Schwangerschaft
Als eine Schwangerschaft oder eine Gravidität (von lateinisch graviditas) bezeichnet man den Zeitraum, in dem eine befruchtete Eizelle im Körper einer Frau zu einem Kind heranreift. In der Medizin bezeichnet man Ereignisse die während der Schwangerschaft eintreten als pränatal (vor der Geburt), Ereignisse während der Geburt als perinatal und nach der Geburt als postnatal.
Im Folgenden wird nur die Schwangerschaft bei Menschen behandelt. Bei anderen lebend gebärenden Säugetieren spricht man auch von Trächtigkeit und die Dauer der Schwangerschaft wird als Tragzeit bezeichnet.
Bedeutung der Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft ist für die Schwangere immer ein bedeutender Einschnitt im Leben. Mit dem Aufkommen des Verdachts, dass sie schwanger ist, und dem folgenden positiven Schwangerschaftstest verändern sich viele ihrer Lebensumstände in erheblichem Maße.
Das gilt nicht nur für die Schwangere, sondern auch für ihr Umfeld, wenn es davon erfährt. Meistens betrifft das vor allem den Vater des Kindes.
Wenn die Schwangerschaft ungeplant eintritt, überlegen viele Schwangere zunächst grundsätzlich, ob sie überhaupt ein Kind wollen. Für manche ist zwar auch von vornherein klar, dass sie es nicht wollen. Die Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft ist für die Schwangeren jedoch oft sehr schwer und wird sorgfältig überlegt. Ist das Kind unerwünscht, so kann der Embryo abgetrieben werden, wodurch die Schwangerschaft beendet wird. Für manche Eltern ist die nachgeburtliche Adoptionsfreigabe des Kindes eine Alternative zum Schwangerschaftsabbruch.
Eine gewollte Schwangerschaft bedeutet für die Schwangere meist großes Glück und die Vorfreude auf das Kind ist dann sehr groß. Zu diesen Gefühlen mischen sich aber, besonders bei der ersten Schwangerschaft, auch Angst und Unsicherheit, denn ein Kind zu bekommen, gehört wohl zu den größten Risiken, denen ein Mensch sich aussetzen kann: Wird die Schwangerschaft normal verlaufen? Wird die Geburt gut verlaufen? Und, vor allem: Wird das Kind gesund sein?
In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ist das Risiko, eine Fehlgeburt zu haben, relativ groß - nicht nur bei der ersten Schwangerschaft. Mit einer Fehlgeburt endet die Schwangerschaft, bevor sie "richtig", begonnen hat, und die Enttäuschung in so einem Fall kann sehr groß sein. Eine solche frühe Fehlgeburt ist jedoch meistens ein Erlebnis, das relativ schnell bewältigt werden kann, wenn nichts dagegen spricht, es noch einmal zu versuchen. Im Falle starker Fehlbildungen oder genetischer Besonderheiten (zum Beispiel bestimmten Formen von Trisomie) beim Embryo ist eine Fehlgeburt als Schutzmechanismus der Natur zu sehen, da das entstehende Kind nicht lebensfähig wäre. Auch ein Mangel an bestimmten Nährstoffen, vor allem Folsäure, kann zu einer Fehlgeburt führen.
Nach dem dritten Monat kann die Schwangere davon ausgehen, dass sich der Embryo festgesetzt (eingenistet) hat und sich weiter entwickeln wird. meist wird spätestens jetzt die Nachricht über die Schwangerschaft in der Verwandtschaft und im Bekanntenkreis verbreitet. Die eigenen Eltern, die - eventuell zum ersten Mal - Großeltern werden, freuen sich oftmals sehr, und das Überbringen der Nachricht an sie macht besonders viel Spaß.
Gleichzeitig beginnt eine Reihe von Vorbereitungen. Fragen sind zu klären, die zunächst die Schwangerschaft selbst betreffen. So muss eine Entscheidung für oder gegen bestimmte Untersuchungen im Rahmen von Pränataldiagnostik getroffen werden, namentlich die Fruchtwasseruntersuchung und bestimmte erweiterte Ultraschalluntersuchungen, mit denen sich mögliche Behinderungen des Kindes feststellen lassen - wobei auch schon vorher die Frage geklärt werden muss, was denn im Falle eines positiven Befundes, also einer wahrscheinlichen oder zu befürchtenden Behinderung, passieren soll. Eine Abtreibung aus medizinischen Gründen ("medizinische Indikation") ist bis zur Geburt möglich, wenngleich ein Abbruch nach der etwa 16. Schwangerschaftswoche nicht mehr vergleichbar ist mit Abbrüchen zu früheren Zeitpunkten: Das Kind muss in aller Regel tot geboren werden. Viele Eltern entscheiden sich gegen Pränataldiagnostik und akzeptieren es, das Kind so zu nehmen, wie es ist.
Untersuchungen und Beratung während der Schwangerschaft übernimmt in erster Linie entweder eine Hebamme oder oder Frauenärztin beziehungsweise ein Frauenarzt. Auch bei vorwiegender Betreuung durch eine Hebamme ist die Ärztin oder der Arzt notwendig für bestimmte Untersuchungen, vor allem Ultraschalluntersuchungen, die von der Hebamme nicht durchgeführt werden können.
Die erste Ultraschalluntersuchung ist oft ein besonderes Erlebnis. Die Ärztin oder der Arzt kann mithilfe der Apparate das bereits sehr früh schlagende Herz des Embryos sichtbar machen. Dieser Anblick ist für viele werdende Eltern der erste sichtbare Beweis, dass da etwas heranwächst mit einem eigenen Leben, und der Moment kann sehr bewegend sein. Das erste Ultraschallbild wird meist ausgedruckt und im Bekanntenkreis herumgezeigt. Wer jedoch noch nie das bewegte Bild auf dem Monitor während der Untersuchung gesehen hat, wird darauf nicht viel erkennen und die euphorischen zukünftigen Eltern ernten zuweilen Erstaunen über ihre Begeisterung über das Bild mit den unbestimmten, verschwommenen schwarz-weißen Wölkchen-Formationen.
Die Beschäftigung mit dem eigenen Körper ist für die Schwangere während der gesamten Schwangerschaft ein herausragendes Thema. In der Regel wird die erstmalig Schwangere Informationen sammeln aus Büchern, von erfahrenen Freundinnen und Verwandten und aus anderen Quellen, die ihr zu Verfügung stehen.
Besonders beim ersten Kind müssen Fragen des zukünftigen täglichen Lebens mit Kind beantwortet werden. Bietet die Wohnung genügend Platz? Falls die Schwangere nicht mit dem Partner oder der Partnerin zusammen wohnt, wollen sie zusammen ziehen? Wird das künftige finanzielle Einkommen für die Familie reichen?
Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto mehr tritt die Frage nach Ablauf der Geburt und die Geburtsvorbereitung ins Blickfeld. Viele Schwangere besuchen, oft zusammen mit dem Partner, einen Geburtsvorbereitungskurs, der als regelmäßiger wöchentlicher Termin oder auch als Wochenendkurs von Hebammenpraxen und Krankenhäusern angeboten wird. Inhalte dieser Kurse sind unter anderem Training für die Vorbereitung auf die Geburt, Entspannungsübungen und Säuglingspflege. Obwohl die meisten Geburten in Krankenhäusern stattfinden, planen viele Schwangere auch eine Hausgeburt oder eine Geburt im Geburtshaus.
Ein weiterer besonderer Moment während der Schwangerschaft ist es, wenn die Schwangere zum ersten Mal Kindsbewegungen spürt. Im Bauch wird plötzlich ein sanfter Stoß spürbar. Die Kindsbewegungen nehmen an Frequenz und Stärke zu. Gegen Ende der Schwangerschaft sind die Kindsbewegungen auf Grund des Raummangels hauptsächlich Drehungen, die relativ stark spür- und sichtbar sind.
Schwangerschaftsdauer
Die Schwangerschaft dauert von der Befruchtung bis zur Geburt durchschnittlich 267 Tage. Die letzte Menstruation vor der Befruchtung liegt durchschnittlich 14 Tage vor der Befruchtung, von diesem Zeitpunkt wird jedoch die Schwangerschaft aus medizinischer Sicht gerechnet und dauert dann 40 Wochen (280 Tage, 9.2 Monate). (1 Monat = 30,4167 Tage bei einem 365Tage-Jahr)
Der Menstruations-Zyklus kann tatsächlich zwischen 21 und 35 Tagen betragen. Dadurch ergeben sich je nach Dauer des Zyklus, während dem die Befruchtung statt fand, Abweichungen zwischen dem gerechneten und der tatsächlichen Fortschritt der Schwangerschaft von bis zu sieben Tagen. Diese Abweichung wird bei der medizinischen Begleitung der Schwangerschaft durch Ärzte und etwa bei Entscheidungen über den Geburtsmodus (natürliche Geburt, eventuell medikamentös eingeleitet, oder Kaiserschnitt) in der Regel nicht beachtet.
Der Geburtstermin wird vom Arzt anhand der Ultraschalluntersuchung bestimmt; er lässt sich aber auch über die Naegelesche Regel errechnen. Zum berechneten Termin kommen jedoch nur vier Prozent der Kinder zur Welt, innerhalb von einer Woche um den errechneten Geburtstermin herum 26 Prozent und innerhalb von drei Wochen um den errechneten Geburtstermin 66 Prozent.
Bei einer Geburt vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche, spricht man von einer Frühgeburt.
Schwangerschaftszeichen
Man unterscheidet zwischen unsicheren, wahrscheinlichen und sicheren Schwangerschaftszeichen. Mehr dazu siehe Schwangerschaftszeichen bzw. Scheinschwangerschaft.
Verlauf einer Schwangerschaft
- 6 Tage nach der Befruchtung sucht sich der Embryo einen Platz in der Gebärmutter.
- Ab ca. dem 10. Tag nach der Befruchtung können einfache Urintests die Schwangerschaft anzeigen.
- Etwa ab der 5. Woche beginnt das Herz zu schlagen.
- Ab der 7. Woche reagiert der Embryo auf Reize von außen.
- Im 4. Monat ist die Organausbildung beendet und der Fötus beginnt zu wachsen.
- Im 5. Monat sind erste Bewegungen für die Mutter spürbar. Der Fötus kann schmecken, reagiert auf Kälte, Schmerz, Druck und Schall.
- Im 6. Monat ist die Lunge schon ausgebildet.
- Im 7. Monat verdoppelt der Fötus sein Gewicht und wiegt dann ca 1 kg und misst 34 cm. Das Kind wiegt mit Fruchtwasser und Gebärmutter 3 bis 6 kg.
- Im 10. Monat wird das Baby geboren. Es wiegt dann durchschnittlich ca. 3,4 kg.
Befruchtung und Einnistung
Die beim Geschlechtsverkehr in die Vagina ausgestoßenen Spermien wandern durch die Gebärmutter (Uterus) bis in die Ampulle des Eileiters. Dort treffen sie auf die nach der Ovulation vom Fimbrientrichter aufgenommene Eizelle. Nach dem Eindringen (Imprägnation) kommt es zur zweiten Reifeteilung mit Verlust eines Polkörperchens. Die beiden Chromosomensätze von Eizelle und Spermium verschmelzen miteinander (Konjugation) und bilden nun eine entwicklungsfähige Zelle (Zygote), die nun innerhalb von drei Tagen unter hormoneller Steuuerung in die Gebärmutter wandert. In dieser Zeit erfolgen die Zellteilungen über die Morula zur Blastozyste, die sich am 6. Tag nach dem Eisprung in der Gebärmutterwand einnistet. Die Blastozyste teilt sich in einen Trophoblastenanteil aus dem sich die Plazenta und einem Embryoblastanteil aus dem sich der Embryo entwickelt. Das die beiden Anteile verbindende Gewebe wird zur Nabelschnur.
1. Trimenon (1.-13. Woche)
Nach Feststellung der Schwangerschaft und Bestätigung durch Ultraschallkontrolle erfolgt in Deutschland zunächst die Ausstellung eines Mutterpasses sowie die Abnahme einer Blutprobe für diverse Routineuntersuchungen. Dazu gehören die Feststellung der Blutgruppe, serologische Untersuchungen auf Chlamydien und die Bestimmung des Röteln-Titers. Der berechnete Entbindungstermin wird in den Mutterpass eingetragen und in der Regel wird ein Folsäurepräparat verschrieben.
Viele Schwangerschaften verlaufen komplikationsfrei.
Schon im ersten Monat können aber auch Übelkeit, Brechreiz und Schwangerschaftserbrechen auftreten. Ab der dritten Woche kann die Empfindlichkeit der Brust zunehmen, meist einhergehend mit einem Spannungsgefühl. Auch über wechselnde Heißhungerattacken und Launen wird berichtet. Das erste Fruchtwasser beginnt sich zu bilden.
Im zweiten Monat kann die Morgenübelkeit noch mehr zunehmen, die Ernährung für die Schwangere wird schwierig. Darüberhinaus können Verdauungsbeschwerden auftreten, die sich in Blähungen, Verstopfung und vermehrtem Harndrang einhergeht. Die Brüste fühlen sich schwerer und voll an. Das Auftreten von blauen Äderchen um die Brüste oder Krampfadern ist möglich. Nach der achten Woche ist die Anlagenbildung der Organe während der Embryonalentwicklung abgeschlossen; der Herzschlag und die Nabelschnur kann im Ultraschall beobachtet werden. Die Embryonalperiode wird nun von der Fetogenese abgelöst. Finger und Zehen sind beim Feten deutlich zu sehen
Der dritte Monat ist von einem zunehmenden Appetit mit erhöhtem Speichelfluss gekennzeichnet. Anhaltende Verstopfungen und gelegentlich auftretende Kopfschmerzen mit Schwindelgefühl stellen manchmal eine Belastung für die Schwangere dar. Zur Freude der Eltern lassem sich in der ersten routinemässigen Ultraschallkontrolle Bewegungen des nun etwa 2 cm großen Feten beobachten. Augen und Lider sind ausgebildet.
2. Trimenon (14.-26. Woche)
Mit dem zweiten Trimenon lässt die Übelkeit, sofern sie da war, in der Regel nach. Das Wachstum der Brüste nimmt weiter zu, auch kommt es zu einer leichten Schwellung der Arme und Beine. Zum Ende des 4. Monats hin können manche Frauen die die ersten Kindsbewegungen spüren. Die Finger und Zehen sind jetzt deutlich voneinander zu unterscheiden, in der Regel sind jetzt alle Organe entwickelt, die Nieren produzieren den ersten Urin. Ab diesem Zeitpunkt ist das Geschlecht im Ultraschallbild erkennbar. Der Fetus ist jetzt knapp 6 cm groß und wiegt um die 100 g.
Mit zunehmender Rundung des Bauches können rötliche oder bräunliche Schwangerschaftststreifen aufgrund der Dehnung des Bindegewebes auftreten. Häufig tritt auch eine dunkle Linie Linea Negra auf, die vom Bauchnabel zum Schambein läuft. Diese hormonbedingte Farbveränderung bildet sich i.d.R. nach der Schwangerschaft zurück.
Gelegentlich wird über eine verstopfte Nase, verstopfte Ohren, Nasenbluten oder Zahnfleischbluten berichtet. Dies ist damit zu erklären, dass der Körper der Schwangeren nun verstärkt durchblutet wird, um die Versorgung des Fötus zu gewährleisten.
Ab dem fünften Monat macht sich ein verstärkter weißer vaginaler Ausfluß (Leukokorese) bemerkbar. Schwindel und selten Ohnmachtsanfälle, einhergehend mit gesteigerter Müdigkeit und Veränderungen der Sehschärfe können auftreten. Die Dehnung der Mutterbänder um den Uterus, sowie Rückenschmerzen und selten auftretende Krämpfe in den Beinen sind Zeichen eines zunehmenden Größenwachstums der Gebärmutter. Der Spass am Sex nimmt wieder zu.
Beim Feten beginnt sich das Unterhautfettgewebe zu vermehren. Die Haut selber wird von einer schützenden Wachsschicht (Vernix) überzogen. Die Haare beginnen zu wachsen und die ersten Verknöcherungen des Skeletts zeigen sich. Er reagiert nun auf akustische und optische Reize von außen.
Im sechsten Monat sind die Kindesbewegungen am deutlichsten spürbar. Schläft der Fetus zunächst noch 15-20 Stunden am Tag, bilden sich langsam Wach- und Schlafperioden heraus. Das Wachstum der Brüste hält unvermindert an. Der Appetit der Mutter normalisiert sich wieder. Die Stimmungsschwankungen neutralisieren sich, leichte Vergesslichkeit kann auftreten. Beim etwa 700 g schweren Fetus entwickelt sich das Nervensystem weiter.
3. Trimenon (27.-40. Woche)
Das zunehmende Gewicht kann im letzten Trimenon Rücken- und Fußschmerzen verursachen. Die Wassereinlagerungen in Armen und Beinen nimmt aufgrund des hohen Austauschbedarfes an frischem Fruchtwasser zu. Der sich ausbreitende Uterus drückt auf die Verdauungsorgane und die Lunge, die Folge ist Kurzatmigkeit der Schwangeren und die Gefahr von Hämorrhoiden. Der Ausfluss aus den Brüsten (Kolostrum) kann einsetzen. Eine weitere Ultraschallkontrolle schließt sich an. Der Fötus hat sein Gewicht verdoppelt und wiegt dann um 1 kg und misst 34 cm. Mit etwa 28 Wochen ist es als Frühgeburt lebensfähig, da die Lungen und das Zentralnervensystem genügend ausgebildet sind.
Spätestens im achten Monat beginnt die Geburtsvorbereitung. In speziellen Kursen informieren Schwangere und ihr Partner über die Möglichkeiten der Schmerzmittel und Anästhesietechniken und stellen einen Geburtsplan auf. Die zunehmende Blasenschwäche kann durchaus lästig werden und erfordert ein gewisses Training des Schließmuskels. Die verstärkte Kurzatmigkeit, wird erst nach dem Auftreten der Senkwehen (2-4 Wochen vor der Geburt) besser. Auf dem juckenden Bauch steht der Nabel deutlich hervor. Es können schmerzlose Kontraktionen des Bauches auftreten. Dieser wird für eine Minute hart und entspannt sich dann wieder.
Im neunten Monat verändern sich die Kindsbewegungen, welches sich aufgrund des geringen Platzes nun mehr dreht als tritt. Einige Tage vor der Geburt tritt das so genannte "Zeichnen" als Folge des sich lösenden Muttermundes auf, der Ausfluss ist leicht blutig. Der Blasensprung, also das Platzen der Fruchtblase, ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Geburt innerhalb der nächsten 24 Stunden stattfinden wird. Spätestens jetzt wird es Zeit, die Klinik aufzusuchen oder die Hebamme anzurufen. Mit Einsetzen der richtigen Wehen (rhythmische Kontraktionen der Gebärmutter) wird der Geburtsvorgang eingeleitet. Liegt die Plazenta vor dem Muttermund, muss ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Risikoschwangerschaft
Wesentliches Ziel der ärztlichen Betreuung ist die Erkennung von möglichen oder bereits vohandenen Risiken für Schwangere und ihr Kind. Solche Beobachtungen oder Verdachtshinweise werden in den Mutterpass eingetragen. Im Jahre 1990 wurden in Deutschland 34 % aller Schwangerschaften als Risikoschwangerschaft klassifiziert. Die Bayerische Arbeitsgemeinschaft zur Qualitätskontrolle spricht für das Jahr 2002 von 65% und in Niedersachsen etwa 73%. Fakt ist aber: 95 % der in Deutschland geborenen Kinder kommen gesund zur Welt. Die hohe Anzahl von sogenannten "Risikoschwangerschaften" lässt sich allerdings unter anderem dadurch erklären, dass viele Paare heutzutage Kinder erst recht spät einplanen. Zu Fragen bleibt, warum viele Ärzte einen normalen biologischen Zustand bei mehr als der Hälfte der Fälle als Risikoschwangerschaft bezeichnen und dies nicht als normale Risiken innerhalb einer Schwangerschaft sehen.
Risikoschwangere erhalten als Konsequenz durch die Krankenkassen über die Standardleistungen hinaus weitere ärztliche Leistungen, wie häufigere Kontrollen, Überweisungen an entsprechende Spezialisten, den Einsatz weiterer diagnostischer Mittel wie zum Beispiel Fruchtwasseruntersuchung, Hormonanalysen oder gegebenenfalls die Einweisung in ein Geburtshilfliches Zentrum mit intensivmedizinischer Betreuung.
Folgende Faktoren führen zur Einstufung einer Riskoschwangerschaft (Liste ist inkomplett):
- Alter unter 18 Jahre oder über 35 Jahre (Erstgebärende) beziehungsweise über 40 Jahre (Mehrgebärende)
- Mehrlingsschwangerschaften
- Vielgebärende, die schon mehr als vier Kinder geboren haben
- Sterilitätsbehandlungen
- zwei oder mehr der Schwangerschaft vorausgehende Fehlgenurten
- Komplikationen bei früheren Geburten
- Rhesus-Inkompatibilität
- Lageanomalien des Kindes
- Schwangerschaftsdiabetes, Schwangerschaftshochdruck
- Anhaltender Medikamenten-, Alkohol- oder Nikotinkonsum, Drogenkonsum
- Retardiertes Wachstum oder abnorm großes Kind
- Veränderungen des Fruchtwassergehaltes
- Akute Allgemeinerkrankungen oder Infektionen
Störungen der Schwangerschaft
Während einer Schwangerschaft kann es zu Störungen bzw. Beeinträchtigungen kommen, die im schlimmsten Fall das Leben des ungeborenen Kindes und/oder der Mutter gefährden. Dazu gehören zum Beispiel Präeklampsie und HELLP-Syndrom.
Auch Alkohol-Konsum und Rauchen sind schädlich. Laut Weltgesundheitsorganisation würden zwei Drittel aller plötzlichen Kindstode nicht auftreten, wenn beide Eltern nicht rauchen [1]. Das Risiko das das Kind ein Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) aufweist, ist bei in der Schwangerschaft rauchender Mutter 16,5 Prozent (sonst 4,6 Prozent)[2]. Über die Auswirkungen von Alkohol-Konsum während der Schwangerschaft gibt es unterschiedliche Ergebnisse. Während man bis vor kurzem davon ausging, dass "ein Gläschen Wein oder Sekt ab und zu" nicht schädlich sind, besagen neuere Studien, dass jeglicher Alkoholgenuss sich negativ auf das entstehende Kind, insbesondere auf Gehirn und Nervensystem, auswirkt. In der letzten Zeit (2004) sind allerdings auch diese Befürchtungen wieder relativiert bzw. zurückgenommen worden.
Bestimmte Medikamente wie beispielsweise Contergan haben teratogene Wirkung, d.h. ihre Einnahme kann zu Missbildungen führen.
Infektionen mit Listerien oder Toxoplasma gondii, Röteln während der Schwangerschaft können auf das ungeborene Kind übertragen werden und dieses schädigen.
Postpartum (postnatale) Depression
Viele Mütter verspüren nach der Geburt allerdings gar nichts vom vermeintlichen Glück - im Gegenteil: Sie weinen, sind erschöpft und können sich nicht richtig über den Familienzuwachs freuen. Das allein ist aber noch nicht schlimm, wie Psychiater betonen: Dieses Phänomen wurde früher "Heultage" genannt, ist heute eher als Baby Blues bekannt und tritt sehr häufig nach einer Geburt auf.
Davon zu trennen ist die eigentliche postpartale Depression (PPD). Der Baby-Blues ist sehr häufig, etwa 80 Prozent der Frauen leiden daran. Die Symptome des Blues gehen rasch vorüber und verschwinden gewöhnlich von selbst, so schnell, wie sie gekommen sind. Bei manchen Müttern läuft es allerdings nicht so gut. Sie leiden nicht am Baby-Blues, sondern an einer postpartalen Depression (PPD).
Eine solche postpartale Depression liegt dann vor, wenn Symptome wie Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, Müdigkeit, Schuldgefühle, Ängste und Reizbarkeit länger als 14 Tage andauern. Bisher wurde diese Krankheit viel zu selten erkannt und adäquat behandelt. Gerade die richtige Behandlung kann aber die Depression heilen und die Depressionsdauer entscheidend verkürzen.
Schwangerschaftstests
Bis in die 1940er Jahre wurden Schwangerschaftstests mit Hilfe von afrikanischen Krallenfröschen durchgeführt. Dieser Test mit dem "Apothekerfrosch" ging als Froschtest in die Medizingeschichte ein. Heute gibt es einfache und günstige Schwangerschaftstests, die das Vorkommen von HCG-Hormonen im Blut oder Urin messen. Dieses Hormon kommt nur in Trophoblastengewebe vor, das vom Feten oder der Plazenta gebildet wird.
Insbesondere in den ersten sechs Wochen der Schwangerschaft kann die Hormonkonzentration im Urin unter der Nachweisgrenze des Test liegen, sodass hier ein falsch negatives Testergebnis vorliegt. Aber auch falsch positive Ergebnisse können durch Chorionzellkarzinome und andere Keinzelltumore, die dieses Hormon ebenfalls ausbilden können, verursacht werden.
Moderne Tests mit höherer Genauigkeit (5 mIE/ml) können eine Schwangerschaft schon beim Ausbleiben der Menstruation, also 14 Tage nach Befruchtung, nachweisen.
Ist bei einem Paar nach einem Jahr regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne Verhütungsmittel keine Schwangerschaft eingetreten, besteht die Möglichkeit, durch verschiedene Arten der künstlichen Befruchtung eine Schwangerschaft einzuleiten. Viele Paare mit Kinderwunsch denken auch über eine Adoption nach.
Siehe auch: Befruchtung, Schwangerschaftserbrechen, Mutterschutz, Pränataldiagnostik, Schwangerschaftsabbruch, Down-Syndrom
Literatur
Ingeborg Stadelmann - Die Hebammensprechstunde
Weblinks
- Medikamentenberatung für Schwangerschaft und Stillzeit
- Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie
- http://www.9monate.de
- http://www.eumom.com/
- Schwanger werden Praktische Erfahrungen über Schwangerschaft & Geburt und ein Ratgeber für Männer
- Schwangerschaftsberatung
- http://www.swissmom.ch/
- http://www.kinder-baby.de/
- www.gesund.co.at - Baby Blues: die Krise nach der Geburt
http://www.hebamme4u.net - private Seite von Hebammen/Krankenschwestern mit wertvollen Tipps zu Schwangerschaft, Geburt und Kleinkindern sowie lebhaftem Forum