Dieser Artikel behandelt den Verschlüsselungsalgorithmus Lucifer. Lucifer ist auch der lateinische Beiname des Teufels. Siehe dazu: Teufel. Zur eigentlichen Bedeutung des Namens Absatz weiter unten.
In der Kryptografie war Lucifer ein von IBM entwickelter Verschlüsselungsalgorithmus und der Vorgänger von DES.
Lucifer war genaugenommen eine Familie von Blockchiffren, die für den zivilen Einsatz bestimmt waren. Er wurde maßgeblich von Horst Feistel und seinen Kollegen bei IBM entwickelt und wird deshalb auch als Feistel-Chiffre bezeichnet. In den 1970ern wurde eine Lucifer-Version im elektronischen Bankverkehr eingesetzt.
Eine bekannte Variante (Feistel, 1973) verwendet einen 128-bit Schlüssel und arbeitet auf Blöcken von 128 bit. Es ist ein Substitutions-Permutations-Netzwerk und verwendet zwei 4-bit S-Boxen. Der Schlüssel wählt jeweils die S-Boxen aus.
Eine spätere Version war ein Feistel-Netzwerk in 16 Runden und arbeitet ebenfalls auf 128-bit Blöcken und mit 128-bit Schlüsseln. Siehe (Sorkin, 1984).
IBM reichte die Feistel-Netzwerk-Variante als Kandidaten für die DES-Ausschreibung ein. Nach einigen Modifikationen (Reduzierung auf 56-bit Schlüssel und 64-bit Blöcke, aber gegen differentielle Kryptoanalyse gestärkt), wurde das Verfahren 1977 als Data Encryption Standard angenommen.
Der Name "Lucifer" ist ein Wortspiel; Lucifer bezeichnet im Englischen einen Dämon (Demon) (vergleiche Luzifer), dies wiederum war die Abkürzung von Demonstration, dem Namen eines Systems, an dem Feistel arbeitete. Das Betriebssystem, das er benutzte, erlaubte keine Dateinamen dieser Länge.
Herkunft und Bedeutung des Namens: Oft wird Lucifer als Synonym für den Teufel gesehen. Die eigentliche Namensbedeutung ist jedoch eine viel harmlosere/positivere: der Name stammt aus dem Lateinischen und bildet sich aus den Worten lux (lat. Licht) und ferre (lat. bringen, machen) - die korrekte Bedeutung ist also schlicht der Lichtträger oder Lichtbringer, als freiere Übersetzung und Interpretation ist auch Glücksbringer zu beachten. In der biblischen Geschichte ist Lucifer zunächst ein Engel, der jedoch in Ungnade fällt und demzufolge zum Erzengel (gefallenen Engel) wird. Aufgrund seines Vergehens wurde sein Name einer der Beinamen des Satans. Für den religiös Interessierten sei jedoch auch erwähnt, dass um 300 n. Chr. ein Bischof den Namen Lucifer trug. Auch heute gibt es Menschen die diesen Namen als Vornamen tragen.
Weblinks
- Ishai Ben-Aroya, Eli Biham (1996). Differential Cryptanalysis of Lucifer. Journal of Cryptology 9(1), pp. 21–34, 1996.
- Eli Biham, Adi Shamir (1991). Differential Cryptanalysis of Snefru, Khafre, REDOC-II, LOKI and Lucifer. CRYPTO 1991: pp156–171
- Whitfield Diffie, Susan Landau (1998). Privacy on the Line: The Politics of Wiretapping and Encryption.
- Horst Feistel, (1973). Cryptography and Computer Privacy". Scientific American, 228(5), May 1973, pp 15–23.
- Stephen Levy. (2001). Crypto: Secrecy and Privacy in the New Code War (Penguin Press Science).
- A. Sorkin, (1984). LUCIFER: a cryptographic algorithm. Cryptologia, 8(1), 22--35, 1984.