Seveso ist eine italienische Gemeinde mit 18.726 Einwohnern, gelegen in der Provinz Mailand der Region Lombardei.
Seveso ist ebenfalls der Name des Flusses, der die Gemeinde in Nord-Süd-Richtung durchquert.
Die Gemeinde ist besonders seit dem am 10. Juli 1976 erfolgten schweren Chemieunfall, bekannt, in dessen Verlauf eine Dioxinwolke die Umgebung vergiftet hatte. Ursache war eine Explosion in der Chemiefabrik Icmesa.
Geographie
Die Stadt liegt 21 km nördlich von Mailand an der Bundesstraße Statale dei Giovi, die Mailand mit Côme und mit der Autobahn Mailand-Meda verbindet. Sie ist ebenfalls eisenbahnmäßig durch den Ferrovie Nord Milano angeschlossen.
Das sehr ländliche kommunale Territorium grenzt im Norden an die Gemeinden Barlassina, Meda und Seregno und im Süden an Cesano Maderno an.
Geschichte
Die Ursprünge von Seveso gehen zurück auf die gallisch-römische Periode um das dritte Jahrhundert vor Christus, als in bestimmten Zonen Brianza des Militärzeltens eingerichtet wurden, das der Eroberung der Region diente.
Gegen 780 wurde das Kloster von Meda gegründet, dessen Rechtsprechung sich auch auf das derzeitige Territorium von Seveso ausdehnte, das seinerzeit von "villains" bevölkert wurde, die tere kultivierten.
In 1252 markiert die homage Erbauung der Kirche Saint-Pierre gepeinigtes (S. Pietro Martire), in am dominikanischen Bruder Pietro von Verona, die in Seveso ermordet wurde, den Ausgangspunkt der unabhängigen Entwicklung der Stadt.
Die Stadt wurde im 16. Jahrhundert durch zwei Hungersnot- und Pest-Episoden – 1524 und in 1576 – getroffen.
Im Laufe des 17. Jahrhundert wurde die Stadt von mehreren Familien gelenkt, darunter Arese, die die bedeutendsten Monumente hinterließen.
1798 befahl der Fürst Giuseppe II von der cisalpine Republik, die von Napoleon gewollt wurde, den dominikanischen, das Kloster und das Heiligtum von Saint-Pierre aufzugeben.
Bei der Vereinigung des Königreichs von Italien wurde das Territorium von Barlassina in Seveso beigefügt, aber diese Entscheidung wurde schlecht von der Bevölkerung getragen, und die zwei Gemeinden wurden im Jahre 1901 erneut getrennt.
Wirtschaft
Die Wirtschaft der Stadt steht traditionell mit der Möbelindustrie in Zusammenhang.
Andere gegenwärtige Sektoren in Seveso: mechanische Industrie, Konstruktions-, Verteilungsmaterialien.
Chemiekatastrophe
Am Samstag, dem 10. Juli 1976, erlangte die Stadt Seveso mit einem Chemieunfall traurige Berühmtheit.
Bei dem Chemieunfall in der Chemiefabrik Icmesa (Hoffmann-La Roche) trat bei der Herstellung des Desinfektionsmittels Hexachlorophen hochgiftiges Dioxin (2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-Dioxin, kurz: TCDD) aus. In der direkten Folge dieses Unglücks starben zunächst keine Menschen, allerdings mussten mehrere hundert Familien ihre Häuser verlassen. Die Spätfolgen des Unglücks bestehen hauptsächlich in Krebserkrankungen und Diabetes. Die Lebenserwartung der Menschen, die dem Giftgas ausgesetzt waren, ist im Schnitt 15 Jahre kürzer als in der sonstigen italienischen Bevölkerung.
Das Unglück geschah durch menschliches Versagen. Zunächst wurden zwei Stoffe vermengt, die eine exotherme Reaktion ergeben sollten. Die Reaktion des Reaktorinhaltes wurde nicht ordnungsgemäß zu Ende geführt und das Rührwerk einfach abgeschaltet. Dadurch kam es zu einer Überhitzung des Reaktionsgemisches und zu einer fatalen explosionsartigen chemischen Kettenreaktion. Durch die ablaufende Verpuffung kam es zu einem steilen Druckanstieg im Reaktor. Infolge des entstehenden Überdruckes öffnete sich ein Sicherheitsventil und ein Teil des Reaktionsgemisches wurde über ein Rohr an die Umwelt abgeblasen. Da sich zum Zeitpunkt des Abblasens (ab 12.37 Uhr mittags), nur noch Wartungs- und Reinigungspersonal in der Fabrik befand, wurde über eine halbe Stunde abgeblasen, ehe autorisiertes Personal den Chemiereaktor auf ungefährliche Grade abfahren konnte.
Das freigesetzte Reaktionsgemisch bestand im Wesentlichen aus folgenden drei Substanzen: 1,2,3,4-Tetrachlorbenzol; 2,4,5-Natriumtrichlorphenolat; 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin (2,3,7,8-TCDD). Es wurden nach Schätzungen und Berechnungen ein bis zwei Kilogramm TCDD abgegeben. Dadurch wurden über 1800 Hektar kontaminiert.
Die Anwohner der Fabrik Icmesa hörten während des Abblasens ein lautes Zischen und konnten eine weiße Wolke aus der Fabrik wahrnehmen, die sich jedoch schnell auflöste. Zurück blieb für einige Stunden ein penetranter karbolartiger Gestank.
Auf den Blättern der Pflanzen in der Umgebung zeigte sich ein weißer Niederschlag.
Der Chemieunfall in Seveso ist einer von vielen Chemieunfällen, die ans Licht der Öffentlichkeit kamen. Andere bekannte Chemieunfälle ereigneten sich z.B. in Bhopal (Indien) und in Minamata (Japan).
Weblinks
- Stadt Seveso, offizielle Webpräsenz (in Italienisch) ( http://www.sevesonline.com/)
- Film über die Dioxin-Katastrophe von Seveso, 1976 (in Italienisch)