Straßenbahn Eisenach

stillgelegtes Straßenbahnsystem in Eisenach in Thüringen
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Die Straßenbahn Eisenach wurde am 03. August 1897 in Eisenach eröffnet und in Folge des Verkehrsträgerwechsels am 31. Dezember 1975 stillgelegt.

Straßenbahn Eisenach
Fahrkarte der Straßenbahn
Fahrkarte der Straßenbahn
Streckenlänge:9,2 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Stromsystem:600 V =
Minimaler Radius:15 m
Krankenhaus bis 1969
U-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Friedhof bis 1969
Hörsel bis 1969
U-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Mühlhäuser Straße ab 1969
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Grüner Baum
U-Bahn-Kreuzung geradeaus unten (Strecke geradeaus außer Betrieb)
Thüringer Bahn und Werrabahn
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle Streckenanfang (Strecke außer Betrieb)U-Bahn-Strecke
Westbahnhof
U-Bahn-Kreuzung geradeaus unten (Strecke geradeaus außer Betrieb)U-Bahn-Strecke
Werrabahn
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)U-Bahn-Strecke
Katharinenstraße
U-Bahn-Abzweig nach rechts und geradeaus (Strecke außer Betrieb)U-Bahn-Strecke nach rechts (außer Betrieb)
U-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Sonne
U-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Markt
U-Bahn-Strecke nach rechts und geradeaus (außer Betrieb)U-Bahn-Abzweig nach links und geradeaus (Strecke außer Betrieb)
U-Bahn-StreckeU-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Karlsplatz
U-Bahn-StreckeU-Bahn-Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)U-Bahn-Strecke nach links und geradeaus (außer Betrieb)
U-Bahn-StreckeU-Bahn-StreckeU-Bahn-Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof (Strecke außer Betrieb)
Wagenhalle Helenenstraße bis 1929
U-Bahn-StreckeU-Bahn-Strecke
Wagenhalle Sommerstraße ab 1929
U-Bahn-StreckeU-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Bahnhof
U-Bahn-StreckeU-Bahn-Kreuzung geradeaus unten (Strecke geradeaus außer Betrieb)
Thüringer Bahn
U-Bahn-StreckeU-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Langensalzaer Straße
U-Bahn-StreckeU-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle Streckenende (Strecke außer Betrieb)
Oststadt
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Frauenberg bis 1958
U-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Reutervilla bis 1958
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Liliengrund bis 1958
U-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Phantasie bis 1958
Mariental bis 1944
Enge in der Karlstraße, 1974
Straßenbahn in der Karlstraße, 1974
Triebwagen am Karlsplatz, 1974
Triebwagen verlässt die Karlstraße und fährt auf den Markt, 1974

Geschichte

Mit Anstieg des Fremdenverkehrs in der Wartburgstadt Eisenach gab es bereits 1891 ein Projekt für eine dampfbetriebene Bahn ins Annatal mit Abzweig zur Wartburg. 1897 eröffnete dann das Eisenacher Elektrizitätswerk (EWE) eine 3,1 km lange, meterspurige elektrische Straßenbahnstrecke vom Hauptbahnhof bis in das Mariental. 1909 folgten zwei Streckenerweiterungen vom Karlsplatz über den Markt bis in die Frankfurter Straße und davon abzweigend eine Strecke von der Katharinenstraße zum Friedhof. Zwischen 1910 und 1913 erfolgen Erweiterungen zum Westbahnhof und in die Weimarische Straße. 1922 wurde die bis dahin durch die Kasernenstraße (August-Bebel-Straße) führende Krankenhauslinie in die Hospitalstraße umverlegt. Die neue Abzweigstelle mit Ausweiche befand sich nun in der Georgenstraße/Ecke Hospitalstraße (an der Gaststätte "Sonne"). Nach Fertigstellung des letzten Neubauabschnittes Friedhof-Krankenhaus erreichte das Netz 1925 (mit 9,2 km Streckenlänge) seine größte Ausdehnung. Eine Stichstrecke zur Wartburg wurde allerdings nie realisiert.

Zeitgleich mit der Beschaffung neuer Triebwagen wird 1929 die neue Wagenhalle in der Sommerstraße/Uferstraße in Betrieb genommen und der alte Betriebshof in der Helenenstraße aufgelassen. Die sechs neuen Triebwagen lieferte die Waggonfabrik Gotha. Der Verkehrssituation in Eisenach geschuldet, taucht 1936 ein erstes Projekt zur Umstellung des innerstädtischen Nahverkehrs auf O-Bus-Betrieb auf. Zu diesem Wechsel wird es jedoch nie kommen. Kriegsbedingt wird bereits 1943 der Streckenabschnitt im Mariental stillgelegt und in den folgenden Jahren zurückgebaut. Neue Endhaltestelle war nun die Ausflugsgaststätte "Phantasie". Durch Kriegseinwirkungen auf Gleis- und Fahrleitungsanlagen und einen direkten Bombentreffer in die Wagenhalle und die benachbarte Stromversorgung wurde der Betrieb im September 1944 ganz eingestellt. Ab Juli 1947 erfolgte die schrittweise Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebes in Eisenach. 1956 diskutierte man abermals eine Umstellung auf O-Busse. Verschleißbedingt wird am 03. Februar 1958 der Streckenabschnitt Platz der DSF (Karlsplatz) - Mariental "Phantasie" stillgelegt und auf Busbetrieb umgestellt.

Ab 1960 modernisiert nunmehr der VEB(K) "Städtischer Verkehr" das Fahrleitungsnetz und die verschlissenen Stromversorgungsanlagen. Anstelle der Schiebebühne der Fahrzeughalle erfolgt der Einbau einer Weichenstraße. Beim Neubau der Hörselbrücke in der Mühlhäuser Straße scheint sich das Ende der Eisenacher Straßenbahn schon abzuzeichnen. Die neue Brücke wird gleislos ausgeführt und ab 21. Januar 1969 ist der Endhaltepunkt der Krankenhauslinie vor der Hörselbrücke in der Mühlhäuser Straße/Ecke Amrastraße. Zeitgleich erfolgt die Stilllegung und der allmähliche Rückbau des Abschnittes bis zum Krankenhaus.

Das Alter der Anlagen und Fahrzeuge und wohl auch starke persönliche Einflüsse einzelner Personen in der Stadtverwaltung bescherten der Eisenacher Straßenbahn zum 31. Dezember 1975) ein jähes Ende. Ab dem 01. Januar 1976 übernahmen ungarische Busse den gesamten innerstädtischen Verkehr. Um die Stilllegung unumkehrbar zu machen, wurden im Rahmen der Modernisierung der Fußgängerzone Karlstraße im Frühjahr 1976 die Gleise in diesem Bereich schnell zurückgebaut.

Strecken

Es gab drei Linien, die keine Liniennummer besaßen:

  • Krankenhaus-Linie: (Krankenhaus–)Mühlhäuser Straße–Oststadt (Krankenhaus–Mühlhäuser Str. wegen Neubau der Hörselbrücke ohne Gleise nur bis 1969)
  • Westbahnhof-Linie: Westbahnhof–Langensalzaer Straße
  • Mariental-Linie: (Mariental–)"Phantasie"–Bahnhof (bis 1958, Mariental–"Annatal" bis 1944).

Auf der Strecke ins Annatal wurden gelegentlich, insbesondere aus Anlaß des Schützenfestes auf dem Platz "Milchkammer" dachlose Anhänger, sogenannte "Sommerwagen" mitgeführt.

Fahrzeuge

Im Jahr der Betriebsaufnahme waren fünf Triebwagen (Tw 1-5) und zwei Beiwagen (Bw 2 und 3) von der Waggonfabrik Herbrand aus Köln beschafft worden. In den folgenden Jahren wurde der Fahrzeugbestand von verschiedenen Herstellern ergänzt und erreichte 1929 seinen größten Umfang mit 18 Triebwagen, 6 Beiwagen und einem Arbeitswagen. Nach dem Krieg wurden vereinzelt Fahrzeuge ausgesondert und mit anderen Straßenbahnbetrieben ausgetauscht. So kamen einige Trieb- und Beiwagen aus Mühlhausen und Erfurt nach Eisenach. Im letzten Betriebsjahr 1976 verfügte die Eisenacher Straßenbahn noch über 10 Triebwagen, 3 Beiwagen und einen Arbeitstriebwagen.

Drei Eisenacher Triebwagen blieben erhalten. Neben TW 19 (Waggonfabrik Gotha, 1929) der in Jena als Historischer Triebwagen 26 zum Einsatz kommt, unterhalten die Erfurter Nahverkehrsfreunde den ehemaligen TW 42 (ex Erfurt), (Waggonfabrik Gotha, 1938) als historischen Triebwagen 92. Der Arbeitstriebwagen 18 (AG für Eisenbahn- und Militärbedarf Weimar, 1913) wurde nach Aufarbeitung und Umspurung als HTW 257 beim Leipziger Straßenbahnmuseum wieder in Betrieb genommen. [1]

Die Eisenacher Fahrzeuge besaßen als Besonderheit bis zum Schluss keine Blinker.

Betrieb

Die Eisenacher Straßenbahn wurde bis zu ihrer Stilllegung mit Zweirichtungsfahrzeugen betrieben. In Spitzenzeiten und in bestimmten Tageszeitlagen wurden den Triebwagen auf der Marientallinie und auf der Krankenhauslinie Beiwagen mitgegeben. Die Westbahnhoflinie wurde wegen fehlender Umsetzmöglichkeiten immer solo befahren. In den letzten Betriebsjahren der Straßenbahn waren nur noch drei Beiwagen vorhanden von denen meist nur einer, nämlich der Bw 32 im Einsatz war. Für die Fahrt in die Oststadt wurde der Beiwagen an der Ausweiche Langensalzaer Straße stehengelassen und der Tw fuhr alleine zur Endhaltestelle Weimarische Straße. Auf dem Rückweg wurde der Bw dann wieder mitgenommen. Meist war der nicht benötigte Beiwagen auf dem Reststück der Marientallinie, auf dem Karlsplatz abgestellt. Der Eisenacher Straßenbahnbetrieb ruhte in den letzten Betriebsjahren während der Nachtstunden zwischen 21:00 Uhr bis 05:00 Uhr. Die Bahnen wurden dann in der Fahrzeughalle eingestellt.

Zu ergänzen ist, daß in der 2.Hälfte der 40er Jahre eine 2.Ausweiche in der Altstadtstraße östlich der früheren Wilhelm Ernst Schule errichtet und genutzt wurde.

Überbleibsel

Die Wagenhalle wurde vor einigen Jahren zum City-Parkhaus umgebaut. Gleisreste der Straßenbahn sind noch auf dem Karlsplatz am Nicolaitor zu sehen Vor der Wagenhalle wurde zum Andenken an die Eisenacher Straßenbahn wieder ein Gleisstück eingepflastert. An manchen Stadthäusern sind entlang der Linienführung auch heute noch die Haken und Aufhängungen der Fahrleitung auszumachen. Vor dem neuen Betriebshof der örtlichen Busgesellschaft in Wutha wurde der Radsatz eines Triebwagens ausgestellt.

Literatur

  • Weber, Eckardt: Die Straßenbahn in Eisenach, Verlag Kenning, Nordhorn 1997, ISBN 392758763X
  • Autorenkollektiv: StraßenbahnArchiv 4, transpress Verlag für Verkehrswesen Berlin 1984
  1. Straßenbahnmuseum Leipzig, TW 257