Die Geschichte Zyperns reicht von der vorgeschichtlichen Besiedlung der Insel Zypern in der Altsteinzeit bis in unsere Zeit. Zahlreiche Funde aus allen Epochen bezeugen die bedeutende Vergangenheit der Insel, die geographisch zu Asien gehört. Ihre strategische Lage war ein wesentlicher Grund für ihre wechselvolle Geschichte. Sie lag im Einflussgebiet der Kulturen in der Ägäis, Anatoliens, der Levante und Ägyptens.
Vorgeschichte
Die Insel wurde erst am Ende der Altsteinzeit von Jägern besiedelt, weshalb die inseltypischen Zwergformen von Säugetieren, z. B. das zyprische Zwergnilpferd (Phanourios minutis) und der Zwergelephant (Elephas cypriotes), lange überlebten. Die ältesten Funde stammen aus Aetokremnos auf der Akrotiri-Halbinsel, ihre Datierung ins Epipaläolithikum ca. 9500 v. Chr. wird allerdings angezweifelt. Die Jäger kamen aus der Levante auf die Insel und rotteten vermutlich die Zwergfauna aus. Aetokremnos ist bisher der einzige Fundort aus dieser Zeit.
Neolithikum
Die dauerhafte Besiedlung der Insel erfolgte noch vor 8.200 v. Chr. im akeramischen Neolithikum (PPNB) wieder von der Levante her. Die Kolonisten führten Emmer und Einkorn und außer den Haustieren Hund, Katze, Rind, Schaf und Ziege auch den Damhirsch ein. Die Rinderhaltung wurde bald aufgegeben. Die Siedlungen (z. B. Khirokitia, Shillourokambos, Kastro, Tenta) bestanden aus runden Häusern mit den typischen Terrazzo-Fußböden, während auf dem Festland bereits Rechteckhäuser üblich waren. Für die Versorgung mit Trinkwasser wurden Brunnen in den Fels getrieben (Mylouthkia), wie sie auch aus der Levante in dieser Zeit bekannt sind (Atlit Yan).
Erst seit der Sotira-Phase wurde Keramik hergestellt.
Kupfer- und Bronzezeit
siehe auch Zypern in der späten Bronzezeit
Stufe | absolutes Datum |
---|---|
Frühes Chalkolitikum | 3800-3500 |
mittleres Chalkolithikum | 3500-2800 |
spätes Chalkolithikum | 2800-2500 |
Ab ca. 3000 bis 2300 v. Chr. begann man, die Kupfervorkommen der Insel auszubeuten (Erimi-Kultur, Kupferzeit). Aus der Frühbronzezeit (ECI) stammt der Friedhof von Vounous-Bellapais mit seinen Felskammergräbern. Als Grabbeigaben findet man vor allem Keramik, Kupferwaffen und vereinzelt Idole. Die Keramik zeigt deutliche anatolische Einflüsse.
Stufe | absolutes Datum |
---|---|
Philia-Kultur; auch Frühe Bronzezeit I | 2500 - 2000 v. Chr. |
Frühe Bronzezeit II-III; auch früh-zyprisch | 2500 - 1900 v. Chr. |
Mittlere Bronzezeit I-III; auch mittel-zyprisch | 1900 - 1650 v. Chr. |
Späte Bronzezeit I-III; auch spät-zyprisch | 1650 - 1050 v. Chr. |
Die Grabungshorizonte werden in Stufen eingeteilt, die ihre zeitliche Relation zueinander angeben, aber in den meisten Fällen keine absolute Datierung zulassen. Der Beginn der spätzypriotischen Stufe (Late Cypriot IA, entspricht der spätminoischen Stufe SM IA auf Kreta) muss nach neuen 14C-Datierung aus Santorin auf vor 1600 v. Chr. angesetzt werden (Manning u. a. 2006, 569).
Zypern wurde zu einer wichtigen Zwischenstation im Handel zwischen Kreta, Griechenland, der Levante und Ägypten und z. B. auch Sardinien. Vor allem zypriotisches Kupfer war sehr begehrt. Antike Kupferminen wurden im Gebiet von Tamassos (Peristerka und Pitharoma), bei Politiko und Mitsero nachgewiesen. Der moderne Abbau hat aber sicher viele antike Minen und Schächte zerstört. Das Erz von Peristerka enthielt ca. 6 % Kupfer und 16 % Zink.
Im 2. Jahrtausend v. Chr. war auf Zypern eine Silben-Schrift in Gebrauch, die mit der minoischen Linearschrift A verwandt zu sein scheint. Sie wird als alt-kyprische Schrift bezeichnet und ist nicht entziffert. Inschriften in dieser Schrift sind auch aus der Levante bekannt. Ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. wurde auf Zypern für die griechische Sprache die sogenannte klassische zyprische Schrift verwendet.
Zypern war bis zum Ende des 14. Jahrhundert v. Chr. offenbar unabhängig. Alašija, das uns in den in Ägypten gefundenen Amarna-Briefen sowie hethitischen und ugaritischen Quellen begegnet, wird von den meisten Forschern mit Zypern oder einer Stadt auf Zypern gleichgesetzt. Der König von Alašija wurde oft als Bruder angeredet, was seine von den Großmächten unabhängige Stellung beweist. Die bisher herrschende Meinung, dass Enkomi, ein bedeutender Fundplatz an der Ostküste, damals die Hauptstadt Zyperns und somit Sitz des Herrschers von Alašija war, muss aber offenbar revidiert werden: Analysen des Tons von Briefen aus Zypern haben ergeben, dass der Ton nicht aus der Gegend von Enkomi, sondern aus dem Südwesten der Insel stammt. Der Palast des Herrschers von Alašija ist demnach im Umkreis der Siedlung Alassa zu vermuten. Für das Ende des 13. Jahrhunderts und wieder für die Mitte des 14. Jahrhunderts ist ein einziger König der gesamten Insel nachgewiesen, B. Knapp nimmt an, daß dies für das gesamte 13. und 14. Jahrhundert der Fall war.
Zu Beginn des 13. Jahrhundert v. Chr. kam Zypern vielleicht für kurze Zeit unter hethitische Herrschaft, es gibt allerdings kaum Funde anatolischer Herkunft aus dieser Zeit. Allerdings ist in hethitischen Keilschrift-Texten in mehrmals von Seegefechten um Alašija die Rede.
Mykenische Keramik war seit dem 16. Jahrhundert importiert worden und ist im 15. Jh. verstärkt vertreten, im 14. Jahrhundert wird sie zur Massenware. Ab ca. 1200 v. Chr. nahmen die Einflüsse der mykenischen Kultur insgesamt stark zu. In einer späten Phase der Spätbronzezeit (LC IIIA, 1200–1100 v. Chr.) wurden große Mengen "mykenischer" IIIC:1b Keramik lokal hergestellt. Außerdem traten neue Bauelemente wie zyklopisches und bossiertes Mauerwerk sowie zentrale Herdstellen in Wohnhäusern auf (Maa, Enkomi, Hala Sultan Tekke etc.), die auch auf dem griechischen Festland zu finden sind. Karagheorgis will auch Ton-Badewannen (Ayios Dhimitri) und neue Bronzetypen wie Naue-II-Schwerter, Tüllen-Speerspitzen und Beinschienen sowie koroplastische Kunst auf ägäischen Einfluss zurückführen. In einigen wenigen Siedlungen wurden Zerstörungshorizonte nachgewiesen.
Zur Erklärung dieses verstärkten ägäischen Einflusses sind zwei Modelle in Gebrauch, die Knapp als die "Invasions/Kolonisationserzählung" und als das "politisch-ökonomische Modell" bezeichnet.
1. Invasionsmodell
Viele Forscher glaubten, dass Zypern gegen Ende des 13. Jh. von Mykenern erobert oder zu mindest besiedelt wurde, die vor dem Zusammenbruch der Palastzivilisation auf dem Festland flohen (SH IIIB:2). Das habe sich in den Berichten, zurückkehrende Helden aus dem trojanischen Krieg hätten zahlreiche Städte auf Zypern gegründet (Teukros in Salamis etc.), niedergeschlagen (Karagheorgis 1982). Diese Invasion wird mit den sogenannten "Seevölkern" der ägyptischen Quellen gleichgesetzt.
Zwischen LC IIIA (1190-1100 v. Chr.) und LC IIIB (1100–1050 v. Chr.) sind dagegen deutliche kulturelle Veränderungen festzustellen, sowohl im Siedlungsmuster (Auflassung der meisten großen Siedlungen) als auch in den Bestattungssitten. Manche Forscher rechnen LC IIIB daher bereits zur Eisenzeit. Einige keramische Traditionen verlaufen jedoch ohne Unterbrechung weiter (White-painted ware). Karagheorgis (1988) sieht diesen Bruch als Auswirkung einer zweiten "Invasionswelle" aus Lakonien und Kreta. Die indigene Bevölkerung (Eteo-Zyprioten) habe sich nach Enklaven wie Amathos zurückgezogen.
2. Politisch-ökonomisches Modell
Das Invasionsmodell wird zusehends angezweifelt, da es keinen Beleg für einen Kulturbruch zwischen LC IIC (1400–1190 v. Chr.) und der LC IIIA-Periode gibt. Anzeichen für Zerstörungen liegen aus einigen, aber keinesfalls allen Siedlungen vor. Bernard Knapp und seine Schule gehen daher von der Anwesenheit mykenischer Händler aus, die in engem Kontakt mit der einheimischen Oberschicht stehen und die nach dem Zusammenbruch der mykenischen Kultur auf dem Festland dauernd auf Zypern ansässig und in die Oberschicht integriert werden. In LC IIIA seien demnach zypriotische, ägäische und levantinische Elemente zu einer neuen Kultur vereinigt. Besonders die Elfenbeingegenstände (Kition-Rhythos, Spielstein-Dose aus Einkomi, Grab 58[1]) weisen deutlichen levantinischen Einfluss auf. Die viereckigen Bronze-Ständer, auf Zypern selber hergestellt (Catling 1984) kombinieren ägäische und levantinische Elemente.
Die Rollsiegel, oft aus Hämatit gefertigt, lassen sich in verschiedene Gruppen unterteilen, auch hier sind aber deutlich hybride Elemente nachzuweisen. So zeigt ein Hämatit-Siegel aus Enkomi einen Mann mit kurzem Rock, der typisch ägäischen Tracht, der zwei Löwen an den Ohren hochhält, ein Motiv, das letztlich auf den mesopotamischen "sechslockigen Helden" zurückgeht. Andere, mit der Darstellung von Löwen, Stieren und Hirschen sind stärker mykenisch beeinflusst.
Bronzestatuetten, wie der "gehörnte Gott" oder der "Barren-Gott" aus Enkomi, beide mit Hörnerkrone, wurden sowohl als ägäische (Apollo, Hephaistos) als auch als syrisch/vorderasiatische Gottheiten (Nergal) gedeutet, stellen aber möglicherweise eine Kombination beider dar.
Eisenzeit
keramische Stilperiode | konventionelle Datierung |
---|---|
Zypriotisch-Geometrisch I | 1050-950 |
Zypriotisch-Geometrisch II | 950-850 |
Zypriotisch-Geometrisch III | 850-750 |
Zypro-Archaisch I | 750-600 |
Zypro-Archaisch II | 600-500 |
Phönizier
Der älteste Friedhof von Salamis enthält Kindergräber in sogenannten kanaanitischen Krügen. Diese beweisen eine phönizische Präsenz bereits in der Phase LC IIIB im 11. Jahrhundert v. Chr. vergleichbare Gefäßbestattungen wurden in den Gräberfeldern von Kourion-Kaloriziki und Palaepaphos-Skales bei Kouklia gefunden. In Skales weisen zahlreiche levantinische Importe und zyprische Imitationen levantinischer Gefäße auf eine phönizische Expansion bereits vor dem Ende des 11. Jahrhunderts hin. Seit 800 v. Chr. wurden phönizische Kolonien wie Kart-Hadasht (Neustadt), das heutige Larnaka, und Salamis gegründet.
griechischer Einfluss
Eine Inschrift aus Palaepaphos-Skales, der sogenannte Obelos bezeugt den frühesten bisher bekannten griechischen Namen auf der Insel. "O-pe-le-ta-u" wird gewöhnlich als "Opheltos" gelesen. Der Name auf dem Bratspieß, einem einheimischen zypriotischen Typ, ist im Genetiv wiedergegeben, zeigt also, in typisch levantinischer Manier, den Besitz an (Bratspieß des Opheltas). Ob wir hier einen eingewanderten Griechen oder die zunehmende Hellenisierung (Dietler) der Oberschicht fassen, ist in der Forschung umstritten.
Gräber, die als Belege einer griechischen Oberschicht herangezogen werden, sind nicht immer so eindeutig ethnisch zuzuweisen. So enthält Schachtgrab 40 aus Kaloritzki, von Karagheorgos als Bestattung eines "Ägäischen Prinzen" identifiziert, ein Szepter, das wohl in Zypern selbst hergestellt wurde, aber in Technik und Ikonographie starken ägyptischen Einfluss zeigt. Grab I in Salamis enthält einen vielteiligen Geschirrsatz "griechischer" Herkunft, der jedoch attische und kykladische Gefäße mischt.
In der Zeit vor der assyrischen Eroberung war Zypern ein Mittelpunkt des Handels, manche Forscher sprechen von einer zypriotischen Thalassokratie. Kontakte nach Westen sind zunächst selten, nehmen aber im Laufe der Zeit deutlich zu (vor allem mit Euböa und den Kykladen). Auch attische Importe sind belegt, so aus Salamis, Amathus, Kition und Paphos. Einar Gjerstad nahm an, daß eine athenische Prinzessin nach Salamis geheiratet habe, und ein Teil ihrer Mitgift in Töpfen bestanden habe, die ihr dann später ins Grab mitgegeben wurden, was vielleicht, unter dem Einfluss moderner Ästhetik, den tatsächlichen Wert attischer Keramik überschätzt. Nachahmungen attischer Skypoi, Kratere und Kylikes wurden auch örtlich hergestellt. Nach A. Demetriou (2000) scheint es umgekehrt aber auch zyprische Einflüsse auf die attische Keramikproduktion gegeben zu haben.
Assyrer
Aus assyrischen Inschriften (die 1845 entdeckte Kition-Stele und Inschriften in Sargons Palast in Khorsabad) ist der Sieg von Sargon II. (721–705 v. Chr.) 709 über sieben Königreiche von Ia' (phön. Insel) im Gebiet von Iadnana oder Atnana überliefert. Die Gründung dieser Königreiche geht nach Ansicht einiger Autoren vielleicht teilweise in die spätmykenische Zeit (LC IIII) zurück. Es handelt sich im Einzelnen um:
- Pa-ap-pa Paphos
- Ki-(i)-su Salamis
- Si-il-li/lu Soli
- Da-mu-u-si/su Limassol
- E-di'-il Idalion (Dhali)
- Ki-it-ru-si Chytroi (Kythrea)
- Pu-su-su Marion
- Li-di-ir Ledra (Levkoşa)
- Ta-me-si/su Tamassos (Politiko)
- (Quart Hadascht) (Kition (Königreich)|Kition)
- Ku-ri-i Kurion (Kaloriziki)
Das Prisma des Asarhaddon von 673/672 v. Chr. erwähnt "zehn Könige von der Mitte des Meeres":
- König Tuandâr von Pâppa
- König Si-(il)-lua von Kisu
- König Erêsu von Sili/u
- Pitagura, König von Kitrusi
- König P/Buṣkusu von Nurîa (Marion oder Kinuria)
- König Unasagusu von Lidîr
- König Admesu/Gimesu von Tamesu/i
- König Damisu/i von Quart Hadaši
- König Damasu von Kuri
Ob es sich bei diesen Herrschern um achäische Kolonisten oder einheimische Zyprioten handelt, ist bisher nicht geklärt. Neuere Forschungen deuten eher auf letzteres (Rupp 1998). Einige Namen, wie Pitagura, lassen sich griechisch deuten (Phytagoras oder Pnytagoras), bei anderen ist dies schwierig. Unasagusu könnte den Titel Wannax wiedergeben
Die Herrschaft über die Insel wechselte in der Folge zwischen Ägypten (570/560-545 v. Chr.), Assyrien und dem Perserreich.
Manche Zyprioten, besonders im Südwesten der Insel, sprachen eine für Griechen unverständliche Sprache, das sogenannte Eteo-kypriotische.
Persische Zeit
Im Ionischen Aufstand erhoben sich auch die Zyprioten gegen die persische Herrschaft. Herodot (5, 110 ff) berichtet folgendes: Als ein persisches Heer unter Artybas aus Kilikien nach Zypern entsandt wurde und gegen Salamis marschierte, forderten die Könige der Insel ionische Hilfe an. Die Hilfsflotte segelte um den Karpaz ("die Schlüssel von Zypern") nach Salamis. Die Ionier lehnten es ab, an Land zu kämpfen, boten aber an, das Meer zu bewachen. In der Mesouria bei Salamis kam es zur Schlacht. Die Zyprer standen gegen die Hilfstruppen, die Salamier und die Solier unter ihrem König Onesilus gegen die Perser unter Artybas. Das Heer bestand aus Fußtruppen, Reiterei und Streitwagen. Gleichzeitig lieferten die Ionier den mit den Persern verbündeten Phöniziern eine Seeschlacht, die sie für sich entscheiden konnten. In der Landschlacht konnte Onesilus mit Hilfe seines karischen Schildträgers den feindlichen Feldherren zu Fall bringen, nachdem aber erst die Kurier und dann die Salamier die Flucht ergriffen hatten, floh auch der Rest des Heeres. Onesilus fiel, die Bewohner von Amathus schlugen seinen Kopf ab und hängten ihn über das Stadttor. Als sich darauf ein Bienenschwarm in diesem Schädel ansiedelte, wandten sich die Amathusier besorgt an das Orakel und bekamen die Auskunft, sie sollten den Kopf beerdigen und dem Onesilus jedes Jahr Opfer darbringen, was auch geschah.
Auf die Nachricht von der Niederlage des Landheeres kehrte die ionische Flotte nach Hause zurück. Salamis war unter König Gorgus bereits wieder unter persische Herrschaft gekommen, die anderen Städte wurden belagert und fielen. Am längsten hielt Soli stand, das erst nach fünfmonatiger Belagerung fiel, nachdem die Perser die Mauern untergraben hatten.
Unter Darius galten die Zyprioten und die Phönizier als die erfahrensten Seeleute in der persischen Flotte (Arrian 1, 18).
Hellenistische Zeit
Nach der Eroberung von Tyros hatte Alexander einen Angriff auf Zypern geplant, bevor er gegen Ägypten vorging (Arrian 2, 18). Nach dem Fall von Byblos schickte Soli drei Schiffe für die makedonische Flotte, nach der Schlacht von Issos gingen die Könige von Zypern geschlossen zu Alexander über und sandten 332 v. Chr. 120 Schiffe nach Sidon (Arrian 2, 20, (Curtius Rufus 4, 11). Alexander schickte diese neu erworbene Flotte gegen Tyros, auf dem rechten Flügel die Zyprioten unter Andromachos, die Phönizier, auf dem linken Pythagoras von Salamis und Krateros. Es kam jedoch nicht zur Seeschlacht. Bei der Belagerung von Tyros wurden auch zypriotische Arbeiter eingesetzt.
Als Alexander 331 v. Chr. nach Mesopotamien zog, stellten Zypern und Phönikien jeweils 100 Schiffe zum Schutz des Peloponnes (Arrian 3, 6). 321 v. Chr. verbündeten sich vier Könige von Zypern mit Ptolemaios I. Soter und hielten die Insel gegen Antigonos. Ptolemaios verlor die Insel 306 und 294 an Demetrios Poliorketes, danach verblieb sie bis 58 v. Chr. im Ptolemaierreich. Zypern wurde durch einen ägyptischen Statthalter regiert und war während der Machtkämpfe des 2. und 1. Jahrhunderts teilweise ein eigenes Königreich. Mit Athen und Alexandria bestanden enge Handelsbeziehungen. Unter Antiochus Epiphanes wird ein 'Cypriarch' erwähnt, der anscheinend eine Abteilung zyprischer Söldner im Dienst dieses Herrschers befehligte.
Bereits unter den Ptolemäern gab eine Versammlung von ganz Zypern, die religiöse Aufgaben wahrnahm. Ihr Versammlungsort war in Paphos. Sie ist bis in die Zeit von Caracalla, vielleicht auch Macrinus nachgewiesen. Ihr oblag auch der Kult des vergöttlichten Herrschers, es gab keinen eigenen Cypriarchen.
Römische und Byzantinische Zeit
Römische Zeit
Ammianus Marcellinus (14, 8) lobt Zypern als hafenreich und außerordentlich fruchtbar, eine Insel, die alle Dinge im Überfluss hervorbringe. Sie könne ohne jede Hilfe von Außen ein Lastschiff vom Kiel bis zum höchsten Segel und mit jeglichem Zubehör ausrüsten und auf See schicken. Ammianus erwähnt bei seiner Beschreibung Zyperns besonders die Städte Salamis, berühmt durch ihr Zeus-Heiligtum, und Paphos mit dem Tempel der Aphrodite.
Nach dem Urteil von Ammianus Marcellinus eigneten sich die Römer die fruchtbare und rohstoffreiche Insel aus reiner Habgier an. König Ptolemaios (80-58), ein jüngerer Sohn des Ptolemaios IX. Soter von Ägypten, der im Seeräuberkrieg mit Rom in Gegensatz geraten war, wurde geächtet und vergiftete sich schließlich. Die Insel wurde zwischen 58 und 56 v. Chr. tributpflichtig gemacht, die Schätze des Ptolemaios im Wert von 7.000 Talenten durch den Quästor Marcus Porcius Cato der Jüngere (95-46 v. Chr.) wie Kriegsbeute nach Rom geschleppt. 48/47 v. Chr. erhielt Arsinoë IV., die jüngere Schwester Kleopatras, von Gaius Iulius Caesar zusammen mit ihrem Bruder Ptolemaios XIV. die Herrschaft über Zypern.
22 v. Chr. wurde die Insel unter einem Prokonsul römische Provinz. In römischer Zeit hatten Kition, Salamis, Neo-Paphos, Kurion, Amathus (Tacitus, Annales 111, 62), Karpasia (Tacitus, Annales 111, 62), Lapethus, Soli und Arsinoe Stadtstatus. Idalion scheint weiterhin Kition unterstanden zu haben. Der Status von Keryneia ist unsicher. Außer den Truppen des Prokonsuls war hier kein Militär stationiert.
Das Christentum wurde ca. 46 n. Chr. durch die Apostel Paulus von Tarsus und Barnabas nach Zypern gebracht. Barnabas war angeblich in Salamis geboren und erlitt dort auch das Martyrium. Weitere wichtige zypriotische Heiligen sind St. Herakleidos, St. Hilarion, St. Spyridon und St. Epiphanius, der 367-403 Bischof von Salamis war. 325 nahmen drei zypriotische Bischöfe am Konzil von Nicäa teil. Sie vertraten die Diözesen von Paphos, Salamis und Tremithus.
Erste byzantinische Zeit
Mit der Verlegung der Reichshauptstadt von Rom nach Byzanz durch Kaiser Konstantin I. wird das Christentum dominierende Religion im Römischen Reich und gewinnt das Griechische über das Lateinische als Amtssprache besonders im Osten des Reiches endgültig die Oberhand.
Den Besuch der Mutter Kaiser Konstantins des Großen, Helena, auf ihrer Pilgerreise in das Heilige Land, nutzte die Kirche Zyperns in den folgenden Jahrzehnten zum Ausbau ihrer Unabhängigkeit gegenüber dem Patriarchat von Antiochia.
Am Konzil von Serdika 344 nahmen bereits zwölf Bischöfe teil, 400 waren es 15. Sitz des Erzbistums war Salamis. 401 fand unter Epiphanius ein Konzil in Salamis statt, auf dem die Lehren von Origenes verdammt wurden.
333 rebellierte der 330 eingesetzte Gouverneur Calocaerus gegen Kaiser Konstantin, er wurde jedoch durch Dalmatius geschlagen und in Tarsus hingerichtet. Bei der Teilung des Reiches 395 wurde die Insel dem griechisch geprägten Byzantinischen Reich zugeschlagen.
Bereits 410 hatte sich Alexander von Antiochia bei Papst Innozenz I. beschwert, dass die Bischöfe der Insel ihre Bischöfe selber wählten, statt sie durch ihn ordinieren zu lassen. Auf dem Konzil von Ephesos 431 war die Zyprisch-Orthodoxe Kirche der Insel durch Erzbischof Rheginus und die Bischöfe von Soloi und Curium vertreten, und erhielt hier als erste die Autokephalie, d.h. die Selbstverwaltung und Unabhängigkeit von den fünf Patriarchaten. Die Patriarchen von Antiochia scheinen das jedoch nicht akzeptiert zu haben, noch 488 versuchte Patriarch Petrus Kaiser Zenon zu überzeugen, dass Antiochia als apostolischen Bischofssitz die Oberhoheit über die Insel zustehe. Konstantinopel war aber offenbar nicht gewillt, den Einfluss der zweitreichsten Reichsprovinz Syrien und ihres mächtigen Patriarchen weiter anwachsen zu lassen. Die Begründung, die man zur Sicherung der Autokephalie der zypriotischen Kirche fand, spielt geschickt mit dem damaligen Heiligenkult. Danach hatte der Erzbischof Anthemios einen Traum, in dem ihm Barnabas persönlich mitteilte, wo seine Reliquien zu finden seien. In der Tat fand man in dem angegebenen Ort den Leichnam des Heiligen, eine von Apostel Markus persönlich geschriebene Bibel auf der Brust. Anthemios eilte nach Konstantinopel und verehrte dem Kaiser die Bibel, worauf der Kaiser die Autokephalie von einer Synode bestätigen ließ. Außerdem verlieh er dem Erzbischof das ansonsten nur dem Kaiser zustehende Privileg, mit Purpurtinte unterschreiben zu dürfen. Die dem Erzbischof von Zypern gewährten Privilegien waren eine Ohrfeige besonders für die sich gerne als Herren ihrer Provinzen gerierenden Patriarchen von Syrien und Ägypten, hoben sie den Erzbischof von Zypern doch in eine politischen Stellung gleich hinter den Kaiser und damit über jeden Patriarchen bzw. Provinzgouverneur.
Nachdem unter Justinian Eier des Seidenspinners aus China eingeschmuggelt worden waren, wurde Zypern zu einem Zentrum der Seidenherstellung. Unter Kaiser Herakleios wurden auf Zypern kurzfristig auch Münzen geschlagen.
Arabisch-byzantinisches Kondominium
Nach der Eroberung von Alexandria hatte Mu'awiya I. auf Befehl des Kalifen Uthman ibn Affan mit dem Bau einer Flotte begonnen und im Sommer 649 griffen Freiwilligen-Truppen unter der persönlichen Führung von Mu'awiya und Ubada ibn as-Samit von Akra aus mit 1700 Schiffen Salamis an. Die Stadt fiel nach einer kurzen Belagerung. Die Insel wurde durch Theodoros, den Bruder des Kaisers Herakleios mit den Resten der ägyptischen Armee verteidigt, sie konnten dem arabischen Angriff jedoch nicht standhalten. Die Insel wurde erobert und geplündert. Eine byzantinische Hilfsflotte kam zu spät.
Der arabische Historiker al-Baladhuri berichtet in seinem Werk Futuh al-Buldan mit Berufung auf Awza'i (+774 in Beirut), dass der Archon (praeses provinciae) von Zypern 649 einen Vertrag mit dem Kalifen Mu'awiya I. aushandelte. Die Zyprioten hatten einen jährlichen Tribut von 7.200 Dinaren zu zahlen und die Araber über feindliche Aktionen der Byzantiner zu informieren. Laut Abu ‘Ubayd al-Qasim ben Sallam (770-838, 'Kitab al-amwal') hatten die Zyprioten jährlich 7.000 Dinare an Mu'awiya zu entrichten, führten daneben aber weiterhin Steuern nach Konstantinopel ab. Während der ersten Welle der arabischen Eroberung versuchten scheinbar auch andere Provinzgouverneure, z. B. von Mesopotamien (Johannes Kateas, 637 n. Chr. in Chalkis) und Ägypten (Kyros), friedliche Regelungen mit Mu'awiya auszuhandeln.
Zwischen 651 und 654 erfolgte ein zweiter Angriff, vielleicht, weil die Tributzahlungen ausblieben. Lapithos wurde erobert und eingenommen. Mu'awiya etablierte eine starke Garnison auf der Insel, es scheint auch zu der Ansiedlung von Muslimen aus Syrien gekommen zu sein. Die Garnison wurde erst 683 abgezogen.
Kaiser Konstans II. hatte 659 ein Friedensabkommen mit Mu'awiya geschlossen, nach dem dieser jährlich 365.000 Solidi, ein Pferd und einen Sklaven an Byzanz zahlte. Ab 662, als Mu'awiya sich zum Kalifen erhob, scheinen jedoch keine Zahlungen mehr erfolgt zu sein. Kaiser Konstantin IV. schloss 685 ein ähnliches Abkommen mit dem Kalifen Abd al-Malik, darin wurde eine gemeinsame Kontrolle über Zypern, Armenien und Iberien (Kaukasien) im Kaukasus vereinbart. Die Insel wurde entmilitarisiert, die Steuereinnahmen geteilt, und der Kalif zahlte jährlich 365.000 Solidi an Byzanz. Ein Waffenstillstand für drei oder fünf Jahre wurde geschlossen, der nach Ablauf immer wieder erneuert wurde.
Justinian II. erneuerte das Abkommen 688. Zu ersten Schwierigkeiten mit Abd al-Malik kam es jedoch, als Justinian 690 begann, Bewohner von Zypern nach Kyzikos umzusiedeln. Er begründete die Aktion damit, dass es sich um ehemalige Einwohner vom Balkan und von Griechenland handele, die vor den Bulgaren geflohen seien. Die Tatsache, dass die überlebenden Umsiedler nach einem Schiffbruch auf dem Transport nach Kyzikos am Marmarameer bzw. der neu gegründeten Stadt Nova Justitianopolis nach Zypern zurückkehrten, spricht dafür, dass sie die Insel nicht freiwillig verlassen hatten. Andere Einwohner flohen nach Syrien, um der Umsiedlung zu entgehen. Der Kalif protestierte gegen die Deportationen. Als Justinian auf den Münzen, mit denen auch die arabischen Zahlungen zu erfolgen hatten, ein Bild Christi prägen ließ, kam es zum Krieg. Justinian verlor, weil seine zwangsumgesiedelten slawischen Truppen zu den Arabern überliefern. Vermutlich ist um diese Zeit ganz Zypern verloren gegangen. Erst unter Theodosios III. konnten die restlichen Umsiedler aus Nova Justitianopolis und die Flüchtlinge aus Syrien nach Zypern zurückkehren, und man kehrte zu dem alten Vertrag zurück. 743, 806 und 912 fanden Überfälle auf die Insel statt, weil angeblich der Vertrag gebrochen worden war. Unter Basileios I. wurde die Insel für sieben Jahre von Byzanz zurückerobert.
Zweite byzantinische Zeit
Der Patrizier Niketas Chalkutzes unternahm unter Nikephoros II. Phokas 965 einen Feldzug nach Zypern, mit dem er die byzantinische Oberhoheit wiederherstellte. Außerdem unterwarf er das Emirat Tarsus an der gegenüberliegenden, kleinasiatischen Küste und weitere Gebiete östlich davon, die er wieder in das byzantinische Reich eingliederte. Aus den neu eroberten Gebieten wurden alle Muslime ausgewiesen. Auf der Insel wurde eine byzantinische Garnison eingerichtet.
Nach den Angaben von Anna Komnena scheint Alexios I. und vermutlich auch andere komnenische Kaiser die Insel als Verbannungsort für unzufriedene Adelige benutzt zu haben. Die Mehrzahl der Grundherren (Archonten) scheinen in Konstantinopel ansässig gewesen zu sein und die Insel selten oder niemals persönlich aufgesucht zu haben.
1094 besetzen die Aufständischen Karykes Kreta und Rapsomates Zypern. Johannes Dukas warf erst den kretischen Aufstand nieder, Karykes wurde auf die Nachricht von der Ankunft des byzantinischen Heeres von seinen Anhängern ermordet. Dukas segelte weiter nach Zypern und konnte Kerynia ohne größeren Widerstand einnehmen. Rapsomates, der von einigen Unsterblichen unterstützt wurde, jedoch keine militärische Erfahrung besaß, verließ Nikosia und besetzte die Höhen des Beşparmak oberhalb von Kerynia. Nach dem Bericht von Anna Komnena war er jedoch militärisch sehr unerfahren und vermied zunächst einen direkten Angriff, sondern sandte mehrere Botschaften an Dukas. Seine Soldaten begannen überzulaufen, und als er die Schlacht suchte, verließen ihn weitere Einheiten. Daraufhin floh Rapsomates nach Nemesos, um sich nach Syrien einzuschiffen. Da er von Manuel Boutoumites verfolgt wurde, flüchtete er sich schließlich in die Kirche zum Heiligen Kreuz, wo ihn Boutoumites gefangennahm und zu Johannes Dukas brachte.
Alexios ernannte Eumathios Philokales zum Stratopedarchen und stellte ihm Truppen und Kriegsschiffe zur Verfügung, während der bürgerliche Kalliopares zum Richter und Steuereinnehmer ernannt wurde. Anscheinend geschah dies im Rahmen einer größeren Reorganisation der zypriotischen Verwaltung, vielleicht, weil der Bedeutung der Insel als Brückenkopf nach Kilikien und Syrien im Zuge des 1. Kreuzzuges nun größere Beachtung fand.
1098 wurde Zypern von Truppen des Bischofs von Pisa, die zur Unterstützung der Kreuzritter losgesegelt waren, aber von den Byzantinern in einer Seeschlacht zwischen Patara und Rhodos mit griechischem Feuer geschlagen worden waren, geplündert. Als der Stratopedarch Eumathios Philokales die Plünderer angriff, flohen die Schiffsbesatzungen zu Bohemund von Tarent nach Laodikea, die zurückgelassenen ertranken bei dem Versuch zu fliehen oder wurden gefangengenommen.
1153 unternahm Rainald von Chatillon, der zweite Gatte der Konstanze von Antiochia, einen Raubzug nach Zypern. Die Templer und Thoros II. von Kleinarmenien unternahmen derweil einen Feldzug gegen die byzantinischen Besitzungen in Kilikien, um die Byzantiner abzulenken. Das Geld für den Feldzug hatte Rainald von dem lateinischen Patriarchen von Antiochia Aimery von Limoges (1139-1193) erpresst. Der Statthalter von Zypern, Johannes Komnenos, ein Neffe Kaiser Manuels, wurde durch eine Botschaft Balduins von Jerusalem gewarnt, konnte aber keine rechtzeitigen Gegenmaßnahmen mehr ergreifen. Nach einem anfänglichen Sieg der Byzantiner besetzten die fränkischen und armenischen Truppen die Insel ca. drei Wochen lang und plünderten sie gnadenlos aus. Johannes Komnenos und der Anführer seiner Truppen, Michael Branas, wurden gefangengenommen. Die Franken brandschatzten Städte und Klöster, töteten und vergewaltigten die Einwohner und raubten ihr Vieh. Als Gerüchte über eine kaiserliche Entsatztruppe laut wurden, zog sich Rainald nach Antiochia zurück, vorher hatte er die Zyprioten noch gezwungen, das geraubte Vieh zurückzukaufen. Rainald entführte Johannes Komnenos, Michael Branas und führende Bürger und Bischöfe nach Antiochia und hielt sie dort gefangen, bis Lösegeld gezahlt wurde. Andere ließ er verstümmeln und nach Konstantinopel schicken, was 1160 als Reaktion zu einem Einmarsch Kaiser Manuels in Antiochia führte.
Die Insel litt sehr unter dem Erdbeben von 1157. 1158 unternahmen die Ägypter einen Überfall auf die Insel, dabei wurde ein Bruder des Statthalters gefangen genommen. Eine kurze Phase der Unabhängigkeit hatte die Insel nach dem 1185 erfolgten Sturz der Komnenendynastie in Konstantinopel unter Isaak Komnenos, der sich zum Basileus (Griechisch für Kaiser und König) krönen ließ. Bereits Kaiser Johannes II. hatte aber erwogen, Zypern, Antiochia und einen Teil der anatolischen Südküste seinem jüngsten Sohn Manuel zu übergeben. Die Herrschaft von Isaak wurde 1192 durch die Kreuzritter unter Richard Plantagenet (genannt Löwenherz) beendet.
Kreuzritter und Königreich Zypern
1192-1489 stand die Insel unter der Herrschaft der Lateiner, die unter Richard I. Löwenherz die Insel ab 1191 eroberten und das Königreich Zypern errichteten.
Nach der Eroberung von Kyrenia eignete sich Richard als erstes die zypriotische Staatskasse an. Es kam zu einem Aufstand gegen die von ihm eingesetzten Verwalter Robert von Thornham und Richard von Camville, der aber rasch niedergeworfen wurde. Noch vor dem Fall von Akko verkaufte Richard die Insel für 100.000 weiße Bézants an die Templer, gegen die sich Ostern 1191 die Bevölkerung ebenfalls erhob. In Lefkosia griff eine aufgebrachte Volksmenge die Garnison an und konnte nur mit Mühe zurückgeschlagen werden. Darauf gaben die Templer die Insel an Richard zurück, obwohl sie so ihre Anzahlung von 40.000 Bezants einbüßten. 1192 kaufte die französische Familie Lusignan den zypriotischen Thron für 60.000 Bezants. Vermutlich konnte Richards mit dem gesammelten Erlös die Kosten für seine Feldzüge in Palästina bestreiten. 1196 hatte Kaiser Heinrich VI. Zypern als ein untertanes Königreich anerkannt. Sowohl Thierry von Flandern, der Ehemann von Isaaks Tochter, als auch Graf Leopold VI. von Österreich, ein Vetter zweiten Grades von Isaak, erhoben Anspruch auf die Insel, aber ohne Erfolg. Byzantinische Versuche zur Wiedereroberung waren mehr als halbherzig.
Neben den Lusignans siedelten sich eine Reihe vor allem französischer katholischer Familien in Zypern an, die ihre Besitzungen im heiligen Land verloren hatten. Die Lusignans allein belehnten 300 Ritter und 200 Reiterführer (Sergeanten). Die griechischen Landbesitzer wurden dafür anscheinend weitgehend enteignet. In Famagusta, aber auch in Lefkoşa und Limassol ließen sich zahlreiche Syrer nieder, die vor den Mamluken geflohen waren.
Das Land gehörte nun entweder direkt dem König, wurde von seinen Adeligen als Lehen gehalten oder gehörte einem der religiösen Orden. Besonders die Templer und Hospitaliter hatten ausgedehnte Besitzungen. Nur Katholiken konnten Lehen empfangen und Mitglieder der Gerichtshöfe (sowohl des Hochgerichts, Haute Court, als auch der cour des bourgeois und des cour des suriens) werden. Die ersten Zyprioten wurden im späten 14. Jh. zum Ritter geschlagen, doch nur, nachdem sie konvertiert waren. Erst im letzten Jahrhundert der Lusignan-Herrschaft scheint sich in der Oberschicht das Griechische mehr und mehr gegen das Französische durchgesetzt zu haben. Die Güter der Adeligen wurden gewöhnlich durch einen Bailli verwaltet oder verpachtet. Jedes einheimische Dorf hatte einen Catepan, der für die Ablieferung des Zehnt verantwortlich war. Die Einheimischen waren entweder freie Bauern, die das Land gepachtet hatten (Francomati), oder Leibeigene (Paroikoi), die an den Boden gebunden waren und 1/4-1/3 der Ernte an den Grundbesitzer abführen mussten. Oft mussten sie zwei Tage in der Woche auf der Demesne, dem Gut des Grundherren Frondienste leisten. Manche Grundherren konnten zur Erntezeit zusätzliche Frondienste (Corvées) einfordern. Außerdem wurden Sklaven, meist Muslime, zur Landarbeit eingesetzt.
Katholische Klöster eigneten sich das Land der orthodoxen Kirche an, oder es wurde säkularisiert und als Lehen vergeben. In Lefkosia wurde ein katholischer Erzbischof eingesetzt, mit Bischöfen in Gazimagusa, Paphos und Limassol, während 1196 die Zahl der orthodoxen Bischöfe von 14 auf vier herabgesetzt wurde (Chronique de Amadi). Sie wurden zu Ko-Adjutoren der lateinischen Bischöfe herabgesetzt, im Tagesgeschäft scheint jedoch eine Politik der Apartheid bestanden zu haben, und die Lateiner mischten sich nicht in die Seelsorge der orthodoxen Kirche ein, die allerdings kaum Mittel, zum Beispiel zum Kirchenbau besaß.
Lateinische Diözese | byzantinische Diözese |
---|---|
Nikosia | Nikosia, Soli, Tamassus, Tremetuscha, Kition, Kythrea, Kerynia, Lapithos |
Famagusta | Konstantia, Karpasia |
Limassol | Kurion, Amathus |
Paphos | Paphos, Arsinoe |
Wie weit kommerzieller Anbau von Wein, Baumwolle und Zuckerrohr betrieben wurde, ist unklar, besonders der Anbau von Zuckerrohr scheint in der Spätzeit des Königreiches zugenommen zu haben, war jedoch nur in den wasserreichen Ebenen der Mesouria und von Morphou möglich, während sonst der Johannisbrotbaum dominierte.
Die Lusignans scheinen keine eigene Flotte unterhalten zu haben, sondern bedienten sich bei Bedarf italienischer Seeleute. Die Adeligen waren zu viermonatiger Heeresfolge verpflichtet, aber nur, wenn auch der König selbst im Felde stand.
Nach 1204 unternahm Gautier von Montbéliard, der Regent von Zypern zur Sicherung der Seewege Angriffe auf Satalia (Antalya) und Rhodos, die jedoch erfolglos blieben. Ende des 13. Jahrhunderts schlossen die Rum-Seldschuken einen Friedensvertrag mit Hugo I. ab, der erst 1292 durch einen zypriotischen Angriff auf Alaya (Alanya) gebrochen wurde. Es scheint aber weiterhin Handelsbeziehungen gegeben zu haben. Die wichtigsten Häfen waren Satalia und Alaya.
König Hugo I starb im Januar 1218 in Tripolis und hinterließ seine Töchter Maria und Isabella und einen acht Monate alten Sohn, den zukünftigen König Heinrich I. Seine Witwe, Alix von Champagne, ernannte Philip von Ibelin zum Regenten, was sie jedoch bald bereuen sollte. 1228 hatte sich Friedrich II. in den Osten begeben, um die Verhältnisse im Königreich Jerusalem zu ordnen. Er setzte auf Zypern 1229 fünf Baillis als Regenten ein, Aimery Barlais, Amaury von Bethsan, Hugo von Jubail, Wilhelm von Rivet und Gauvin Cheneché. Die mächtige Familie der Ibelins war jedoch nicht bereit, sie anzuerkennen und versuchte, weiter im Namen des minderjährigen Königs zu regieren. Schließlich kam es zu einem Bürgerkrieg, den die Lusignans für sich entscheiden konnten. In den Unruhen erlitten 1231 dreizehn griechische Priester das Martyrium, weil sie sich weigerten, das Abendmahl nach lateinischem Ritus zu vollziehen. In der Schlacht von Aghridi wurde die Armee der kaiserlichen Statthalter geschlagen, und Kerynia fiel 1233 nach längerer Belagerung. Die Besatzung unter Philip Chenard konnte nach Syrien abziehen.
1248 überwinterte Ludwig der Heilige auf dem Weg nach Ägypten in Zypern.
Nach seinen Erfolgen bei der Rückeroberung des Königreichs Jerusalem griff der Mamlukensultan Baibars im Juli 1271 mit 17 Schiffen Limassol an, während sich die Streitmacht von König Hugo III. in Akko befand. Elf Schiffe liefen jedoch auf ein Riff und fielen den Zyprioten in die Hände, wonach der Angriff abgebrochen wurde. 1.800 Männer wurden gefangen genommen. Weitere mameluckische Angriffe wurden hin und wieder befürchtet, fanden aber nie statt. Außer Beirut und Tripolis waren viele der alten Seestädte an der syrischen Küste zerstört worden. Da Ägypten über keine für den Schiffbau geeigneten Holzvorkommen verfügte und die Seefahrt insgesamt keinen hohen Status besaß, waren maritime Unternehmungen der Mamluken selten.
Ab 1320 begannen allerdings die Ghazi-Emirate Anatoliens eigene Flotten auszurüsten, die besonders die Seefahrt zwischen Rhodos und Zypern zu kontrollieren suchten.
1269 wurden die Könige von Zypern Titularkönige von Jerusalem, ein Titel, den sie nicht aufgaben als der Fall von Akko 1291 die fränkische Herrschaft in Palästina beendete.
Unter Hugo IV. schloss Zypern mit Venedig, dem Papst und den Johannitern 1334 eine heilige Union, die das weitere Vordringen der Türken aufhalten sollte. Um 1337 scheinen Alaya, Siq, Anemurium und Satalya in zypriotischer Hand gewesen zu sein. 1344 wurde Smyrna besetzt, das bis 1402 in der Hand der Johanniter verblieb. Unter Hugos Nachfolger Peter I. (1359-1369) versuchten die Lusignans nun selbst Stellungen auf dem Festland zu übernehmen und eroberten 1344 Satalia und Korykos auf dem Gebiet des Emirs von Tekke. Sie belegten sie mit einer Garnison, die 1361, 1362 und 1370 türkische Angriffe zurückschlagen konnte. Korykos blieb sogar bis 1448 in zypriotischer Hand. 1362-1365 unternahm Peter eine große Europareise, um für einen Kreuzzug gegen die Türken zu werben. Er besuchte u.a. Venedig, Genua, Avignon, Paris, London, Prag, Krakau und Wien. Das Interesse der Binneneuropäer war jedoch gering. 1365 überfiel eine Flotte von 115 Schiffen, die von Venedig, den Johannitern und den Lusignans gestellt worden war, Alexandria. Die Stadt wurde geplündert, auch die Niederlassungen der europäischen Handelsrivalen von Venedig, ein Teil der Einwohner massakriert und 5.000 Menschen als Sklaven verschleppt. Um die Beute abzutransportieren, wurden 70 Lastschiffe benötigt. Danach kehrte die Flotte nach Limassol zurück und löste sich auf. Dauerhafte militärische Erfolge wurden nicht erzielt, wenn auch 1366 und 1367 weitere Überfälle auf die syrische Küste stattfanden (Ayas, Tripoli und Beirut). Venedig und Genua scheinen schließlich starken Druck auf Peter ausgeübt zu haben, Frieden zu schließen, um ihre Handelsinteressen in Ägypten wieder wahrnehmen zu können.
Die militärischen Unternehmungen des Königs hatten die Finanzen der Insel schwer belastet, die Barone wurden zunehmend aufsässig, auch die Brüder und die Gemahlin des Königs, Eleonore von Aragon, wurden der Verschwörung verdächtigt. Im Januar 1369 wurde der König mit seiner Geliebten Johanna l'Aleman durch Johannes von Gaurelle, Heinrich von Giblet (Jubail) und Philip von Ibelin im Schlaf überrascht, entmannt und enthauptet.
Unter seinem 15-jährigen Sohn Peter II. (1369-1382), der 1372 in Ammochostos zum König gekrönt wurde, setzte der Niedergang der Lusignans ein. Die Insel wurde zum Zankapfel zwischen den Genuesen und Venezianern, die immer mehr die Macht an sich rissen. Peter trat Satalya an die Türken ab, vielleicht in der Hoffnung, hier Verbündete gegen die Genuesen zu finden. Genua besaß seit 1208 Handelskonzessionen auf der Insel, Venedig seit 1306 (s. Venezianische Kolonien#Zypern. Die Handelsniederlassungen in den Küstenstädten und in Lefkoşa waren quasi exterritoriale Gebiete, die von dem genuesischen Podestà und dem venezianischen Bailo regiert wurden, die sich zunehmend in die inneren Angelegenheiten des Königreichs mischten. In Famagusta brachen Straßenkämpfe zwischen den Venezianern und Genuesen aus, daraufhin besetzte ein Geschwader unter Pietro di Campofregoso 1374 Famagusta und verlangte hohe Reparationen sowie einen jährlichen Tribut. Fast ein Jahrhundert lang blieb Zypern danach genuesisches Protektorat, die Maona Cypri, eine Gesellschaft genuesischer Bankiers kontrollierte de facto die Insel; Ammochostos war von Jakob I. offiziell an Genua abgetreten worden. Wie Münzfunde beweisen, wurde der Silbergehalt der Münzen stark herabgesetzt, und die Münzprägung insgesamt ging stark zurück, ein Anzeichen dafür, wie viel Geld nach Westen abfloss.
1383 scheint sich Genua sogar mit Ibrahim I. von Karaman gegen Peter II. verbündet zu haben, es kam jedoch nie zu einem türkischen Angriff. Seit ca. 1400 sind muslimische Sklaven auf der Insel belegt[2]. Einige der Sklaven wurden zwangsgetauft, andere scheinen aber ihren Glauben behalten zu haben.
1425 konnten die Mameluken in die Burg von Limassol eindringen, nachdem ihnen muslimische Sklaven die Tore geöffnet hatten. Um die zunehmende christliche Seeräuberei, besonders durch Katalanen, die in Zypern ihre Basen hatten, zu bekämpfen, landete 1426 eine mameluckische Einheit in Avmediou. Die Truppen von König Janus wurden bei Khirokitia vernichtend geschlagen, Limassol, Lefkoşa und die königliche Burg von Potamia im Bezirk von Nikosia geplündert und zahlreiche Gefangene gemacht. König Janus schwor Sultan Barsbey (1422-1438) in Kairo öffentlich den Vasalleneid. Gegen 200.000 Florin Lösegeld und eine jährlichen Tributverpflichtung wurde er freigelassen.
Die Insel war wirtschaftlich geschwächt, Venedig verhängte einen Handelsboykott. Ab 1427 kam es zu Bauernaufständen unter einem 'Kaiser' Alexios. 1438 brach zudem die Pest aus.
Unter Johannes II. und seiner Frau, der Byzantinerin Helena Palailogena, der Tochter von Theodor Palaiologos und Nichte von Kaiser Johannes VIII. Palaiologos (1425 - 1448) näherten sich die lateinischen Herrscher stärker der Religion und der Kultur ihrer griechischen Untertanen. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 siedelten eine Reihe von Flüchtlingen auf der Insel, eine Reihe aristokratischer Namen ist zum ersten Mal nachgewiesen. Es scheint, dass es nun auch Griechen möglich wurde, Landbesitz zu erwerben.
Johanns Tochter Carlotta (1458-1460), verheiratet mit Louis von Savoyen, Graf von Genua, wurde von ihrem Halbbruder Jacques le Bâtard, einem Sohn von Johann II. und seiner Mätresse Mariette von Patras, dem Erzbischof von Nikosia, mit Hilfe des ägyptischen Sultans vertrieben. Er brach 1460 den Widerstand der Barone und nahm 1464 mit Hilfe ägyptischer Truppen sowie spanischer und sizilianischer Söldner Kerynia und Famagusta ein. Venedig hatte seine Unternehmungen großzügig finanziert, wohl, um den alten Rivalen Genua auszuschalten. Königin Charlotta starb 1487 kinderlos und verbannt in Rom. Der Anspruch auf die Krone von Jerusalem und Kleinarmenien fiel an das Haus Savoyen.
Nach der Heirat von Jacques II. mit der Venezianerin Katharina Cornaro, deren Familie seit langem ausgedehnten Besitz auf Zypern hatte, verschied dieser nicht eben überraschend 1474. Jacques' posthum geborener Sohn Jacques III. starb nach wenigen Wochen ebenfalls. Katharina Cornaro war damit Königin von Zypern, Armenien und Jerusalem, freilich nur dem Titel nach. Die spanischen Gefolgsleute von Jacques II. planten 1474 angeblich die Ermordung der venezianischen Berater der Königin, der versuchte Aufstand wurde aber von Pietro Mocenigo grausam unterdrückt.
Venezianische Herrschaft
1488 schickte der Rat der Zehn Catharinas Bruder Giorgio Cornario nach Zypern. Da die Venetianer eine Heirat Cathrinas mit dem Herrscherhaus von Neapel (Aragon) befürchteten, sollte er seine Schwester überreden, zugunsten der Republik abzudanken. Im Februar 1489 verzichtete Katharina Cornaro auf die Kronen von Zypern, Kleinarmenien und Jerusalem, Francesco Priuli übernahm die Verwaltung. Zypern gehörte bis 1570 zur Venedig, musste aber weiterhin Tribut an Ägypten entrichten. Die Insel wurde von Nikosia aus durch die sogenannten Rettori verwaltet, einem Gouverneur und zwei Senatoren, die für jeweils zwei Jahre gewählt wurden und unter enger Kontrolle durch den Rat der Zehn standen. Ihnen unterstand auch die Halsgerichtsbarkeit und die Besteuerung. Nur die Ämter der Vicomtes von Famagusta und Nikosia waren Zyprioten vorbehalten. Der fränkische Adel besaß keinerlei politische Macht mehr, der 'Große Rat' der Insel war faktisch bedeutungslos.
Die orthodoxe Kirche erhielt volle Religionsfreiheit. Durch brutale wirtschaftliche Ausbeutung und korrupte Verwaltung und Gerichtsbarkeit machten sich die Venetianer bei der Landbevölkerung verhasst. Der Anbau von Zuckerrohr wurde zunehmend durch Baumwolle ersetzt, doch machten mehrere Dürreperioden der Landwirtschaft zu schaffen und führten zu Hunger-Unruhen. 1508 schrieb der Österreicher Martin von Baumgarten: "Alle Einwohner sind Sklaven der Venetianer" und beschreibt die schwere Abgabenlast, die von zwei Tagen Fronarbeit pro Woche begleitet war. 1562 versuchten die Bauern unter Jakob Didaskalos aus Nikosia einen Aufstand gegen die Venetianer, der jedoch scheiterte.
Das Regno di Cipro das zwischen 1510 und 1521 zusammengestellt wurde, führt alle Vogteien (baliazzi) und Gutshöfe (casali) der Krone auf und ist ein wichtiges Dokument für die Bevökerungsgeschichte der Insel.
siehe auch
Eroberung durch das Osmanische Reich
Hauptartikel: Zyperns Eroberung durch die Osmanen
Nachdem die Mamluken 1520 von Süleyman I. dem Prächtigen unterworfen worden waren, entrichtete Venedig jährlich 8.000 Dukaten Tribut an die Hohe Pforte. Ein türkischer Angriff war jedoch nach dem Verlust von Nauplia und Monemvasia zu erwarten, auch wenn sich Venedig durch seine Neutralität bei der Belagerung von Rhodos zunächst weitere Friedensjahre erkauft hatte. Ab 1540 wurden die Befestigungen von Nikosia, Kyrenia und Ammochostos (Famagusta) erneuert, die byzantinischen bzw. Lusignan-Bergfestungen von Buffavento, St. Hilarion und Kantara dagegen ebenso wie die Hafenbefestigungen in Paphos und Limassol geschleift.
Im März 1570 forderte ein türkischer Gesandter die Venetianer zur Übergabe auf, und Anfang Juli landen die Osmanen unter Piale Pascha auf der Insel. Mit 360 Galeeren und 50.000 Mann begannen sie die Belagerung von Nikosia. Trotz der venetianischen Hilferufe seit Januar 1570 war erst Ende August 1570 eine Flotte der Heiligen Liga unter Giovanni Andrea (Giannandrea) Doria, einem Großeffen von Andrea Doria, versammelt worden. Ihre Abfahrt verzögerte sich jedoch durch die Intervention von Philipp II. ständig (Maier 1964, 110). Als Nikosia gefallen war, zog sich die Flotte aus ihren Stellungen auf Kreta wieder zurück. Nur eine kleine Abteilung erreichte im Januar 1571 das belagerte Ammochostos.
1571 fiel das stark, aber strategisch unklug befestigte Ammochostos nach elf Monaten Belagerung. Der venezianische Statthalter Marcantonio Bragadin, wurde von dem osmanischen Befehlshaber Lala Kara Mustafa Pascha, der über die venezianische Behandlung türkischer Gefangener erbost war, mehrere Tage gefoltert und danach getötet. Man schnitt Bragadin Ohren und Nase ab, häutete ihn bei lebendigem Leib, vierteilte ihn, stopfte die Haut mit Stroh aus und nagelte diese Trophäe an den Bug von Mustafas Flaggschiff, das im Triumph nach Istanbul heimkehrte. Kyrenia ergab sich, das flache Land wurde kampflos besetzt. Teilweise, wie in Lefkara, wurden die Türken als Befreier begrüßt [3].
Osmanische Zeit
Am 7. März 1573 erkannte Venedig in einem Vertrag die Abtretung Zyperns an das Osmanische Reich an. Zypern war damit von 1571 bis 1878 Teil des Osmanischen Reichs als Vilayet Kıbrıs. Gouverneur war jeweils der Kapudan paşa (Oberbefehlshaber der Marine), ein Mitglied des Diwans, das auch Rhodos und Kreta verwaltete.
Nach der osmanischen Eroberung wurden Siedler auf die entvölkerte Insel geschickt, vor allem aus dem südlichen Anatolien, darunter auch Yörükken, Christen und Juden[4]. Die Besitzungen der Johanniter wurden von den Osmanen übernommen, und türkische Ortschaften wie Armenochori, Phinikas und Temblos in ehemaligen Templer-Kommandanturen gegründet. Hier wurden wohl vor allem Einwanderer aus Anatolien angesiedelt. Die Orte Pano und Kato Arodes sind direkt nach den Johannitern bekannt, die nach ihrer Einnahme von Rhodos auch als Aroditen bekannt waren. Auch Akoursos und Mora lagen in ehemaligen Johanniter-Besitzungen[5]. Es gab auf der Insel in osmanischer Zeit auch schwarzafrikanische Sklaven, die über Ägypten hierher gelangten, doch war es Christen verboten, sie zu kaufen. Die meisten traten zum Islam über.
Nach dem englischen Reisenden Richard Pococke, der 1736 Zypern besuchte, waren Mischehen zwischen Christen und Muslims häufig, Pashley (1837) berichtet sogar, daß Muslime Paten christlicher Kinder wurden [6]. Wichtigster Unterschied zwischen den Bevölkerungsgruppen war die Religion, nicht die Ethnizität, ein Zustand, der bis ins frühe 20. Jh. anhalten sollte [7]. Auch von der Existenz einer synkretistischen Gruppe von Linobambaki wurde berichtet.
Britische Herrschaft
Großbritannien und das Osmanische Reich einigten sich am 4. Juni 1878 in einer zunächst geheim gehaltenen vertraglichen Abrede in Konstantinopel darauf, dass die Insel Zypern an die Briten abgetreten werden solle, doch der Sultan sich dort Souveränitätsrechte vorbehalte. Im Gegenzug garantierte Großbritannien die osmanischen Besitzungen in Asien und sagte Unterstützung gegen einen eventuellen russischen Vorstoß gegen die Meerengen des Bosporus und der Dardanellen zu. Das Osmanische Reich erhielt eine später vereinbarte Tributzahlung von 92.746 Pfund Sterling. Die Briten gewannen so Einfluss in der Region, das Türkische Reich einen ihm wohlgesinnten Partner in seinem Kampf mit der zaristischen Expansion und der Entwicklung auf dem Balkan.
Die Briten errichteten ein Hochkommissariat unter Sir Garnet Wolseley, gegen das sich bald der Widerstand der Griechen unter dem Erzbischof Sophronios richtete, die den Anschluss an Griechenland, die Enosis, anstrebten. Als Sophronios im Jahre 1900 starb, kam es zu einem 10-jährigen Nachfolgestreit der beiden Kyrillos (von Kition und Kyrenia). Mit Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg (1914) auf Seiten der Mittelmächte wurde die Insel von den Briten am 5. November 1914 annektiert. Unruhen führen 1921 zur Verbannung des Journalisten N. Katalanos und des Historikers P. Zannetos. Die Türkei stimmte im Friedensvertrag von Lausanne rückwirkend der Annexion der Insel durch Großbritannien zu, die sie bis dahin formal noch besessen hatte. Somit war die Annexion erst 1923 völkerrechtlich legitimiert. Zypern wurde 1925 britische Kronkolonie. 1928 begannen die Briten, als Reaktion auf weitere Unruhen, mit der "Dehellenisierung", was zur Oktoberrevolte von 1931 führte. Nach der Niederschlagung der Revolte wurden die Rädelsführer (darunter zwei Bischöfe) deportiert und die Briten übernahmen das Unterrichtswesen. Nach dem Tode von Kyrillos III. im Jahre 1933 verboten sie die Wahl eines Nachfolgers. Erst der Beginn des Zweiten Weltkrieges änderte die Verhältnisse. 1943 wurden Kommunalwahlen abgehalten und 1947 durfte wieder ein Erzbischof (Makarios II.) gewählt werden. 1950 ließ Makarios II. eine Volksabstimmung durchführen, bei der 96% der Zyperngriechen für den Anschluss an Griechenland stimmten. Noch im selben Jahr verstarb er, und es folgte ihm der Bischof von Kition als Makarios III. Die Griechen des Mutterlandes unterstützten jetzt unter Feldmarschall Papagos und Erzbischof Spyridon unverhohlen die Enosis. 1954 kam es nach Ablehnung der Enosis durch die UNO erneut zu Unruhen. Oberst Georgios Grivas stellte sich 1955 an die Spitze der terroristischen Untergrundbewegung EOKA und rief zur Revolution auf. Im Jahre 1957 erreichten die Spannungen mit Gründung der türkischen TMT einen neuen Höhepunkt.
Noch heute existieren zwei großflächige engl. Stützpunkte auf der Insel; siehe Akrotiri und Dhekelia.
Die türkischen und griechischen Volksgruppen siedelten weder in der osmanischen noch in der britischen Zeit in getrennten Gebieten. Folgende Zahlen stammen aus der Volkszählung von 1946[8], Armenier und Maroniten sind nicht berücksichtigt.
Stadt | Türken | Griechen |
---|---|---|
Famagusta | 2.500 | 13.100 |
Girne | 550 | 2.200 |
Larnaka | 2.900 | 10.700 |
Limassol | 3.400 | 18.950 |
Lefkosa | 10.400 | 20.300 |
Paphos | 1.150 | 3.600 |
Die Verteilung der Dörfer der Volksgruppen auf die einzelnen Bezirke war wie folgt (Einzelpersonen in mehrheitlich griechischen oder türkischen Dörfern nicht berücksichtigt):
Bezirk | Türkisch | Griechisch | gemischt |
---|---|---|---|
Famagusta | 24 | 47 | 46 |
Girne | 8 | 29 | 10 |
Larnaka | 8 | 28 | 23 |
Limassol | 7 | 87 | 19 |
Lefkosa | 27 | 105 | 45 |
Paphos | 28 | 73 | 23 |
gesamt | 112 | 369 | 146 |
Wie Beckingham herausstellt, waren Religion und Sprache nicht deckungsgleich, es gab muslimische Dörfer, in denen vor allem Griechisch gesprochen wurde, wie Lapithiou, Platanisso, Ayios Simeon und Galinoporni.
- Liste der Hochkommissare
Unabhängigkeit
Die britische Kolonie wurde am 16. August 1960 auf Grund des Abkommens von Zürich zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei (1959) unabhängig; die griechisch- und türkischsprachigen Volksgruppen waren gleichberechtigt. Zum ersten Staatspräsidenten wurde Erzbischof Makarios (1913-1977) gewählt. In der Verfassung, die wesentlich von Großbritannien bestimmt worden war, wurden der türkischen Volksgruppe feste Repräsentationsrechte eingeräumt. Insbesondere wurde dem Vizepräsidenten, der stets von türkisch-zypriotischer Seite gestellt werden sollte, umfassende Vetorechte eingeräumt.
1963 wollte Makarios eine neue Verfassung durchsetzen ([1]), in der unter anderem das Vetorecht des Präsidenten und des Vize-Präsidenten entfallen sollte. In der Folge kam es zu Spannungen, die Dörfer türkischsprachiger Zyprioten wurden systematisch abgeriegelt, Teile der Armee wollten einen Anschluss an Griechenland durchsetzen (Enosis). Bei den türkischen Zyprioten setzte sich die Idee der Taksim, der Teilung der Insel durch. Der folgende, auch durch Terrorakte von beiden Seiten (Grivas) ausgelöste Bürgerkrieg wurde durch die Entsendung von UN-Truppen beendet und am 10. August 1964 ein Waffenstillstand geschlossen. Die UN-Truppen wurden auch eingesetzt, um durch griechische Nationalisten teilweise monatelang von der Außenwelt abgeriegelte türkische Dörfer (z.B. Erenköy) zu versorgen.
Am 15. Juli 1974 wurde Makarios durch einen Putsch der griechischen Nationalgarde abgesetzt; das Ziel war der Anschluss Zyperns an Griechenland. Die Türkei reagierte darauf am 20. Juli mit einer Besetzung des nördlichen Teils der Insel. 200.000 griechische Zyprioten wurden aus dem Nordteil Zyperns vertrieben, eine Minderheit verblieb auf der Halbinsel Karpaz (Risokarpasia), ebenso wie arabischsprachige Maroniten. Im Gegenzug wurden türkischsprachige Zyprioten aus dem Süden der Insel vertrieben. Seit dieser Zeit ist die Insel geteilt, 37% der Inselfläche bilden die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern.
Versuche der Wiedervereinigung
Angesichts des bevorstehenden EU-Beitritts der Republik Zypern verstärkten sich Bemühungen, die Teilung der Insel zuvor zu überwinden. Am 26. April 2004 fanden in den beiden Landesteilen getrennte Abstimmungen über die Annahme des Friedensplanes von UN-Generalsekretär Kofi Annan statt. Dabei lehnte die griechische Bevölkerung bei einer Stimmbeteiligung von 88 Prozent den Plan mit 75,8 % der Stimmen ab, während die türkische Seite bei einer Stimmbeteiligung von 87 % mit 64,9 % zustimmte. Für einen Abstimmungserfolg wäre die Zustimmung beider Volksgruppen nötig gewesen. Somit wurde am 1. Mai 2004 nur der griechische Teil Zyperns in die Europäische Union aufgenommen. Der Plan von Kofi Annan sah die Schaffung einer Föderation zweier Teilstaaten nach dem Muster der Schweiz vor.
Die griechischen Zyprer waren der Meinung, dass in einem föderativen Staat die Mehrheit der griechischen Zyprer und die türkisch-zyprische Volksgruppe auf eine Ebene gestellt würden und dieser die Kontrolle über 30 % der Insel zugestanden würde, obwohl sie nur 18 % der Bevölkerung ausmacht. Außerdem sollte bei einer Wiedervereinigung Zyperns nach dem Plan von Kofi Annan der Abzug der türkischen Besatzungstruppen bis 2018 dauern. Der Abzug sollte früher beendet sein. Nichtzuletzt fürchtete man die hohen Kosten einer Vereinigung, zumal der Norden auf Grund der erzwungenen Isolation wirtschaftlich sehr rückständig ist.
Vertreter von UNO, der USA und der EU äußerten tiefes Bedauern über das Ergebnis. EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen sprach von einer "verpassten Chance". Er sehe sich "persönlich von der griechisch-zypriotischen Regierung getäuscht". Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan rief die EU dazu auf, Ankara ebenso wie die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern für ihre positive Haltung zu belohnen. Ein neues Referendum schloss er aus. Dagegen erklärte Papadopoulos, die Abstimmung sei keine Absage an eine endgültige Lösung des Konflikts. Annan äußerte die Hoffnung, dass die griechischen Zyprer nach einer nüchternen Analyse zu einem Gesinnungswandel gelangen könnten.
Mit der Wahlniederlage Papadopoulos, der einer Wiedervereinigung stets skeptisch gegenüberstand, bei den Präsidentschaftswahlen 2008 und dem Sieg des Vereinigungsbefürworters Demetris Christofias eröffnete sich eine neue Gelegenheit, die Spaltung zu überwinden. Christofias bat unmittelbar nach seinem Amtsantritt die UNO, neue Gespräche zwischen Süd- und Nordzypern vorzubereiten.
Seit den israelischen Militäraktionen auf die Hisbollah wurde Zypern das Ziel zahlreicher Flüchtlinge, die nur mit Mühe untergebracht werden können. Die Beziehungen zum Libanon sind traditionell eng, bereits während des Bürgerkrieges hatten sich zahlreiche Libanesen und libanesische Banken auf der Insel angesiedelt.
Siehe auch
- Zypern in der späten Bronzezeit
- Liste der Staatsoberhäupter von Zypern
- Liste der Gouverneure von Zypern
- Neuere Geschichte Zyperns
- Zypern-Konflikt
Literatur
Quellensammlungen
- A. B. Knapp (Hrsg.) 1996. Sources for the History of Cyprus Vol. II., Near Eastern and Aegean Texts from the Third to the First Millennia BC. Altamont, NY: Greece and Cyprus Research Center.
Quellen
- Anna Komnena: Die Alexiade. Les Belles Lettres, Paris 1967ff. (2.Ausg.)
Übersichten
- H.-G. Buchholz, V. Karageorghis: Altägäis und Altkypros. Wasmuth, Tübingen 1971.
- G. F. Hill: History of Cyprus. 1949-1952.
- Costas P. Kyrris: History of Cyprus. Nikosia 1985.
- Franz Georg Maier: Cypern, Insel am Kreuzweg der Geschichte. Stuttgart 1964.
- Angel Nicolaou-Konnari (Ed.): Cyprus. Society and culture (1191 - 1374). Brill, Leiden 2005. XVI. ISBN 90-04-14767-5
- Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. München 1978.
- V. Tatton-Brown: Cyprus BC, 7000 years of history. British Museum, London 1979.
- Pavlos Tzermias: Geschichte der Republik Zypern. Tübingen: Francke, 2004.
- Sibylle von Reden: Die Insel der Aphrodite. Vergangenheit und Gegenwart Zyperns. DuMont Schauberg, Köln 1969. (2. Aufl. Zypern. Köln 1974) ISBN 3-7701-0797-7
Einzelthemen, chronologisch
- A. Demetriou, The impact of the late geometric style of Attica on the Free Field Style of Cyprus, Periplus: Festschrift für Hans-Günter Buchholz zu seinem achtzigsten Geburtstag am 24. Dezember 1999, Herausgegeben von Paul Åström und Dietrich Sürenhagen (Göteborg 2000), 43-58.
- Einar Gjerstad, Greek geometric and archaic pottery found in Cyprus Stockholm. Skrifter Utgivna av Svenska Institutet i Athen 26 (Paul Aströms 1977).
- Sturt W. Manning/Christopher Bronk Ramsey/Walter Kutschera/Thomas Higham/Bernd Kromer/Peter Steier/Eva M. Wild, Chronology for the Aegean Late Bronze Age 1700–1400 B.C. Science 312, 28. April 2006, 565-569. (Chronologie LCI).
- H. W. Catling, Some problems in Aegean prehistory, 1450-1380 B.C. Oxford: Leopard's Head 1989.
- A. Papageorgiou: Les premières incursions arabes à Chypre et leurs conséquences. Aphieroma eis ton Konstantinon Spyridakin. Nikosia 1964, 152-158.
- David A. Rupp, Aspects of social complexity in Cyprus. BASOR 292, 1993, 1-8.
- David A. Rupp, Constructing the Cypriot Iron Age: present praxis, future possibilities. BASOR 308, 2006.
- Costas P. Kyrris: The nature of the Arab-Byzantine relations in Cyprus from the middle of the 7th to the middle of the 10th century A.D. Graeco-Arabica 3, 1984, 149-176.
- L. de Mas Latrie, Histoire de Ille de Chypre sous le régne des princes de la maison de Lusignan (Paris, 1852-1861).
- Richard Pococke, A Description of the East and some other countries (London 1743-1745).
Einzelnachweise
- ↑ http://www.britishmuseum.org/explore/highlights/highlight_objects/gr/i/ivory_game_box.aspx
- ↑ C. F. Beckingham, The Turks of Cyprus, Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, 87/2, 1957, 171
- ↑ Maier 1964, 110,
- ↑ C. F. Beckingham, The Turks of Cyprus, Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, 87/2, 1957, 171
- ↑ C. F. Beckingham, The Turks of Cyprus, Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, 87/2, 1957, 171
- ↑ C. F. Beckingham, The Turks of Cyprus, Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, 87/2, 1957, 173
- ↑ Adamantia Pollis, Intergroup Conflict and British Colonial Policy: The Case of Cyprus. Comparative Politics 5/4, 1973), 575-599
- ↑ C. F. Beckingham, The Turks of Cyprus, Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, 87/2, 1957, 165
Weblinks
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