Deutsche Minderheit in Polen

seit 1991 anerkannte nationale Minderheit in Polen
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Die Deutsche Minderheit in Polen ist eine seit 1991 anerkannte nationale Minderheit. Sie stellt heute die größte Minderheit in Polen dar. Zur Deutschen Minderheit in Polen bekannten sich laut der Volkszählung von 2002 152.897 Personen, was einen Anteil von 0,38% an der Gesamtbevölkerung Polens ausmacht. Die deutsche Botschaft in Warschau geht hingegen von etwa 300.000 polnischen Bürgern deutscher Nationalität (<0,8% der Gesamtbevölkerung) aus.[1] Von diesen Personen besitzen 147.094 auch die polnische Staatsangehörigkeit. Die meisten Deutschen leben im historischen Oberschlesien: In der heutigen Woiwodschaft Oppeln und im westlichen Teil der Woiwodschaft Schlesien.

Datei:Deutsche Minderheit Oberschlesien.png
Verbreitung der deutschen Minderheit in Oberschlesien
Kennzeichnend für das Oppelner Land und seine deutsche Minderheit: Gepflegte deutsche Gefallenendenkmäler, wie hier in Mechnice (Muchenitz)
...in manchen Orten wurden diese nach der Wende neu errichtet, wie hier im Powiat Oleski
Eine deutschsprachige Gedenktafel in Jemielnica

Geschichte

Zwischenkriegszeit

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte der Großteil der Deutschen in Polen im Polnischen Korridor, um Posen und im 1922 an Polen abgetretenen Ostoberschlesien. Darüber hinaus existierten deutsche Minderheiten in der Region Łódź und in Wolhynien.

Die stärkste Partei der deutschen Minderheit vor dem Zweiten Weltkrieg war die 1931 gegründete Jungdeutsche Partei in Polen, die Mitte der 1930er Jahre ca. 50.000 Mitglieder zählte.

Während des Zweiten Weltkrieges

Nach dem Polenfeldzug entstand 1939 der Volksdeutsche Selbstschutz, eine paramilitärische Organisation, die ihre Mitglieder hauptsächlich aus Angehörigen der deutschen Minderheit in Polen rekrutierte, und an zahlreichen Massenmorden an der polnischen und jüdischen Bevölkerung beteiligt war.[2] Von den etwa 740.000 Angehörigen der deutschen Minderheit im Vorkriegspolen wurden Männer im wehrfähigen Alter als Soldaten rekrutiert, darüber hinaus gehörten etwa 80.000 bis 100.000 dem Volksdeutschen Selbstschutz an.[3]

In Gebieten Polens, die direkt dem Reich angeschlossen wurden, hat sich sowohl die Definition als auch Situation der deutschen Minderheit grundlegend geändert. Sie wurde zur erwünschten Bevölkerungsgruppe erklärt, hingegen die bis dahin dort lebende polnische Bevölkerung wurde nach Osten deportiert, ihr Platz und Habe übernahmen die deutschen Einwanderer. Aber auch in manchen Städten des Generalgouvernement, wie z.B. in Łódź (1940–1945: Litzmannstadt) wurde verstärkt deutsche Bevölkerung angesiedelt.

 
Hier ruhen mehr als 3000 Opfer des Internierungslagers des NKWD aus dem Jahre 1945. Am 46. Jahrestag der Auflösung des Lagers Toszek XI 25 1991(Toszek)

Westverschiebung Polens – Flucht, Vertreibung und Aussiedlung

Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 beschlossen die Alliierten die „polnische Westverschiebung“ und somit die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus den ostdeutschen Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie, die unter polnische Verwaltung gestellt wurden, sowie die Aussiedlung der polnischen Bevölkerung aus dem bereits 1939 von der Sowjetunion annektierten Ostpolen.

Als „Vergeltung“ für die von Deutschen verübten Gräuel im Zweiten Weltkrieg waren Vertriebene und in Polen gebliebene Volks- und Reichsdeutsche vielfach Gewalttaten ausgesetzt. In ehemaligen Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagern, wie in Łambinowice, Zgoda oder im NKWD-Lager Toszek wurden Zivilisten aufgrund ihrer deutschen Herkunft, bzw. zwecks späterer Aussiedlung, interniert. Misshandlungen an Lagerinsassen und die schlechten Haftbedingungen forderten zahlreiche Todesopfer.

Nachdem von 1944 bis 1950 ca. 8,5 Millionen Deutsche aus diesem Gebiet geflohen oder vertrieben worden waren, begann in den ehemaligen deutschen Ostgebieten eine großangelegte „Entdeutschung“, bei der versucht wurde, alle Hinweise auf die deutsche Vergangenheit zu tilgen. Deutschsprachige Inschriften auf Gebäuden, Friedhöfen oder Denkmälern wurden unkenntlich gemacht, deutsche (Familien-)Namen polonisiert und der Gebrauch der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit verboten.[4] Die nun noch verbliebenen Deutschen bewohnten hauptsächlich ländliche Gebiete in Oberschlesien und Hinterpommern, sowie die nieder- und oberschlesische Industriegebiete. Neben der Ansiedlung von polnischen Vertriebenen und Neusiedlern durften alteingessesene Bewohner (Autochthone), vor allem Oberschlesier und Masuren, nach einer positiven „Verifizierung“ als polnische Staatsbürger bleiben. Auf diese Weise gab es ab 1951 nach verfälschten Angaben der polnischen Behörden keine Deutschen mehr in Polen und die tatsächliche deutsche Restbevölkerung wurde unterdrückt, was jedoch nach außen dementiert wurde.

Allein in Oberschlesien lebten nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als 700.000 Autochthone, die damit die Hälfte der Bevölkerung stellten. In Niederschlesien (Woiwodschaft Breslau) lebten nach der Volkszählung 1950 noch 84.800 ehemalige Reichsbürger.[5] Sie lebten vor allem im Steinkohlegebiet um Waldenburg, wo sie als Fachkräfte für die Industrie geduldet wurden. Da sie nach der Übergangszeit aber das Land verlassen sollten, wurden hier deutsche Organisationen und deutschsprachiger Unterricht gestattet.[6]

Im übrigen Polen war angesichts der erzwungenen Assimilation und der Diskriminierung Deutschstämmiger eine kulturelle Entwicklung der deutschen Minderheit unmöglich und die langfristige Existenz derselben gefährdet.

Von 1955 bis 1959 kam es erstmals zu einer Familienzusammenführung von den damals Geflohenen oder Vertriebenen und den in Polen verbliebenen Deutschen. Bei dieser Familienzusammenführung wurden ca. 250.000 Deutsche nach West-Berlin und ca. 40.000 in die DDR umgesiedelt. Die Zahl der deutschsprachigen Bevölkerung betrug 1960 weniger als 50.000.Quelle?

Weitere Deutsche, bzw. Autochthone verließen auf Grund einer erneuten Familienzusammenführung infolge des „Warschauer Vertrages“ von 1970 das Land. Nach polnischen Statistiken gab es Ende der 70er Jahre ca. 500.000 bis 1 Million aussiedlungswillige Deutsche, die vor allem in den 1980er Jahren massenhaft ausreisten. In den Jahren zwischen 1950 und 1989 gelangten insgesamt rund 1,2 Mio. Deutsche aus Polen und ihre Familienangehörigen nach dem Bundesvertriebenengesetz als Aussiedler in die Bundesrepublik Deutschland.

Volkszählung 2002

Laut der 2002 in Polen durchgeführten Volkszählung deklarierten 152.897 Einwohner Polens die deutsche Volkszugehörigkeit, wobei die meisten von ihnen in der Woiwodschaft Oppeln leben, wo sie mit 106.855, 10,033% der Bevölkerung der Woiwodschaft darstellen. In den übrigen Woiwodschaften liegt der Anteil der deutschen Bevölkerung zwischen 0,005 und 0,672%.

Woiwodschaft Einwohnerzahl Davon Deutsche Prozentualer Anteil
Oppeln 1.065.043 106.855 10,033
Schlesien 4.742.874 31.882 0,672
Ermland-Masuren 1.428.357 4.535 0,317
Pommern 2.179.900 2.319 0,106
Niederschlesien 2.907.212 2.158 0,074
Westpommern 1.698.214 1.224 0,072
Lebus 1.008.954 651 0,064
Kujawien-Pommern 2.069.321 717 0,034
Großpolen 3.351.915 1.013 0,030
Łódź 2.612.890 325 0,012
Masowien 5.124.018 574 0,011
Kleinpolen 3.232.408 261 0,008
Podlachien 1.208.606 85 0,007
Karpatenvorland 2.103.837 116 0,006
Lublin 2.199.054 112 0,005
Heiligkreuz 1.297.477 70 0,005
insgesamt 38.230.080 152.897 0,381

Rechtliche Anerkennung und Infrastruktur

 
Gemeinden, in denen Deutsch als Hilfssprache eingeführt wurde, bzw. Gemeinden, die die Voraussetzung dafür erfüllen
 
Ergebnisse des Wahlkomitees Deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Oppeln bei den Parlamentswahlen in Polen 2007
 
Zweisprachige Begrüßungstafel in Krośnica/Kroschnitz

Bis 1990/1991 wurde die Existenz der deutschsprachige Minderheit vom polnischen Staat abgestritten. Durch das Verbot der deutschen Sprache und die Diskriminierung Deutschstämmiger war das Deutsche aus dem öffenlichen Leben verschwunden – viele Deutschstämmige der Nachkriegsgenerationen sprachen Deutsch nicht mehr als Muttersprache. Deshalb gestaltete sich der Wiederaufbau der öffentlichen Tätigkeit der Deutschen Minderheit nach der Wende schwierig und wurde zu großen Teilen von Angehörigen der älteren Generation vollzogen.

Die Deutsche Minderheit erhielt erst mit dem Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrag vom 17. Juni 1991 ihre vollen Rechte als nationale Minderheit nach KSZE-Standard sowie eine Vertretung im polnischen Parlament (Sejm). Bei der Deutschen Minderheit in Polen handelt es sich mehrheitlich um die sich zum Deutschtum bekennenden alteingesessenen Schlesier, also eine Nationale Minderheit.

Nach dem polnischen Minderheitengesetz von 2005 können Gemeinden ab einem Minderheitenanteil von mindestens 20% offiziell als zweisprachig anerkannt werden und Deutsch als sog. „Hilfssprache“ einführen. Dabei werden die Ergebnisse der polnischen Volkszählung von 2002 herangezogen, wonach 28 Gemeinden, nämlich Biała, Bierawa, Chrząstowice, Cisek, Dobrodzień, Dobrzeń Wielki, Głogówek, Izbicko, Jemielnica, Kolonowskie, Komprachcice, Krzanowice, Lasowice Wielkie, Leśnica, Łubniany, Murów, Olesno, Pawłowiczki, Polska Cerekiew, Popielów, Prószków, Radłów, Reńska Wieś, Strzeleczki, Tarnów Opolski, Turawa, Ujazd, Walce sowie Zębowice diesen Anteil von Deutschen unter der Gesamtbevölkerung erreichen.[7] Bis auf Krzanowice, das der Woiwodschaft Schlesien angehört, sind alle anderen Gemeinden Teil der Woiwodschaft Oppeln.

Tatsächlich müssen aber noch die Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden der Einführung der Minderheitensprache zustimmen, bevor die Zweisprachigkeit rechtskräftig wird.

Rechtliche Grundlagen und Alltag

Laut der letzten Volkszählung in Polen von 2002 gebrauchen 204.573 Menschen in ihrem Privatleben die deutsche Sprache, davon sind 100.767 polnischer und nur 91.934 deutscher Nationalität.[8]

Zweisprachige Gemeinden

Offiziell zweisprachig sind seit 2006 die Gemeinden Biała, Chrząstowice, Izbicko, Jemielnica, Kolonowskie, Lasowice Wielkie, Leśnica, Prószków, Radłów, Reńska Wieś, Strzeleczki, Ujazd und Walce, seit 2007 Bierawa, Tarnów Opolski und Zębowice sowie seit 2008 Turawa[9]

In vielen Gemeinden (so Gogolin) stellt die deutsche Minderheit den Bürgermeister oder Ortsvorsteher[10], in den Landkreisen Oppeln und Groß Strehlitz hat sie die absolute Mehrheit.

Zweisprachige Beschilderung

Zweisprachige Ortsschilder dürfen in genannten Gemeinden erst aufgestellt werden, wenn die deutschen Ortsbezeichnungen/Straßennamen gemäß der Verordnung über zweisprachige Orts- und Lagebezeichnungen Dwujęzyczne nazewnictwo geograficzne offiziell genehmigt wurden. Dafür muss der Gemeinderat der Einführung der deutschen Bezeichnungen zustimmen, sowie die Genehmigungen des Wojwoden sowie des polnischen Innenministeriums (MSWiA) vorliegen. Zwar muss die Gemeindebevölkerung nur befragt werden, wenn der Anteil der deutschen Minderheit an der Bevölkerung unter 20% liegt, doch setzen auch die Gemeinden mit über 20% auf freiwillige Umfragen. Bisher wurde die Verordnung und damit das Recht auf zweisprachige Ortsschilder nach und nach in den Gemeinden Radłów / Radlau, Cisek / Czissek, Leśnica / Leschnitz, Tarnów Opolski / Tarnau, Chrząstowice / Chronstau, Izbicko / Stubendorf, Dobrodzień / Guttentag sowie für Łubowice / Lubowitz, einen Ortsteil von Rudnik eingeführt.[11]

Die zweisprachigen Ortsschilder sind wie die bisherigen grün gehalten und weiß beschriftet. Unter dem polnischen Ortsnamen steht in gleicher Schriftgröße der deutsche. In der Gemeinde Cisek wurden zu den alten Ortsschildern zusätzlich deutschsprachige Schilder angehängt. Ob das Anbringen getrennter Schilder dem polnischen Minderheitengesetz entspricht, ist aber unklar. Zwar waren deutschsprachige Ortsschilder seit 2005 erlaubt, es hatte bis 2008 jedoch keine berechtigte Gemeinde von den Behörden Geld für die Aufstellung von deutschsprachigen Ortsschildern erhalten. Erst für das Jahr 2008 wurden erstmals 250.000 Złoty für die Herstellung und Aufstellung von Ortsschildern eingeplant. Zunächst wurde davon ausgegangen, dass die Gemeinde Radłów / Radlau im Herbst 2008 die ersten deutschsprachigen Ortsschilder aufstellen wird. Am 4. September 2008 erhielt dann Łubowice / Lubowitz als erster Ort deutschsprachige Ortstafeln. Am 12. September 2008 folgte die Gemeinde Radłów / Radlau als erste Kommune in Polen mit der feierlichen Enthüllung zweisprachiger Ortsschilder.[12][13] Am 15. September wurden in der Gemeinde Cisek / Czissek deutschsprachige Ortsschilder aufgestellt.

Zusätzliche Straßennamen in deutscher Sprache wurden bisher von keiner Gemeinde beantragt. Jedoch gibt es schon seit der politischen Wende in Polen 1989 auch privat finanzierte zweisprachige Begrüßungstafeln (u.ä.).

Solche öffentlichen Symbole der Zweisprachigkeit und der deutschen Minderheit sind in Polen nicht unumstritten, es blieb aber meist bei Drohungen (neue) deutschsprachige Schilder oder Inschriften zu zerstören.[14] Gegner der Minderheitengesetze sahen sich 2004 in ihren Befürchtungen – die Minderheit untergrabe die staatsrechtliche Souveränität Polens im Oppelner Land – bestätigt, als der Starost von Strzelce Opolskie – selbst Mitglied der Minderheit – das obligatorische polnische Staatswappen an seinem Amtsgebäude durch das Landkreiswappen und ein zweisprachige Informationsschild ersetzte, was eine Strafftat darstellt, die mit bis zur einem Jahr Gefängnisstrafe geahndet wird[15] und sogar zu einer Sejm-Debatte [16], und Distanzierung anderer Minderheitsvertreter führte[17].

Kontroversen um öffentliche Symbole der Minderheit

In den 1945 an Polen gefallenen deutschen Ostgebieten versuchte die kommunistische Führung schriftliche Zeugen der deutschen Vergangenheit durch Entfernung von Inschriften oder Denkmälern zu tilgen. Im Oppelner Land versuchte die deutschen Minderheit diese Aktionen zu begrenzen – im Falle von Lasowice Małe (Klein Lassowitz) wurde beispielsweise das örtliche Kriegerdenkmal vor den Behörden vergraben[18]. Die erhaltenen deutschen Kriegerdenkmäler sind heute zu Kennzeichen des Oppelner Landes und seiner deutschen Minderheit geworden. Nach der Wende wurden bestehende wiederhergestellt, bzw. durch Gedenksteine für die Opfer des Zweiten Weltkriegs ergänzt.

Umstritten sind auch Darstellungen des deutschen Militärs, wie Eiserne Kreuze oder Soldatenhelme auf den Denkmälern, außerdem dürfen im Zweiten Weltkrieg gefallene Ortsbürger auf Denkmälern nicht als Gefallene bezeichnet werden, deutsche Denkmäler von vor 1945 dürfen zudem keine 1933–45 eingeführten Ortsnamen tragen und sollten durch eine polnische Informationstafel ergänzt werden.

Schließlich wurde 2005 die von örtlichen Minderheitsvertretern vorgeschlagene Benennung der zweisprachigen Schule in Rosenberg/Olesno zu Ehren der schlesischen Nobelpreisträger nach öffentlichen Protesten aufgegeben. Stein des Anstoßes war einer der besagten Nobelpreisträger, Fritz Haber, dessen Forschung auch der chemischen Kriegsführung im Ersten Weltkrieg gedient hatte.[19] In den Medien bekam er das Synonym „Doktor Tod“.

Zum heutigen Alltag gehören auch negative Darstellungen der Deutschen Minderheit in Polen, aber auch der Deutschen im Allgemeinen, durch führende Tageszeitungen in Polen. So werden regelmäßig vermeintliche Skandale aufgedeckt. Wie z.B. ein Einzelfall in der Ortschaft Szczedrzyk, in der nach einer Reinigung des 1934 errichteten Gefallenendenkmals, der verputzte Schriftzug des damals eingeführten Ortsnamens Hitlersee wieder zum Vorschein kam, nachdem der Putz abfiel. Dabei wurde die deutsche Minderheit in den Medien dafür verantwortlich gemacht[20].

Die erst Anfang/Mitte September 2008 aufgestellten zweisprachigen Ortstafeln in den Gemeinden Radłów und Cisek wurden bereits nach wenigen Tagen Opfer von Vandalismus.[21][22]

Deutsche Staatsangehörigkeit

Bis 2005 haben etwa 288.000 Bürger in Polen, insbesondere in Oberschlesien und Masuren, die Bestätigung erhalten, von Geburt an die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen.

Die deutsche Staatsbürgerschaft wird auf Antrag vom Bundesverwaltungsamt festgestellt.

Bildung

Nahe der Grenze zu Deutschland, beispielsweise in Stettin (Szczecin) und in den Hauptgebieten der dt. Minderheit um Oppeln (Opole) und in Oberschlesien sowie in Breslau (Wrocław), gibt es mehrere deutsche Kindergärten, zahlreiche Schulen mit verstärktem „muttersprachlichem Unterricht“ in Deutsch sowie eine kleinere Anzahl von zweisprachigen Grundschulen und Gymnasien.

Derzeit gibt es in der Woiwodschaft Oppeln 25 Kindergärten in denen in deutscher Muttersprache unterrichtet wird. Man plant die Zahl der Kindergärten auf 100 zu erhöhen.[23]

Organisation der Minderheit

 
Henryk Kroll und Norbert Rasch, Vertreter der deutschen Minderheit

Die deutsche Minderheit in Polen ist in mehreren Verbänden, Vereinen und anderen Organisationen organisiert, wobei die größte von ihnen die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien mit dem Hauptsitz in Oppeln ist[24]. Die Minderheit organisiert sich in folgenden Gesellschaften: Allenstein, Breslau, Bromberg, Danzig, Elbing, Hirschberg, Liegnitz, Lodz, Oppeln, Posen, Bezirk Schlesien, Schneidemühl, Stettin, Stolp, Thorn und Waldenburg. Der Bezirk Schlesien teilt sich in die Kreisverbände Beuthen, Gleiwitz, Hindenburg, Kattowitz, Loslau, Orzesche, Ratibor, Rybnik, Tichau und Teschen. Die Gesellschaft in Oppeln besitzt in allen Landkreisen der Woiwodschaft Oppeln einen Kreisverband. Das sind insgesamt 11 Kreisverbände. Alle Gesellschaften schließen sich zum Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen zusammen. Die jugendlichen Angehörigen der Minderheit organisieren sich im Bund der Jugend der Deutschen Minderheit.

Eine andere große Organisation ist die Deutsche Gemeinschaft Versöhnung und Zukunft mit dem Hauptsitz in Kattowitz, die nach eigenen Angaben 11.112 „Beitragzahlende Mitglieder“ zählt und als einzige nicht von der deutschen Bundesregierung finanziert wird. Zwischen den beiden Organisationen weichen deren Ziele als auch Grundsätze teilweise stark voneinander ab. So ist die Deutsche Gemeinschaft Versöhnung und Zukunft auch für nichtdeutschstämmige Mitglieder (etwa 4,2%) offen, die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen hingegen nimmt nur deutschstämmige Mitglieder auf.

In den Regional- und Zentralwahlen in Polen wird die Deutsche Minderheit durch das Wahlkomitee Deutsche Minderheit vertreten, das in den Parlamentswahlen 2007 32.462 bzw. 0,2% Stimmen erhielt und mit einem Abgeordneten im Sejm präsent ist[25].

Institutionen

  • Stiftung für Entwicklung Schlesiens und Förderung Lokaler Initiativen
  • Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz (Gliwice)
  • Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Oppeln (Opole), Zweigstelle des HDPZ Gleiwitz
  • Wirtschaftskammer Schlesien
  • Schlesischer Selbstverwaltungsverband
  • Stiftung Oberschlesisches Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum

Deutschsprachige Medien in Polen

Radiosendungen

Fernsehsendungen

Printmedien

Online

Verweise

Siehe auch

Literatur

  • Scholtz-Knobloch, Till: Die deutsche Minderheit in Oberschlesien - Selbstreflexion und politisch-soziale Situation unter besonderer Berücksichtigung des so genannten „Oppelner Schlesiens (Westoberschlesien)“ – Görlitz 2002; ISBN 3-935330-02-2
  • Brzezina, Maria: Polszczyzna niemców [Die polnische Sprache der Deutschen], Warschau/Krakau 1989, ISBN 83-01-09347-1
  • Rabagliati, Alastair: A Minority Vote. Participation of the German and Belarussian Minorities within the Polish Political System 1989–1999, Krakau, 2001, ISBN 83-88508-18-0
  • Urban, Thomas: Deutsche in Polen – Geschichte und Gegenwart einer Minderheit, München 2000, ISBN 3-406-45982-x

Einzelnachweise

  1. Vgl. ambasadaniemiec.pl
  2. Vgl. deutsche-und-polen.de
  3. Vgl. ikgn.de Rezensionen
  4. Siehe auch haus.pl; abger. am 14. Mai 2008
  5. Vgl. Winfried Irgang: Geschichte Schlesiens. In: Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen: Schlesien. Berlin 2005.
  6. Vgl. wochenblatt.pl; abger. am 23. Mai 2008
  7. Vgl. dat.prosilesia.net
  8. Vgl. Polnisches Haupt-Statistikamt (GUS)
  9. Vgl. Aufstellung des Polnischen Innenministeriums
  10. Vgl. wochenblatt.pl
  11. Vgl. Polnisches Innenministerium
  12. Vgl. n-tv:Annäherung über Ortsschilder – Neue Normalität. abger. am 15. September 2008
  13. Vgl. Mittagsmagazin:Lubowice und Lubowitz – Mit polnisch-deutschen Ortsschildern Geschichte schreiben. abger. am 15. September 2008
  14. Vgl. Artikel des Schlesischen Wochenblatts, abger. am 17. März 2008
  15. Vgl. hotnews.pl
  16. Vgl. ks.sejm.gov.pl ks.sejm.gov.pl
  17. Vgl. polskieradio.pl
  18. Vgl. lasowice.eu; abger. am 21. März 2008
  19. Vgl. opole.naszemiasto.pl
  20. Vgl. gazeta.pl
  21. Vgl. Nowa Trybuna Opolska:Wandale zniszczyli tablice dwujęzyczne w Radłowie. abger. am 20. September 2008
  22. Vgl. Nowa Trybuna Opolska:Zniszczono niemieckie tablice w gminie Cisek. abger. am 20. September 2008
  23. Vgl. www.wochenblatt.pl
  24. laut eigener Homepage der Sozial-Kulturellen Gesellschaft, wobei die Mitgliedszahl nicht genannt wird, sondern lediglich eine ungefähre Anzahl der lokalen Verbandskreise mit etwa 330 angegeben.
  25. Für die Deutsche Minderheit gilt die 5-Prozent-Hürde nicht