Sir John Alexander Macdonald, GCB, QC (* 11. Januar 1815 in Glasgow, Schottland; † 6. Juni 1891 in Ottawa) war der erste Premierminister von Kanada. Er war zweimal im Amt, zuerst vom 1. Juli 1867 bis zum 5. Dezember 1873 und danach vom 17. Oktober 1878 bis zu seinem Tod.
Macdonalds genaues Geburtsdatum ist umstritten; offizielle Quellen geben den 11. Januar an, während Macdonald selbst seinen Geburtstag am 10. Januar feierte. Nachdem das Kleinunternehmen seines Vaters pleite gegangen war, wanderte seine Familie 1820 nach Kanada aus. Macdonald studierte Rechtswissenschaften und wurde 1836 Rechtsanwalt. Er machte sich einen Namen, als seine Einheit während der Rebellion von 1837 die US-amerikanischen Plünderer aus dem Land vertrieb. 1843 heiratete er seine Cousine Isabella Clark (1811-1857). Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor; der erste, John, starb bereits einjährig, während der zweite, Hugh John, später Regierungsschef der Provinz Manitoba wurde. Zehn Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau, heirate Macdonald 1867 Susan Agnes Bernard (1836-1920); zusammen hatten sie eine Tochter, Margaret Mary Theodora.
Politischer Aufstieg
1843 stieg Macdonald in die Politik ein und wurde in Kingston (Ontario) ins Stadtparlament gewählt. Ein Jahr darauf nahm er die Nominierung der Conservative Party an und kandidierte für das Parlament der Provinz Kanada (die damals noch nicht in Ontario und Québec geteilt war. Macdonald gewann in seinem Wahlkreis deutlich. Doch wenig später verkrachte er sich mit seinen Parteikollegen, trat aus der Conservative Party aus und trat der neuen, weitaus moderateren Liberal-Conservative Party bei. Die neue Partei konnte sowohl die Wählerschaft der alten konservativen Partei für sich gewinnen wie auch die reformerischen Kräfte im Zentrum. 1854 kamen die Liberal-Konservativen an die Macht und Macdonald wurde zum "Attorney-General" (erster Kronanwalt) ernannt und war damit der höchste juristische Berater der Regierung. Ab 1856 war er Co-Premierminister der Provinz Kanada (zuerst zusammen mit Étienne-Paschal Taché, danach mit George-Étienne Cartier). Damals stammte je ein Co-Premierminister aus Ontario und Québec.
Bei den Wahlen von 1858 wurde die Macdonald-Cartier-Regierung abgewählt. Doch nur eine Woche später wurde Cartier vom Generalgouverneur gebeten, das Amt wieder zu übernehmen. Cartier akzeptierte den Vorschlag und setzte auch Macdonald wieder ins Kabinett ein. Dies war durchaus legal, denn jedes Regierungsmitglied konnte damals bis spätestens einen Monat nach dem Rücktritt wieder in die Regierung eintreten. Die neue Koalitionsregierung erlitt 1862 erneut eine Niederlage. Bis zu den Wahlen von 1864 war Macdonald Anführer der Opposition. Étienne-Paschal Taché beendete daraufhin seinen Ruhestand und bildete mit Macdonald wieder die Regierung.
Vater der Konföderation
Macdonald war nun der Anführer einer der größten britischen Kolonien. Er nutzte diese Machtfülle, um die verschiedenen britischen Kolonien im Norden des amerikanischen Kontinents in einer Konföderation zu vereinigen. Damit sollte ein Gegengewicht zu den USA geschaffen und die Expansion in den Westen ermöglicht werden. Um ständige Regierungswechsel in der Provinz Kanada zu vermeiden, bildete Macdonald ab 1864 mit den "Reformern", den Vorläufern der Liberal Party of Canada eine große Koalition. Bis 1867 war er damit beschäftigt, die gesetzlichen Grundlagen für die Vereinigung der britischen Kolonien zu schaffen.
Im September 1864 führte er an der Charlottetown-Konferenz in Charlottetown auf Prince Edward Island die Delegation der Provinz Kanada an, um seine Ideen den Atlantikprovinzen zu präsentieren, die damals selbst einen Zusammenschluss planten und der Vereinigung mit Kanada noch skeptisch gegenüber standen. Im Oktober 1864 trafen sich die Delegierten der einzelnen Kolonien in Québec, um die Zweiundsiebzig Resolutionen, die Grundlage der Konföderation, auszuhandeln. 1866 wurde in der britischen Hauptstadt London die Vereinbarung zur Bildung der Konföderation unterzeichnet. 1867 kam die Vorlage vor das britische Parlament, die dann den British North America Act verabschiedete. Die Provinz Kanada sollte in Québec und Ontario aufgeteilt werden.
Königin Victoria schlug John Macdonald für seine Verdienste um die Schaffung der Konföderation zum Ritter. Am 1. Juli 1867 wurde er in den Order of St Michael and St George aufgenommen, am selben Tag, als die Provinzen Québec, Ontario, New Brunswick und Nova Scotia sich zur Kanadischen Konföderation zusammenschlossen und den Status eines Dominion erhielten.
Premierminister
Macdonalds Vision als Premierminister war es, den neuen Staat zu erweitern und zu einen. Kanada kaufte der Hudson Bay Company für £300.000 weitläufige Gebiete im Nordwesten ab, die zu den Nordwest-Territorien zusammengefasst wurden. 1870 wurde daraus Manitoba herausgelöst, das von nun an eine gleichberechtigte Provinz bildete; dies auf Reaktion auf die von Louis Riel angeführte Red River-Rebellion. 1871 beschloss das britische Parlament den Anschluss von British Columbia an die Konföderation. Macdonald versprach, eine transkontinentale Eisenbahn zu bauen, um das abgelegene Gebiet mit dem Rest des Landes zu verbinden. 1873 trat Prince Edward Island der Konföderation bei and Macdonald schuf im gleichen Jahr die Royal Canadian Mounted Police (damals noch North-West Mounted Police genannt), um die polizeilichen Aufgaben in den riesigen Nordwest-Territorien zu übernehmen.
Im Pacific-Skandal von 1873 wurden Macdonald und sein Kabinett beschuldigt, Bestechungsgelder angenommen zu haben, um den Großindustriellen Hugh Allan den Auftrag für den Bau der Canadian Pacific Railway zu sichern. Die Macdonald-Regierung verlor die Gunst der Öffentlichkeit und erlitt bei den Wahlen von 1874 ein empfindliche Niederlage. Die Liberal Party of Canada bildete die neue Regierung und Alexander Mackenzie wurde neuer Premierminister.
1878 wurde Macdonald wiedergewählt. Er hatte im Wahlkampf versprochen, die kanadische Wirtschaft zu stärken und sie vor der ausländischen Konkurrenz (besonders in den USA) zu schützen. Außerdem versprach er die Fertigstellung der Canadian Pacific Railway bis 1885 (der Baufortschritt war unter der Mackenzie-Regierung sehr bescheiden). 1885 kehrte der verbannte Louis Riel nach Kanada zurück und zettelte die Nordwest-Rebellion der Métis an. Die North-West Mounted Police konnte diese dank der Eisenbahn rasch niederschlagen. Die Hinrichtung von Riel wegen Hochverrats führte zu einem tiefen Zerwürfnis mit den Frankokanadiern, die die Métis unterstützt hatten.
Macdonald blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1891 im Amt. Insgesamt war er 19 Jahre an der Spitze der Regierung. Er hatte es geschafft, aus weit auseinander liegenden Kolonien mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln und politischen Ansichten eine geeinte Nation zu machen. Tausende erwiesen ihm die letzte Ehre, als er im Parlamentsgebäude von Ottawa aufgebahrt wurde. Seine sterblichen Überreste wurden in einem besonderen Beerdigungszug nach Kingston (Ontario) überführt. Macdonald liegt dort auf dem Cataraqui-Friedhof begraben.
Macdonald war sowohl für seinen Witz wie auch für seinen Alkoholismus bekannt. Oft war er während der Parlamentssitzungen stockbesoffen. Während einer Wahlkampf-Debatte erbrach er öffentlich auf der Rednertribüne, als sein Gegenkandidat gerade sprach. Daraufhin sagte Macdonald zum Publikum: "Seht her, wie die Ideen meines Gegenspielers mich anwidern" ("see how my opponent's ideas disgust me"). Laut einer anderen Version der Geschichte soll er gesagt haben: "Dies zeigt, dass mir ein betrunkener Konservativer lieber ist als ein nüchterner Liberaler" ("It goes to see that I would rather have a drunk Conservative than a sober Liberal").
Er ist auf der kanadischen $10-Dollar-Note abgebildet. Zahlreiche Brücken, Flughäfen und Autobahnen sind nach ihm benannt, wie auch eine Vielzahl von Schulen im ganzen Land und der Mount Macdonald in den Rocky Mountains. John Macdonald und sein Sohn Hugh John Macdonald saßen für kurze Zeit zusammen im Parlament. Hugh John wurde später Regierungschef von Manitoba.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Macdonald, John |
KURZBESCHREIBUNG | kanadischer Politiker (Premierminister) |
GEBURTSDATUM | 11. Januar 1815 |
GEBURTSORT | Glasgow, Schottland |
STERBEDATUM | 6. Juni 1891 |
STERBEORT | Ottawa |