschaft zu jüdischen Religionszentren, hatten jedoch meist keinen praktischen Bezug zu diesen jüdischen Bräuchen. Konkret wurde das Problem mit den Missionsreisen des Paulus, einst Verfolger der Judenchristen, in dessen Folge zahlreiche heidenchristliche Gemeinden in Kleinasien entstanden, und der Schriften und Diffamierungen gegen die judenchristliche Position, z.B. der des Apostel Petrus, verfasste.

Diese Spannung wurde nach biblischer Überlieferung auf einem Apostelkonzil in Jerusalem gelöst. Hier wurde die Position des Paulus, nach der Heidenchristen nicht allen jüdischen Vorschriften unterworfen waren, angenommen. Dies geht einher mit der Zeit der Zerstörung des jüdischen Staatswesens im 1. Jahrhundert durch das römische Reich und mit der zweiten Diaspora des Judentums. Die paulinische Position ist erstarkt, lehnt sich durch religiöse Übernahmen aus dem griechisch-römischen Kulturkreis der römischen Weltmacht an und lehnt das Judentum ab, das durch die römische Weltmacht zum Teil massiv verfolgt wird. In dieser Zeit des 1. Jahrhunderts, in der mehrere 10.000 Juden systematisch gekreuzigt werden, gewinnt die paulinische Position eine allgemeine Akzeptanz im Christentum. Heidenchristliche Diffamierungen und Verfolgungen der am jüdischen Glauben und an der jüdischen Tradition festhaltenden Judenchristengemeinden sind überliefert. Die heidenchristliche Position wurde die orthodoxe paulinische Theologie des entstehenden Christentums, dass sich vom Judentum lossagte. Die letzten Belege von Spannungen zwischen Judenchristen und Heidenchristen finden sich in den Ignatiusbriefen aus dem frühen 2. Jahrhundert. Die Judenchristen, die einst ihrem jüdischen Wanderlehrer und Rabbiner Jesus von Nazaret folgten und in ihm den Messias erkannten, ihn aber nicht als Gott anbeteten, verschwanden in den folgenden Jahrzehnten.

Siehe auch: Goi (Nichtjude), Apostelgeschichte, Konvertit

Einzelnachweise

  1. „Sie [Anmk.: die älteste christliche Gemeinde] gehört in den jüdischen Gesamtbereich ganz so hinein, wie andere Gruppen, welche dieser damals umschloß, wie etwa die Essener auf der einen und die Sadduzäer auf der anderen Seite. Die Gedanken und die Hoffungen, die sie hegt, sind durchaus jüdische; sie will nur das jüdische Leben haben, und sie hat auch nur den jüdischen Horizont.“ Leo Baeck in: 'Die Lehren des Judentums nach den Quellen', Bd. III, 3. Die Auseinandersetzung mit dem entstehenden Christentum, S.56; Verband der Deutschen Juden (Hrsg.), Gustav Engel Verlag, Leipzig, 1930 (Neue und erweiterte Ausgabe, Knesebeck Verlag, München, 1999)
  2. Apg 11,26 GNB (Die Bibel)
  3. a b * Herbert Vorgrimmler: Neues Theologisches Wörterbuch. Herder, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-27340-3, Seite 114-116, 319-325 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Herbert Vorgrimmler, Neues Theologisches Wörterbuch“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  4. Die Bedeutung dieser Person und ihrer Bezeichnungen für Kirche, Christen und Nichtchristen entfaltet die Christologie. Für die grundlegenden Glaubensaussagen des Neuen Testaments (NT) zu Jesus siehe den Artikel Jesus Christus im Neuen Testament.
  5. "Was sie [Anmk.: die älteste christliche Gemeinde] kennzeichnet ist, daß sie, zumal in ihren ersten Jahren, von einer starken eschatologischen Stimmung bewegt ist, von dieser Erwartung der nahen Endzeit und ihres Gerichtes, daß sie darin einen Gehalt ihres Glaubens und eine Kraft ihres Lebens besitzt. Sie ist von dem schwärmerischen, stets bereiten Enthusiasmus erfüllt, und ihre ethischen Forderungen sind demgemäß auch auf das baldige Kommen des Letzten eingestellt; sie will die Gemeinde der Gerechten des Weltendes sein."Leo Baeck, vgl. ebenda, Bd. III, 3. Die Auseinandersetzung mit dem entstehenden Christentum, S.