Hans-Werner Bothe

deutscher Mediziner und Philosoph
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Hans-Werner Bothe (*23. September 1952 in Langelsheim, bei Goslar im Harz) ist ein deutscher Neurochirurg und Philosoph. Bothe ist Begründer der Forschung auf dem Gebiet der Neurobionik.

Hans-Werner Bothe

Leben

Bothe studierte von 1973 bis 1981 in Tübingen und Mainz Philosophie und Medizin, graduierte 1978 in Philosophie, arbeitete anschließend 3 Jahre am Max-Planck Institut für Neurologische Forschung in Köln und promovierte 1983 in Medizin.

Nach Ausbildung zum Neurochirurgen an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und Habilitation 1991 lehrte er an der Medizinischen Hochschule in Hannover und arbeitete als Neurochirurg zusammen mit Madjid Samii. 1993 wurde er auf eine Professur für Neurochirurgie an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster (Westfalen) berufen.

Er begründete 1992 mit dem 1st International Workshop on Neurobionics in Goslar das interdisziplinäre Forschungsgebiet der Neurobionik, dessen Ziel der Ersatz ausgefallener Funktionen des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark) mit mikroelektronischen Implantaten ist. Dazu führte er ein international zusammengesetztes Konsortium von Wissenschaftlern aus den Teilgebieten Mathematik, Neuroinformatik, biologische Grundlagenwissenschaften, Mikrosystemtechnik und Medizin zusammen.

1991 gründete er zusammen mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die Stiftung Neurobionik in Hannover [1]und leitete sie als geschäftsführender Vortand. Er entwickelte in Kooperation mit Kollegen aus Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik Implantate zur Behandlung von Patienten mit geschädigter Netzhaut (zusammen mit M. Bartha und S. Chlebek), mikroelektronische Systeme zur Behandlung der Blaseninkontinenz (zusammen mit B. von Heyden) und der Querschnittslähmung (zusammen mit H. Holzheimer). Weiterhin verbesserte er die Sicherheit und Wirksamkeit neurochirurgischer Verfahren zur Implantation von Stimulationssystemen in Gehirn und Rückenmark bei Parkinson und Dystonie Kranken sowie bei Schmerzpatienten.

Seit 2000 veranlaßten ihn die bei Hirn stimulierten Patienten beobachteten Persönlichkeitsveränderung, sich mit dem Problem von Determinismus und Willensfreiheit im Rahmen der Philosophie des Geistes zu befassen: Er vertritt die Auffassung, dass sich aus oben genannten, empirisch-klinischen Erfahrungen trotzdem nicht die vollständige Bestimmtheit von Geist und Seele durch Gehirnfunktionen ableiten läßt.


Ehrungen

Publikationen

Neurobionics - an interdisciplinary approach to substitute impaired functions of the human nervous system, Elsevier, Amsterdam, 1993 (mit M. Samii und R. Eckmiller), ISBN 0-444-89958-8

Die Evolution entläßt den Geist des Menschen: Neurobionik - eine medizinische Disziplin im Werden, Umschau, Frankfurt, 1994 (mit M. Engel), ISBN 3-524-69105-6

Neurobionik - Zukunftsmedizin mit mikroelektronischen Implantaten, Umschau, Frankfurt, 1998, ISBN 3-524-69118-8

Schmerztherapie interdisziplinär, Schattauer, Stuttgart, 2002 (mit I. Gralow und I.W. Husstedt), ISBN 3-7945-2118-8

Surgery of the cervical spine and nervous system, Thieme, Stuttgart, 1998 (mit M. Samii), ISBN 3-13-547002-4

Die Bedeutung von Tierversuchen in der Neurobionik, Nomos, Baden-Baden, 1998, ISBN 3-7890-5173-X