Lernende erzielen bei gleichen Lernbedingungen oft unterschiedliche Erfolge, was manchmal auf unterschiedliche Bedürfnisse und Lerneffektivität zurückgeführt wird. Solche Persönlichkeitsmerkmale und individuellen Präferenzen werden häufig unter dem Begriff der "Lernstile" zusammengefaßt. Zu den bekanntesten Unterscheidungen zählen die vier Lernstile nach Kolb (1985):
- Divergierer bevorzugen Konkrete Erfahrung und reflektiertes Beobachten. Ihre Stärken liegen in der Vorstellungsfähigkeit. Sie neigen dazu, konkrete Situationen aus vielen Perspektiven zu betrachten und sind an Menschen interessiert. Sie haben breite kulturelle Interessen und spezialisieren sich oft in künstlerischen Aktivitäten.
- Assimilierer bevorzugen reflektiertes Beobachten und abstrakte Begriffsbildung. Ihre Stärken liegen in der Erzeugung von theoretischen Modellen. Sie neigen zu induktiven Schlußfolgerungen und befassen sich lieber mit Dingen oder Theorien als mit Personen. Sie integrieren einzelne Fakten zu Begriffen und Konzepten.
- Konvergierer bevorzugen abstrakte Begriffsbildung und aktives Experimentieren. Ihre Stärken liegen in der Ausführung von Ideen. Sie neigen zu hypothetisch-deduktiven Schlußfolgerungen und befassen sich lieber mit Dingen oder Theorien (die sie gern überprüfen) als mit Personen.
- Akkomodierer bevorzugen aktives Experimentieren und konkrete Erfahrung. Ihre Stärken liegen in der Ausgestaltung von Aktivitäten. Sie neigen zu intuitiven Problemlösungen durch Versuch und Irrtum und befassen sich lieber mit Personen als mit Dingen oder Theorien. Sie verlassen sich mehr auf einzelne Fakten als auf Theorien.
Honey und Mumford (1992) unterscheiden
- Aktivisten (Activists)
- Nachdenker (Reflectors)
- Theoretiker (Theorists)
- Pragmatiker (Pragmatists)
Eine ähnliche Einteilung findet sich bei Felder:
- Aktive und reflektive Lerner
- Sensorische und intuitive Lerner
- Visuelle und verbale Lerner
- Sequentielle und globale Lerner
Das Konzept der Lernstile ist im Vergleich zum wesentlich populäreren der Lerntypen (Frederic Vester) wissenschaftlich fundiert und empirisch gut untersucht, ist aber gleichzeitig schwieriger in praktische Handlungsanweisungen umzusetzen.
Literatur
Honey, P. & Mumford, A. (1992). The Manual of Learning Styles. Maidenhead: Berkshire.
Kolb, David A. (1985). Learning Style Inventory (Boston, Massachusetts: McBer and Company.