Arno Lederer (* 3. Oktober 1947 in Stuttgart) ist ein deutscher Architekt und Professor für Architektur.
Leben
Arno Lederer studierte Architektur an der Universität Stuttgart und an der TU Wien. 1976 schloss er sein Studium mit dem Diplom ab und arbeitete 1977 im Büro Ernst Gisel in Zürich. 1978 begann seine Mitarbeit im Architekturbüro BHO (Berger Hauser Oed) in Tübingen, ehe er sich 1979 selbstständig machte. Arno Lederer arbeitet in Stuttgart, seit 1985 in Bürogemeinschaft mit Jórunn Ragnarsdóttir (* 1957 in Akureyri, Island), ab 1992 mit Marc Oei (* 1962 in Stuttgart).
Von 1985–1990 war er Professor für Konstruieren und Entwerfen an der Fachhochschule für Technik in Stuttgart, 1990 übernahm er den Lehrstuhl für Baukonstruktion und Entwerfen I an der Universität Karlsruhe. Von 1997 bis 2005 war Arno Lederer Leiter des Lehrstuhls für Gebäudelehre an der dortigen Architekturfakultät.
Seit 2005 leitet Arno Lederer das Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen an der Universität Stuttgart. 2000–2005 war er Mitglied des Beirats im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt a. M., 2002–2006 wissenschaftlicher Beirat im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Berlin.
Seit 2003 gehört Arno Lederer dem Hochschulrat der Hochschule für Technik Stuttgart an.
Haltung
Der aus der Postmoderne und der Architektur der 1970er Jahre hervorgegangene Lederer, vertritt eine an anthropologischen Konstanten orientierte Bauweise. Die moderne Bautechnik im Sinne einer Stahl-Glas Architektur lehnt er hierbei zugunsten des massiv umbauten Raumes ab. Der Rechte Winkel wird an ausgewählten Stellen - wie Treppenhäusern oder Fensteröffnungen - immer wieder abgerundet, um eine für Deutschlands zeitgenössische Architektur eher ungewohnt formenreiche Baukunst hervorzubringen. Lederer sieht Architektur als Baukunst, die keinen Anspruch auf Perfektion haben muss. Bauschäden werden in diesem Zusammenhang als natürlich erachtet. Es gibt -nach Lederers Ansicht- kein Gebäude ohne Bauschäden. Auch die Verwendung digitaler Technik im Zusammenhang mit der Entwurfswerdung sieht er kritisch. Dem Computerplan werden oftmals Aquarelle oder Bleistiftpläne Vorrang gegeben.
Lehre
Dies überträgt sich auch auf die Lehre. Lederer vermittelt Architekturstudenten haptische und zeichnerische Erfahrung im Zusammenhang mit dem architektonischen Entwurf. Der Entwurf an sich ist hierbei das Wichtigste, während bauphysikalische oder konstruktive Fragen in den Hintergrund gerückt werden. Gleichwohl verfügt Arno Lederer über eine Nähe zu baukonstruktiven Themen: Sowohl an der Fachhochschule für Technik in Stuttgart als auch an der Universität Karlsruhe hat er dieses Fach unterrichtet.
Kritik
Während der Großteil der Architekturwelt sich einer eher technoid-visionären Haltung zuwendet, nimmt Arno Lederer eine traditionell-anthroposophisch geprägte Aussenseiterhaltung ein. In einer Zeit, in der Energieverbrauch und Nachhaltigkeit eine immer größere Bedeutung erlangen gibt es nach Ansicht vieler Architekten keinen Platz mehr für traditionsbewusstes Bauen. Lederer selbst verweist in diesem Zusammenhang auf das Wegfallen des Wesentlichen am Baukörper durch die Technik. Was übrig bleibt ist eine standardisierte, möglichst verwertbare Architektur, wodurch das eigentlich Schöne - auch Werte im menschlichen Bewusstsein - verloren geht.
Wichtige Bauten (Auswahl)
- 2008: Erweiterung der Berufsakademie in Lörrach
- 2006: Sanierung und Erweiterung des Hessischen Staatstheaters in Darmstadt
- 2006: Büro- und Geschäftsgebäude "Weißes Haus" in Stuttgart
- 2004: Sanierung und Erweiterung der Helvetia Direktion Deutschland in Frankfurt a.M.
- 2003: Gustav-von-Schmoller-Schule in Heilbronn
- 2002: Schule mit Sporthalle in Ostfildern bei Stuttgart
- 2000: Salem International College in Überlingen am Bodensee
- 1997: Hauptverwaltung der EVS (EnBW) in Stuttgart
Trivia
Lederer verliess im Jahr 2005 die Universität Karlsruhe und wandte sich Stuttgart zu, da er mit der allgemeinen Lehrhaltung an der TH Karlsruhe im Fachbereich Architektur unzufrieden war.
Literatur
- Falk Jaeger (Hrsg.): Lederer+Ragnarsdóttir+Oei. Jovis, Berlin 2008, 144 S., ISBN 978-3-939633-56-3
- Wolfgang Bachmann (Hrsg.) / Ochs, Haila (Texte): Lederer Ragnarsdóttir Oei. Callwey, München 1995, 160 S., ISBN 3-7667-1160-1
- Arno Lederer; Jórunn Ragnarsdóttir: Wohnen heute = Housing today. [Übers. ins Englische: Peter Green]. Krämer, Stuttgart und Zürich 1992, 147 S., ISBN 3-7828-0616-6
- Arno Lederer; Bettina Hintze: Die besten Einfamilienhäuser unter 150 m². Deutschland - Österreich - Schweiz. Callwey, München 2004, 158 S., ISBN 3-7667-1598-4 (Häuser-Award ... ; 2004)
Weblinks
- Website des Architekturbüros Lederer+Ragnarsdóttir+Oei
- Arno Lederer. In: archINFORM.
- Website des Instituts für Öffentliche Bauten und Entwerfen
Personendaten | |
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NAME | Lederer, Arno |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und Professor für Architektur |
GEBURTSDATUM | 3. Oktober 1947 |
GEBURTSORT | Stuttgart |