Eine Herztransplantation (abgekürzt HTX für engl. heart exchange) ist die Transplantation eines Herzens von einem Organspender zu einem Empfänger.

Definition
Allgemein wird mit Herztransplantation die Organverpflanzung zwischen Menschen bezeichnet.
Dabei wird das noch biologisch aktive Herz eines für tot erklärten Organspenders einem Empfänger eingepflanzt. Die Feststellung des Hirntods wird von einem Ärztegremium getroffen, welches unabhängig vom transplantierenden Ärzteteam diese Diagnose stellt.
Immunsuppression
Da eine Abstoßungsreaktion in jedem Falle unterdrückt werden muss, ist die Notwendigkeit einer Immunsuppression lebenslang gegeben. Hierzu ist die Beobachtung der Immunreaktion von entscheidender Bedeutung, so dient zum Beispiel die Echokardiografie (Ultraschall des Herzens) als maßgebliche Beurteilungsmethode. Im Langzeitverlauf wird als immunsuppressive Therapie meist eine Kombination von Steroiden, Azathioprin und Cyclosporin A, gegebenenfalls zusätzlich initial von lytischen Antikörpern gegen T-Lympozyten, eingesetzt [1].
Risiken
Eine Herztransplantation ist ein tiefgreifender und mit erheblichen Risiken behafteter Eingriff, dessen Nutzen genau abgewogen werden muss. Bei einer deutschlandweiten Studie [2] wurde festgestellt, dass die Transplantation nur für Patienten mit hohem Risiko statistisch von Vorteil war.
Die notwendige immunsuppressive Therapie birgt das Risiko von Entzündungen, weil das Immunsystem hierbei stark beeinträchtigt wird.
Überlebensrate
Die Fünf-Jahres-Überlebensrate nach einer Herztransplantation liegt bei etwa 70-80 Prozent. [3]
Überlebensrate von Diabetikern
Die Überlebensschance für Diabetiker ist mittlerweile nahezu gleich groß wie die von Nichtdiabetikern. [4]
Geschichte
Die erste experimentelle Herztransplantation fand 1905 in Wien an einem Hund statt [5].
Die weltweit erste erfolgreiche kurative Herztransplantation am Menschen vollführte am 3. Dezember 1967 in Kapstadt, Südafrika der Chirurg Christiaan Barnard an dem Patienten Louis Washkansky. Washkansky verstarb jedoch 18 Tage nach der Operation aufgrund einer Lungenentzündung.
Nur fünf Tage später verpflanzte Adrian Kantrowitz am Miamonides Hospital in Brooklyn (USA) ein Kinderherz. Die Operation scheiterte allerdings, der Patient verstarb kurz nach der Operation.
Weitere bekannte Personen mit den ersten Herztransplantationen waren:
- Philip Blaiberg aus der Republik Südafrika wurde am 2. Januar 1968 als weltweit zweiter Patient von Barnard operiert und verstarb im September 1969
- Jean-Marie Boulogne aus Frankreich im Juni 1968, verstarb im Oktober 1969
- Robert McKee aus den USA im August 1968, verstarb im Mai 1970
- Louis Russel aus den USA erhielt zwei Transplantationen, zuletzt am 24. August 1968
- Edward Falk aus den USA mit einer erstmals gleichzeitigen Transplantation des Herzens und zweier Lungenflügel. Falk verstarb sechs Tage nach der Operation.
- Leo Allan Boyd aus Kanada im November 1968, verstarb im März 1970
Von Dezember 1967 bis Anfang September 1970 wurden insgesamt 164 Herzen transplantiert, bis zu diesem Zeitpunkt gab es noch 20 Überlebende.
In Deutschland gab es die erste erfolgreiche Herztransplantation 1981 am Deutschen Herzzentrum München [6]. Im Jahr 2004 wurden in 24 Kliniken in Deutschland insgesamt 398 Herzen verpflanzt. Im Februar 2006 wurde mit Hilfe des neuentwickelten Organ Care System in Bochum erstmals ein schlagendes Herz transplantiert; das Spenderherz wird dabei nur für minimale Zeiträume nicht durchblutet.[7] Im Februar 2007 wurde die Technik auch erstmals im AKH Wien eingesetzt.[8]
Herztransplantation bei Kindern
Bei manchen angeborenen Herzfehlern ist die Herztransplantation in schweren Fällen mitunter die einzige langfristig wirksame therapeutische Möglichkeit. 1985 fanden in den USA die ersten erfolgreichen Herztransplantationen bei Kleinkindern und Säuglingen statt. Seit 1988 gibt es diese Operationen auch in deutschen Kliniken. In überwiegender Mehrzahl können die operierten Kinder ein weitgehend normales Leben führen und sind körperlich belastbar. Da das transplantierte Herz aber ein latent abgestoßener Fremdkörper bleibt, ist es von verschiedenen Verlaufserkrankungen bedroht und muss gegebenenfalls später retransplantiert werden [9].
In den meisten Fällen ist das sogenannte Hypoplastische Linksherz-Syndrom als Operationsgrund gegeben, ferner ist die sogenannte dilatative Kardiomyopathie die zweithäufigste zugrundeliegende Erkrankung.
Die durchschnittliche Wartezeit für eine Herztransplantation bei kleineren Kindern beträgt in Deutschland etwa 180 bis 200 Tage (2006), hilfsweise wird diese bis zur Transplantation mit einem mechanischen Herzunterstützungssystem überbrückt. Im Jahre 2006 wurden in Deutschland acht Herztransplantationen bei Kindern durchgeführt. Alle betroffenen Kinder hatten die Dringlichkeitsstufe HU (High Urgency).
Die Sterblichkeit/Letalität liegt innerhalb der ersten vier Wochen nach einer Herztransplantation bei durchschnittlich 5 Prozent.
Weblinks
- Deutsche Stiftung Organtransplantation (deutsche Herztransplantationszentren unter „Transplantation“)
- Wie funktioniert eine HTX?
- Webseite von Eurotransplant
Studien:
- Transplantationsergebnisse: In einer kollektiven Studie (Collaborative Transplant Study) werden die Ergebnisse aus 400 Transplantationszentren in 45 Ländern zur Transplantation von Niere, Herz, Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse zusammengefasst und ständig aktualisiert.
Quellen
- ↑ http://www.deutscher-aerztekongress.de/pdfs/Abstracts_2006/309_Transplantation%20Herz%20Lunge_Hetzer.pdf Immunsuppression
- ↑ Transplantationsstudie (engl.)
- ↑ Stefan Endres: Facharztprüfung innere Medizin: In Fällen, Fragen und Antworten, Elsevier, 2008, ISBN 3437233327, S. 379 – Vorschau bei Google Books
- ↑ Überlebensrate nach Herztransplantationen - PDF Dokument
- ↑ Erste Herztransplantation der Medizingeschichte
- ↑ Erste erfolgreiche deutsche Herztransplantation
- ↑ [1] Bochum: Weltweit erstes schlagendes Herz erfolgreich transplantiert.
- ↑ [2] Schlagend-Herz-Transplantation des AKH Wien (ORF-Bericht)
- ↑ http://hch.klinikum.uni-muenchen.de/deutsch/herzchirurgie/herztransplantation.pdf