Sklaverei in den Vereinigten Staaten

US-amerikanische Form der Sklavenarbeit vom 16. bis 19. Jahrhundert
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Eine Darstellung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten berücksichtigt nicht nur den Zeitraum von der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten (1776) bis zum Ende des Sezessionskrieges und dem Inkrafttreten des 13. Zusatzartikels, mit dem die Sklaverei in den USA endgültig abgeschafft wurde (1865). Sie muss darüber hinaus auch die koloniale Vorgeschichte dieses Landes beachten, in deren Verlauf die Sklaverei entstanden ist und in der sie bereits jene Formen ausgebildet hat, die auch für die Sklaverei des Zeitraumes von 1776 bis 1865 charakteristisch waren.

Ein reicher Pflanzer in Virginia und seine Familie besichtigen die Quartiere ihrer Sklaven

Sklavenhaltung als solche entstand freilich nicht erst mit der Ankunft der europäischen Kolonialherren; sie war bereits in manchen indianischen Kulturen üblich. Mit der Gründung der Kolonien im 17. Jahrhundert erlangte sie jedoch erstmals allgemeine Verbreitung. Einen steilen Aufstieg nahm die Sklaverei mit der Entstehung der Plantagenökonomie, die im 17. Jahrhundert in Virginia entstand und sich in den folgenden zwei Jahrhunderten immer weiter nach Süden und Westen ausbreitete. Da die dünn besiedelten Kolonien den wachsenden Bedarf nach billigen Arbeitskräften nicht aus eigenen Ressourcen decken konnten, wurden Sklaven über die so genannte „Mittelpassage“ direkt aus Westafrika, besonders aus Angola, importiert.

Obwohl die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten (1776) ein Bekenntnis zur Gleichberechtigung aller Menschen erhielt und die nördlichen Bundesstaaten begannen, die Sklaverei stufenweise abzuschaffen, dehnte sie sich in der Plantagenökonomie der Südstaaten im Verlaufe des 18. und 19. Jahrhundert immer weiter aus. Als diese Ökonomie in Virginia und North Carolina allmählich zerfiel, sich stattdessen aber immer weiter nach Westen ausbreitete, kam es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer zweiten großen Migrationsbewegung, die für die Sklaven dieser Zeit kaum weniger traumatisch war, als die Verschleppung über den Atlantik für ihre Vorfahren gewesen war. Beendet wurde die Sklaverei in den Vereinigten Staaten mit der militärischen Niederlage der Konföderation im Sezessionskrieg (1865). Ihr Erbe hat die Politik, Gesellschaft und Kultur der Vereinigten Staaten jedoch weit über diesen Zeitpunkt hinaus geprägt.[1]

Kolonialzeit

Sklaverei in Kolonien ohne Plantagenwirtschaft

Nieuw Nederland

 
Karte von Nieuw Nederland aus dem Jahre 1635. Norden liegt rechts.

Die Ansiedlung afrikanischstämmiger Sklaven auf dem späteren Staatsgebiet der Vereinigten Staaten begann, als europäische Handelsgesellschaften Atlantische Kreolen, die auf ihren Schiffen als Seeleute, Dolmetscher und andere Fachkräfte mitgereist waren, aufs nordamerikanische Festland mitnahmen. Zunächst waren es vor allem Holländer, die Kreolen in ihre überseeischen Kolonien mitbrachten. Viele davon waren freie Männer und Frauen, andere jedoch brachten die holländischen Pioniere und Kaufleute als Sklaven mit. Da die Westindien-Kompanie große Not hatte, Nieuw Nederland mit Arbeitskräften zu bevölkern, beruhte die Wirtschaft dieser Kolonie mehr als in irgendeiner anderen nordamerikanischen Kolonie der Zeit auf der Arbeitsleistung von Sklaven. Im Jahr 1640 lebten allein in Nieuw Amsterdam, das zu diesem Zeitpunkt gut 300 Einwohner hatte, etwa 100 Menschen afrikanischer Abstammung. Als die Briten Nieuw Amsterdam 1664 übernahmen, lebten dort gut 300 Sklaven, die ein Fünftel der Bevölkerung der Stadt ausmachten. Die meisten Schwarzen in Nieuw Nederland arbeitete beim Festungsbau, beim Warentransport, bei der Jagd und in der Landwirtschaft, wo sie oft Seite an Seite mit bezahlten Arbeitern eingesetzt wurden. Die schwarzen Sklaven dieser Zeit waren häufig hoch qualifiziert und hofften zu recht, sich in der noch undefinierten gesellschaftlichen Ordnung der Kolonie mittelfristig eine bessere Position als die eines Sklaven sichern zu können. Hintergrund dieser Hoffnung war nicht zuletzt ihre herkunftsbedingte Vertrautheit mit den traditionellen afrikanischen Formen der Sklaverei, die – verglichen mit der späteren Plantagensklaverei in den amerikanischen Südstaaten – mild und durchaus temporär waren. Aufgrund dieser kulturellen Erfahrung verfügten die kreolischen Sklaven über Strategien, um ihre Ausbeutung und Erniedrigung zu mildern und sogar ihre Freiheit zurückzugewinnen, wobei zu berücksichtigen ist, dass sie „Freiheit“ traditionell nicht als individuelle Autonomie begriffen, sondern nach der Möglichkeit bemaßen, sich in die sie umgebende Gemeinschaft zu integrieren und kein Außenseiter zu sein. Der größte Sklavenhalter der Kolonie war die Westindien-Kompanie, die stets nur an kurzfristigen Gewinnen interessiert war, nicht auf eine langfristige Ausbeutung von Sklaven setzte und diesen für ihr Leben darum große Unabhängigkeit ließ. Wenn sie ihr festgelegtes Arbeitspensum erfüllt hatten, konnten die Sklaven auf eigene Rechnung arbeiten, Handel treiben, Eigentum erwerben, Familien gründen, Gerichte anrufen, dem Militär beitreten und einen Platz im sozialen, kulturellen und religiösen Leben der Kolonie finden. Ein Großteil der kreolischen Sklaven in Nieuw Nederland sprach Niederländisch und bekannte sich zum reformierten Christentum. Der Historiker Ira Berlin hat für diesen Typ von Sklaven, die kreolischer Herkunft waren und in ihr weißes Umfeld relativ stark integriert waren, den Begriff „Charter-Generationen“ geprägt. Eine Freilassung von Sklaven war in Nieuw Nederland möglich, führte jedoch nicht zu einer vollen Emanzipation der Freigelassenen, sondern beinhaltete Klauseln, die es dem früheren Eigentümer erlaubten, über den ehemaligen Sklaven in beschränktem Umfang weiterhin zu verfügen. Als die Niederländer Nieuw Amsterdam 1664 den Briten überlassen mussten, hatte etwa ein Fünftel der Schwarzen die Freiheit erlangt.[2]

Neuengland und Mittelkolonien

In Neuengland und noch mehr in den seit 1664 vollständig britischen Mittelkolonien New York, New Jersey, Pennsylvania, Delaware und Maryland war Sklaverei zwar ebenfalls verbreitet, eine Plantagenwirtschaft entstand hier jedoch nicht. Sklaven wurden hier in großer Zahl in den Seehandelshäfen, im städtischen Handwerk und Geschäftsleben, als Hausdiener, aber auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Diese Sklaven gelangten zunächst vor allem über die Westindischen Inseln in den Norden, bald aber auch direkt aus Westafrika. Der Import von Sklaven aus Afrika war mit besonderen Problemen verbunden, vor allem mit einer einer hohen Sterblichkeit dieser Sklaven, die u. a. an Masern und Keuchhusten starben. Die Lebensbedingungen der meisten Kolonisten waren so bescheiden, sodass sie auch ihre Sklaven nur notdürftig versorgten. Die meisten dieser Kolonisten hielten nur jeweils wenige Sklaven und beschäftigten daneben auch Schuldknechte und schwarze und weiße Lohnarbeiter. Anders als die Sklavenhalter in der Plantagenwirtschaft der südlichen Kolonien hatten sie kaum Interesse daran, es den Sklaven zu ermöglichen, sich als Population aus eigenen Mitteln zu erhalten, d. h. Familien zu gründen und Kinder zur Welt zu bringen. Weibliche Sklaven wurden beim ersten Anzeichen einer Schwangerschaft verkauft. Diese Praxis hatte weitreichende Konsequenzen für das Sozialleben der Sklaven, die bis zur Abschaffung der Sklaverei nur vereinzelt Gelegenheit hatten, die Rollen von Ehepartnern und insbesondere von Vätern anzunehmen.[3]

Darüber hinaus hielten diese Sklaven an ihren afrikanischen Tradition fest und widerstanden über viele Jahrzehnte hinweg z. B. auch der christlichen Mission. Noch Mitte des 18. Jahrhunderts bekannte sich weniger als ein Zehntel der schwarzen Einwohner von New York City zum Christentum. Weil der Direktimport von Sklaven aus Afrika niemals abriss, konnte die Sklavenbevölkerung in den nördlichen Kolonien, die sich ihrer kulturellen Ursprünge äußerst bewusst war, ihre Kenntnis der afrikanischen Traditionen immer neu beleben. Weithin sichtbar wurden diese Traditionen z. B., wenn freie und unfreie Afroamerikaner in den Mittelkolonien alljährlich im Spätfrühjahr das Pinkster-Fest begingen.[4]

Wie überall in den britischen Kolonien wurden im Verlaufe des 18. Jahrhunderts auch im Norden die bestehenden Sklavengesetze weiter ausgearbeitet und zum Vorteil der Sklavenhalter verschärft, was mehrfach zu Aufständen führte, z. B. in New York City 1712 und 1741. Die Freilassung von Sklaven wurde erschwert. In einigen Kolonien wurden auch den freien Schwarzen viele Bürgerrechte wieder genommen.[5]

Von den 1760er Jahren an beschäftigten die Bauern und Handwerker in den nördlichen Kolonien in zunehmendem Umfang wieder europäische Arbeitskräfte, d. h. Schuldknechte und Lohnarbeiter.[6]

Louisiana

Louisiana, das seit den 1780er Jahren eine französische Kolonie war, wurde 1729 durch den Natchez-Aufstand so schwer traumatisiert, dass eine Plantagenwirtschaft dort zunächst nicht entstand. Auch unter der französischen Kolonialherrschaft gab es Sklaverei, und Freilassung und Selbstkauf waren hier besonders schwierig zu erlangen. Für Straftaten wurden Schwarze schwerer bestraft als Weiße und eine Heirat zwischen Personen ungleicher Hautfarbe war nicht erlaubt. Die französischen Sklavengesetze waren jedoch vergleichsweise mild, und bis ins 19. Jahrhundert bestanden in Louisiana die Charter-Generationen fort, diejenigen Sklavengenerationen, denen viele Vorteile wie z. B. das Recht auf persönliches Eigentum geblieben waren.[7]

Weiter verbesserten sich die Lebensbedingungen der Sklaven, als der westliche Teil der Kolonie im Verlaufe des Siebenjährigen Krieges (1754-1763) an Spanien fiel (der kleinere östliche Teil fiel an die Briten). Die Spanier schufen unter anderem liberale rechtliche Bedingungen für Freilassung und Selbstkauf. 1800 verlor Spanien Louisiana jedoch erneut an Frankreich, und mit dem Louisiana Purchase fiel das Gebiet 1803 endgültig an die Vereinigten Staaten.[8]

Der Sklavenaufstand in Saint-Domingue (Haiti), durch den die Franzosen 1791 ihre karibischen Zuckerrohrplantagen verloren, hatte für Louisiana weitreichende Konsequenzen. Mit dem Fortfall des Zuckerrohranbaus auf der Karibikinsel eröffnete sich für Louisiana nämlich die Möglichkeit des Aufbaus einer eigenen Plantagenwirtschaft.[9]

Florida

In Florida, das seit dem 16. Jahrhundert eine spanische Kolonie war, kam es zu einem in der amerikanischen Geschichte einmaligen Zweckbündnis zwischen den Sklaven, die hier auch im ausgehenden 17. Jahrhundert noch den Charter-Generationen angehörten, und den spanischen Kolonisten, die sich auf ihrer Halbinsel durch die Briten zu Recht bedroht fühlten. Nachdem die spanische Krone 1693 allen entlaufenen Sklaven, die zum Katholizismus konvertierten, die Freiheit anbot, setzte aus den Nachbarkolonien – besonders aus South Carolina – ein anhaltender Strom von Flüchtlingen ein, die die Spanier in manchen Fällen erneut versklaven, jedoch nicht an die Briten auslieferten. Während der Feldzüge, die die Briten im 18. Jahrhundert wiederholt gegen Florida unternahmen, kämpften auf der spanischen Seite immer wieder ehemalige Sklaven aus South Carolina. Zentrum des schwarzen Lebens im kolonialen Florida wurde Gracia Real de Santa Teresa de Mose, ein Ort, der gleichzeitig als Fluchtziel für Sklaven, die aus den britischen Kolonien entlaufen waren, und als militärische Befestigung zum Schutz der Stadt St. Augustine diente.[10]

Nachdem Florida 1763 an die Briten fiel, flohen viele Schwarze aufs spanische Kuba, ein Exodus, mit dem auch die kreolische Kultur von der Halbinsel verschwand. Nachdem die Spanier sich aus Florida zurückgezogen hatten, begannen Plantagenbesitzer aus South Carolina nachzurücken und richteten in Florida nicht nur eine Plantagenökonomie ein, sondern importierten auch ihren Stil der Sklaverei.[11]

Sklaverei in Kolonien mit Plantagenwirtschaft

Im 18. Jahrhundert, noch unter der britischen Kolonialherrschaft, entstand in den amerikanischen Südstaaten eine Plantagenwirtschaft, deren Erzeugnisse – zunächst Tabak und Reis, später Baumwolle und Zuckerrohr – zu den wichtigsten Exportprodukten des nordamerikanischen Kontinents wurden und die Plantagenbesitzer nicht nur reich, sondern auch zur politisch einflussreichsten Klasse der Kolonien machten. Nach der Gründung der Vereinigten Staaten und der Einrichtung einer Bundesregierung im Jahre 1787 hatten sie leichten Zugang zu den politischen Schlüsselpositionen der neuen Republik. Bis zum Sezessionskrieg waren die Mehrzahl der amerikanischen Präsidenten Sklavenhalter, darunter George Washington, Thomas Jefferson, James Madison, James Monroe, Andrew Jackson, John Tyler, James K. Polk und Zachary Taylor. Sklavenhalter im Kongress gaben den Ausschlag für die Gesetzgebung, und auch der politisch einflussreiche US-Supreme Court wurde von Sklavenhaltern wie John Marshall und Roger B. Taney dominiert.[12]

Die Arbeitsleistung der Sklaven wurde zur wichtigsten Arbeitsleistung überhaupt und verdrängte andere Formen, wie z. B. Familienarbeit, Schuldknechtschaft und Lohnarbeit.[13] Zur Rechtfertigung ihrer Herrschaft entwickelten die Sklavenhalter eine Ideologie der Unterordnung (ideology of subordination), als deren Fundament „Natur-“ oder „Gottesgesetze“ herangezogen wurden; häufig entstanden daraus Rassenideologien, die freilich so flexibel waren, dass über den Unterschied „Schwarz-Weiß“ im Bedarfsfall auch hinweggesehen werden konnte.[14]

Virginia

 
Shirley Plantation, bei Clarksville, Virginia. Das 1723-1738 erbaute Wohnhaus auf einer der ältesten Plantagen in Virginia (gegründet 1613). Wohnsitz von John Carter, einem Sohn des Tabakpflanzers Robert „King“ Carter.

Einer der ersten afrikanischstämmigen Einwohner der seit 1607 dauerhaft bestehenden britischen Kolonie Virginia war Anthony Johnson, der 1619 als Schuldknecht nach Jamestown gebracht wurde, sich in den 1640er Jahren jedoch freikaufen konnte und später selbst Sklaven hielt.[15] Die Sklaven im Upper South wiesen, wie ihre Schicksalsgenossen in Nieuw Nederland, zunächst alle Besonderheiten der Charter-Generation auf, waren um Integration in die Kolonialgemeinschaft bemüht und bekannten sich zur anglikanischen Glaubensgemeinschaft.[16]

Die Plantagen-Arbeiterschaft bestand in Virginia bis weit ins 17. Jahrhundert aus Schuldknechten. 1676 nahmen diese in großer Zahl an Bacon’s Rebellion teil, einem Aufstand gegen die Politik des Gouverneurs, der von den Pflanzern am Ende niedergeschlagen wurde. Da diese mit der Rebellion ihre Arbeiter verloren hatten, versuchten sie in den Plantagen zunächst Indianersklaven einzusetzen, deren Population in dieser Zeit jedoch stark zurückging. Vor allem die Tabakanbauer begannen, sich nach afrikanischstämmigen Sklaven umzusehen. Die bisher wichtigste Ressource für schwarze Sklaven, die British West Indies, konnten die Nachfrage bald nicht mehr decken. Die Pflanzer begannen darum schließlich, Sklaven direkt aus Afrika zu importieren. Die Zahl der „Salzwassersklaven“ (engl. saltwater slaves), die nach Virginia verschifft wurden, betrug in den 1860er Jahren gut 2.000, in den 1690er Jahren mehr als doppelt soviel und im Zeitraum von 1700 bis 1710 fast 8.000. Neben Jamaika wurde Virginia in dieser Zeit zum profitabelsten Sklavenmarkt im britischen Amerika.[17]

Charakteristisch für die Charter-Generationen war ein ausgewogenes Zahlenverhältnis zwischen männlichen und weiblichen Sklaven gewesen. Da die Pflanzer als Arbeitskräfte junge Männer bevorzugten, geriet das Geschlechterverhältnis in den nun entstehenden Plantagen-Generationen in ein Ungleichgewicht, in dem es für die neu eingetroffenen Sklaven oft kaum möglich war, ihre Entwurzelung durch die Gründung neuer Familien zu mildern, geschweige denn die komplexen erweiterten Haushalte und Verwandtschaftsbeziehungen wiederherzustellen, auf denen in Afrika jedes soziale Leben basierte. Da die Preise für Sklaven sehr niedrig waren, nahmen weder Sklavenhändler noch Pflanzer Rücksicht auf deren Gesundheit, verschlissen sie auf dem Transport bzw. mit der Arbeit und versorgten sie schlecht, sodass ihre Mortalität hoch – ein Viertel der aus Afrika importierten Sklaven starb innerhalb des ersten Jahres nach der Ankunft – und Schwangerschaften und Geburten selten waren. Viele starben auch an ansteckenden Krankheiten, die es in Afrika nicht gab und gegen die sie darum keine Immunabwehr besaßen. Der Arbeit, für die die Pflanzer sie vorgesehen hatten, unterwarfen sie sich nur unter Zwang. Schon im 17. Jahrhundert haben die Sklavenhalter in Virginia Zwangsmittel wie Verstümmelung, Brandzeichnung und Schläge angewendet. Mit dem Direktimport afrikanischer Sklaven stieg das Gewaltniveau auf den Plantagen stark an, und an neuen Zwangsmitteln kamen der Pranger, das Auspeitschen und das Aufhängen am Galgen hinzu. Derartige Strafen wurden mit behördlicher Billigung ausgeführt, und in Virginia war es Weißen von 1669 an möglich, widersetzliche Sklaven ungestraft sogar zu töten. Im 17. Jahrhundert hatten Sklavenhalter in Ungehorsamsfällen noch die Gerichte angerufen; im 18. Jahrhundert entschieden sie bei allem, was ihre Plantagen betraf, nach eigenem Gutdünken. Die Gesetzgebung hatte die Rechte der Sklavenhalter bereits seit der Mitte des 17. Jahrhunderts immer weiter ausgedehnt. Die der Sklaven wurden gleichzeitig immer weiter eingeschränkt, etwa ihre Versammlungsfreiheit oder ihre Freiheit, das Anwesen des Halters zu verlassen, ohne einen Pass mit sich zu führen. Im 18. Jahrhundert genossen Sklaven in Virginia weniger arbeitsfreie Tage oder arbeitsfreie Stunden, als Dienern dort im 17. Jahrhundert zugestanden hatten. Von dieser Zeit an arbeiteten sie nicht nur im Kolonnensystem, sondern mussten auch im Winter, der in der Landwirtschaft sonst eine arbeitsarme Zeit war, Baumstümpfe ausgraben, Weiden reinigen und Gebäude reparieren.[18]

 
D. E. Cronins Gemälde Fugitive Slaves in the Dismal Swamp, Virginia (1888) zeigt entflohene Sklaven im Sumpfland von Virginia

Auf die Entmenschlichung und Herabsetzung reagierten viele Sklaven mit Depressionen, andere widersetzten sich. Bereits in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts bereiteten Sklaven in Virginia Aufstände vor, die jedoch stets noch vor der Ausführung erstickt wurden. Alltäglichen Widerstand leisteten Sklaven, indem sie sich dumm stellten, um bestimmte Arbeiten nicht ausführen zu müssen –Ignoranz wurde von ihnen ja erwartet. Andere liefen fort und gründeten im unbesiedelten Hinterland kurzlebige Maroon-Siedlungen.[19]

South Carolina und Georgia

Die Exportwirtschaft von South Carolina, die zunächst auf Erzeugnissen wie Kolophonium, Terpentin, Tallöl und Pech, erhielt im 18. Jahrhundert mit dem Anbau von Indigo und insbesondere von Reis eine profitable neue Grundlage. Große Plantagen entstanden, auf denen die Pflanzer von Anfang an afrikanischstämmige Sklaven einsetzten. Bereits in der ersten Dekade des 18. Jahrhunderts wurden im Tiefland von South Carolina mehr schwarze als weiße Einwohner gezählt. Der Reisanbau expandierte schneller, als Arbeitskräfte herangeschafft werden konnten. Vorübergehend griffen die Pflanzer darum auch auf indianische Sklaven zurück; in den 1710er Jahren wurden davon in South Carolina gut 1.500 gezählt. Da der Bedarf an Arbeitskräften immer weiter wuchs und auch aus dieser Ressource nicht befriedigt werden konnte, begannen die Pflanzer, Sklaven direkt aus Afrika einschiffen zu lassen. In den 1720er Jahren trafen in der Kolonie jährlich mehr als 2.000 afrikanische Sklaven ein; in den 1770er Jahren waren es bereits 4.000 pro Jahr. Charleston wurde im Laufe des 18. Jahrhunderts zum wichtigsten Zielhafen des atlantischen Sklavenhandels und zum umsatzstärksten Sklavenmarkt auf dem nordamerikanischen Festland.[20]

 
The Old Plantation, Gemälde aus dem späten 18. Jahrhundert

Die Arbeit in den Reisfeldern war weitaus härter als in den Tabakplantagen und die Sterblichkeit der Sklaven, die weder ausreichende Kost oder Versorgung noch angemessene Unterkunft erhielten, sehr hoch. Häufige Todesursachen waren Gelbfieber, Brustfellentzündung und Lungenentzündung. Da Sklaven sich nicht versammeln durften, spielten Bestattungen eine grundlegend wichtige Rolle für ihr Sozialleben und bildeten den Ausgangspunkt für die Entstehung einer Gemeinschaft. Ebenso wie in Virginia war auch bei den Sklaven in South Carolina das Geschlechterverhältnis im Ungleichgewicht. Zwei Drittel waren Männer. Frauen waren unterernährt und überarbeitet und brachten nur selten Kinder zur Welt. Erst in den 1760er Jahren sank die Mortalität so weit ab und stieg die Geburtenzahl so weit an, dass die Sklavenpopulation auf natürliche Weise wuchs.[21]

Das Gewaltniveau auf den Plantagen war hoch. Viele Sklaven widersetzten sich mit Gewalt; ebenso häufig wurde ihr Widerstand gewaltsam gebrochen. 1739 kam es in South Carolina erstmals zu einem Sklavenaufstand, der Stono Rebellion, bei der ca. 50 entlaufene Sklaven sich ihren weißen Verfolgern gewaltsam, aber letzlich vergeblich widersetzten. Aus Sorge vor weiteren derartigen Vorkommnissen verabschiedete die Gesetzgebung im folgenden Jahr ein neues Sklavengesetz, das den Pflanzern über ihr menschliches Eigentum fast unumschränkte Macht gewährte.[22]

In Georgia hatte die britische Krone Sklaverei zunächst verboten, eine Beschränkung, die auf Druck der Kolonisten im Jahre 1751 jedoch aufgehoben wurde. In kurzer Zeit entstand auch hier ausgedehnte Reisplantaten und eine unfreie schwarze Bevölkerungsmehrheit.[23]

Die Sklaven, mit denen die Pflanzer sich für ihren persönlichen Komfort in der Stadtvilla umgaben – darunter überproportional viele Frauen –, genossen bessere Lebensbedingungen als die Plantagensklaven, durften sich frei in der Stadt bewegen und waren manchmal sogar in der Lage, auf eigene Rechnung wirtschaftliche Aktivitäten zu entfalten. Verbreitet war es auch, dass Pflanzer ihre städtischen Sklaven an andere Weiße vermieteten. Sklaven, die nicht in ländlicher Isolation lebten, richteten Sklaven gelegentlich informelle Garküchen (cook shops), Wirtschaften und Lebensmittelgeschäfte ein, in denen sich nicht nur andere Schwarze, sondern z. B. auch weiße Seeleute versorgten; in den Städten entstand daraus eine für ihre Kriminalität berüchtigte gemischtrassige Subkultur.[24]

Das spirituelle Leben der Sklaven dieser Zeit war von den afrikanischen Traditionen geprägt, sodass sie nur selten Interesse an der christlichen Religion hatten. Auch die Pflanzer, die das „Heidentum“ der Sklaven als Anzeichen eines zivilisatorischen Rückstandes ansehen, hatten kaum ein Interesse daran, sie zu christianisieren. Die wenigen Missionare, die sich um ihre Bekehrung bemühten, waren oft frustriert von der Polygamie der Afrikaner und ihrer Neigung, christliche und afrikanische Glaubenselemente zu einer Mischreligion zu verschmelzen. Zunächst war es vor allem die anglikanische Kirche bzw. deren Society for the Propagation of the Gospel, die sich um die Sklaven am meisten bekümmerte. Von den späten 1730er Jahren an breitete sich in den britischen Kolonien jedoch auch evangelikale Strömungen aus, der mit mit ihrer Lehre von der Gleichheit der Menschen vor Gott für die Sklaven besonders ansprechend waren. Anhängerschaft fand das Christentum zunächst vor allem bei städtischen Sklaven.[25]

Auswirkungen der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung

 
Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen amerikanischen Bundesstaaten und Territorien im Jahre 1860

Unter Rechtfertigungsdruck geriet die Sklaverei nach der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776), in deren viel beachteter Präambel Thomas Jefferson das Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück zum unveräußerlichen Menschenrecht erklärte. Wie viele andere amerikanische Historiker spricht Ira Berlin hier von einer „demokratischen Revolution“, deren weitere Meilensteine die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich (1789) und die Enstehung der unabhängigen Republik Haiti (1804) waren.[26] Dennoch führte diese Auseinandersetzung eher zu einer Verhärtung der Situation. Zur Befreiung der Sklaven kam es erst im 19. Jahrhundert in einem Prozess, den der Historiker Charles Beard in anderem Zusammenhang als die „Zweite amerikanische Revolution“ bezeichnete.[27]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Berlin, S. 13
  2. Berlin, S. 23-36
  3. Berlin, S. 81-84, 88
  4. Berlin, S. 86f; Pinkster
  5. Berlin, S. 85f; New York: The Revolt of 1712; Terror in New York –1741
  6. Berlin, S. 88
  7. Berlin, S. 39-42
  8. Berlin, S. 39-42
  9. Berlin, S. 43
  10. Berlin, S. 43-48
  11. Berlin, S. 49, 68
  12. Berlin, S. 13-15
  13. Berlin, S. 10
  14. Berlin, S. 10f
  15. Anthony Johnson
  16. Berlin, S. 39
  17. Berlin, S. 55f
  18. Berlin, S. 56-64; Virginia Slave Law Summary and Record
  19. Berlin, S. 64-66
  20. Berlin, S. 67-69
  21. Berlin, S. 72-75
  22. Berlin, S. 72-74; Stono Rebellion
  23. Slavery in Georgia; Berlin, S. 68
  24. Berlin, S. 77-80
  25. Berlin, S. 72-75, 79f
  26. Berlin, S. 11
  27. Berlin, S. 11

Literatur

Alle Bücher sind, wenn nicht anders angegeben, in englischer Sprache verfasst:

Sklaverei in den Vereinigten Staaten

  • Ira Berlin: Generations of Captivity: A History of African-American Slaves, Cambridge, London: The Belknap Press of Harvard University Press, 2003, ISBN 0-674-01061-2
  • Kenneth M. Stampp: Peculiar Institution: Slavery in the Antebellum South, Vintage, 1989, ISBN 0679723072
  • Norbert Finzsch, James Oliver Horton, Lois E. Horton: Von Benin nach Baltimore: Die Geschichte der African Americans, Hamburger Edition, 1999, ISBN 3930908492 (deutsch)
  • John Hope Franklin, Alfred A. Moss Jr.: Von der Sklaverei zur Freiheit. Die Geschichte der Schwarzen in den USA, Ullstein, 1999, ISBN 3548265502 (deutsch) (engl. Originalausgabe: From Slavery to Freedom: A History of African Americans, Knopf, 2000, ISBN 0375406719)
  • Joachim Meißner, Ulrich Mücke, Klaus Weber: Schwarzes Amerika: Eine Geschichte der Sklaverei, C. H. Beck, 2008, ISBN 3406562256 (deutsch)

Afroamerikanische Geschichte

  • Clayborne Carson, Gary B. Nash, Emma J. Lapsansky-Werner: Struggle for Freedom: A History of African Americans, Longman, 2006, ISBN 032135575X
  • Tom Cowan: Timelines of African-American History, Perigee Trade, 1994, ISBN 0399521275
  • Darlene Clark Hine, Stanley Harrold, William C. Hine: African Americans: A Concise History, Prentice Hall, 2005, ISBN 0131925830
  • Ronda Racha Penrice: African American History for Dummies, For Dummies, 2007, ISBN 0764554697

Dokumentensammlungen

  • Thomas R. Frazer: Readings in African-American History, Wadsworth Publishing, 2000, ISBN 0534523730
  • Willie Lee Rose (Hg.): A Documentary History of Slavery in North America, University of Georgia Press, 1999, ISBN 082032065X

Nachschlagewerk

  • Junius Rodriguez: Slavery in the United States: A Social, Political, and Historical Encyclopedia, ABC-CLIO, 2007, ISBN 1851095446

Fachzeitschrift

  • Slavery & Abolition: A Journal of Slave and Post-Slave Studies, New York: Routledge, seit 1980 (vierteljährlich)