Max Beckmann (* 12. Februar 1884 in Leipzig; † 27. Dezember 1950 in New York) war ein deutscher Maler und Graphiker.
Persönlichkeit
Beckmann gilt als einer der schwierigsten und vielschichtigsten deutschen und auch internationalen Künstler des 20. Jahrhunderts. Während er in den ersten Jahren seiner Schaffenszeit auf dem besten Weg war, sich als ein antimodernistischer Maler zu etablieren, gelangte er unter dem Einfluss des 1. Weltkrieges über einen in den wichtigsten Gestaltungsmitteln expressionistisch geprägten Stil mit zu den persönlichsten und eindrucksvollsten – da stark konturierten – Formenwelten, die die moderne Kunstgeschichte kennt. Objekte seiner Darstellung waren vorwiegend die Laster der Großstadt, Angst und Mut, die Zirkuswelt, scheue religiöse Offenbarung und die Herrlichkeit von Berg und See, aber auch des Waldes.
Das künstlerische Oeuvre Beckmanns umfasst außer Gemälden zahlreiche graphische Arbeiten, Zeichnungen, Skulpturen und Dichtungen.
Biographischer Abriss
- 1884 12. Februar: Max Beckmann wird in Leipzig als Sohn eines Grundstücksmaklers und Mehlhändlers geboren.
- 1894 Nach dem frühen Tod des Vaters, den er als Zehnjähriger erlebte, übersiedelte die Familie nach Braunschweig. Schulbesuch in Braunschweig und Falkenburg (Pommern).
- 1899 Seine Bewerbung an die Dresdner Akademie wird abgelehnt.
- 1900 - 1903 Studium an der konservativen Großherzoglichen Kunstschule in Weimar bei Frithjof Smith.
- 1903/1904 Nach Beendigung der Akademieausbildung in Weimar Studienreise nach Paris und Genf. In Paris, wo er fast ein halbes Jahr blieb, kommt er in Kontakt mit französischen Impressionisten.
- 1904 Erster vorübergehender Aufenthalt in Berlin.
- 1905 Reise nach Jütland. Übersiedlung nach Berlin. Hier schließt er sich der Berliner Secession (Malergruppe) an.
- 1906 Beckmann erhält den Villa-Romana-Preis, der mit einem Studienaufenthalt in Florenz verbunden ist, und stellt mit der Berliner Secession aus. Erste Ausstellung in der Berliner Secession. Ausstellung beim Künstlerbund Weimar. Erste Eheschließung mit der Malerin Minna Beckmann-Tube. Die Hochzeitsreise führt Ihn erneut nach Paris (2. Reise). Anschließend krönt er seine Ausbildung mit einem halbjährigen Stipendium in der Florentiner Villa-Romana.
- 1907 Übersiedlung nach Berlin-Hermsdorf.
- 1908 3. Reise nach Paris.
- 1910 Beckmann wird als jüngstes Vorstandsmitglied in die Berliner Secession gewählt.
- 1913 Eine erste große Beckmann-Retrospektive mit 47 Gemälden wird durch Paul Cassirer organisiert. Ablehnender Urteil durch die Rezensenten. Austritt aus der Berliner Secession und Anschluss an die Freie Secession.
- 1914 Oktober: Beckmann meldet sich als freiwilliger Krankenpfleger und wird in Ostpreußen und Flandern eingesetzt. Er erlebt unvorstellbare Szenen von Zerstörung, die er besessen aufzeichnete.
- 1915 Er ist erst fasziniert vom Krieg: "Für mich ist der Krieg ein Wunder" Nach einem Nervenzusammenbruch, hervorgerufen durch seine Kriegserfahrungen, gelangt er in ein Lazarett nach Frankfurt/Main und wird aus dem Militärdienst entlassen. Übersiedlung nach Frankfurt.
- 1917 Durch die Kriegserlebnisse erfährt die Kunst Beckmanns eine grundlegende Neuorientierung. Sein Stil wird einfacher, aber auch expressiver und sozialkritischer.
- 1919 Die Bewerbung an die Weimarer Kunstschule wird abgelehnt.
- 1925 Leiter der Meisterklasse (bis 1925) an der Städel-Kunstgewerbeschule in Frankfurt am Main. Scheidung von Minna Tube. 2. Eheschließung mit der Malertochter Mathilde Beckmann, geb. von Kaulbach (zunächst "Kaulquapp", später zärtlich "Quappi" genannt und häufig porträtiert).
- 1926 Erste Einzelaufstellung in New York.
- 1928 Beteiligung an der Jahrhundertschau "Die Neue Sachlichkeit" an der Mannheimer Kunsthalle.
- 1929 2. Preis auf der Carnegie-Ausstellung Pittsburgh (U.S.A).
- 1929-1932 Jeweils mehrmonatige Aufenthalte in Paris, wo er eine Wohnung mietet.
- 1931 Wird von nationalsozialistischer Seite zunehmend angegriffen.
- 1932 Einrichtung eines Beckmann-Raumes in der National-Galerie Berlin
- 1933 Aus der Städelschule entlassen (Entziehung des Lehrauftrags). Übersiedlung nach Berlin, wo er zum Opfer der Schandaustellung "Entartete Kunst" wird.
- 1937 509 seiner Werke werden im Züge der Aktion "Entartete Kunst" durch die Nationalsozialisten aus deutschen Museen beschlagnahmt. Freiwillige Emigration (gemeinsam mit seiner Frau) zuerst nach Paris und später Amsterdam.
- 1940 Beckmann verbrennt nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande seine seit 1925 geführten Tagebücher.
- 1947 Ende August: Übersiedlung in die Vereinigten Staaten. Lehrauftrag an der Washington University Art School (St. Louis, Missouri).
- 1948 Beckmann-Retrospektive im City Art Museum in St. Louis, die anschließend noch in Detroit, Los Angeles, San Francisco und Cambridge/Massachusetts gezeigt wird.
- 1949 Juni-August: Lehrauftrag an der Boulder Art School in Colorado. Ende August: Professur an der Art School des Brooklyn Museums in New York.
- 1950 Reise an die Westküste (San Francisco, Hollywood), Ehrendoktor der Washington Universität St. Louis, Carnegie- und Biennale-Preis. 27. Dezember: Während eines Spazierganges auf dem Wege zum Centralpark in New York bricht Beckmann auf der Straße (durch Herzschlag) tot zusammen.
Werke (Auswahl)
- 1904 Junge Männer am Meer
- 1909 Doppelbildnis Max Beckmann und Mina Beckmann-Tube
- 1919 Die Nacht
- 1933 Die Abfahrt, The Museum of Modern Art, New York
- 1944 Quappi in Blau und Grau, Kunstmuseum Düsseldorf
- 1944 Selbstbildnis in Schwarz
- 1950 Selbstbildnis in blauer Jacke
- Beiträge zur Kulturzeitschrift Der Kreis
Bibliographie
Eigene Schriften / Illustrierte Ausgaben
- Max Beckmann: Briefe im Kriege, Berlin 1916. Neu herausgegeben München 1955.
- Max Beckmann: On my Painting, New York 1941.
- Max Beckmann: Tagebücher 1940-1950, München 1955.
- Max Beckmann: Leben in Berlin - Tagebuch 1908-1909, kommentiert und hrsg. von Hans Kinkel, München 1966 (TB München 1983).
- Max Beckmann: Frühe Tagebücher 1903/04 und 1912/13 Mit Erinnerungen von Minna Beckmann-Tube, hrsg. und kommentiert von Doris Schmidt, München 1985.
- Apokalypse Die Offenbarung Sankt Johannis in der Übertragung von Martin Luther mit 27 Steinzeichnungen von Max Beckmann. Leipzig 1989.
Werksverzeichnisse
- K. Gallwitz: Max Beckmann - Die Druckfabrik, Karlsruhe 1962.
- E. und B. Göpel: Max Beckmann - Katalog der Gemälde, 2 Bände, Bern 1976.
Monographien
- E. Göpel: Max Beckmann - Der Zeichner, München 1954.
- Stephan Kaiser: Max Beckmann, Stuttgart 1962.
- Stephan Lackner: Ich erinnere mich gut an Max Beckmann, Mainz 1967.
- F. W. Fischer: Der Maler Max Beckmann, Köln 1972.
- F. W. Fischer: Max Beckmann - Symbol und Weltbild, München 1972.
- Stephan von Wiese: Max Beckmanns zeichnerisches Werk 1903-1925, Düsseldorf 1978.
- Stephan Lackner: Max Beckmann, Köln 1979.
- Peter Beckmann: Max Beckmann - Leben und Werk. Stuttgart Zürich 1982.
- Stephan Lackner: Max Beckmann. München 1983.
- Mathilde Q. Beckmann: Mein Leben mit Max Beckmann, München 1983, 1985.
- Hildegard Zenser: Max Beckmann - Selbstbildnisse, München 1984.
- F. Erpel: Max Beckmann - Leben und Werk. Die Selbstbildnisse, München 1985.
- Stephan Reimertz: Max Beckmann, Reinbek 1995.
Quellen / Kataloge
- Kiesel, C. M.: Max Beckmann 1884-1950. Katalog zu der im September-Oktober 1956 in der Pfälzischen Landesgewerbeanstalt in Kaiserslautern gezeigten Max-Beckmann Ausstellung.
- Max Beckmann Aquarelle und Zeichnungen 1903-1950. Katalog zu den Ausstellungen: Kunsthalle Bielefeld 16.10.-11.12.1977 und Kunsthalle Tübingen 6.1.-19.2.1978 . Bielefeld 1977.
- Klaus Gallwitz (Hrsg.):Max Beckmann - Die Triptychen im Städel. Katalog zur Ausstellung in der Städt. Galerie im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt/Main 16.4.-21.6.1981 . Frankfurt/Main 1981.
- Max Beckmann - Graphik Malerei Zeichnung. Katalog zur Ausstellung zum 100. Geburtstag im Museum der bildenden Künste Leipzig 11.2.-22.4.1984 .
- Max Beckmann Selbstbildnisse. Katalog zu den Ausstellungen: Hamburger Kunsthalle 19.3.-23.5.1993 und Staatsgalerie moderner Kunst München 9.6.-25.7.1993 . Stuttgart 1993.
- Anette Kruszynski (Hrsg.):Max Beckmann - Die Nacht. Katalog zur Ausstellung in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf 6.9.-30.11.1997 . Stuttgart 1997.
- Herwig Guratzsch (Hrsg.): Max Beckmann - Zeichnungen aus dem Nachlaß Mathilde Q. Beckmann, mit Beiträgen von Ulf Küster, Andreas Stolzenburg und Stephan von Wiese. Köln 1998.
- Max Beckmann - Landschaft als Fremde. Katalog zu den Ausstellungen: Hamburger Kunsthalle 7.8.-8.11.1998, Kunsthalle Bielefeld 29.11.1998-14.2.1999, Kunstforum Wien 12.3.-6.6.1999 . Ostfildern-Ruit 1998.
- Tobia Bezzola und Cornelia Homburg (Hrsg.):Max Beckmann und Paris - Matisse Picasso Braque Léger Rouault. Katalog zu den Ausstellungen: Kunsthaus Zürich 25.9.1998-3.1.1999 und Saint Louis Art Museum 6.2.-9.5.1999 . Köln 1998.
- Minna Beckmann-Tube. Hefte des Max Beckmann Archivs 2. Katalog zur Ausstellung in der Staatsgalerie moderner Kunst München 12.2.-26.4.1998 .
- Heybrock, Christel: Blind und gefesselt leben sie fast alle wie in einem Karneval der Schrecken. Jahrhundertchronik. Mannheimer Morgen, Nr. 153 vom 7. Juli 1999.
- Achim Sommer (Hrsg.):Max Beckmann sieht Quappi - ...was werde ich für schöne Portraits von Dir machen. Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Emden (1999). Düsseldorf 1999.
- Felix Billeter:Max Beckmann und Günther Franke. Hefte des Max Beckmann Archivs 4. Katalog zur Ausstellung in der Staatsgalerie moderner Kunst München 20.1.-2.4.2000 .
- Christian Lenz: Stephan Lackner - der Freund Max Beckmanns mit Beiträgen von Stephan Lackner, Marco Pesarese und Christiane Zeiller. Hefte des Max Beckmann Archivs 5. Katalog zur Ausstellung in der Staatsgalerie moderner Kunst München 3.2.-9.4.2000 .
- Christian Lenz:Max Beckmann und die Alten Meister - "Eine ganz nette Reihe von Freunden". Katalog zur Ausstellung in der Alten Pinakothek München (2000) . Heidelberg 2000.
- Klaus Gallwitz und Ortrud Westheider:Max Beckmann - Menschen am Meer. Katalog zur Ausstellung des Bucerius Kunst Forums Hamburg 9.11.2003-1.2.2004 . Ostfildern-Ruit 2003.
- Thomas Döring/Christian Lenz: Max Beckmann Selbstbildnisse - Zeichnung und Druckgraphik. Katalog zu den Ausstellungen: Neue Pinakothek München 17.11.2000-28.1.2001 und Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig 22.2.-6.5.2001 . (Heidelberg) 2000.
- Spektakel des Lebens. Max Beckmann - Arbeiten auf Papier. Katalog zu den Ausstellungen: Sinclair-Haus Bad Homburg v.d.Höhe 19.10.-9.12.2001, Museum Folkwang Essen 1.2.-7.4.2002, Ulmer Museum Ulm 27.4.-30.6.2002 . Bad Homburg v.d.Höhe 2001.
- Elger, Dietmar: Expressionismus - Eine deutsche Kunstrevolution. Benedikt Taschen Verlag GmbH & Co. KG, Köln.
Max-Beckmann-Preis
Dieser Preis wird von der Stadt Frankfurt am Main seit 1978 alle drei Jahre verliehen. Die Verleihung des Preises dient - laut Satzung - der Förderung und Anerkennung hervorragender Leistungen in den Bereichen der Malerei, Graphik, Bildhauerei und Architektur.Bisherige Preisträger sind:
- 1978 Richard Oelze, Maler
- 1981 Arnulf Rainer, Maler
- 1984 Willem de Kooning, Maler
- 1987 Erwin Heerich und Walter Pichler
- 1990 Bruce Naumann, Videokünstler
- 1993 Ilya Kabakov, Maler und Multimediakünstler
- 1996 Harald Szeemann, Ausstellungsmacher
- 2004 Maria Lassnig, Malerin
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Beckmann, Max |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Graphiker |
GEBURTSDATUM | 12. Februar 1884 |
GEBURTSORT | Leipzig, Deutschland |
STERBEDATUM | 27. Dezember 1950 |
STERBEORT | New York City, USA |