Kanarienvogel

domestizierter Kanarengirlitz
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Der Kanarienvogel (Serinus canaria), auch Kanarengirlitz, ist ein Singvogel, dessen Herkunftsort die Kanarischen Inseln sind, daher auch sein Name. Heutzutage lebt der Kanariengirlitz, die wilde Stammform des Kanarienvogels, noch immer auf den Kanarischen Inseln, auf Madeira und den Azoren.

Kanarienvogel
Domestizierter Kanarienvogel
Domestizierter Kanarienvogel
Domestizierter Kanarienvogel
(Serinus canaria)
Vorlage:Taxonomy
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Vorlage:Ordo: Sperlingsvögel
(Passeriformes)
Vorlage:Subordo: Singvögel (Passeri)
Vorlage:Familia: Finken (Fringillidae)
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(Carduelinae)
Vorlage:Genus: Girlitze (Serinus)
Vorlage:Species: Kanarienvogel
(S. canaria)

Der Kanarienvogel ist neben dem Wellensittich ein beliebtes Haustier, da er wegen seines schönen Gesanges und seiner anmutigen Gestalt gern gehalten wird.

Er lebt vor allem von Samen und Blättern und hat einen kleinen, jedoch starken Schnabel.

Die Besonderheiten des Kanariengirlitzes

Aussehen und Vorkommen

Der Kanariengirlitz ist etwas kleiner als die meisten Zuchtformen. Das für den Kanarienvogel so typische Gelb haben auch Kanariengirlitze in Teilen ihres Gefieders, doch ist es stark mit Grün, Gelbgrün und Schwarzbraun vermischt. Die Weibchen sehen etwas unscheinbarer aus als die Männchen.

Die bevorzugten Gebiete des Kanariengirlitzes sind offene Landschaften in flachen Regionen oder Hanglagen. Dort bieten Bäume und Büsche Versteckmöglichkeiten und es gibt genügend Futter.

Leben im Jahresverlauf

Die Brutzeit der Kanariengirlitze beginnt im Februar oder März. Dann verstärken die Männchen ihren Gesang und zeigen einen Balzflug. Sobald ein Männchen auf diese Weise ein Weibchen gefunden hat, beginnt dieses mit dem Nestbau, meist in einer Astgabel in Stammnähe in etwa 2 bis 3 m Höhe. Ein bis zwei Bruten in einem Sommer sind üblich. Nachdem die letzten Jungen flügge, das heißt selbstständig, geworden sind, schließen sich die Kanariengirlitze zu größeren Schwärmen zusammen und ziehen im Winterhalbjahr auf der Suche nach Nahrung auf den Inseln umher.

Die Sinnesleistungen

  • Sehvermögen: Der Gesichtskreis des Kanarienvogels beträgt 300° bis 320°, da er seine Augen unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen bewegen kann. Er sieht, was vor ihm, seitlich und schräg hinter ihm passiert. Dabei nimmt er Farben wahr. Im Dunkeln kann er jedoch nichts mehr erkennen.
  • Gehörsinn: Zudem hat der Kanarienvogel ein sehr ausgeprägtes Hörvermögen. Es ist aber nicht wahr, dass Kanarienvögel Tonfrequenzen wahrnehmen, die Menschen nicht hören können. Er kann jedoch sehr schnelle Tonfolgen unterscheiden, im Gedächtnis speichern und wiedergeben.
  • Geruchs- und Geschmackssinn: Allerdings ist sein Geruchssinn, und damit sein Geschmackssinn, nicht besonders gut ausgeprägt, aber dennoch vorhanden.
  • Gleichgewichtssinn: Der Kanarienvogel hat ein empfindliches Gleichgewichtsorgan mit Sitz im Innenohr. Er kann auf dünnen Ästen und in der Luft das Gleichgewicht halten.

Der Gesang

Der Gesang des Kanarienvogels wird im unteren Kehlkopf, der Syrinx, wo sich die Luftröhre in die beiden Hauptbronchien gabelt, gebildet. Beim Singen reckt das Männchen seinen Hals, holt tief Luft und singt aus "voller Kehle". Die Töne werden erzeugt, indem Membranen angespannt und in Schwingungen versetzt werden. Das geht nur beim Ausatmen. Dass Kanarien scheinbar ohne zwischendurch Luft zu holen weitersingen können, liegt daran, dass sie rasch und schwingend mit einer Frequenz von 25 pro Sekunde Luft ausstoßen.

Indem sie die beiden Membranen an ihrem Stimmorgan, der Syrinx, unabhängig voneinander schwingen lassen, könnten sie im Duett mit sich selbst singen.

Das Männnchen singt recht lange, aus vielen Touren oder Phrasen aufgebaute Strophen. Die Strophe beginnt mit einem variablen, leisen Eingang von ein paar Elementen und gipfelt in einer sehr lauten Touraus harten absteigneden Elementen. Den Wildvögeln fehlen allerdings im Gegensatz zum Harzer Roller die tiefen Phrasen, die auf züchterische Selektion zurückzuführen sind. Dafür kann der Kanariengirlitz bis zu 400 Elemente beherrschen und singt damit vielfältiger als die Zuchtformen. Dennoch muss in beiden Fällen die Vielfalt der Klangeinheiten erlernt werden, die ein Leben lang erweitert werden kann.

Der Kanarienvogel singt, um sein Revier gegen seine Artgenossen zu verteidigen und um ein Weibchen zu werben. Manchmal dient der Gesang auch der Begleitung beim Nestbau.

Die Körpersprache

Der Kanariengirlitz kommuniziert nicht nur durch den Gesang, sondern auch mit seinem Körper.

  • Spreizt der Kanarienvogel die Flügel ab, so droht er damit seinen Artgenossen oder er streckt sich, um sich abzukühlen.
  • Sitzt er auf einem Bein, ist er entspannt und fühlt sich wohl.
  • Plustert der Kanarienvogel sich auf, fühlt er sich behaglich und wohl oder ist krank.
  • Sperrt der Kanarienvogel seinen Schnabel auf (Hecheln), droht er damit seinen Artgenossen oder er hat ein Bedürfnis nach Abkühlung.
  • Hackt er mit dem Schnabel, ist er aggressiv.
  • Steckt er seinen Kopf ins Gefieder, schläft er, ist sehr entspannt oder ist krank.
  • Hält der Kanarienvogel seinen Kopf schief, fordert er seinen Partner zum Kraulen auf oder beobachtet seine Umgebung mit einem Auge.
  • Putzen sich Kanarienvögel gegenseitig, bekunden sie damit ihre Sympathie füreinander.
  • Wetzt ein Kanarienvogel seinen Schnabel, reinigt er ihn oder er will seine Artgenossen beschwichtigen.
  • Schnäbeln Kanarienvögel miteinander, bekunden sie sich große Zuneigung. Schüttelt ein Kanarienvogel sein Gefieder, ordnet er seine Federn nach dem Putzen oder Baden, oder er befreit sich nach einem Schmerz oder Schreck von einer Anspannung.
  • Streckt er seinen Körper und stellt seine Flügel aus, so ist er überhitzt und will sich abkühlen.
  • Streckt der Kanarienvogel seinen Körper und legt sein Gefieder eng an, ist er stark erschrocken und zeigt Demut.
  • Tanzt er, will er einem Weibchen imponieren.

Verhalten untereinander

Kanariengirlitze verfügen über eine Vielzahl an Verhaltensweisen.

Gegenseitige Gefiederpflege

Kanariengirlitze bieten ihrem Partner zur Pflege häufig Körperpartien an, die sie beim Putzen mit dem Schnabel nicht erreichen. Als Aufforderung zum Putzen steckt einer dem anderen also Nacken, Kopf oder Kehle entgegen. Der Partner zieht nun an der dargebotenen Stelle eine Feder nach der anderen durch den Schnabel. Berührt er aber einmal andere Körperstellen, wird der Geputzte sogleich unruhig, pickt nach ihm oder fliegt fort.

Aggressives Verhalten

Kanariengirlitze sind sehr friedliche und verträgliche Vögel. Dennoch kommt es auch unter ihnen hin und wieder zu Streitigkeiten, vor allem um begehrtes Futter, Sitzplätze oder Nistmaterial. Oft beschränkt sich der Streit auf gegenseitiges Drohen, wonach der Unterlegene schon aufgibt.

In der Voliere kann es vorkommen, dass ein bestimmter Kanarienvogel oft gejagt wird und nicht ans Futter darf. Er kommt nicht zur Ruhe und kann unter Herzversagen eingehen. Man sollte ihn in diesem Falle unbedingt in einen anderen Käfig setzen.

Die Geschichte des Kanarienvogels

Im 15. Jahrhundert brachten die Spanier den Kanarienvogel nach Europa und züchteten ihn. Um ihr Monopol zu wahren, verkauften sie nur die Männchen. Doch um 1550 gelangten die Italiener in den Besitz von Mischlingen aus Kanarienvögeln und europäischen Girlitzen und begannen eine eigene Zucht. Dadurch brach das Monopol der Spanier zusammen. Nun gelangten die Kanarienvögel über Tirol nach Deutschland. Bis Ende des 16. Jahrhunderts wurden nur Gesangskanarien gezüchtet. Danach wurde auch auf die Farbe und zuletzt auf die Positur Wert gelegt.

Kanarienrassen und Farbschläge

Es gibt Gesangskanarien, Farbenkanarien und Positurkanarien.

1. Gesangskanarien: Der Gesang hat den Kanarienvogel berühmt gemacht. Er wird auch "Sänger im gelben Federkleid" liebevoll genannt. Hierzu zählen z. B.

  • Harzer Roller
  • Belgischer Wasserschläger
  • American Singer
  • Spanischer Trimbrado

2. Farbenkanarien: Hier handelt es sich um eine Kanarienrasse mit verschiedenen Farbschlägen.

3. Positurkanarien: Hierzu zählen z. B.

  • Raza Espagnola
  • Yorkshire
  • Münchener
  • Pariser Trompeter

Kauf von Kanarienvögeln

Kanarienvögel sollten nicht aus einer Laune heraus oder voreilig gekauft werden. Sie sind Lebewesen und keine Möbelstücke, keine Modeartikel und kein Spielzeug. Zudem sind sie entgegen der weit verbreiteten Meinung auch nicht pflegeleicht, da sie jeden Tag viel Pflege und Zuwendung brauchen.

Fragen vor der Anschaffung

Vor der Anschaffung eines Kanarienvogels muss man sich kritisch und ehrlich den folgenden Fragen stellen:

Steht ausreichend Zeit und Geld zur Verfügung? Welche Ansprüche stellt der Vogel an Käfiggröße und Futter? Wo kann der Vogel untergebracht werden? Wer pflegt den Vogel im Urlaub? Ist eine Allergie gegenüber Federn oder Federnstaub vorhanden?

Kann man nicht alle Fragen befriedigend beantworten, sollte man auf die Anschaffung eines Kanarienvogels verzichten.

Kriterien beim Kauf

Kanarienvögel kauft man am Besten direkt beim Züchter, denn dort kann man Hilfe bei Fragen zur Haltung und Auskunft über die bisherige Fütterung erhalten. Organisierte Züchter (Kriterien: keine Massenproduktion, ständige Beobachtung, vorbeugende Impfungen gegen die schlimmsten Krankheiten) versehen die Kanarienvögel mit einem Fußring, der die bei AZ oder DKB eingetragene Ringnummer des Züchters enthält. Da die Zucht bei einem verantwortungsvollem Züchter oft mit viel Aufwand betrieben wird, ist ein schöner, gesunder Kanarienvogel oft günstiger als im Zoofachhandel. Besucht man den Züchter, sollte man die Volieren anschauen und den ausgewählten Vogel im Käfig beobachten, ohne ihn dabei zu beunruhigen:

Sitzt er aufgeplustert da? Wird die Sitzstange kräftig mit den Zehen umschlossen? Ist das Gefieder verschmutzt? Wippt der Vogel beim Atmen? Gibt sich der Vogel auffällig zahm?

Ein solcher Vogel ist nicht gesund und sollte nicht gekauft werden. Ein gesunder Kanarienvogel hat wache Augen, nimmt Anteil an seiner Umgebung, ist in eine Gruppe weiterer Vögel integriert und entzieht sich jedem Fangversuch durch Flucht.

Die Haltung des Kanarienvogels

Kanarienvögel sollten nicht alleine gehalten werden, denn auf den Kanarischen Inseln leben sie außer während der Brutzeit im Schwarm. Darum gehen oft wegen ihres Gesangs einzeln gehaltene Männchen seelisch und körperlich ein. Man sollte sich also für mindestens zwei Vögel, egal ob als ein Pärchen oder zwei Männchen, in einem Käfig entscheiden. Folgende Hinweise sollten außerdem bei der Haltung beachtet werden:

Freiflug

Um gesund zu bleiben und ihre Muskeln zu stärken, müssen Kanarienvögel regelmäßig die Gelegenheit haben, einige Flugrunden im Zimmer zu drehen. Man sollte allerdings vorher alle Fenster und Türen schließen und während des Freifluges kein Futter außerhalb des Käfigs anbieten.

Gefahrenquellen

Vor dem Freiflug müssen einige Gefahrenquellen beseitigt werden: Bücherregale stellen für den Kanarienvogel eine Gefahr da, wenn er schlüpft oder hinter die Bücher fällt Er kommt dann nicht mehr allein heraus. Der Kanarienvogel kann auch gegen Fensterscheiben oder Glaswände fliegen und bekommt als Folge davon eine Gehirnerschütterung oder erleidet einen Schädelbruch. Er kann durch offene Fenster entfliegen oder er klemmt sich ein, wenn eine offene Tür geschlossen wird.

Der Kanarienvogel rutscht vielleicht in Gefäße mit Wasser (Gläser, Krüge, Vasen, Putzeimer) herein und ertrinkt dann. Gegebenfalls rutscht er in einen Papierkorb oder ein Ziergefäß hinein, verhungert oder bekommt einen Herzschlag vor Angst, da er nicht allein hinaus kann. Der Kanarienvogel rutscht gegebenenfalls auf glatten Flächen (Tischplatte) aus und bricht sich die Zehen.

Der Kanarienvogel kann unbemerkt in offene Schränke oder Schubladen eingeschlossen werden und dann ersticken oder verhungern. Er kann auch in Spalten zwischen Wand und Möbelstücken abrutschen und sich einklemmen. Der Kanarienvogel verbrennt sich gegebenenfalls beim Landen auf der heißen Herdplatte oder ertrinkt im offenen Topf. Oder er verbrennt sich beim Fliegen durch die Flamme einer Kerze.

Der Kanarienvogel knabbert vielleicht an giftigen Pflanzen und vergiftet sich daran. Oder er vergiftet sich tödlich durch Alkohol, Chemikalien und Putzmittel.

Entflogen - Was zu tun ist

Ein entflogener Kanarienvogel kann in der Freiheit kaum überleben. Seine auffallende Färbung macht ihn zur leichten Beute für Katzen, Greifvögel und Marder. Außerdem ist er nicht daran gewohnt sich sein Futter selbst zu suchen. Entweicht ein Kanarienvogel, ist er zunächst einmal völlig verschreckt durch die fremde Umgebung. Meistens fliegt er auf einen hohen Baum. Dort sollte man ihn beobachten, denn solange er in Sichtweite bleibt, besteht Hoffnung, dass er wieder zurückkommt.

Was man tun sollte:

  • Den Käfig auf das Fensterbrett oder den Balkon stellen.
  • Gut sichtbar Futter um den Käfig herum- und hineinstreuen.
  • Um den Kanari von einem niedrigen Ast zu bergen hilft in manchen Fällen ein Kescher.
  • In der Zeitung inserieren, dass der Kanari entflogen ist.

Was man nicht tun sollte:

  • Dem Kanari aufgeregt hinterherlaufen oder gar nachklettern.
  • Die Feuerwehr bemühen: Hat sie ihre Leiter ausgefahren, ist der Kanari schon auf dem nächsten Baum.

Käfig

Er sollte so groß wie möglich, dabei aber länger als hoch sein, um einige Flügelschläge zu ermöglichen. Runde Käfige bieten den Vögeln weder genügend Platz zum Hüpfen noch zum Fliegen. Man muss den Käfig wöchentlich mit Wasser und Seife oder Geschirrspülmittel reinigen und gründlich trocknen, ehe man den Vogel wieder hineinlässt.

  • Stangen: Der Käfig sollte nicht mehr als zwei bis drei Stangen enthalten, damit genügend Platz für Bewegungen bleibt. Der ideale Stangenabstand beträgt 30-40cm. Ungeeignet sind viereckige und Plastikstangen. Am Besten geeignet sind Weiden- und Ostbaumzweige mit Rinde, die unterschiedliche Durchmesser haben, damit der Vogel seine Gelenke ständig trainieren kann. Diese müssen mindestens einmal monatlich ausgewechselt werden, da sich an ihnen gerne Milben ansiedeln.
  • Boden: Für eine schnelle und gründliche Reinigung am Besten geeignet ist Haushalts- und Zeitungspapier. Es eignet sich gut, um Kot und Harn zu kontrollieren, da kaum Sand aufgewirbelt wird, durch den sich der Vogel Parasiten einfangen könnte. Man sollte Sand und Grit in Näpfen statt als Bodenstreu anbieten, um diese Gefahr zu verringern. Allerdings ist eine 3cm dicke Sandschicht, die regelmäßig gewechselt wird, für den Kanarienvogel angenehmer. Nicht geeignet sind Gitter über dem Käfigboden und vorgefertigtes Sandpapier.
  • Gritsteine und Kalk: Grit benötigt der Magen des Kanarienvogels, um die Körner zu zerkleinern. Es kann in einem kleinen Hängenapf oder zusammen mit dem Futter angeboten werden. Zur Mauser und zur Brutsaison muss Kalk in Form von Kalkstein, Sepiaschale oder Kalkgrit bereitgestellt werden.
  • Futter- und Trinknäpfe: Futter und Wasser werden in Näpfen angeboten, die nicht direkt unter der Sitzstange liegen dürfen, um eine Verunreinigung mit Kot zu vermeiden. Sie werden täglich gereinigt und getrocknet sowie kontrolliert. Das gilt auch für Futter- und Wasserautomaten, um Infektionen zu verhindern.
  • Bademöglichkeit: Kanarien sind "Wasserratten". Deshalb muss täglich die Möglichkeit zu baden bestehen. Entweder stellt man ein Badegefäß an beziehungsweise in den Käfig oder man duscht sie mit einer gründlich gereinigten Blumensprühflasche ab, in der man weder Dünger noch Pflanzengifte hatte.
  • Standort: Der Käfig sollte in Augenhöhe des Menschen aufgestellt werden und mit einer Seite zur Wand stehen. Er darf nicht der direkte Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein und nur selten seinen Standort ändern. Auch sollte er an einem erschütterungsfreiem Standort stehen. Die Küche ist wegen der Essensdämpfe, der Gefahrenquellen beim Freiflug und der Vergiftungsmöglichkeiten ungeeignet. Ebenso schlecht ist es den Käfig in weniger als 3m Entfernung zum Fernseher, Klavier oder Lautsprecher zu stellen, da die Töne im Ultraschallbereich als sehr schrill von den Kanaries empfunden werden. Helle Ecken bieten Kanaries ein Gefühl von Sicherheit. Den Käfig nachts abzudecken ist sinnvoll, aber nicht zwingend.
  • Temperatur: Die Temperaturen im Käfigzimmer sollten demgemäß unterschiedlich sein, dass ein Tag- und Nachtrhythmus möglich ist. Zu hoch sind die Temperaturen über 40°C, zu niedrig unter 7°C.
  • Licht: Kanarienvögel sind tagaktive Tiere. Zum Tageslicht im Käfigraum sollte der Kanari im Sommer draußen in den Schatten unter Beobachtung (Katzen!) gestellt werden, um das Sonnenlicht zu genießen und gesund zu bleiben.
  • Luft: Wegen ihrer hohen Stoffwechselaktivität haben Kanaries einen großen Sauerstoffbedarf. Schlechte und staubige Luft, Zugluft, Zigarettenqualm sind tabu. Eine Luftfeuchtigkeit von 60-70% im Käfigzimmer ist optimal.

Fütterung

Fütterungsfehler verursachen oft Krankheiten. Ein Kanarienvogel kann sterben, wenn er einen Tag kein Futter vorfindet. Auch kann er sich nicht eine vorgegebene Futtermenge in Rationen für mehrere Tage einteilen. Ist der Halter im Urlaub, sollte er jemanden beauftragen, der zwei- bis dreimal am Tag nach dem Vogel sieht.

  • Futtermischungen: Vogelfutter muss ständig kühl und trocken gelagert werden. Riecht es muffig, ist es von Futtermilben befallen und sollte weggeworfen werden. Das Futterangebot sollte mit den Jahreszeiten schwanken, um Stoffwechselstörungen zu vermeiden. Man sollte zusätzlich zum handelsüblichen Futtermischungen, das im wesentlichen aus Kohlenhydraten (Pflanzensamen oder Kolbenhirse) besteht, tierisches Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe reichen.
  • Wasser: Täglich nimmt der Kanarienvogel in Abhängigkeit von Umgebungstemperatur und Futterbeschaffenheit 10-20% des Körpergewichtes an Wasser auf. Mit dem Trinkwasser nimmt der Vogel auch Iod und Mineralstoffe auf. Abgekochtes und gefiltertes Wasser sind ungeeignet. Man sollte Mineralwasser ohne Kohlensäure oder normales Leitungswasser verabreichen und ab und an handelsübliche Trinkzusätze hinein geben.
  • Eiweiß: Einmal wöchentlich sollte man tierisches Eiweiß in Form von Ei (mindestens 10 Minuten kochen lassen|Vitamin A!), Quark, Frischkäse oder Jogurt anbieten. Während der Mauser oder Eibildung ist ein erhöhter Bedarf vorhanden. Zum Knabbern eignen sich Obstbaumzweige mit frischen Knospen, die viel Eiweiß, Gerbsäuren und Ballaststoffe enthalten. Man kann, außer bei warmen Wetter (Fäule, Schimmelpilze!), auch die Körnerfuttermischung vorkeimen lassen, um deren Eiweiß- und Vitamingehalt zu erhöhen.
  • Vitamine: Vitamine sind für den Kanarienvogel lebensnotwendig. Außer den Vitaminen C und D müssen alle anderen Vitamine (A, B, D, E) mit der Nahrung aufgenommen werden. Man sollte Obst wie Apfel, Banane, Orange und Gemüse wie Paprika, Karotten, Mais, Salat, Petersilie und Grünzeug wie Vogelmiere und Löwenzahn reichen. Dabei muss das Vitaminfutter gründlich gewaschen (besonders beim Kopfsalat) und frei von Abgasrückständen (Pflanzen an Straßenrändern) sein. Kohl und Schotengemüse sollten nur in kleinen Mengen gegeben werden (Blähungen!). Außerdem sollte man fetthaltige Getreidekörner wie Leinsamen, Raps, Rüben, Hanf und Negersaat verfüttern, um Vitamin E zuzuführen. Und man sollte Hefe, Eier, frisches Gemüse und Pflanzenkeimlinge regelmäßig geben, um Vitamin B-Mangel zu vermeiden. Zusätzlich zu den oben genannten Sachen, sollte einmal wöchentlich ein handelsübliches Vitaminpräparat über das Trinkwasser gereicht werden. Vorsicht vor Überdosierungen von den Vitaminen A, D und E!
  • Mineralstoffe: Ein erhöhter Bedarf an Mineralstoffen besteht zu Zeiten des Wachstums, der Mauser und der Legetätigkeit. Man sollte regelmäßig zerkleinerte Schalen von hart gekochten Eiern oder Muschelkalk zum Futter reichen.

Den Kanarienvogel handzahm machen

Kanarienvögel haben aufgrund ihrer Lebensweise kein allzu großes Bedürfnis, sich einem Menschen anzuschließen wie beispielsweise Papageien und Sittiche, die in großen Schwärmen mit einem festem Partner leben. Kanaries haben dagegen nur während der Brutzeit einen Partner, sind aber sonst innerhalb ihres Schwarms ungebunden. Dennoch ist es möglich, den kleinen Einzelgänger so an sich zu gewöhnen, dass er die natürliche Scheu vor der Hand des Menschen verliert, also handzahm wird. Dazu sind allerdings viel Geduld und Ruhe unerlässlich.

  • Der erste Schritt: Dem Kanari sollte man sich erst nähern, wenn er sich eingewöhnt hat. Er muss ruhig bleiben, wenn der man am Käfig hantiert und sollte nicht mehr nervös flattern oder ängstlich sein. Ist es soweit, kann man einmal die Hand langsam durch die geöffnete Käfigtür ins Innere strecken und ein Stück Obst oder ein Salatblatt hineinhalten. Nimmt der Kanari diese Handlung ruhig im respektvollem Abstand zur Kenntnis, ist schon viel erreicht. Wird er aber nervös, sollte man langsam die Hand zurückziehen und es am nächsten Tag zur gleichen Zeit wieder versuchen.
  • Der zweite Schritt: Irgendwann wird der Kanarienvogel den Mut aufbringen, mit langem Hals an dem angebotenem Leckerbissen zu knabbern. Manche Kanaries sind schon nach zwei Tagen soweit, andere erst nach einer Woche. Man sollte Geduld haben und sein Angebot unverändert wiederholen. Dabei sollte man mit dem Vogel reden, damit er sich an den Tonfall der Stimme seines Zähmers gewöhnt.
  • Der dritte Schritt: Hat der Kanarienvogel die Hand als Spenderin von Leckerbissen akzeptiert, traut er sich schon einmal auf den Handrücken oder ausgestreckten Finger zu hüpfen. Wenn man Glück hat, lässt er sich auch auf der Hand tragen, um aus dem Käfig zu dürfen oder in ihn zurückgebracht zu werden. Allerdings sind Kanaries viel zu unruhig und quirlig, um sich stundenlang herumtragen zu lassen beziehungsweise lange am selben Platz zu bleiben.
  • Tipp: Immer nur den Handrücken als Sitzfläche anbieten, weil manche Kanaries vor der Handfläche Angst haben.
  • Wichtig: Den Vogel nie greifen, da das das bereits erworbene Vertrauen in die Hand erschüttert. Muss man ihn doch einmal greifen, um Medikamente zu verabreichen, sollte man eine Brille aufsetzen, einen Hut tragen und ähnliche Veränderungen an sich vornehmen, damit der Kanari einen nicht erkennt. Vor allem aber sollte man schweigen, da Kanarienvögel sehr gut darin sind, Stimmen wiederzuerkennen.

Wenn der Kanarienvogel verstummt

Singt der Kanarienvogel nicht mehr während der Mauser ist das ganz natürlich, da er für den Gefiederwechsel so viel Energie braucht, dass er zum Singen keine Kraft mehr hat. Es kommt jedoch auch hin und wieder vor, dass der Kanari auch nach der Mauser nicht mehr singt. Manchmal verstummt der Vogel sogar ganz und singt nie mehr.

Auch wenn ein Kanarienvogel rundum gesund und munter ist, kann es vorkommen, dass er von einem Tag auf den anderen nur noch piepst, aber nicht mehr singt. Einige Kanarien nehmen nach einer Weile ihre Gesänge wieder auf, während andere Kanaries für immer stumm bleiben.

Man sollte bei verstummten Kanarienvögeln bedenken, dass Wildvögel hauptsächlich während der Fortpflanzungsperiode singen und nicht unbedingt das ganze Jahr laut und ausdauernd ihre Lieder trällern.

Kanarienvögel sind wie alle Vögel Persönlichkeiten und keine Gesangsmaschinen. Jeder hat seinen eigenen Charakter, der ihn von den anderen unterscheidet. Manche hüpfen täglich öfters ins Bad, andere singen lieber. Wenn ein Kanari verstummt, sollte man dafür Verständnis zeigen.

Was man tun kann:

  • Dem Kanarienvogel CDs mit Kanariengesängen vorspielen.
  • Musik (Empfehlung:Klassische Musik) laufen lassen, da diese gerne von Kanarien übertönt wird.
  • Staubsaugergeräusche erzeugen, da diese animierend wirken.
  • Ein Weibchen besorgen, da dieses zum Singen motiviert.
  • Männchen in verschiedenen Käfigen ohne Blickkontakt halten.

Die Mauser des Kanarienvogels

Allgemeines zum Federwechsel

Vogelfedern sind sehr empfindlich und nutzen sich schnell ab. Nach einem Jahr in Gebrauch kann man ihnen schon deutliche Gebrauchsspuren ansehen. Da Kanarienvögel ein intaktes Gefieder zum Überleben brauchen, wechseln sie in bestimmten Zeitabständen ihr Federkleid. Diesen Vorgang nennt man Mauser (lat. mutari - sich wandeln). Während der Mauser ist der Kanari besonders anfällig und gesundheitlich labil. Es ist natürlich, wenn Kanarienvögel in dieser Zeit nicht singen, da die Erneuerung des Gefieders eine anstrengende Sache ist. Wegen der großen körperlichen Belastung ist die Mauser mit den Anforderungen abgestimmt, denen der Vogelorganismus im Jahresverlauf ausgesetzt ist. Nicht in der Brutzeit, sondern in den Monaten August und September findet die Mauser statt, die innerhalb von 6 bis 8 Wochen das Federkleid erneuert. Selten kann man eine Winter- oder Frühjahrsmauser beobachten, bei der nur das Kleingefieder gewechselt wird.

Die Stockmauser

Mangelerscheinungen und Hormonstörungen können die Ursache sein, wenn ein Kanarienvogel während der Mauser zwar Federn verliert, aber keine neuen nachwachsen. Die Stockmauser kann sich auch dadurch zeigen, dass der Kanari ungewöhnlich lange für seinen Federwechsel braucht.

Dem Kanarienvogel helfen

Man kann dem Kanarienvogel die Mauser erleichtern, indem man folgende Tätigkeiten ausübt:

  • Behutsam mit dem Kanari umgehen, da er nervöser als sonst ist.
  • Besonders vollwertig und reichhaltig ernähren (Vitaminpräparate geben).
  • Gurke als Gurkenschale oder als klein zerschnittene Gurkenstücke reichen, da diese günstig auf die Federbildung wirkt.
  • Täglich Bademöglichkeit bieten oder den Kanari mit Wasser besprühen.
  • Tägliche Infrarotbestrahlung durchführen.

Der kranke Kanarienvogel

Ist der Kanarienvogel nicht mehr froh und munter und piepst und hüpft er nicht mehr quicklebendig im Käfig herum, ist er nicht zahm oder schüchtern, sondern krank. So lange es ihnen möglich ist, verbergen sie ihre Krankheiten, aber ein Halter, der sie oft beobachtet, fällt darauf nicht hinein.

Der Gang zum Tierarzt

Da das Immunsystem der Kanarienvögel nicht besonders lange standhält, sollte man alsbald zum Tierarzt gehen, um sie untersuchen zu lasen.

Gesundheitsstörungen erkennen

Kanarienvögeln können selbst die scheinbar harmlosesten Krankheiten gefährlich werden. Kanarien sind kleine Organismen, deren Energiereserven schnell aufgebraucht sind. Ist ein Kanarienvogel erst einmal durch eine Krankheit geschwächt, kann sich sein Allgemeinzustand sehr schnell verschlechtern. Darum sollte man Gesundheitsstörungen so früh wie möglich erkennen:

  • Verklebte Augen, wässriger oder eitriger Ausfluss
    • Mögliche Ursachen: Zugluft, Zigarettenrauch, Infektion
    • Mögliche Diagnose: Augenerkrankung
  • Hängender Flügel, Flugunfähigkeit, Schonen eines Beines
    • Mögliche Ursachen: An- oder Aufprall, Sturz
    • Mögliche Diagnose: Prellung oder Knochenbruch
  • Dünnflüssiger Kot über ein bis zwei Stunden
    • Mögliche Ursachen: Zu kalte Nahrung, zu kaltes Badewasser, Aufregung durch Umgebungswechsel
    • Mögliche Diagnose: Durchfall oder Darmentzündung
  • Verkrustungen an Beinen und Zehen, abstehende raue Hornschuppen
    • Mögliche Ursachen: Unsaubere Haltung, verschmutzte Käfigböden und Sitzstangen, Milben
    • Mögliche Diagnose: Fußkrankheit oder Kalkbeine
  • Fressunlust, Durchfall
    • Mögliche Ursachen: Infektion
    • Mögliche Diagnose: Vieles möglich, Kotprobe zum Tierarzt bringen
  • Unruhiger Schlaf, ständiges Putzen und Suchen im Gefieder, Niesen
    • Mögliche Ursachen: Befall von Roter Vogelmilbe, Luftsackmilbe oder Federlingen
    • Mögliche Diagnose: Milben, Infektion
  • Mauser dauert länger als vier bis acht Wochen, Federn brüchig und glanzlos
    • Mögliche Ursachen: Falsche oder einseitige Ernährung
    • Mögliche Diagnose: Stockmauser, Mauserschwierigkeiten
  • Teilnahmslosigkeit, Kanari sitzt aufgeplustert herum und versucht Kot abzusetzen
    • Mögliche Ursachen: Zu altes Futter, Aufnahme von Fremdkörpern; legereifes Ei kann nicht ausgepresst werden
    • Mögliche Diagnose: Verstopfung oder Legenot
  • Zu lange Krallen, Kanari kann nicht mehr richtig sitzen und bleibt leicht hängen
    • Mögliche Ursachen: Zu glatte und zu dünne Sitzstangen
    • Mögliche Behandlung: Krallen vom Tierarzt oder Zoofachhändler kürzen lassen

Quarantäne und Infrarotbestrahlung

Wenn man mehrere Kanarienvögel zusammenhält, ist es am Besten, den kranken Kanari in einem Quarantänekäfig unterzubringen. Dieser sollte ein auf der Vorderseite vergitterter Kistenkäfig sein, in dem der Vogel genügend Ruhe und Sichtschutz hat. Um die Verdauung täglich kontrollieren zu können, sollte er mit herausziehbaren Schubladen versehen sein. Zudem muss er mit Sitzstangen ausgerüstet sein, damit der Kanari sich die Entfernung zur Infrarotlampe wählen kann. Der Quarantänekäfig sollte getrennt von den anderen Kanarienvögeln aufgestellt werden, damit sich der kranke Kanari nicht zu sehr aufregt. Auch wenn er wieder gesund ist, sollte er noch einige Tage zur Kontrolle in Quarantäne bleiben.

Die Infrarotbestrahlung als Wärmebehandlung führt bei vielen Krankheiten zum Erfolg. Man stellt dazu einen Infrarot-Dunkelstrahler von 150 bis 250 Watt in etwa 30 bis 40cm Entfernung vom Käfig auf, so dass nur eine Käfighälfte bestrahlt wird. Dadurch kann der Kanarienvogel ausweichen, wenn er möchte. Die Temperatur im Käfig sollte ungefähr 35 bis 40°C betragen. Damit genügend Luftfeuchtigkeit entsteht, sollte eine Schüssel mit dampfendem Wasser neben dem Käfig stehen. Trinkwasser und Futter sollten im kühleren Teil des Käfigs untergebracht werden, da es sonst ungenießbar wird.

Zu Beginn der Behandlung wird der Kanarienvogel mit aufgeplustertem Gefieder vor der Lampe sitzen. Mit fortschreitender Besserung entfernt er sich weiter von der Wärmequelle. Dann kann man den Abstand des Strahlers vom Käfig allmählich vergrößern, damit die Temperatur nur langsam absinkt.

Nach der Behandlung muss man auch für gleichmäßige Wärme sorgen und jede Zugluft vermeiden.

Beim Tierarzt

Fragen an den Halter

  • Wie alt ist der Kanarienvogel?
  • Wann machte er zum ersten Mal einen kranken Eindruck?
  • Was fiel Ihnen besonders auf?
  • War der Kanari schon einmal krank?
  • Wer hat ihn mit welchen Maßnahmen/Medikamenten behandelt?
  • Welche Körnermischung bekommt er? (Probe mitnehmen!)
  • Was bekommt er zu trinken?
  • Welches Obst und Gemüse hat er zu sich genommen?
  • Könnte er an giftigen Stoffen geknabbert haben?
  • Brütet er gerade?
  • Welche Tiere leben noch mit ihm?

und andere

Verabreichung der Medikamente

Bei der Behandlung mit Medikamenten muss man sich genau an die Anweisungen des Tierarztes halten. Er entscheidet, welches Medikament wie oft verabreicht werden soll.

Flüssige und pulverisierte Mittel streut oder tropft man auf die Körner oder gibt sie ins Trinkwasser. Tabletten werden zerdrückt. Im letzten Fall sollte man weder Obst noch Gemüse reichen, da der Kanarienvogel sonst seinen Durst stillt und das Wasser nicht anrührt.

Muss dem Kanarienvogel ein Medikament eingegeben werden, nimmt man ihn hoch und umschließt ihn folgendermaßen sanft mit der Hand: Der Kopf schaut nach oben und liegt zwischen Zeige- und Mittelfinger, die Flügel liegen zwischen Daumen und kleinem Finger. Dann biegt man seinen Kopf leicht nach hinten und träufelt mit einer Pipette die vorgeschriebene Menge neben die Zunge. Beim Hochnehmen darf man nie fest zugreifen, da man sonst die Atmung des Kanarienvogels verhindert.

Krankheiten

Hier sind die häufigsten Krankheiten des Kanarienvogels mit ihrer Behandlung aufgeführt:

  • Rote Vogelmilbe:Milbenart, die etwa 1mm groß ist und nur zur Nahrungsaufnahme am Kanari sitzt. Die Entwicklung vom Ei zur Larve findet in den Nestern, Ritzen, Ecken und Kanten der Vogelräume statt. Nachts befallen die Milben die Vögel und saugen Blut. Stark befallene Vögel sind blass, in der Nacht unruhig, wirken matt und lustlos und schlafen auch tagsüber viel.
    • Behandlung: Gründliche Reinigung des gesamten Haltungsraums mit möglichst kochendem Wasser einschließlich der Nester, Sitzstangen usw. Besprühung aller Gegenstände mit Kontaktinsektiziden oder Kieselgur. Mehrmalige Wiederholungen nach zwei Tagen.
  • Nordische Vogelmilbe: Milbenart, die etwa 0, 8 mm groß ist und ständig auf dem Kanari lebt. Die Population ist auf einen Vogel begrenzt. Sie ernährt sich von dessen Blut.
    • Behandlung: Bestreuen oder Besprühen des Vogels mit Kontaktinsektiziden, die hierfür ausdrücklich zugelassen sind. Badewasser mit Kieselgur versetzen.
  • Federlinge (Mallophagen): Flügellose Insekten von etwa 2mm Länge, die ständig im Gefieder der Vögel leben und sich davon ernähren sowie ihre Eier (Nissen) in Reihen an die Federäste kleben. Sie zerstören das Gefieder der Kanarien, was oft zu einer ständigen Mauser führt, die den Vogel schwächt und für andere Krankheiten anfällig macht.
    • Behandlung: Bestreuen oder Besprühen des Vogels mit Kontaktinsektiziden, die hierfür ausdrücklich zugelassen sind. Wiederholungsbehandlungen im Abstand von sechs Wochen.
  • Kokzidien: Einzeller, die sich bei Minderung der Widerstandskraft des Kanari massenhaft im Darm vermehren und auch andere Organe befallen können, was zu einer verstärkten Ausscheidung der Parasiten im Kot führt. Zerstörung der Darmschleimhaut. Befallene Vögel sitzen aufgeplustert auf der Stange, magern ab, zeigen Durchfall. Blutvergiftung und allgemeine Schwäche bedingt durch Austrocknung als Todesursachen. Häufigste Krankheit.
    • Behandlung: Haltungsbedingungen verbessern: Grundreinigung mit kochendem Wasser, Gebrauch von Desinfektionsmitteln. Behandlung des Vogels mit Sulfonamidpräparaten nach Dosierungsempfehlung über das Trinkwasser an drei Tagen, zwei Tage Pause mit Vitaminbeigaben, drei Tage Behandlung usw., gegebenenfalls Warmsetzen in einer Krankenbox.
  • Trichomonaden/Geißeltierchen: Einzeller, die Trinkwasser, Schnabel und Rachenhöhle bis in Speise- und Luftröhre besiedeln. Erkrankte Kanari zeigen Atemnot und Appetitlosigkeit.
  • Luftsackmilben: Milbenart, die 0, 7mm groß ist und in den Luftsäcken der Kanarienvögel lebt. Wanderung bis hinunter in die Lungen als Ursache des Erstickungstodes .Lange Zeit von der Infektion bis zu ersten Krankheitszeichen. Übertragung von Vogel zu Vogel.
    • Behandlung: Jedem Vogel ein verordnetes Insektizid auf den Rücken zwischen die Schulterblätter am 1., 5. und 9.Tag träufeln lassen.

Die schlimmste Kanarienvogelkrankheit ist der Kanarienpocken-Virus:

  • Ansteckung durch infizierte Vögel oder den Menschen als Überträger
  • Inkubationszeit von drei bis sechzehn Tagen
  • Kennzeichen: Knötchen an den Hornteilen und an den Schnabelwinkeln, schwere Atemstörungen und Erstickungstod oder Überleben als Virusträger
  • Behandlung: Vorbeugende, einmal jährliche Impfung oder Einschläferung der infizierten Vögel

Kanarienvögel können aber auch an die Geflügelpest (Newcastle diesase) anstecken:

  • Ansteckungsgefährlich für den Menschen, der dann eine Bindehautentzündung bekommt
  • Übertragung durch rohe Hühnereierschalen oder Wildvögel
  • Behandlung: Vorbeugende Impfung oder Einschläferung

Schwer zu diagnostizieren und meldepflichtig ist die Ornithose (Psittakose, Papageienkrankheit):

  • Keine eindeutigen Symptome
  • Kennzeichen über einen längeren Zeitraum: Beschwerden wie Atemnot, Durchfall, Schnupfen oder schleimige Absonderungen
  • Behandlung: Durch den Tierarzt beziehungsweise Hausarzt mittels wirksamer Medikamente

Durch stressbedingte Abwehrschwächen vermehren sich die im Darm vorhandenen Bakterien (Salmonellen, Escherichia coli) so, dass es zu einer bakteriell bedingten Darmentzündung kommt. Der erkrankte Kanarienvogel hat Durchfall und stirbt innerhalb weniger Tage durch Austrocknung. Die Behandlung erfolgt durch Antibiotika und kann durch spezielle Kräutertees unterstützt werden.

Knochenbrüche

Es gibt Flügel-, Bein- und Zehenbrüche. Sie sind durch Fixierung der Flügel und Schienung der Beine zu behandeln. Steife Zehen sollten amputiert werden.

Kleinzucht von Kanarienvögeln

Kanarienvögel beginnen ihre Brutzeit im Frühjahr. Sie können in Käfigen, Vitrinen sowie Volieren gehalten und gezüchtet werden. Am Besten gelingt die Brut, wenn man das Pärchen isoliert hält.

Das geeignete Pärchen

Hat man schon ein Pärchen, so ist dies meistens geeignet. Ansonsten ist der beste Zeitpunkt im Herbst, um einen Partner für seinen Kanarienvogel zu besorgen, da die beiden dann genug Zeit haben, sich kennen zu lernen. Die erste Zeit müssen beide allerdings in getrennten Käfigen gehalten werden, die dann allmählich zusammengerückt werden. Es ist nämlich nicht selbstverständlich, dass ein Paar sich verträgt, da es unter Kanarien Sympathien und Antipathien gibt. Pärchen, die sich häufig streiten, sind nicht für die Zucht geeignet.

Balz und Paarung

Im Frühjahr, etwa Ende März, lässt das Kanarienweibchen häufig seinen trillernden Lockruf hören. Es ist ständig in Bewegung und schlägt mit den Flügeln. Nach fortgeschrittener Zeit nimmt es eine Feder in den Schnabel (Nestbauzeremoniell). Das Männchen singt ausdauert und füttert das Weibchen. Manchmal führt es auch einen Tanz auf. Dieses Werben um das Weibchen nennt man Balz.

Auf die Balz folgt die Paarung. Sie dauert ein bis zwei Sekunden. Das Weibchen kauert sich in etwas geduckter Haltung auf einen Ast. Das Männchen springt auf den Rücken des Weibchens, schlägt seinen Schwanz seitlich um den des Weibchens und presst seine Kloake auf die des Weibchens. Danach trennen sich die Kanaries und putzen sich ausgiebig.

Nestbau

Zum Nestbau besorgt man ein Nestkörbchen von 8 bis 13cm. Am Besten sind halbkugelförmige aus Peddigrohr-, Draht- oder Plastikgeflecht. Diese mögen Kanarienvögel gern. Nicht geflochtene Körbchen sind ungeeignet, weil sie das Nistmaterial nicht ausreichend stützen.

Um die Brutlust des Weibchens zu fördern, sollte man genug passendes, möglichst verschiedenes Nistmaterial mehrfach in kleinen Mengen anbieten. Unterschiedliches Baumaterial macht das Nest fester und dichter. Es eignen sich kurz geschnittene Baumwollfäden, Kokosfasern, Sisalfasern, Heu, trockenes Moos und weiches, kurzes Gras. In Volieren sind auch Federchen, feine Halme und allerlei Pflanzenfasern angemessen.

Während der Lege- und Brutperiode sollte man jede unnötige Störung am Nest vermeiden, da Ruhe für eine erfolgreiche Brut unabdingbar ist.

Eiablage

Sobald das Weibchen sein Nest fertig gestellt hat, legt es, fast immer am frühen Morgen, das erste Ei. Meist erhebt sich die Henne beim Auspressen des Eies und steht mit geöffnetem Schnabel im Nest. Danach setzt sie sich erschöpft hin und ruht sich aus. Bei anderen Kanarien merkt man dagegen kaum, dass sie brüten.

Während Kanariengirlitze erst brüten, wenn das Gelege vollständig ist, beginnen die domestizierten Kanarienvögel fast immer nach der Ablage des ersten Eies mit dem Brüten. Das führt dazu, dass die Jungen nacheinander schlüpfen und Spätlinge wenig Überlebenschancen haben, da sie erdrückt werden können und im Kampf ums Futter unterlegen sind.

Man sollte deshalb jeden Tag ein Ei wegnehmen, bis das Gelege vollständig ist. Dann sollte man alle Eier zurückgeben, damit das Weibchen mit dem Brüten beginnen kann. Bei diesem Vorgang sollte man, um den Ablauf nicht durcheinander zu bringen, die echten Eier durch Kunsteier aus Gips oder Plastik ersetzen. Das echte Gelege sollte in einer offenen, weichgepolsterten Schachtel aufbewahrt werden, die vor Stößen, Schütteln, Hitze und Frost geschützt werden muss. Zum Austauschen der Eier sollte man einen Löffel verwenden und äußerst vorsichtig vorgehen, da die kleinen Kanarieneier sehr zerbrechlich sind.

Brutzeit

Bei Kanarienvögeln ist es üblich, dass das Weibchen allein brütet und nicht vom Männchen abgelöst wird. es verlässt das Nest kurz am Morgen und am Abend, um Kot abzusetzen und zu trinken. Die restliche Zeit versorgt das Männchen das Weibchen mit Nahrung aus dessen Kropf. Kanarienweibchen sitzen normalerweise sehr fest und ausdauernd auf den Eiern. Die Brutzeit dauert etwa 14 Tage.

Junge, unerfahrene Weibchen, deren Bruttrieb noch nicht so ausgebildet ist, und nervöse Kanaries bilden hier eine Ausnahme. Dagegen hilft nur größtmögliche Ruhe. Erweist sich ein Weibchen auf Dauer als unzuverlässig in der Brut und bei der Aufzucht der Jungen, sollte man es austauschen.

Eikontrolle: Um zu prüfen, ob alle Eier befruchtet sind, hält man jedes Ei gegen das Licht einer Glühbirne oder Taschenlampe. Bei befruchteten Eiern erkennt man den Embryo als dunklen Fleck und sieht rote Adern. Unbefruchtete Eier sind klar und durchsichtig.

Produziert ein Paar ständig unbefruchtete Eier, sollte zunächst das Männchen, und wenn das nicht hilft, das Weibchen ausgetauscht werden.

Schlüpfen und Familienleben

Nach einer Brutzeit von zwei Wochen schlüpfen die Jungen. Sie klopfen von innen mit Hilfe ihres Eizahns, einer kleinen Kalkspitze auf dem Oberschnabel, ein Loch in die Eischale und erweitern es nach und nach. Schließlich strecken sie sich und stoßen damit die Schalenkappe am stumpfen Eipol ab. Nackt und liegend reißen sie hungrig ihre Schnäbel auf.

Nach dem Schlüpfen werden die Küken von dem Weibchen gewärmt und am nächsten Tag gefüttert. Am Schlupftag leben sie vom Dottersack. Die Futterbeschaffung übernimmt das Männchen, das die Jungen oft direkt füttert. Das Weibchen hält das Nest sauber, indem sie den Kot ihrer Kinder frisst. Nach etwa einer Woche suchen die Jungen den Nestrand, stemmen sich daran hoch und werfen ihren Kot ab. Am 16. Tag endet das Nesthockerleben: Die Jungen verlassen das Nest, werden aber bis zum 30. Tag noch von ihren Eltern mitgefüttert.

Nestkontrolle: Bis zum 14. Lebenstag kann man hin und wieder ins Nest sehen. Danach sollte man es besser nicht mehr tun, da sich nun der Fluchttrieb regt, so dass die Jungen vor Schreck aus dem Nest springen und sich verletzen.

Legenot und Verhütung

Sitzt das Weibchen zur Brutzeit aufgeplustert und bewegungslos herum, kann es an Legenot leiden. Das heißt, dass ein legereifes Ei nicht durch die Kloake herausgepresst werden kann. Dafür kann es viele Gründe geben. Das betroffene Weibchen sollte am Besten zum Tierarzt gebracht werden. Was man tun kann:

  • Infrarotbestrahlung durchführen.
  • Mit einer Pipette einen Tropfen Speiseöl in die Kloake geben.
  • Die Kloakenzone ganz leicht und vorsichtig massieren.

Normalerweise sind Kanarienweibchen nur von Frühjahr bis Frühsommer in Brutstimmung. Dementsprechend brüten sie ein bis zweimal im Jahr. Überzüchtete Vögel halten sich nicht mehr an diesen Rhythmus und brüten mehr als zweimal im Jahr, was sie zu sehr belastet und ihre Gesundheit schwächt. Um Nachwuchs zu vermeiden, sollte man kein Nistmaterial zur Verfügung stellen oder das Weibchen brüten lassen und jedes Ei gleich nach dem Legen fortnehmen und durch ein Kunstei ersetzen. Das Weibchen brütet dann solange, bis es nicht mehr mag.

Literatur

  • Otto von Frisch: Kanarienvögel. TierRatgeber. Gräfe und Unzer Verlag, München, ISBN 3-7742-2066-2
  • Sigrun Rittrich-Dorenkamp: Der Kanarienvogel. Mein Heimtier. Gräfe und Unzer Verlag, München, ISBN 3-7742-2637-7