Lenkbuhne

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Einleitung

Von der Baubezirksleitung Bruck a.d. Mur / Steiermark wurden seit Mitte der 1990er Jahre naturnahe Sohleneinbauten zur Stabilisierung und Strukturierung entwickelt und bisher an Gewässern mit bis zu 40 m Sohlbreite umgesetzt. Bei den Bauweisen, die in der Steiermark je nach Anordnung und Geometrie als Sohlgrundbuhnen, Sichelbuhnen, Wasserschnecke oder Strömungstrichter bezeichnet werden (Grober 1997), handelt es sich um einzelne Lenkbuhnen oder Lenkbuhnengruppen, die entsprechend des Einsatzbereichs angepasst wurden.

Begriffsdefinition

Lenkbuhnen werden aufgrund ihrer geringen Bauwerkshöhe bereits bei Niedrigwasserabfluss vollständig überströmt. Als wesentliches Merkmal induzieren sie bei größeren Abflüssen eine Spiralströmung (Grober 1997, Mende 2005, Mende 2006, NLWKN 2007), und unterscheiden sich damit grundlegend von "klassischen" Buhnen an Flüssen.

Anwendungsgebiete

Lenkbuhnen werden bisher in den Bereichen Uferschutz, Gewässerstrukturierung und Geschieberegulierung eingesetzt. Schwerpunkt des Uferschutzes bildet die Sicherung von Prallufern, wo Lenkbuhnen eingebaut werden, um den Stromstrich und den Talweg in Richtung Innenufer zu verlagern und damit das Prallufer zu entlasten (Grober 1997). Üblicherweise werden die Lenkbuhnen dazu in Gruppen angeordnet (siehe Lenkbuhnen Mürz Kapfenberg, Lenkbuhnen Aschbach). Zur Strukturierung weitgehend geradliniger Gewässerabschnitte werden vor allem beidseitig angeordnete Lenkbuhnen verwendet, die in der Steiermark als „Strömungstrichter“ bezeichnet werden. Strömungstrichter bewirken eine Vergrößerung der Strömungsdiversität mit daraus resultierender Tiefenvarianz und Substratsortierung, wodurch insbesondere die Lebensbedingungen für die Fischfauna verbessert werden (Grober 1997, Badura et al 2006, Sindelar et al. 2007). Darüber hinaus kann mit ihnen, je nach Anordnung und Geometrie, auch der Uferschutz verbessert werden. Neben der reinen Strukturierung der Sohle können Lenkbuhnen auch eingesetzt werden, um zusätzlich Laufverlagerungen unter Ausbildung krümmungsähnlicher Prall- und Gleithangstrukturen zu bewirken. Die diesbezüglichen Erfahrungen sind noch gering, die Ergebnisse eines ersten Naturversuchs an der Bookbräke im Landkreis Oldenburg mit einer einseitig angeordneten Lenkbuhnengruppe sind aber durchaus positiv (NLWKN 2008). Zur Regulierung des Geschiebetransports wurden Lenkbuhnen bisher vor allem unterstrom von Flusskraftwerken eingebaut. Die hier häufig auftretenden Auflandungen führen zu einer Anhebung des Unterwasserstands und damit zu einer Verringerung der energetisch nutzbaren Fallhöhe. Aus diesem Grund werden sie vielfach durch kostenintensive Baggerungen entfernt, die einen großen Eingriff in das Gewässer darstellen und den Geschiebehaushalt stören. Wie Untersuchungen an sechs Kraftwerken in der Mürz/Steiermark zeigten, kann der Unterwasserstand durch den Einbau von Lenkbuhnen und die damit einhergehenden lokalen Sohleintiefungen signifikant gesenkt werden. Räumungen und die mit ihnen verbundenen negativen Auswirkungen können somit nachhaltig vermieden werden (Friedrich 2008).