Ölpreis

Preis für eine bestimmte Menge einer Ölsorte
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Der Ölpreis entsteht aus dem Zusammenspiel von Kräften, die sowohl auf der Angebots- wie Nachfrageseite nach Erdöl wirken.[1] Die Nachfrageseite wird dabei insbesondere durch das Wirtschaftswachstum der Industriestaaten bestimmt, die Angebotsseite durch die begrenzten Ölvorkommen sowie geologisch bedingte Fördermaxima auf der einen und den Investitionen der Ölförderer auf der anderen Seite.[2] Andere, eher kurzzeitig wirksame, Faktoren sind verschiedene Ereignisse wie politische Konflikte, Kriege oder Wirbelstürme sowie Spekulationen.

Der wichtigste Marktplatz für Erdöl in Nordamerika ist die New York Mercantile Exchange (NYMEX), die weltgrößte Warenterminbörse. Für Europa wird der Ölpreis an der ICE Futures (früher „International Petroleum Exchange“) in London gebildet, für Asien an der Singapore Exchange (SGX).

Als ein Maß für die Abhängigkeit von Öl und damit als weitere Bestimmungsgröße für den Ölpreis wird die Ölintensität berechnet, definiert als verwendete Rohölmenge je Sozialprodukteinheit.

Preis der Ölsorte Brent von Mai 1987 bis Mai 2008 (rote Linie auf Basis des Preisstands von Mai 2008)

Geschichte

Vom Ölboom in Pennsylvania ab 1859 bis zur Ölkrise von 1973

 
Erdölförderung in Pennsylvania um 1862

Der historische Ölpreisverlauf zeigt hohe Ölpreise während des Ölbooms im US-Bundesstaat Pennsylvania ab 1859, und das goldene Zeitalter billigen Öls zwischen dem Ersten Weltkrieg bis zur ersten Ölkrise 1973. Während dieses Zeitraumes sind inflationsbereinigt deutliche Preisschwankungen erkennbar. Die kurzfristige Betrachtung seit 1985 zeigt, dass seit etwa 1999 der Ölpreis tendenziell zunimmt.

Bereits die (realen) Preissteigerungen und Nachfragesprünge zu Anfang der modernen Ölförderung im 19. Jahrhundert waren mit den neuzeitlichen Ölkrisen vergleichbar. Schon in den 1860er Jahren konnte Erdöl gewinnbringend gefördert werden. Die erste kommerzielle Bohrung nach Erdöl führte Edwin L. Drake am 27. August 1859 am Oil Creek in Titusville, Pennsylvania, durch. Drake bohrte im Auftrag des amerikanischen Industriellen George H. Bissell und stieß in nur 21 Meter Tiefe auf die erste größere Erdöllagerstätte. Bis 1864 stieg der Ölpreis auf den Höchststand von 8,06 US-Dollar pro Barrel (159 Liter). Inflationsbereinigt, nach Preisen des Jahres 2007, mussten damals im Jahresdurchschnitt 107,38 US-Dollar gezahlt werden.[3]

Mit der Aufnahme russischer Erdölexporte fiel der Ölpreis 1876 auf 2,56 US-Dollar pro Barrel (inflationsbereinigt 50,05 US-Dollar). Thomas Alva Edisons Erfindung des sogenannten Edison-Gewindes, mit dem eine Glühlampe in die zugehörige Fassung geschraubt werden kann, führte zu einem weiteren Rückgang des Ölpreises.

 
Bohrturm auf der Hauptstraße in Breckinridge, Texas, 1920

Nach der Einführung elektrischen Lichts war Erdöl zunächst nicht mehr attraktiv, doch bald nach der Entwicklung des Automobils setzte die Familie Rockefeller als Mitbegründer der Standard Oil Company die Verwendung des Erdölprodukts Benzin als Ottokraftstoff durch, statt des von Henry Ford zunächst vorgesehenen Ethanols. Mitte der 1920er Jahre rückte die Automobilindustrie in den USA auf Rang eins vor. 1929 gab es hier rund 23 Millionen Kraftfahrzeuge, mehr als sechsmal so viel wie 1916. Es war der Beginn der motorisierten Gesellschaft und der Aufbruch ins Benzinzeitalter.

Am 24. Oktober 1929 ließ ein zuerst nur leichter Rückgang des Wachstums der weltweit führenden US-amerikanischen Volkswirtschaft den spekulativ überbewerteten Aktienmarkt der USA am sogenannten Schwarzen Donnerstag zusammenbrechen. Dies führte zu einer Umkehr der Finanzströme. Gelder, die in den Jahren davor in andere Volkswirtschaften investiert worden waren, wurden überstürzt abgezogen. Weltweit löste dieser Kreditabzug in vielen Industriestaaten schwerste wirtschaftliche Krisenerscheinungen aus. In der Kette der Ereignisse kam es unter anderem zu Unternehmenszusammenbrüchen, Massenarbeitslosigkeit, Deflation und einem massiven Rückgang des Welthandels durch protektionistische Maßnahmen. Während der Weltwirtschaftskrise verringerte sich die Nachfrage nach Erdöl und der Ölpreis sank auf seinen historischen Tiefststand. 1931 mussten 0,65 Dollar pro Barrel gezahlt werden (inflationsbereinigt 8,92 US-Dollar).

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Ölpreis auf einem verhältnismäßig günstigen Niveau. 1948, während der Zeit des Wiederaufbaus, wurden 1,99 US-Dollar (inflationsbereinigt 17,23 US-Dollar) für ein Fass Rohöl verlangt. Seit dieser Zeit wird der Handel mit Erdöl hauptsächlich in US-Dollar abgerechnet. Das hierfür verwendete Geld wird auch als Petrodollar bezeichnet. Anfang der 1950er Jahre führten Krisen wie der Putsch im Iran und die Suezkrise zwar nicht zu einem Ölpreisschock in der Bundesrepublik Deutschland, welches damals noch 35 Prozent seines Ölbedarfs aus heimischen Quellen deckte, aber zur breiten Umstellung der französischen Stromversorgung auf Kernenergie und einer intensiven Prospektion von Erdöl in der DDR.[4] Die Nutzung des Erdöls und die Fördermengen stiegen in den 1960er Jahren sprunghaft. Im allgemeinen Wettkampf um Marktanteile sank der Ölpreis auf Tiefststände. 1970 wurden für ein Fass Rohöl 1,80 Dollar verlangt (inflationsbereinigt 9,65 US-Dollar)

70er und 80er Jahre – Politische Ölkrisen

 
Schlange vor einer Tankstelle in Maryland, USA, während der zweiten Ölkrise 1979

Im Herbst 1973 begann die erste Ölkrise, als die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) bewusst die Fördermengen drosselte (um etwa fünf Prozent). Am 17. Oktober 1973 stieg der Ölpreis von rund drei US-Dollar pro Barrel auf über fünf Dollar. Dies entspricht einem Anstieg um rund 70 Prozent. Im Verlauf des Jahres 1974 stieg der Weltölpreis auf 11,58 Dollar je Barrel (48,92 Dollar nach Preisen von 2007). Dieses Ereignis ging auch unter dem Namen Ölembargo in die Geschichte ein. Die Ölkrise von 1973 demonstrierte die Abhängigkeit der Industriestaaten von fossiler Energie, insbesondere von fossilen Treibstoffen.

In den Jahren 1979/1980, während der zweiten Ölkrise, fanden nach einem Rückgang der Ölpreise wieder kurzzeitige Preissteigerungen statt. Ausgelöst wurden sie im Wesentlichen durch Förderungsausfälle und Verunsicherung nach der Islamischen Revolution. 1979 kostete ein Fass Rohöl 31,61 Dollar (inflationsbereinigt 90,68 Dollar). Nach dem Angriff Iraks auf Iran (Erster Golfkrieg) fand der Preisanstieg 1980 bei 36,83 Dollar für einen Barrel (inflationsbereinigt 93,08 Dollar) sein Maximum.

1981 verringerte sich der Ölabsatz. Die Industriestaaten befanden sich in einer Rezession und aufgrund der ersten Ölkrise und der hohen Erdölpreise investierten viele Länder in alternative Energiequellen, was in den Jahren 1978 bis 1983 den weltweiten Ölverbrauch um elf Prozent senkte. 1986 halbierte sich der Preis wegen weltweiter Überproduktion an Rohöl und dem Versuch einiger OPEC-Staaten, ihre Weltmarktstellung durch Preissenkungen zu verbessern. Im Jahresdurchschnitt wurden 14,43 Dollar pro Barrel (inflationsbereinigt 27,22 Dollar) verlangt.

90er Jahre bis 2001 – Niedrige Ölpreise

 
Die Anschläge auf das World Trade Center 2001 führten zu einer sinkenden Nachfrage nach Kerosin

Die 90er Jahre waren abgesehen von Preissteigerungen 1990/1991 verursacht durch den Zweiten Golfkrieg eine Phase sehr niedriger Ölpreise. 1990 kostete ein Barrel Rohöl im Durchschnitt 23,73 Dollar (37,82 Dollar nach Preisen von 2007).

Während der Asienkrise sank die Nachfrage nach Erdöl. 1998 wurden 12,72 Dollar pro Barrel verlangt (inflationsbereinigt 16,69 Dollar). Nach Überwindung der Krise wuchs die Weltwirtschaft und damit auch der Ölbedarf schnell. Nach einem konjunkturell bedingten Anstieg des Ölpreises um das Jahr 2000 führte Anfang des Jahres 2001 das Platzen der Spekulationsblase im Technologiesektor, sowie die Geschehnisse rund um die Terroranschläge am 11. September 2001, zu einer sinkenden Nachfrage nach Kerosin. Dies senkte kurzfristig die Nachfrage nach Öl und damit den Ölpreis.

Die Auswirkungen waren insgesamt geringer als in den 70er Jahren. Aufstockungen der Erdölfördermenge verhinderten eine ernsthafte Ölkrise, und logistische Probleme (etwa eine mangelnde Zahl von Öltankern) wogen schwerer als eine tatsächliche Knappheit der Ölmenge.

Zum Ende des 20. Jahrhunderts notierte der Ölpreis knapp unter 20 US-Dollar pro Barrel. In Übereinstimmung mit dem langfristigen Preisanstieg für andere Rohstoffe lagen die nominalen hohen Preise für Rohöl noch unter den inflationsbereinigten und somit realen Werten am Anfang des 20. Jahrhunderts und auch unter den Werten um 1860 (zu Beginn der Industrialisierung). Die Ölintensität, das heißt die verwendete Rohölmenge je Sozialprodukteinheit, betrug laut Internationalem Währungsfonds für die Jahre 1977 bis 1980 in der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 1,07, in den Jahren 2004 bis 2006 noch 0,57.[5]

2001 bis heute – Preissteigerungen

 
Weltweite Erdölförderung seit 1945

Von einem Ölpreis um die 20 Dollar im Jahr 2001 gab es in den folgenden Jahren erhebliche Preissteigerungen. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde die Volksrepublik China zum zweitgrößten Ölverbraucher der Welt. Mit dem Wirtschaftsboom stieg auch die Nachfrage des Landes nach Erdöl. 2003 kostete ein Barrel Rohöl 28,83 Dollar (32,51 Dollar zu Preisen des Jahres 2007). Im Jahre 2004 erreichte der Preis zeitweilig einen Stand von 53 US-Dollar in einem Umfeld politischer, wirtschaftlicher und spekulativer Belastungen. 2005 stiegen die Rohölpreise auf Grund des verheerenden Hurrikans Katrina, der die Ölförderung im Golf von Mexiko und die Raffination in den USA beeinträchtigte, auf 70 US-Dollar pro Barrel. Im gesamten Jahr 2007 stieg der Ölpreis um 57 Prozent.

Gründe für den Anstieg waren insbesondere der steigende weltweite Verbrauch, worauf nicht im gleichen Umfang mit Produktionserhöhungen reagiert worden ist. Der Grund für das Ausbleiben einer Produktionsausweitung trotz einer Vervielfachung des Preises in wenigen Jahren ist umstritten. Einige Studien wie die der Energy Watch Group gehen davon aus, dass die Produktion nicht mehr ausgeweitet werden kann, da weltweit das globale Ölfördermaximum bereits 2006 erreicht worden sei.[6] Andere Marktbeobachter wie die Internationale Energieagentur sehen zwar einen engen Markt, vertreten aber nicht die Auffassung dass ein Fördermaximum bereits erreicht sei. Grund für die Preissteigerungen seien vielmehr mangelnde Investitionen der Ölindustrie. Neben diesen fundamentalen Gründen spielen vor allem die Krise um das Iranische Atomprogramm, Unruhen und Attentate im ölreichen Irak, sowie Rebellenangriffe auf Ölförderanlagen in Nigeria eine Rolle.[7] Auch Spekulation wird als preistreibend angenommen.

 
Berichte über Rohölbestände in Raffinerien wie dieser beeinflussen den Ölpreis

Am 2. Januar 2008 notierte der Preis für US-Leichtöl West Texas Intermediate (WTI) in New York im Handelsverlauf erstmals bei genau 100,00 US-Dollar.[8] Am 26. Februar 2008 überwand der Ölpreis für die Nordseesorte Brent in London erstmals die 100-Dollar-Marke. Brent wird als Referenz für die Bewertung von mehr als 65 Prozent der weltweit gehandelten Ölvorräte benutzt. Am 10. März 2008 erreichte der Preis für ein Fass US-Leichtöl (WTI) in New York im Handelsverlauf 108,00 US-Dollar und überschritt damit eine historische Marke: Absolut und auch inflationsbereinigt war Rohöl nie teurer als zu diesem Zeitpunkt.[9]

Auch in den folgenden Monaten stieg der Ölpreis weiter und überwand am 12. März 2008 erstmals im Tagesverlauf die Grenze von 110 Dollar und am 9. Mai 2008 die Grenze von 120 Dollar. Am 21. Mai 2008 mussten zum ersten Mal 130 Dollar pro Barrel gezahlt werden und am 26. Juni 2008 erreichte der Ölpreis die Marke von 140 Dollar.

Ein starker Anstieg der Kraftstoffpreise, der in der Öffentlichkeit sowohl mit Folgen von Spekulationen auf Warenterminmärkten als auch zunehmend mit Engpässen bei der Ölförderung erklärt wird, hat im Laufe des Jahres 2008 zur Einstellung von Flugverbindungen, sinkenden Verkäufen von Personenkraftwagen, sinkenden Einkommen in der Fischerei und daraus folgenden Protesten, und sinkenden Aktienkursen bei Fluglinien und Automobilherstellern geführt. In Deutschland führte die Ölpreisbindung, die Koppelung des Preises für Erdgas an den Ölpreis, zu einem Anstieg der Gaspreise.

Am 11. Juli 2008 stieg der Ölpreis in London, an der ICE Futures, der größten Börse für Optionen und Futures auf Erdöl in Europa, auf eine neue Rekordmarke. Für die Nordseesorte Brent, der führenden Referenzölsorte in Europa, lag der Preis im Handelsverlauf bei 147,50 US-Dollar pro Barrel. Auf Schlusskursbasis notierte die Nordseesorte am 3. Juli 2008 bei 146,08 US-Dollar auf einem Allzeithoch. Der Preis für US-Leichtöl (WTI), der wichtigsten Referenzölsorte für die Förderregion Nordamerika, erreichte am 11. Juli 2008 in New York, an der NYMEX, der weltgrößten Warenterminbörse, im Tagesverlauf einen neuen Rekordpreis von 147,27 US-Dollar pro Barrel. Auf Schlusskursbasis notierte der Ölpreis am 3. Juli 2008 bei 145,29 US-Dollar auf einem Allzeithoch.[10]

In den folgenden zwei Monaten sank der Ölpreis wieder. Der Abwärtstrend wurde vor allem durch die weltweite Konjunkturabschwächung befördert, die eine zurückgehende Nachfrage nach Öl zur Folge hatte. Am 9. September 2008 fiel der Ölpreis in London erstmals seit 2. April 2008 wieder unter die 100-Dollar-Grenze. Für die Nordseesorte Brent mussten im Tagesverlauf zeitweise 98,94 US-Dollar pro Fass gezahlt werden.[11] Am 12. September 2008 fiel der Ölpreis auch in New York zum ersten Mal seit 1. April 2008 unter die 100-Dollar-Marke. Für US-Leichtöl (WTI) wurden im Handelsverlauf zeitweise 99,99 US-Dollar pro Barrel verlangt.[12] Zehn Tage später, am 22. September 2008, stieg der Ölpreis an der New Yorker Börse zeitweilig um 25,45 US-Dollar pro Barrel oder 24,3 Prozent an, während Rohöl kurzzeitig im elektronischen Handel die Marke von 130,00 US-Dollar pro Barrel erreichte. Dies gilt als bisher stärkster Anstieg des Ölpreises an einem einzigen Tag. Als Gründe führten Analysten die Schwäche des Dollars an, die durch den Stabilisierungsplan der US-Regierung im Zuge der Finanzkrise für das Bankensystem herrühre.[13]

Korrelation des Ölpreises mit politischem Klima und Jahreszeiten

Durch seine hohe Krisenanfälligkeit ist der Ölpreis beliebtes Ziel für Spekulationen an den Finanz-Terminmärkten. Demzufolge schnellt der Preis besonders zu Zeiten politischer Instabilität oder drohender Konflikte in die Höhe. Ferner unterliegt der Ölpreis einer gewissen Saisonalität. So ist der Tiefpunkt für gewöhnlich im Hochwinter zwischen Dezember und Januar, trotz des hohen Verbrauchs an Heizöl. Die Höchststände erreicht der Ölpreis hingegen im Frühjahr, wenn in den USA die „Driving Season“ beginnt und im Herbst gegen Ende dieser Phase.

Effekte des Ölpreisanstiegs

 
Ölfunde von 1930 bis 2050 und Förderung bis 2006

Die abnehmende Förderrate bewirkt zunächst, dass keine zusätzlichen Abnehmer mehr bedient werden können, da die eigentliche Fördermenge noch nicht zurückgeht. Die Situation verschärft sich, wenn es zu einem tatsächlichen Rückgang der weltweiten Förderung kommt und sich die Angebotsseite verringert (Verkäufermarkt).

Steigende Ölpreise schlagen sich in der Folge in sehr vielen vom Öl abhängigen Produkten nieder. Bisherige Marktteilnehmer müssen deswegen ihren Verbrauch reduzieren oder aber – was angesichts der höheren Preise auch zunehmend lukrativ wird – Öl mit anderen Energieträgern wie synthetischen Kohlenwasserstoffen substituieren. Dabei kommt jedoch bei unveränderter Nachfrage der sog. Kreuzpreis-Substitutionseffekt zum Tragen, der nach kurzer Zeit die Preise des anderen, substituierten Energieträgers wiederum – wegen der nun bei ihm spürbar gestiegenen Nachfrage – ebenfalls steigen lässt.

Öllagerstätten mit veränderten Technologien und Konzepten zu erschließen und auszubeuten ist eine weitere Möglichkeit, von der Angebotsseite her auf die abnehmende Förderrate zu reagieren. Dabei müssen allerdings vielfach gestiegene Aufwands- und Erschließungskosten mit einkalkuliert werden, die den Erleichterungseffekt unter dem Strich erheblich mindern können.

Jährlicher Ölpreis seit 1970

Nachfolgend sind die Jahresdurchschnittspreise für die Erdölsorten Dubai (1970–1985 Arabian Light), Brent (1976–1983 Forties), Nigerian Forcados und WTI in US-Dollar pro Barrel angegeben:

 
Ölpreisentwicklung in $ von 1861–2007 (braune Linie auf Basis des Preisstands 2007)
 
Nominaler Ölpreis von 1985 bis 2006
 
Nominaler Ölpreis 1970–2004
 
Rohölpreise (nominal und real) 1971–2007
 
Monatliche Preise für Brent und WTI 1995–2007
 
Nominaler Preis für US-Leichtöl (WTI) 2006–2008
Jahr Dubai Brent Nigerian
Forcados
WTI
1970 1,21 - - -
1971 1,69 - - -
1972 1,90 - - -
1973 2,83 - - -
1974 10,41 - - -
1975 10,70 - - -
1976 11,63 12,80 12,87 12,23
1977 12,38 13,92 14,21 14,22
1978 13,03 14,02 13,65 14,55
1979 29,75 31,61 29,25 25,08
1980 35,69 36,83 36,98 37,96
1981 34,32 35,93 36,18 36,08
1982 31,80 32,97 33,29 33,65
1983 28,78 29,55 29,54 30,30
1984 28,06 28,78 28,14 29,39
1985 27,53 27,56 27,75 27,98
1986 13,10 14,43 14,46 15,10
1987 16,95 18,44 18,39 19,19
1988 13,27 14,92 15,00 15,97
1989 15,62 18,23 18,30 19,68
1990 20,45 23,73 23,85 24,50
1991 16,63 20,00 20,11 21,54
1992 17,16 19,32 19,61 20,57
1993 14,95 16,97 17,41 18,45
1994 14,74 15,82 16,25 17,21
1995 16,10 17,02 17,26 18,42
1996 18,52 20,67 21,16 22,16
1997 18,23 19,09 19,33 20,61
1998 12,21 12,72 12,62 14,39
1999 17,25 17,97 18,00 19,31
2000 26,20 28,50 28,42 30,37
2001 22,81 24,44 24,23 25,93
2002 23,74 25,02 25,04 26,16
2003 26,78 28,83 28,66 31,07
2004 33,64 38,27 38,13 41,49
2005 49,35 54,52 55,69 56,59
2006 61,50 65,14 67,07 66,02
2007 68,19 72,39 74,48 72,20
Quelle: BP Statistical Review of World Energy[14]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vgl. z.B. Paul J.J. Welfens: Grundlagen der Wirtschaftspolitik: Institutionen - Makroökonomik - Politikkonzepte, Springer 2007, 147: "Auf dem Ölmarkt bildet sich durch das weltweite Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage der Marktpreis".
  2. Vgl. z.B Friedemann Müller: Strategische Bedingungen für die Nutzung der Weltenergiereserven: Energiesicherheit und internationale Sicherheitspolitik, in: Stefan Leible, Michael Lippert, Christian Walter (Hgg.): Die Sicherung der Energieversorgung auf globalisierten Märkten, Mohr Siebeck, Tübingen 2007, 29-46, 31: "Zum anderen ist der Ölpreis ... sehr von (marginalen) Produktionskosten abgekoppelt ... Anders ... bei der Entwicklung von globalen Angebots- und globalen Nachfragemengen. Das Angebot hängt sehr stark von bestehenden und in Entwicklung begriffenen Investitionen sowie den gesicherten Reserven ab, die relativ genau messbar sind. Die globale Nachfrage entwickelt sich in Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum"
  3. BP: Workbook of historical data
  4. Rainer Karlsch, Raymond G. Stokes: Faktor Öl. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859-1974. Verlag C. H. Beck, München 2003.
  5. IWF: World Economic Outlook, April 2008, S. 56.
  6. Der Spiegel: Rekordpreis bei 132 Dollar - Experten warnen vor dramatischem Öl-Engpass, vom 21. Mai 2008
  7. Tagesschau: Ölpreis erreicht neuen Rekord, vom 19. Februar 2008
  8. Der Spiegel: Rekordpreis - Ölpreis knackt 100-Dollar-Marke, vom 2. Januar 2008
  9. Reuters: Oil roars to record over $108 on weak dollar, vom 10. März 2008
  10. Moore Research Center: Historical Prices (daily-2008)
  11. n-tv: Brent unter 100 Dollar – Ölpreis sinkt weiter
  12. Der Spiegel: Ölpreis fällt unter 100-Dollar-Marke
  13. vgl. Ölpreis steigt in wenigen Stunden um 25 Dollar bei spiegel.de, 22. September 2008 (aufgerufen am 22. September 2008)
  14. BP: Statistical Review of World Energy – Spot crude prices (PDF)

Literatur

  • Autorenkollektiv: Zur politischen Ökonomie des Erdöls – Ein strategisches Gut und sein Preis. in: GegenStandpunkt 1/01 München 2001, ISSN 0941-5831.
  • F. William Engdahl: Mit der Ölwaffe zur Weltmacht. Der Weg zur neuen Weltordnung. Kopp, Rottenburg am Neckar 2005, ISBN 3-93851-619-4.
  • Bernd Meyer: Wirkung eines Anstiegs der Öl- und Gaspreise auf die deutsche Wirtschaft. in: Wirtschaft und Statistik, Statistisches Bundesamt, 2/2008, S. 173ff.
  • Robert H. Motzkuhn: Der Kampf um das Öl. Hohenrain-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-89180-077-0.
  • Daniel Yergin: Der Preis. Die Jagd nach Öl, Geld und Macht. S. Fischer, Frankfurt 1991, ISBN 3-10095-804-7.