Das Zentrum für Rheuma-Pathologie (ZRP), Mainz ist ein medizinisches Forschungsinstitut mit Schwerpunkt in der morphologischen Diagnostik und Grundlagenforschung rheumatischer Erkrankungen. Seit 2006 ist die bis dahin eigenständige gGmbH Mitglied der Johannes Gutenberg-Universitätskliniken Mainz.
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Gegründet wurde es 1972 von Prof. Dr. Hans Georg Fassbender, Professor für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie an der Universität Mainz, und es ist seit 1977 Referenzzentrum der Weltgesundheitsorganisation (WHO; Collaborating Centre for Development of Histopathological Classification and Diagnostic Criteria of Rheumatoid Arthritis and allied Diseases). Professor Fassbender ist noch immer Leiter des Zentrums.
Arbeitsfeld
Ziel der Arbeit des ZRP, welches sich als einziges pathologisches Institut auf rheumatische Erkrankungen spezialisiert hat, ist eine therapieorientierte Diagnostik. Dafür werden diagnostische Aussagen durch enge Zusammenarbeit mit Kliniken, niedergelassenen Orthopäden sowie medizinischen Instituten weltweit, die ihre Gewebeproben zur Diagnose einsenden, ständig präzisiert.
Die Diagnostik des ZRP basiert primär auf morphologischen Methoden, die heute durch immunologische, chemische und molekularbiologische Techniken ergänzt werden. Im Besonderen führt das Institut histo- und zytopathologische Untersuchungen durch.
Gewebebank
Im Laufe seiner jahrzehntelangen Arbeit hat das ZRP einen Pool von Gewebeproben seiner bislang etwa 92.000 Patienten (Stand August 2008) aufgebaut. Diese einzigartige Gewebebank rheumatischer Erkrankungen mit zugehöriger klinischer Dokumentation bietet eine breite Basis für die Forschung. Schwerpunkt der Forschung des ZRP liegt bei den Destruktionsprozessen der Rheumatoiden Arthritis und der Seronegativen Spondarthritiden.
In einzelnen enthält die Gewebebank:
- mikroskopische Schnittpräparate,
- mikroskopische Analysen und Befunde,
- in Paraffin eingebettetes Restmaterial und
- eine vierseitige Dokumentation mit klinischen und therapeutischen Angaben zum jeweiligen Patienten.
Die Gewebebank bietet eine ständige Basis für
- zahlreiche Publikationen,
- wissenschaftliche Vorträge,
- Vorlesungen,
- das Standardwerk Pathology and Pathobiology of Rheumatic Diseases [1],
- Fachbuchbeiträge in englischen u. amerikanischen Textbüchern,
- über 90 Doktorarbeiten,
- Medikamentenstudien,
- Industrieberatung.
Ausgewählte Forschungsergebnisse
(Auswahl aus 290 Publikationen und 790 Vorträgen, Buchbeiträgen in zahlreichen deutschen, englischen und japanischen Fachbüchern, 11 wissenschaftlichen Filmen, Stand August 2008)
- Aufdeckung der Bedeutung der reaktiven Synovitis bei Arthrose, welche die Grundlage für den Einsatz von Antiphlogistika in der Therapie bildete [2]
- Nachweis des onkologischen Charakters der Gelenkzerstörung bei Rheumatoider Arthritis, durch welchen Knorpel und Knochen in kurzen wiederholten Attacken zerstört wird [3] [4]
- Aufdeckung ultrastruktureller Veränderungen bei Polymyalgia rheumatica [5]
- Entdeckung eines nicht-entzündlichen Mechanismus der Knochen- und Gelenkprozesse bei Arthritis psoriatica und anderer Krankheiten aus dem Formenkreis der seronegativen Spondarthritiden [6]
- Nachweis spezifischer Gefäßveränderungen im Synovialgewebe bei Arthritis psoriatica und Morbus Bechterew, womit bereits im frühen Jugendalter sich erst später manifestierende Morbus Bechterew-Erkrankungen prognostiziert und damit präventive Maßnahmen ermöglich werden können [7]
- Aufdeckung einer klinisch latenten Form der bakteriellen Arthritis (KLBA) [8]
- Aufdeckung selbstlimitierender bakterieller Superinfektionen bei chronischen Gelenkerkrankungen, welche sehr häufig sind (37%), jedoch klinisch meist unentdeckt bleiben [8]
- Strukturelle Analyse chronisch-rezidivierender Gelenkergüsse [1]
- Aufdeckung der Pathomechanismen primär nekrotisierender Prozesse und ihrer Bedeutung für den malignen Verlauf der Rheumatoiden Arthritis [1] [9]
Bedeutung
Die National Institutes of Health (NIH; Maryland, USA) bezeichnen das ZRP als „recognized world authority in the pathology of rheumatology on the forefront of research. No comparative institutions are available elsewhere including the United States.”
Einzelnachweise
- ↑ a b c H. G. Fassbender: Pathology and Pathobiology of Rheumatic Diseases. Heidelberg: Springer, 2002. ISBN-13: 978-3540629429.
- ↑ H. G. Fassbender: Die Bedeutung entzündlicher Prozesse bei der Osteoarthrose. Z. Rheumatol. 42. 1983, 145-151.
- ↑ H. G. Fassbender: Rheumatoide Arthritis. In: Spezielle pathologische Anatomie Bd. 18 Pathologie der Gelenk und Weichteiltumoren, ed. W. Doerr, G. Seifert. Berlin/Heidelberg: Springer, 1984. 191-229.
- ↑ H. G. Fassbender: Normal and pathological synovial tissue with emphasis on rheumatoid arthritis In: Rheumatology and Immunology, 2nd Ed. (ed. A.S. Cohen and J.C. Bennett), Orlando-New York: Grüne & Stratton, 1986, 36-42. ISBN-13: 978-0808918097
- ↑ R. Fassbender, M. Simmling-Annefeld: Ultrastructural examination of the sceletal muscles in Polymyalgia rheumatica. J. Pathology 137. 1982, 181-192.
- ↑ H. G. Fassbender: Der psoriatische Knochenprozeß. In: Psoriasis und Gelenkerkrankungen (eds. U. Wollina, G. Mein, B. Knopf) Jena/Stuttgart: Gustav-Fischer-Verlag, 1996, 65-75.
- ↑ H. G. Fassbender, R. Fassbender: Synovial characteristics of seronegative spondarthritides. Clin. lnvestig. 70. 1992, 706.
- ↑ a b C. Meyer-Scholten, A. Valeva, K. Zorn, A. Meurer, H.G. Fassbender: Die Bedeutung der klinisch latenten bakteriellen Arthritis. Z Rheumatol 6. 2008, 41-46.
- ↑ H. G. Fassbender: Inflammatory Reactions in Arthritis In: Handbook of Immunopharmacology: Immunopharmacology of Joints and Connective Tissue (eds.: M. E. Davies, J. T. Dingle), London-San Diego-New York-Bostom-Sidney-Tokyo-Toronto: Academic Pres, 1994, 165-198. ISBN-13: 978-0-12-206345-9