Bulgarien ist eine Republik in Südosteuropa. Es grenzt an Rumänien, Serbien, Mazedonien, Griechenland und die Türkei und liegt am Schwarzen Meer.
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Wahlspruch: "Съединението прави силата" | |||||
Amtssprache | Bulgarisch | ||||
Hauptstadt | Sofia | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Präsident | Georgi Parvanov | ||||
Ministerpräsident | Simeon Sakskoburggotski | ||||
Fläche | 110.910 km² | ||||
Einwohnerzahl | 7.537.929 (Juli 2003) | ||||
Bevölkerungsdichte | 68 Ew. pro km² | ||||
Unabhängigkeit | vom Osmanischen Reich am 3. März 1878 erklärt, anerkannt am 22. September 1908 | ||||
Währung | Lew | ||||
Zeitzone | OEZ (UTC +2) | ||||
Nationalhymne | Mila Rodino (Liebe Heimat) | ||||
Länderkennzeichen | BG | ||||
Internet-TLD | .bg | ||||
Vorwahl | 359 | ||||
Bulgarien in Europa |
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Bulgariens
Politik
Die Wahlen am 17. Juni 2001 gewann überraschend die erst kurz zuvor gegründete "Nationale Bewegung Simeon der Zweite" NDSV. um den ehemaligen König Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha (Simeon Sakskoburggotski). Wesentlichen Anteil an dem Erfolg hatte das Versprechen, innerhalb von 800 Tagen eine deutliche Verbesserung des Lebensstandarts in dem verarmten Balkanland herbeizuführen. Dazu sah er eine Erhöhung des Lohnniveaus und Steuersenkungen vor. Außerdem spielte die Hoffnung eine Rolle, der ehemalige Zar Simeon II. könnte durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen in ganz Europa dazu beitragen, ausländische Investoren nach Bulgarien zu holen. Seine "Nationalbewegung", die NDSV, bekam bei den Parlamentswahlen 42,7 Prozent der Stimmen.
Der gegenwärtige Präsident ist der Sozialist Georgi Parvanov.
Verwaltungsgliederung
Bulgarien ist ein Zentralstaat, welcher in 28 Verwaltungsbezirke (Област) gegliedert ist.
siehe Hauptartikel: Bezirke in Bulgarien
Geographie und Klima
Bulgarien wird durch den Balkan (Стара Планина = Altes Gebirge) in die nördlich gelegene Donauebene und die Thrakische Niederung im Süden geteilt. Im Südwesten erheben sich die Rhodopen mit Pirin und Rila-Gebirge. In letzterem befindet sich mit dem Musala (2925 m) die höchste Erhebung Bulgariens und der Balkan-Halbinsel.
Im Osten grenzt Bulgarien an das Schwarze Meer. Die wichtigsten Flüsse sind Donau (Grenze zu Rumänien), Mariza, Mesta, Struma, Iskar und Jantra.
Bulgarien ist geprägt von gemäßigtem Kontinentalklima mit Schwarzmeereinfluss im Osten und mediterranen Einflüssen im Süden. Die mittleren Temperaturen betragen -2° bis 2° im Januar (um -10° im Gebirge) und 19° bis 25° im Juli (um 10° im Gebirge). Im Jahresschnitt fällt 450-600 mm Niederschlag (bis 1300 mm im Gebirge.)
Wirtschaft und Verkehr
Bulgarien gehört zu den Ländern, die als Agrarstaat in den RGW ("COMECON") eingetreten sind und die ihre Industrialisierung diesem im wesentlichen zu verdanken haben. Das bedeutete die Steigerung der energie- und rohstoffintensiven Schwerindustrie, von denen einige Bereiche (Pharmazeutika, Maschinenbau, Elektronik) durchaus erfolgreich in den ehemaligen Märkten agierten. Nach dem Wegfall des Marktes der Sowjetunion, zu dem am meisten Beziehungen bestanden, geriet die Wirtschaft in eine schwere Krise, aus der sie sich bis heute nicht erholt hat. In den Jahren 1989 bis 1995 gingen die Realeinkommen um fast 70 Prozent zurück, der Lebensstandard fiel um 40%. Das Sozialsystem, insbesondere das System der Kranken- und Rentenversicherungen, brach weitgehend zusammen. Die sozialistische Regierung unter Schan Videnov schaffte hier keine Abhilfe, sondern bediente eher die Interessen der ehemaligen Nomenklatura: Die ehemaligen Direktoren der staatseigenen Betriebe wurden schnell zu Millionären. Im Frühling 1996 kam es infolge der hohen Staatsverschuldung zu einer schweren Wirtschaftskrise. Banken brachen praktisch über Nacht zusammen, der Staat geriet in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber seinen ausländischen Kreditgebern. In der Hoffnung auf Unterstützung von Weltbank und IWF verabschiedete die sozialistische Regierung ein Strukturprogramm. 134 marode Staatsbetriebe sollten geschlossen werden, durch Steuervergünstigungen versuchte man -vor allem ausländische- Investoren anzulocken. Doch die Privatisierung ging dem IWF zu langsam und er forderte als Bedingung für weitere Kredite die Einführung eines currency boards (Währungsrates) mit der Bindung des bulgarischen Lew an die D-Mark im Verhältnis 1:1. Mit Wirkung vom 7. Juli 1997 wurden diese Bedingungen von der neuen konservativen Regierung erfüllt. So konnte das Land die notwendigen Kredite bekommen und ein Budget für das kommende Jahr verabschieden, hatte aber die Hoheit über die Staatsfinanzen an die internationalen Finanzinstitutionen abgegeben. Denn die Einführung des currency boards bedeutet, dass die Regierung kein Budget ohne die Einwilligung des IWF verabschieden darf. Durch diese Maßnahmen konnte Bulgarien im internationalen Vergleich seine Wirtschaftsdaten bis 2000 verbessern. Das Haushaltsdefizit konnte auf ein Prozent des BIP reduziert werden, das Bruttoinlandsprodukt stieg um 5%, die Inflationsrate hielt sich bei etwa 11% und die Arbeitslosigkeit stagnierte auf 18%.
Doch die Annäherung an den Weltmarkt wird bis jetzt nicht durch eine Ankurbelung der Wirtschaft, sondern duch eiserne Sparmaßnahmen erreicht. Für die nationale Wirtschaft und für die Bevölkerung haben Einsparungen und Verteuerungen in erster Linie negative Folgen. Die ausländischen Investoren sind bis jetzt ausgeblieben, ein eigener unternehmerischer Mittelstandes hat sich -nicht zuletzt aufgrund der hohen Zinspolitik- bis jetzt kaum entwickelt. Seit 1997 hat Bulgarien eine negative Handelsbilanz.
Von der Bevölkerung kämpfen etwa 80% ums tägliche Überleben. Ein Durchschnittslohn reicht kaum für die Ernährung, die Haushaltseinkommen sinken bei steigenden Preisen für so essentielle Dinge wie Heizung, Wasser, Müllabfuhr. Die vom IWF geforderte Erhöhung der Energiepreise führte dazu, dass sich viele Haushalte von der Energieversorgung abmeldeten.
1999 waren 45% der Bevölkerung auf selbst hergestellte Nahrungsmittel angewiesen. Die Bewegung vom Land in die Kleinstadt und von dort in die Großstadt kehrt sich deshalb heute um. Die Krise der Wirtschaft zwingt zu einer neuen Subsistenzwirtschaft, oft mit einfachsten Geräten wie Sichel und Pflug, da nur wenige Dorfgemeinschaften genug Geld haben, um kollektiv einen Traktor anzuschaffen.
Der IWF sieht diese Situation als notwendige Übergangsphase und glaubt, dass Investitionen in das ?aufgrund von Arbeitslosigkeit und Schattenwirtschaft- chronisch unterfinanzierte Sozialsystem die Überwindung der Krise unmöglich machen würden. Er setzte Mindestlöhne fest, die unter dem Existenzminimum liegen und verbietet Investitionen ins Verwaltungssystem. Im öffentlichen Dienst wurden 12,5% der Stellen gestrichen
Die Einschränkungen des Handlungsspielraums der Politiker durch den IWF steht im Widerspruch zu den Erwartungen der EU, die von ihren Beitrittsländern erwartet, dass sie eigenverantwortlich rechtsstaatliche und marktwirtschaftliche Systeme aufbauen. Sollten die Stabilisierungsmaßnahmen nicht bald greifen, fürchten Experten eine wirtschaftliche Abwärtsspirale mit ähnlichen Folgen wie in Argentinien. Ein solcher wirtschaftlicher Zusammenbruch wäre eine Gefahr für die Stabilität der gesamten Balkan-Region. Selbst der IWF, der zugeben musste, dass der Lew trotz der Fixierung an den Euro zwischen 22,1 und 28,7 seines Wertes eingebüßt hat, denkt bereits über Ausstiegsstrategien aus dem currency board nach. Er schlägt -analog zur Einführung des Dollar in manchen lateinamerikanischen Ländern- eine Euro-Einführung noch vor dem EU-Beitritt vor. Dies wird allerdings von der Europäische Zentralbank abgelehnt, die um die Stabilität des Euro fürchtet. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz plädiert für einen vorgezogenen EU-Beitritt.
Bulgarien ist ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Nahen Osten. Das Land besitzt ein dichtes Eisenbahn- und Straßennetz. Flughäfen befinden sich in Sofia, Plowdiw, Warna und Burgas, Seehäfen in den letztgenannten beiden Städten.
Bevölkerung
Ca. 88 Prozent der Bevölkerung gehören der bulgarisch-orthodoxen Kirche an, ca. 10 Prozent sind Muslime. In ethnischer Hinsicht sind ca. 85 Prozent der Bevölkerung Bulgaren, ca. 10 Prozent Türken (Volkszählung 1992: 822 000), ca. 3-4 Prozent Roma (Volkszählung 1992: 288 000) und bulgarische Muslime, die Pomaken (Volkszählung 1992: 65 500). Der Urbanisierungsgrad beträgt 65 Prozent. Es besteht Landflucht und eine negative Wachstumsrate.
Kultur
Wie die Russen und andere Ostslawen verfügen auch die Bulgaren über eine große Tradition des Chorgesangs. Der staatliche Chor wurde durch einen eigenen Stil sehr erfolgreich, zahllose bulgarische Frauenchöre wie z.B. 'Angelite' sind heute international bekannt. Der Begriff Balkan ist in Bulgarien sehr positiv besetzt, wovon u.a. Namen von Firmen und Hotels zeugen.
Sport
Ebenso wie in der Türkei gibt es eine große Traditition im Kraftsport (Ringen, Gewichtheben). Die Wurzeln liegen in der Folklore, wo der "starke Mann" ein hohes Ansehen hat, aber auch im griechischen Erbe, das über Byzanz nach Bulgarien kam. In den 1980er wurde die türkischen Minderheiten diskrimininert und türkischen Namen wurden slawisiert. Im Sport kann Bulgarien auf große Erfolge zurückblicken.
Datum | Name | Deutscher Name | Anmerkungen |
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1. Januar | Нова година | Neujahr | |
3. März | Ден на Освобождението на България от османско иго | Tag der Befreiung von der türkischen Herrschaft | 1878, Frieden von San Stefano |
Великден | Ostern | ||
1. Mai | Ден на труда | Tag der Arbeit | |
6. Mai | Гергьовден, Ден на храбростта и Българската армия | Georgstag, Tag der Tapferkeit und der bulg. Armee | |
24. Mai | Ден на българската просвета и култура и на славянската писменост | Tag der bulgarischen Aufklärung und Kultur und der slawischen Literatur | |
6. September | Ден на Съединението на България | Tag der Vereinigung Bulgariens | 1885 mit Ostrumelien |
22. September | Ден на Независимостта на България | Tag der Unabhängigkeit Bulgariens | 1908 |
1. November | Ден на народните будители - неприсъствен за всички учебни заведения | Tag der nationalen Erweckung | |
24. Dezember | Бъдни вечер | Heiligabend | |
25./26. Dezember | Коледа, Рождество Христово | Weihnachten, Geburt Christi |
Weitere Themen
Literatur
- Sabine Riedel: Bulgarien zwischen Subsistenzwirtschaft und Weltmarkt. Überlegungen zum Gestaltungsspielraum der Wirtschafts- und Sozialpolitik. In: Osteuropa 1/2003. S.58-76
Siehe auch: Dobrudscha