James Callaghan

britischer Labour-Politiker (1912–2005); Premierminister 1976–1979
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Leonard James Callaghan, Baron Callaghan of Cardiff, KG, PC (* 27. März 1912 in Portsmouth, Hampshire; † 26. März 2005 in East Sussex, Großbritannien) war von 1976 bis 1979 britischer Premierminister.

Als Callaghan neun Jahre alt war, starb sein Vater, ein Marineoffizier. Mit 16 verließ er die Schule, um als Steuerbeamter zu arbeiten. Callaghan übernahm eine Führungsrolle bei der Gründung der Steuerbeamten-Gewerkschaft und dessen Aufnahme in den britischen Gewerkschaftsbund. Diese Arbeit brachte ihn in Kontakt mit dem Generalsekretär der Labour Party, der ihn ermunterte, eine politische Karriere anzustreben.

Doch zuerst diente Callaghan während des Zweiten Weltkriegs in der Royal Navy (bis 1943). 1945 wurde er als Abgeordneter des Wahlkreises Cardiff South-East ins Unterhaus gewählt. 1947 wurde er zum Parlamentssekretär des Transportministers ernannt. Callaghan war unter anderem für die Einführung der Zebrastreifen zuständig. 1950 wurde er Delegierter im Europarat.

Von 1951 bis 1964, als die Labour Party in der Opposition war, saß Callaghan im so genannten Schattenkabinett. Nach dem Labour-Sieg bei den Unterhauswahlen 1964 wurde Callaghan zum Finanzminister ernannt. Während seiner Amtszeit musste das Britische Pfund abgewertet werden. Callaghan bot daraufhin seinen Rücktritt an, doch er wurde von Harold Wilson zum Bleiben überredet, und so wurde er im November 1967 Innenminister.

Als die Labour Party unter Harold Wilson bei den Wahlen 1970 überraschend verlor, bot man Callaghan den Parteivorsitz an, doch dieser lehnte ab. 1974 gewann Labour wieder die Wahlen und Harold Wilson wurde ein zweites Mal Premierminister. Callaghan wurde zum Außenminister ernannt und war hauptsächlich damit beschäftigt, die Bedingungen für den Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Gemeinschaft (der späteren Europäischen Union) auszuhandeln. Der EG-Beitritt wurde dann 1975 in einer Volksabstimmung angenommen.

Harold Wilson trat am 16. März 1976 überraschend zurück. Callaghan war bei den Labour-Abgeordneten äußerst beliebt und wurde zum neuen Parteiführer (und somit auch zum Premierminister) gewählt. Callaghan war der erste Premierminister überhaupt, der vor seiner Wahl alle drei Schlüsselministerien geleitet hatte.

Das Regieren war für Callaghan nicht sehr einfach, da die Labour Party nicht über eine absolute Mehrheit verfügte und deshalb eine Koalition mit kleineren Parteien bilden musste. Im Herbst 1978 waren die Umfragewerte für Labour besonders gut und Callaghan hätte eigentlich Neuwahlen ausschreiben können. Dass er dies unterließ, sollte sich später als der größte Fehler seiner politischen Laufbahn erweisen.

Um die Wirtschaft anzukurbeln, wollte Callaghan den Anstieg der Löhne drosseln. Vier Jahre lang war dies gut gegangen. Doch ein fünftes Mal wollten die Gewerkschaften diese Maßnahme nicht akzeptieren. Nach einer langen Reihe von Streiks im Winter 1978/79 (bekannt als Winter der Unzufriedenheit), wurde die Regelung rückgängig gemacht. Die Folgen des Dauerstreiks machten Callaghan und seine Regierung ziemlich unpopulär. Am 28. März 1979 verlor er ein Misstrauensvotum und übergab sein Amt an die konservative Parteichefin Margaret Thatcher. 1980 trat er als Parteichef von Labour zurück.

1983 wurde Callaghan Alterspräsident des Unterhauses. 1987, nach über 42 Jahren Parlamentstätigkeit, trat Callaghan als Abgeordneter zurück. Kurz darauf trat er als Baron Callaghan of Cardiff ins Oberhaus. Bis heute ist er der einzige britische Politiker, der sowohl Premierminister wie auch Finanz-, Innen- und Außenminister war.

Callaghan starb am 26. März 2005 im Alter von 92 Jahren in East Sussex.

Vorgänger:
Harold Wilson
1974-1976
Britische Premierminister Nachfolger:
Margaret Thatcher
1979-1990