Dinner for One oder Der neunzigste Geburtstag ist eine Fernsehproduktion des NDR aus dem Jahr 1963. Es handelt sich um einen 18-minütigen Sketch des englischen Komikers Freddy Frinton mit seiner Partnerin May Warden, "offizielle" Regie führte Heinz Dunkhase, wenngleich Frinton der eigentliche Schöpfer der Inszenierung ist. Der Autor des Sketches ist er jedoch nicht, geschrieben wurde die Szene vom britischen Autor Lauri Wylie. Der Sketch ist komplett in Englisch gehalten, dennoch leicht verständlich.
Der Sketch ist stehender Bestandteil des Silvester-Fernsehprogramms der dritten Programme der ARD-Rundfunkanstalten. Er ist die am häufigsten wiederholte Sendung des deutschen Fernsehens. Allein 2003 wurde der Sketch in Deutschland 19 Mal ausgestrahlt, insgesamt seit 1963 231 Mal. Die Sendung hat einen enormen Kultstatus und ist fest in die Silvesterplanung der meisten Haushalte eingebaut (Essen, Dinner-for-One-Gucken, Bleigießen, Feuerwerk).
Inhalt
Die Geschichte ist schnell erzählt: Miss Sophie feiert ihren 90. Geburtstag. Wie in jedem Jahr lädt sie dazu ihre vier engsten Freunde ein: Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom. Die Geschichte hat nur einen Haken: Miss Sophie ist nicht mehr die Jüngste, und die Herren sind mittlerweile alle verstorben. Da sie aus verständlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein können, muss Butler James die Rolle aller vier Herren übernehmen.
Er sieht sich genötigt, nicht nur seiner Arbeitgeberin das Essen (Mulligatawny Soup, Schellfisch und Hühnchen), sondern auch den vier imaginären Herren die jeweils passenden Drinks zu servieren, in ihre Rolle zu schlüpfen, in dieser auf die Gastgeberin einen Trinkspruch auszubringen und den Drink zu leeren. Da er das für vier tut, wird er zunehmend betrunken, leert schließlich statt der Gläser Blumenvasen und treibt albernste Späße. Freddy Frinton treibt die Rolle zum Äußersten und zeigt unzählige Varianten des Einschenkens und Abtragens; nebenher gelingt es ihm noch, ebensoviele Möglichkeiten zu demonstrieren, wie man über den Kopf eines ausgelegten Tigerfells stolpern - oder eben nicht stolpern - kann.
Da James von Anfang an ahnt, was auf ihn zukommt, fragt er Miss Sophie vor jedem Gang - erst steif, dann im Vollsuff: "The same procedure as last year, Miss Sophie?" (bzw. "thesmmmmpcrcccccrlaaaammmmm??? hhhhm???"), was diese regelmäßig mit einem "the same procedure as every year, James" quittiert, wobei die Betonung, wie schon in der Anmoderation angemerkt, auf "every year", in jedem Jahr, liegt.
Schließlich beendet Miss Sophie den Abend mit einem Augenaufschlag und einem einladenden "I think, I'll retire", was James - nach dem obligatorischen "the same procedure as last year - the same procedure as every year" - mit einem Augenzwinkern und einem nonchalanten "Well, I'll do my very best" quittiert und mit ihr in die oberen Räumlichkeiten abgeht.
Entstehungsgeschichte
Der Autor des Sketches ist Lauri Wylie. Das Stück wurde offenbar zum erstenmal in einer Revue aufgeführt, dem "John Murray Anderson's Almanac", am Imperial Theatre am Broadway London (mit Hermione Gingold in der Rolle der alten Dame und Billy DeWolfe als Butler) - der Show, notabene, in der Harry Belafonte seine Karriere begann.
In England selbst wurde 'Dinner for One' nur bruchteilhaft ausgestrahlt und ist deswegen bis heute dort ziemlich unbekannt. Im Deutschen Fernsehen lief der Sketch das erste Mal am 9. Dezember 1961 in der Sendung Lassen Sie sich unterhalten, moderiert von der Sängerin Evelyn Künneke. Von dieser Ausstrahlung gibt es jedoch keine Aufzeichnung.
1963 wurde 'Dinner for One' von Peter Frankenfeld und dem Regisseur Heinz Dunkhase im englischen Blackpool, einer Hochburg des Varieté-Theaters, für das Fernsehen wiederentdeckt. Am 8. März (laut NDR) bzw. Mai (laut WDR) 1963 wurde der Sketch in der von Peter Frankenfeld moderierten Live-Sendung Guten Abend, Peter Frankenfeld gezeigt und am 8. Juli 1963 im Theater am Besenbinderhof vor Publikum wiederholt und aufgezeichnet. 'Dinner for One' war eine der ersten MAZ-Aufzeichnungen des deutschen Fernsehens. Die Einleitung wurde von Heinz Piper gesprochen und die Titelmelodie von Lew Pollack komponiert ("Charmaine") sowie vom Orchester Mantovani gespielt. Laut Angaben des NDR erhielt Frinton für diesen Auftritt genau DM 4.150,-.
1968 wurde eine Farbaufzeichnung des Sketches geplant, die aufgrund von Frintons plötzlichem Tod jedoch nicht mehr realisiert wurde. Im Jahre 1999 wurde die Aufzeichnung mit dem Computer nachcoloriert und zum Jahreswechsel 1999/2000 erstmals ausgestrahlt. Außerdem existiert seit dem Jahre 1998 eine Hörfassung für Blinde und seit dem Jahre 1999 eine Version des Sketches auf Plattdeutsch ("up Platt").
Die Sendung wurde unregelmäßig in ARD und N3 wiederholt, schließlich bekam sie 1972 den festen Fernsehplatz an Silvester. An diesem Tag wird sie alljährlich von allen dritten Programmen der ARD gezeigt. Eine weitere Sendung die regelmäßig zu Silvester ausgestrahlt wird ist die Folge "Silvesterpunsch" der Serie "Ein Herz und eine Seele" mit Heinz Schubert.
Schweizer Version
Es gibt eine eigene Version für die Schweiz. Die Handlung ist die gleiche, es gibt lediglich ein paar kleine Unterschiede in den Details:
- Der deutschen Version wird eine erläuternde Einleitung vorangestellt (Sprecher: Heinz Piper), diese fehlt in der Schweizer Version.
- Die weisse Tischdecke fehlt in der schweizer Version.
- Nach dem ersten Stolperer des Butlers über den Tigerkopf bückt er sich in der deutschen Version und streicht das Fell wieder zurecht. Dieses Zurechtstreichen fehlt in der schweizer Version.
- Die Frage des Butlers "Must I?" und die zugehörige Antwort von Miss Sophie wird in der schweizer Version fortgelassen.