Hut

Kopfbedeckung mit fester Form und umlaufender Krempe
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Der Hut ist eine Kopfbedeckung, die sich durch die feste Form und die umlaufende Krempe von einer Mütze unterscheidet. Verläuft dieser Rand um den Hut nicht einmal ganz um den Kopf, spricht man von einer Kappe. Unter der Bedeutung Hut gleich Schutz gibt es differenzierende Bezeichnungen wie Regenhut, Sommer- oder Sonnenhut, wobei der breite Rand den Träger vor dem Wetter schützt, kühlt oder wärmt, wie zum Beispiel beim Sombrero und beim Südwester. Dient die Kopfbedeckung ursprünglich zum Schutz vor Verletzungen, spricht man vom Helm. Den Hutstumpen benutzen Modisten und Hutmacher als Zwischenprodukt für die Herstellung der verschiedensten Hutformen. Neben seiner praktischen Funktion kann der Hut zur Unterstreichung und zum Ausdruck der Persönlichkeit seines Trägers dienen und die Zugehörigkeit des Trägers symbolisieren.

Verschiedene Hüte

Herkunft des Wortes

Das Wort stammt vom mittelhochdeutschen Huot ab und bedeutete ursprünglich Decke oder Schutz, wurde dann aber spezieller in der Bedeutung Kopfbedeckung verwendet. Es entstand aus einer indoeuropäischen Wurzel *kadh- oder *skad- schützende Bedeckung (so noch in Sanskrit Chad ) durch Verlust des Anlautes und Lautverschiebung des auslautenden Konsonanten. [1].

Die feminine Form (mittelhochdeutsch Huote) bezeichnet dagegen Aufsicht, Fürsorge, Schutz im allgemeinen. Diese wurde unter anderem in Bezug auf Lehnsverhältnisse, aber auch militärische Wachen verwendet. Daraus entwickelte sich die Redensart Auf der Hut sein.[2]

Funktion

Der Hut stellt in vielen Kulturen ein Symbol für einen sozialen Status oder die Gruppenzugehörigkeit dar. Früher waren Hüte in Europa grundsätzlich ein unentbehrlicher Bestandteil der Ausgehkleidung.

Die wichtigste Funktion des Hutes ist die Funktion als Kopfbedeckung zum Schutz gegen Kälte, Nässe oder Sonnenstrahlung. Heute werden an Stelle des Hutes oft auch Mützen, Kopftücher oder Kappen (Baseballkappe) verwendet. Bei offiziellen Anlässen wird teilweise auch heute noch von Frauen das Tragen eines Hutes erwartet. Ein bekanntes Beispiel ist das Pferderennen im englischen Ascot.

Kulturgeschichte

Antike

Die Griechen gingen meist barhäuptig, nur der Handwerker setzte die runde Kappe, den Pilos, auf. Der vornehme Grieche trug auf Reisen oder bei der Jagd den breitrandigen Petasos oder die Kausia, die an einer Schnur hängend auch auf dem Rücken getragen werden konnte.

Runde und spitze Hüte waren bei den Römern vor allem bei Schauspielen, Festen und bei heiligen Riten gebräuchlich. Man erhob im Römischen Reich den Hut zum Symbol der Freiheit, weshalb freigelassene Sklaven bei ihrer Freilassung einen Hut erhielten.

Brutus und Cassius ließen nach der Ermordung Caesars auf Münzen einen Hut zwischen zwei Dolchen anbringen, auch dies zum Zeichen der Freiheit nach der Alleinherrschaft. Dies ahmte man in den Niederlanden nach, als man die spanische Herrschaft abgeschüttelt hatte.

Erst nach dem Tod Neros wurde die Sitte verbreiteter, Hüte auch im Alltag aufzusetzen.

 
Paul Signac: Zwei Hutmacherinnen in der Rue de Caire, um 1885-1886

Mittelalter und Frühe Neuzeit

In Deutschland kommen Hüte zuerst im 10. Jahrhundert vor. So ist der Strohhut ein Abzeichen des Stammes der Sachsen. Sehr verschiedene Formen gab es dann bereits im 12. und 13. Jahrhundert. Seit 1360 sind auch Hutmacher bekannt (Nürnberg).

Im 16. Jahrhundert trug man in Deutschland – wie auch in Holland und der Schweiz – hohe, spitz zulaufende Hüte mit breiter Krempe, wie man sie bei festlichen Gelegenheiten noch heute in Tirol und in der Schweiz sehen kann. Auch die Form des Zylinders findet sich bereits im 16. Jahrhundert.

19. Jahrhundert

Hüte waren auch von jeher Symbol politischer Gesinnung gewesen. In Schweden gab es sogar eine Partei, die sich Hüte (schwedisch: Hattarne) nannte. Bereits vor 1848 war das Tragen eines grauen Filzhutes mit breitem Rand Zeichen einer demokratischen Gesinnung. Nach 1849 wurden deshalb Träger dieser Heckerhüte genannten Kopfbedeckungen in Deutschland polizeilich verfolgt.

20. Jahrhundert

Datei:Herrenhut breitkrempig fcm-3.jpg
Breitkrempiger Herrenhut

Einen einzigartigen Hut zu tragen symbolisierte den Wohlstand der Trägerinnen. Die Hüte waren groß und wurden mit Federn, Kokarden oder Vögeln aufgeputzt. Um 1908 wurden die Hüte zu gigantischen Wagenrädern, üppig dekoriert mit Bändern und Blumen.

In den 1920er Jahren wurden die ausladenden Hüte abgelöst durch die schmale Toque, von der die Kurzhaarfrisur des Bubikopfes nicht vollständig verdeckt werden konnte.

Eine strenge Etikette setzte sich im 20. Jahrhundert durch. Wenn eine Frau als gut angezogen gelten wollte, wagte sie sich nicht ohne Kopfbedeckung auf die Straße.

Der Hut hat seit den 1950er Jahren weitgehend die Verwendung als allgemeine Kopfbedeckung eingebüßt. Mitte der 50er Jahre vereinigte sich die gesamte Hutwirtschaft in der "Arbeitsgemeinschaft Hut" für die Hartwig Gottwald eine erfolgreichen Werbekampagne unter dem Slogan "Man trägt wieder einen Hut" durchführte. Er veranstaltete Hutparaden und Strohhutturniere in den Einkaufsstrassen der Großstädte und Luxuskurorte[3]. Aber alle Anstrengungen konnten den Bedeutungsverlust des Hutes nicht stoppen. Ende der 1960er Jahre machten Kopftücher oder die Leder- und Strohhüte der Hippies der Hutmode im engeren Sinne ein Ende.

Mit der Verringerung der Menge der Hüte ging auch die Bedeutung einiger damit verbundener Gegenstände wie Hutständer und Hutschachtel zurück. Ebenso verlor das Hutmacherhandwerk (Putzmacherei) an Bedeutung und wird heute insbesondere als Theaterberuf betrieben.

Bekanntes "Hutevent" ist das Pferderennen auf der königlichen Pferderennbahn in Ascot, bei dem das weibliche Publikum mit phantasievollen Hutkreationen wetteifert. Die Herren tragen meist einen grauen Zylinder zum Cut.

Dresscode

Bei Herrenhüten orientiert sich die zu tragende Farbe an der Farbe der Schuhe (brauner Hut zu braunen Schuhen, schwarzer Hut zu schwarzem Schuh).

Klassifikation

 
Bowler Hat (Melone)
 
Borsalino
 
Kreissäge

Man unterscheidet u. a.:

Besondere Hüte

Geweihte Hüte

Der Papst verschenkte in früheren Zeiten Hüte, die er in der Christnacht geweiht hatte, an verdiente Fürsten und Feldherren oder an solche, die er zu gewinnen suchte. Den letzten derartigen Hut erhielt Feldmarschall Daun nach der Schlacht bei Hochkirch.

Kirchenhüte

Die Pronotarien der päpstlichen Kurie tragen einen schwarzen Hut, genannt Cappello romano mit Quasten. Die Kardinäle haben einen roten Hut, genannt Galero, mit 15 Quasten, der Erzbischof einen mit 10, der Bischof einen mit 6 und der Abt einen solchen mit 3 Quasten auf jeder Seite.

Fürstenhüte

Weltliche Fürsten trugen den so genannten Fürstenhut, der zwischen der Grafen- und der Königskrone stand. Der Kurhut der deutschen Kurfürsten wich vom Fürstenhut ab: er besaß keine Metallspangen.

Hüte als Symbole und Zeichen der gesellschaftlichen Ausgrenzung

  • In Spanien mussten Juden laut einem Erlass auf dem 4. Laterankonzil im Jahre 1215 durch Papst Innozenz III. zur Unterscheidung von den Christen gelbe spitze Hüte tragen (Judenhut) [4].
  • Laut Schillers Wilhelm Tell befestigte der Landvogt Hermann Gessler seinen Hut an einer Stange und ließ diesen von der Bevölkerung grüßen. Bei Nichtbeachtung drohte eine Strafe.
  • In Frankreich wurden einst Bankrotteure mit grünen Hüten zur Schau gestellt.
  • Der badische Revolutionär Friedrich Hecker (1811-1881) trug als Symbol der Republik einen Kalabreser, der in vielen Orten von den Preußen verboten wurde. [5]

Siehe auch

Wiktionary: Hut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Bernhard Roetzel: Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode. Könemann, Köln 1999, ISBN 3-89508-637-1.

Quellen

  1. Eintrag im Grimmschen Wörterbuch
  2. Eintrag im Grimmschen Wörterbuch
  3. DER SPIEGEL 30/1955 vom 20.07.1955, Seite 14
  4. http://www.brwuppertal.de/14901.html?*session*id*key*=*session*id*val*
  5. http://www.staufenberg.og.bw.schule.de/br15.htm Notiz aus der Heckerschule