Das 1. Deutsche Bratwurstmuseum ist eine der Thüringer Rostbratwurst gewidmete permanente Ausstellung in einer Gaststätte (so genannte Partyscheune) im thüringischen Holzhausen. Eröffnet wurde die von der ARD in die Liste der skurrilsten Museen in Deutschland aufgenommene Dokumentation am 28. Mai 2006 von einem drei Monate zuvor gegründeten lokalen Verein (Freunde der Thüringer Bratwurst e.V.).
Geschichte
Kernstück der Dokumentation ist die Bekanntmachung der mutmaßlichen Bratwurst-Ersterwähnung am 20. Januar 1404 in einer Abrechnung des Johann von Siebeleben, Propst des in der Reformation aufgehobenen ehemaligen Walpurgisklosters von Arnstadt. In dieser Urkunde heißt es, man habe "1 gr vor darme czu brotwurstin" (1 Groschen für Bratwurstdärme) ausgegeben. Einer der Vereinsgründer, der Archivar Peter Unger, hat diese Urkunde im Thüringischen Staatsarchiv zu Rudolstadt am 13. Juli 2000 gesehen, die ihn zu seiner Idee inspirierte, Informationsmaterial rund um das Thüringer Traditionsgericht zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ausstellung
Im Erdgeschoss sind Informationen über Schweinerassen, Fleisch- und Wurstverarbeitung, Rezepturen sowie Geräte zur Schlachtung und Herstellung der Bratwurst zusammengetragen.
Im Januar 2008 wurde die Dokumentation im Obergeschoss erweitert um den Nachbau einer fiktiven klösterlichen Küche sowie einer Propstei, wie man sie sich 1404 in Arnstadt hätte vorstellen können. Ferner ist der Modellentwurf der Thüringer Kirmes, die eine Attraktion der Weltausstellung in Brüssel 1910 war, im Miniaturformat nachgebaut. Auf 72 m² war seinerzeit eine authentische Thüringer Kirmes mit Festplatz, Fachwerkhäusern und dem Bratwurstesser als charakteristischer Symbolfigur zum Leben erweckt worden. Der Original-Entwurf des Bildhauers Reinhard Möller mit lebensgroßen Figuren befindet sich im Deutschen Spielzeugmuseum in Sonneberg.
Die Weimarer Fleischhauersatzung von 1432 dokumentiert das Reinheitsgebot der deutschen Bratwurst, die einzelnen deutschen Bratwurstregionen und -rezepturen sind zur Abgrenzung von der Thüringer Bratwurst erklärt, und manche kuriose Geschichte rund um die Wurst wird erzählt. So zahlte beispielsweise Martin Luther als Student in Erfurt einmal seine Bratwurst nicht und ließ sie sich im Wirtshaus auf einer Schiefertafel mit Kreide anschreiben. Die Redensart jemandem etwas ankreiden wird hiermit in Zusammenhang gebracht. Fotodokumentationen illustrieren die weltweite Rezeption der Bratwurst, beispielsweise in Gestalt langer Warteschlangen vor Wagner's Fine Food in Melbourne.
Der Verein organisiert Gruppenführungen, Familienfeiern und individuelle Bratwurst-Kostproben im angegliederten Biergarten. Durch seine Werbeaktivitäten wurden Mitglieder aus Übersee (China, USA, Australien) rekrutiert und die Ausstellung mit dem Ziel der Tourismusförderung in die regionale Presse sowie ins Fernsehen lanciert. Der MDR drehte am 29. Juni 2007 vor Ort für die Sendung Die Mitteldeutsche Museumsnacht, ausgestrahlt im Thüringer Regionalprogramm am 12. Juli 2007.
Weblinks
- Webpräsenz des Museums
- Pressemeldungen Thüringer Allgemeine u.a.
- Das Museum im MDR
- Eintrag bei der ARD
Koordinaten: 50° 51′ 2″ N, 10° 52′ 51″ O