Paladin

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Ein Paladin (Plural Paladine, von lat. palatinus) ist ein mit besonderer Würde ausgestatteter Adliger, meist ein Ritter.

Der Paladin Roland (ursprünglich: Hruotland) wird von Karl dem Großen mit einem Schwert gegürtet und leistet den Lehenseid - Aus einem mittelalterlichen chanson de geste-Manuskript.

Entwicklung

Ausgangspunkt der Geschichte des Wortes Paladin ist das Palatium oder der Mons Palatinus. Auf diesem Hügel in Rom nahmen Kaiser Augustus und seine Nachfolger ihren Wohnsitz und hatten später dort auch ihre Regierungsgebäude. Vom Wort Palatium stammen auch die Wörter Palast und Pfalz ab. Palatinus ist das Adjektiv, von dem die deutsche Bezeichnung für den Hügel abgeleitet ist: Palatin. Bezogen auf den Regierungssitz bedeutet palatinus soviel wie zum Kaiserpalast gehörig. Als Person ist ein Palatinus, später Paladin, eine Person, auf die dies zutrifft. Im Französischen lautet der Ausdruck palaisin, im Spanischen paladín, im Englischen paladine oder paladin.

Antike

Damit ist zuerst das Personal gemeint, das im Palast des Kaisers lebt, vor allem aber treue Gefolgsleute, im Gegensatz zu unabhängigen Adligen. In der Antike war der „Palatinus“ eine einflussreiche Person, da der Kaiser seine Palastangehörigen mit hohen Würden (Aufgaben, Verantwortung, Vollmachten) ausstattete.

Mittelalter

Seine größte Bedeutung erlangte der Paladin im Mittelalter. Zwölf Paladine wurden bestimmt, den König zu wählen. Es wurde lateinisch gesprochen, und aus „Palatinus“ wurde „Pfalz“, und damit waren die Wahlberechtigten „Pfalzgrafen“, und der Ort an dem sie wohnten (auch: der Ort, an dem der Kaiser gerade verweilte), wurde ebenfalls „Pfalz“ genannt, genau wie das dazugehörige Land.

Neuzeit

Als Paladin wurden auch in der Neuzeit von Monarchen Personen ausgezeichnet, besonders in Großbritannien und dem Deutschen Reich Bismarcks. Auch Hitler nannte seinen „zweiten Mann im Staat“ Hermann Göring „Paladin“.

Dichtung

Als "Paladin" werden in der Dichtung später auch die zwölf ritterlichen Gefolgsleute Karls des Großen in der mittelalterlichen französischen Epik (chanson de geste) ab dem 11. Jahrhundert bezeichnet.

Diese fiktiven Charaktere sind frei an historische fränkische Gefolgsleute des 8. Jahrhunderts angelehnt, sowie durch historische Ereignisse wie die Konfrontation des Frankenreichs mit den Umayyaden in der Marca Hispanica sowie der Schlacht am Pass von Roncesvaux beeinflusst.

Die Paladine in der mittelalterlichen Literatur

Die zwölf Paladine werden in verschiedenen Romanen unterschiedlich benannt, oft erscheinen auch mehr als zwölf. Allen Geschichten gemeinsam sind jedoch die Paladine Roland und Oliver.

In der mittelalterlichen Literatur standen die Geschichten um die Paladine Karls des Großen in der Popularität den Sagen um König Artus und die Ritter der Tafelrunde in nichts nach. In der Literatur der Renaissance trugen insbesondere Ludovico Ariosto und Torquato Tasso zur Verbreitung des Stoffes bei.

Den zwölf Paladinen Karls des Großen werden im Rolandslied folgende Namen gegeben:

  • Roland – Neffe Karls des Großen und Hauptheld der Geschichten
  • Oliver – Rolands Freund und stärkster Verbündeter
  • ferner Gérin, Gérier, Bérengier, Otton, Samson, Engelier, Ivon, Ivoire, Anséis, Girard

Rezipiert wurde die Geschichte später auch durch die italienischen Romane von Ludovico Ariosto und Torquato Tasso, die den italienischen Ausdruck paladino verwendeten und die Namen leicht abwandelten. Die von den Italienern festgelegten Varianten der Gestalten und der Ausdruck paladino wurden später in der hispanischen Barockdichtung, insbesonders im grossen Epos El Bernardo (1624) des mexikaners Bernardo de Balbuena weiter verwendet.

Paladin als Synonym

Im übertragenen Sinne wird der Begriff verwendet, um einen kühnen, unerschütterlich gläubigen Ritter und tapferen Helden zu bezeichnen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen das Böse zu streiten.

Basierend auf Textstellen des Rolandslieds ist Paladin als Synonym für „der beste Freund“ in den meisten westlichen Sprachen geläufig. So betitelt im Rolandslied Karl der Große Roland mit den Worten: „...mein Paladin, mein bester Freund“ als er die Nachricht vom Tod Rolands erhielt.

Rezeption in moderner Fantasy-Literatur und Rollenspielen

In Fantasy-Rollenspielen und MMORPG's sind Paladine heilige Ritter der Kirche oder gesandt von einer bestimmten Gottheit, um in deren Sinne und im Namen der Ehre zu handeln. Ein strahlendes Äußeres und heroische Posen prägen ihr Bild. Oft werden sie mit typischen Waffen wie z.B. Hammer, Schwert (Zweihandschwert) oder Streitkolben und in prunkvollen Rüstungen dargestellt, welche von einer Aura umgeben sind. Sie agieren auch mit unterstützenden Zaubern, insbesondere Heilzaubern, und Formen von Magie, die gegen Böse, Untote oder Dämonen gerichtet sind. Beispielsweise können sie ihre Verbündeten mit Segnungen stärken und sie mit Auren unterstützen oder ihre Angriffe magisch verstärken (siehe z.B. Diablo 2, Gothic II,Dungeons and Dragons, und World of Warcraft).