Heinz Maus (* 21. März 1911 in Krefeld; † 28. September 1978 in Bürgeln) war deutscher Professor für Soziologie an der Philipps-Universität Marburg und repräsentiert als nonkonformistischer Vertreter einer marxistisch inspirierten Soziologie mit seiner Biographie einen bedeutsamen Aspekt der Geschichte dieser Disziplin in Deutschland.
Zur Person
Nach einer Lehre als Buchhändler begann Heinz Maus 1932 in Frankfurt am Main ein Studium der Soziologie, Philosophie und Nationalökonomie bei Karl Mannheim und Max Horkheimer und setzte es nach 1933 an der Universität Leipzig fort. 1938 kurzfristig verhaftet, ging er 1939 als Mitarbeiter Ewald Bosses ans Institut für Gesellschaftsforschung und Arbeitswissenschaft in Oslo. 1940 folgt die Promotion zum Dr. phil. in Kiel. 1943 wird Maus erneut verhaftet und wegen Verstoßes gegen das 'Heimtückegesetz' angeklagt. Nach dem Freispruch meldet er sich freiwillig zum Sanitätsdienst. 1946 arbeitet er in der Berufsberatung des Arbeitsamtes Mainz. 1946 bis 1948 ist er Redakteur der 'Internationale Revue Umschau'. 1949 wird er Assistent von Ernst Niekisch und Dozent für Soziologie an der Humboldt-Universität in Berlin (Ost) und geht 1951 als Assistent zu Max Horkheimer nach Frankfurt. 1955 Dozent für Soziologie am Pädagogischen Institut in Weilburg, wird er 1959 als erster ordentlicher Professor für Soziologie nach Marburg berufen und tritt damit in das direkte Wirkumfeld des Politikwissenschaftlers Wolfgang Abendroth ein. In diesem Jahr beginnt er auch als Mitherausgeber die Edition der "Soziologischen Texte" im Luchterhand Verlag, in seinen Jahren die einflussreichste weil vielen Ansätzen offene Schriftenreihe des Faches. Sein Engagement gegen die Notstandsgesetzgebung schlägt sich u. a. in der Herausgabe des Bandes Notstandordnung und Gesellschaft in der Bundesrepublik (hrsg. v. Werner Hofmann u. Heinz Maus, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1967) nieder.
Wirkung
Heinz Maus konnte in der Lehre, in Diskussionen und Gesprächen durch ungewöhnliche Bildung und Verzicht auf Engstirnigkeit anregend wirken. Bekannt wurde Maus vor allem durch die von ihm mit Friedrich Fürstenberg und später Frank Benseler seit 1961 herausgegebene Schriftenreihe "Soziologische Texte" des Luchterhand Verlags (SL) als Vermittler soziologischer Klassiker und neuer soziologischer Perspektiven sowie als Historiograph der Soziologie. Als Autor einer knappen lehrbuchartigen Einführung in die Geschichte der Soziologie war Maus in den 1960er Jahren auch in den USA und US-amerikanischen Soziologiestudenten kein unbekannter Autor. An diesem englischen Leitfaden zur (europäischen) Soziologiegeschichte orientierten sich später weitere, heute noch von ´undergraduates´ benutze US-Lehrbücher, u.a. die von Lewis A. Coser und Robert A. Nisbet.
Literatur
- Heinz Maus: A Short History of Sociology (Routledge & Paul, 1965²); gekürzte deutsche Version: Zur Vorgeschichte der empirischen Sozialforschung; in: René König (Hrg.), Handbuch der empirischen Sozialforschung Bd. I (Stuttgat: Enke ²1967: 18-37)
- Heinz Maus: Die Traumhölle des Justemilieu. Erinnerung an die Aufgaben der Kritischen Theorie. Hrsg. v. Michael Th. Greven u. Gerd van de Moetter. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt 1981.
- Heinz Maus: „Einführung in die Soziologie“. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994, S. 199-240, mit einer Einleitung von Georg Ahrweiler: „Bemerkungen zum Fragment von Heinz Maus: ‚Einführung in die Soziologie‘“, S. 195-197.
- Jürgen Kaestner: Personalbibliographie Heinz Maus (1911-1978). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Soziologie. Wissenschaftlicher Autoren-Verlag, Berlin 1984.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Maus, Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Professor für Soziologie (ab 1959) an der Philipps-Universität Marburg |
GEBURTSDATUM | 21. März 1911 |
GEBURTSORT | Krefeld |
STERBEDATUM | 28. September 1978 |
STERBEORT | Bürgeln |