Atbasch

Methode zur Verschlüsselung bzw. Entschlüsselung eines Textes
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Atbasch ist eine, neben vielen anderen, ursprünglich hebräische Geheimschrift, die um 600 v. Chr. in Palästina angewendet wurde und die ein revertiertes (umgedrehtes) Alphabet benutzt. Der Name selbst ist das Schlüsselwort, indem der Codierer bei der Verschlüsselung eines Textes (Klartext) feststellt, wie weit der zu verschlüsselnde Buchstabe vom Beginn des Alphabets entfernt ist und diesen dann durch den Buchstaben, der den gleichen Abstand vom Ende des Alphabets hat, ersetzt. Wie gesagt, beschreibt der Name „Atbash“ diese Vorgehensweise: Er setzt sich zusammen aus dem ersten (Aleph), letzten (Taw), zweiten (Beth) und zweitletzten (Sin) Buchstaben des hebräischen Alphabets.

Atbash gehört zu den einfachen monoalphabetischen Substitutions-Verfahren und ist ein Spezialfall der Verschiebechiffre, die auch als „revertierter Caesar“ bekannt ist. Eine Besonderheit ist, dass es ein involutorisches Verfahren ist, also Verschlüsselung und Entschlüsselung identisch sind. Somit genügt es, den Geheimtext ein zweites mal der Atbash-Substitution zu unterwerfen, um ganz bequem wieder den ursprünglichen Klartext zurück zu erhalten.

Da das Atbash ein festes Verfahren ist und keinerlei schlüsselabhängige Variationen zulässt, ist seine kryptographische Sicherheit natürlich besonders schwach.

Übersicht über den ATBASCH

Zur Verdeutlichung sind die den Verschlüsselungscode benennenden Buchstaben FETT im Deutsch. bzw. Rot. im Hebr. dargestellt.

A
Aleph
א.
B
Beth
ב.
G
Gimel
ג
D
Daleth
ד
H
He
ה
WVFY
Waw
ו
Z
Zajin
ז
H
Chet
ח
T
Tet
ט
IJ
Jod
י
K
Kaph
כ ך
L
Lamed
ל
M
Mem
מ ם
N
Nun
נ ן
X
Samech
ס
O
Ajin
ע
P
Pe
פ ף
Z
Sade
צ ץ
Q
Koph
ק
R
Resch
ר
S
Sin
ש
T
Taw
ת
T
Taw
ת.
Sch
Sin
ש.
R
Resch
ר
Q
Koph
ק
Z
Sade
צ ץ
P
Pe
פ ף
O
Ajin
ע
X
Samech
ס
N
Nun
נ ן
M
Mem
מ ם
L
Lamed
ל
K
Kaph
כ ך
IJ
Jod
י
T
Tet
ט
H
Chet
ח
Z
Zajin
ז
WVFY
Waw
ו
H
He
ה
D
Daleth
ד
G
Gimel
ג
B
Beth
ב
A
Aleph
א

Aus „Baphomet“ (בפומת) wird „Sophia“ (שופיא).

In der Bibel wird im Buch Jeremia Kapitel 25 Vers 26 und Kapitel 51 Vers 41 so aus dem Namen Babel (בבל) der Name Scheschach (ששך), wobei in der Aussprache das Schin und das Kaf jeweils weich gesprochen werden.


Weitere Verschlüsselungsmethoden

Eine weitere Verschlüsselungsmethoden ist der ALBaM. In der folgenden Tabelle ist das Schema der Ersetzungen zu sehen. Ein früher, jedoch diskutabler Beleg für dieses Verfahren ist Jesaja 7 Vers 6, wo der Name das Königs Remalja (רםלא) zum Sohne Tabeals (טבאל) gemacht wird. Das wäre im frühen 8. Jahrhundert v. d. Z.


Aleph
א.

Beth
ב.

Gimel
ג

Daleth
ד

He
ה

Waw
ו

Zajin
ז

Chet
ח

Tet
ט

Jod
י

Kaph
כ ך

Lamed
ל.

Mem
מ. ם

Nun
נ ן

Samech
ס

Ajin
ע

Pe
פ ף

Sade
צ ץ

Koph
ק

Resch
ר

Sin
ש

Taw
ת

Eine andere bekannte Methode ist der ATBaCH. Er ist etwas, aber nur wenig, komplizierter.

1
Aleph
א.
2
Beth
ב.
3
Gimel
ג
4
Daleth
ד
5
He
ה
6
Waw
ו
7
Zajin
ז
8
Chet
ח
9
Tet
ט
10
Jod
י
20
Kaph
כ
30
Lamed
ל
40
Mem
מ
50
Nun
נ
60
Samech
ס
70
Ajin
ע
80
Pe
פ
90
Sade
צ
100
Koph
ק
200
Resch
ר
300
Sin
ש
400
Taw
ת
500
Kaph fin.
ך
600
Mem fin.
ם
700
Nun fin.
ן
800
Pe fin.
ף
900
Sade fin.
ץ
9
Tet
ט.
8
Chet
ח.
7
Zajin
ז
6
Waw
ו
5
He
ה
4
Daleth
ד
3
Gimel
ג
2
Beth
ב
1
Aleph
א
90
Sade
צ
80
Pe
פ
70
Ajin
ע
60
Samech
ס
50
Nun
נ
40
Mem
מ
30
Lamed
ל
20
Kaph
כ
10
Jod
י
900
Sade fin.
ץ
800
Pe fin.
ף
700
Nun fin.
ן
600
Mem fin.
ם
500
Kaph fin.
ך
400
Taw
ת
300
Sin
ש
200
Resch
ר
100
Koph
ק
10 10 10 10 10 10 10 10 10 100 100 100 100 100 100 100 100 100 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000

Wir sehen, mittels der Finalbuchstaben kommt man auf 3 x 9 = 27 Kombinationen, ähnlich dem gemeingriechischen, milesischen Alphabete. Jeder Buchstabe wird durch sein Komplement ersetzt, wobei eine Zehnerpotenz die Prüfsumme bildet.

Insgesamt darf nicht vergessen werden, dass es sich erst in dritter Linie um kryptographische Techniken handelt, sondern in erster Linie um hermeneutische Techniken, also es geht um das Verständnis des Wortes, um den PaRDeS, etc. und dass es noch unzählige andere Verschlüsselungen gibt. siehe Athanasius Kircher, G. Scholem etc.

Zu den Datierungen

Es gibt zu den Datierungen recht unterschiedliche Meinungen. Dabei kristallisieren sich zwei Lager heraus, das eine, das "wissenschaftliche", in der Tradition der europäischen Aufklärung stehend, tendiert eher auf eine späte Datierung dieser Codierungen. Typisch dafür etwa Dornseiff: . „Ein geheimnistuerischer Zusatz nach dieser Methode ist später als die Übersetzung der LXX in den Text des Buches Jeremia 25 eingedrungen.“ D. interpretiert also den Fund des Klarnamens in der Übersetzung als den ursprünglichen Zustand, ohne zu sagen, welche Notwendigkeit für die Übersetzer der LXX bestand, den Klarnamen zu verschweigen, nämlich keine, während für Jeremia dieselbe ca. 300 Jahre früher wohl bestand. Praxis ist hier, einen ersten Fund, mit der Entdeckung oder Entwicklung gleichzusetzen.

Im Gegensatz dazu steht die auf die mündliche "Überlieferung", thora schebealpe, sich berufende, wenig differenzierende Meinung, daß diese Sachen alle uralt seien, sich auf Mose, Abraham, und gar Adam bezögen. Stellvertretend sei hier Satinover genannt.

In der Tat vermag erstere Meinung nicht überzeugend darzulegen, warum zwischen der Entdeckung, bzw. Anwendung des Atbasches und des Albams etwa 300 Jahre liegen sollen, obwohl sie doch nach ähnlichem Prinzip arbeiten.

Ähnlich liegt die Lage bei der Frage, seit wann die hebräischen Buchstaben Ziffern sind. Scholem, und in seinem Gefolge, unterstützt von der Archäologie, die eine eigenes frühes Zahlennotationssystem auf Scherben 1935 in Lachisch fand, plädieren für eine späte Datierung, wozu gesagt werden muß, daß eine römische Zahlennotation eine ägyptische nicht ausschließt, u.s.w. Jenni spricht allgemein von "nachalttestamentlicher Zeit". Nun bringen der Albam und der Atbasch uns in dieser Frage nicht weiter, da sie direkt nichts mit dem Buchstaben als Zahlbedeutung zu tun haben, bei dem Atbach sieht dies es jedoch anders aus. Hier genau aber gibt es bislang keinen frühen Nachweis. Richtig ist, daß mit dem Alphabet schon relativ früh eine weitgehend gefestigte Reihe vorliegt, die für Zahlwerte benutzt werden konnte. Die Tradition geht jedoch von jeher davon aus. daß zwischen Buchstabe und Zahlbedeutung eine Identität vorliegt, so etwa Oskar Goldberg, ähnlich der lange behaupteten und nun endlich nachgewiesenen Identität von Ton und Farbe bei der Synästhesie.

Zumindest für das Aleph und für Jod liegt seit frühesten Zeiten Buchstaben- und Zahlbedeutung vor, was bemerkenswert ist, sind die Worte doch zugleich Buchstabenbezeichnung, Aleph = Rind/Tausend und Jod = Hand/Zehn, interessanterweise und nicht fünf, wie bei uns die Fuß-zehen = Zehn. Die Existenz von extra Zahlworten schließt eine Zahlbedeutung der Buchstaben zwar nicht grundsätzlich aus, doch kann eine systematische Verwendung der Atbash-Verschlüsselung für die alttestamentliche zeit nicht angenommen werden, weil die Reihenfolge des Alphabets im Hebräischen Abjad bis mindestens in die 1. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. noch nicht in allen Positionen eindeutig festgelegt war.

Psychologische Bemerkung

Psychologisch ist bei den letzten beiden Darstellungen von Bedeutung, dass die des Lesens Kundigen in einer gegebenen Zeichenfolge sowohl eine Buchstabenfolge als auch eine Ziffernfolge erblickten, ähnlich dem Phänomen, wenn wir heute einen Quelltext im ASCII-Code als Folge der Zeichen 0 und 1 lesen, wobei wir die sind, die nicht auf den ersten Blick zu sagen wissen, welche Binärfolge nun Ziffer oder Buchstaben symbolisiert. Die Alten bedurften also nicht der Übersetzungen oder Umrechnungen, die wir heute veranstalten, um die Zahlen zu entziffern. Zahl und Wort waren zugleich präsent. Dies Phänomen hat insgesamt weniger mit irgendeiner Zahlenmystik, so ein heute oft bemühtes Wort, zu tun, als vielmehr mit einer in papierloser Zeit recht praktischen Mnemotechnik. In später Zeit wurden Buchstabenfolgen, die Zahlen bedeuten sollten, noch mit einem kleinen Häkchen versehen. Dem widerspricht nicht, dass in den Texten für Unkundige versteckt Zahlen überliefert wurden.

Literatur

  • Michael Drosnin: The Bible Code. Orion Books Ltd., 1997, ISBN 0-75280-932-6.
  • Georges Ifrah: Universalgeschichte der Zahlen, Campus Verlag, Frankfurt/Main, New York 1986, ISBN 3-593-34192-1.
  • Martha Ida Frese: Zahlensymbolik in Ilias und Bibel. München 1984
  • Franz Dornseiff: Das Alphabet in Mystik und Magie. Leipzig 1925
  • Oskar Goldberg: Die Wirklichkeit der Hebräer. Wiesbaden 2005