Altdöbern

Gemeinde im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Brandenburg, Deutschland
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Altdöbern (niedersorbisch: Stara Darbnja) ist eine Gemeinde im Landkreis Oberspreewald-Lausitz im Süden des Landes Brandenburg und Teil sowie Amtssitz des Amtes Altdöbern.

Geografie

Altdöbern liegt in der Niederlausitz, umgeben von den Ortschaften Großräschen, Bronkow, Calau und der neu gebildeten Gemeinde Neu-Seeland. Zwischen Altdöbern und dem Ortsteil Pritzen befindet sich der 1.016 ha große, durch Flutung des ehemaligen Tagebau Greifenhain entstehende Altdöberner See. Bis 2017 soll die Flutung des Sees und die Rekultivierung der Landschaft zum Naherholungsgebiet abgeschlossen sein.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Altdöbern besteht aus drei Ortsteilen, sowie einigen nicht eigenständigen Ortslagen.

  • Altdöbern mit Ortslagen Pritzen, Peitzendorf und Chransdorf
    • Peitzendorf hat etwa 55 Einwohner (2006). Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus 1572 als Peiczdorf. Der Ursprung bzw. die Bedeutung des Namens ist unklar. 1637 erfolgte die Umbenennung des Ortes in Poitzendorf. 1928 wurde Peitzendorf in Altdöbern eingemeindet.[1]
  • Ranzow
  • Reddern

Politik

 
Rathaus

Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Altdöbern besteht aus 16 Ratsfrauen und Ratsherren.

(Stand: Kommunalwahl am 26. Oktober 2003)

Wappen

Blasonierung: „Gespalten von Blau und Silber, vorne ein silberner Papierbogen, belegt mit einer blau gesäumten goldenen Lilie, hinten drei rote Schrägrechtsbalken.“

Die Lilie auf dem Bogen geht dabei auf des Wasserzeichen der ehemaligen Papierfabrik Altdöbern zurück. Dieses Wappen führt die Gemeinde Altdöbern aber erst seit 2006. Bis dahin führte Altdöbern nur ein rundes Amtsiegel, auf welchen sich eine stilisierte Darstellung des Marktes und die Jahreszahl 1285 (Gründung Altdöberns) befanden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Schloss und Schlosspark Altdöbern

Das Schloss geht auf eine frühdeutsche Wasserburg zurück. Nachdem der kursächsische Beamte Hans von Dieskau das Gut erworben hatte, wurde dieses 1571–1586 durch einen – weiterhin von einem Graben umgebenen – Renaissanceneubau ersetzt. 1712 erwarb Generalmajor Alexander Dietrich von Eickstedt das Gut. Da ihm das alte Renaissancegebäude zu bescheiden erschien, ließ er den Vorgängerbau niederreißen und ab 1717 das heutige Schloss im barocken Stil errichten. Es hatte standesgemäße Ausmaße mit zwei nach Norden gerichteten Flügeln und einem gepflasterten Ehrenhof. Nach barockem Verständnis zeigte sich der Park als strenges geometrisches Kunstwerk.

 
Schloss Altdöbern

Bis 1750 ließ der neue Besitzer, Carl Heinrich von Heinecken, die Anlage äußerst prunkvoll ausbauen, den Garten auf fast das Sechsfache vergrößern und mit Kanälen, Wasserbecken, Springbrunnen, Brücken, Pavillons und kostbaren Sandsteinplastiken ausstatten.

Nach weiteren Besitzerwechseln erwarb Heinrich Graf von Witzleben-Alt-Doebern 1880 das Anwesen. Hatte sein Vorgänger noch alle Anstrengungen unternommen, um Schloss und Park in den barocken Zustand unter Heinecken zurückzuversetzen, so scheute Witzleben keine Mühen, um das Gegenteil zu erreichen. Es kam zu Um- und Anbauten in einem merkwürdigen Stilgemisch. Darauf sind die beiden Zwiebeltürme an den Seitenflügeln sowie die Sandsteinverblendungen der Fassade zurückzuführen. Auf Skizzen aus der Hand von Witzlebens Gattin Marie, geb. Prinzessin Reuß, geht auch das neoromanische Landhaus zurück, das seit ca. 1888 als ein seltsam wirkender Fremdkörper am barocken Ostflügel klebt. Ebenso wurde der barocke Garten durch den Pückler-Schüler Eduard Petzold in einen 55 ha großen Landschaftspark umgestaltet. Vom Schloss gingen strahlenförmig sieben Sichtachsen aus. Vom barocken Zustand haben sich lediglich die südlich des Schlosses gelegenen Teile – sodann Französischer Garten genannt – und das Heckentheater erhalten.

1917 erwarb der Zigarettenfabrikant Eugen Laib Garbáty die Anlage und zog beratend den Berliner Gartenarchitekten Heinrich Wiepking-Jürgensmann hinzu. Auf ihn gehen die zahlreichen Rhododendronpflanzungen zurück. Des Weiteren wurden dringend notwendige Ausholzungsarbeiten vorgenommen. Auf Grund der nationalsozialistischen Rassegesetze musste Garbáty Altdöbern 1938 verkaufen – die gesamte Familie emigrierte 1939 in die USA.

Nach Plünderungen im Schloss 1945 verwilderte der nicht mehr gepflegte Park. Beide gingen in die Rechtsträgerschaft der Gemeinde Altdöbern über, die das Schloss 1946 dem Caritas-Verband vermietete. Dieser nutzte es zunächst als Waisenhaus und danach bis 1974 als Altersheim. Mit dem Auszug der Caritas setzte der Verfall der Anlage ein. Nach der Wende kam das Schloss in den Besitz der Brandenburgische Schlösser GmbH. 1991 erfolgte die Wiederherstellung des Wasserbeckens vor dem Schloss, 1991–1993 des Neptun-Brunnens und 1992/1993 des barocken Bassins im Französischen Garten. Restaurierungsarbeiten am Gebäude sind im Gange.

Kirchen

 
Kirche Altdöbern auf dem Markt
evangelisch-lutherisch
  • Kirche Altdöbern – Das Kirchgebäude direkt auf dem Markt wurde 1918–1921 errichtet, nachdem der mittelalterliche Vorgängerbau 1914 abgebrannt war.
  • Kirche Pritzen – Die alte Kirche musste dem Bergbau weichen, heute steht hier ein hölzerner Glockenturm, der für Gottesdienste genutzt wird.
  • Kirche Reddern
römisch-katholisch
  • St. Maria, Altdöbern, Waldstraße 3

Literatur

  • Angelika Fischer/Bernd Erhard Fischer: Altdöbern: Vergessenes Juwel in der Niederlausitz. Eine Spurensuche. (Reihe: Spurensuche). arani-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-7605-8649-X.
  • Alexander Niemann: Altdöbern – Der Schlosspark. In: Brandenburgische Denkmalpflege, Jg. 3, Heft 1. 1994, S. 38–47.
  • Alexander Niemann: Schlosspark, Altdöbern. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (Hg.): Weißbuch der historischen Gärten und Parks in den neuen Bundesländern. 2., überarb. Aufl., Bonn 2005, ISBN 3-925374-69-8, S. 61f.
  • Nicola Riedel-Bröcker: Altdöbern, Das Schloss und seine Innenausstattung. In: Brandenburgische Denkmalpflege, Jg. 7, Heft 2. 1998, S. 4–14.
  • Nicola Riedel-Bröcker: Schloss Altdöbern, Schriftenreihe des Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e. V., hrsg. von S. Badstübner-Gröger. Berlin 1995.
  • Otto Eduard Schmidt: Schloss Alt-Döbern und seine Umgebung. Ein Durchschnitt durch die Entwicklungsgeschichte der Niederlausitz. Dresden 1930.

Fußnoten

  1. Märkische Oderzeitung, 22. August 2006, S. 9