Finken | ||||||||||
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Buchfink (Fringilla coelebs), Männchen Buchfink ♂ (Fringilla coelebs) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Unterfamilien | ||||||||||
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Die Finken (Fringillidae) sind eine artenreiche Familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes).
Auch Prachtfinken (Estrildidae), Darwinfinken (Geospizidae) und einige Arten der Ammern (Emberizidae), Kardinäle (Cardinalidae), Sperlinge (Passeridae) und Webervögel (Ploceidae) werden als "Finken" bezeichnet.
Von einigen Autoren werden bei einer weiten Fassung der Familie die Rosenschwanzgimpel (Urocynchramidae), Stärlinge (Icteridae), Waldsänger (Parulidae), Ammern, Darwinfinken, Kardinäle, Tangaren (Thraupidae) und Zuckervögel (Coerebidae) in die Fringillidae einbezogen.
Die Familie der Finken enthält bei einer engen Umgrenzung 23 Gattungen, davon 1 ausgestorben, und 160-170 Arten.
Aussehen
Finken sind kleine bis mittelgroße Vögel von 9-26 cm Länge. Sie besitzen einen kräftigen, meist kegelförmigen Schnabel, der bei den "Kernbeißern" sehr groß ist. Auffällig sind die Schnäbel der Kreuzschnäbel (Loxia), deren Spitzen überkreuzt sind. Alle Arten haben 12 Schwanzfedern und 9 Schwungfedern. Das Schwanzende ist meist eingekerbt.
Die Färbung des Gefieders variiert innerhalb der Familie stark. Die Bandbreite reicht von unauffällig grau, grünlich oder bräunlich gefärbten Vögeln bis zu Arten mit auffällig gelben, roten oder blauen Gefiederpartien, wie etwa beim Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Bei vielen Arten sind die Männchen auffälliger gefärbt als die Weibchen. Bei einigen ist das Winterkleid schlichter als das Brutkleid oder der Schnabel ist im Winter heller, so etwa beim Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes).
Verbreitung
Finken sind mit natürlichen Vorkommen fast weltweit verbreitet, mit Ausnahme der Antarktis und zahlreicher kleiner Ozeaninseln, sowie von Madagaskar, Neuguinea, Australien und Neuseeland. Die größte Vielfalt kommt mit 18 Gattungen und ca. 70 Arten in Asien vor. In Europa gibt es dagegen nur 20 Arten aus 8 Gattungen. Afrika besitzt ca. 50 Arten und ist mit 35 Arten das Entfaltungszentrum der Girlitze (Serinus). In Nord- und Südamerika zusammen kommen ca. 60 Arten aus 8 Gattungen vor. Die tropischen Organisten (Euphonia, Chlorophonia) kommen ausschließlich hier vor, und die Zeisige (Carduelis) sind mit 19 Arten besonders reich vertreten.
Einige Arten wurden über ihr ursprüngliches Areal hinaus eingebürgert, so etwa in Australien, Neuseeland und auf Hawaii.
Lebensraum
Die Finken besiedeln eine Vielzahl von Waldtypen, wie Nadelwälder, Laubwälder der gemäßigten Breiten oder tropische Bergregenwälder, sowie Waldränder und -lichtungen. Zahlreiche Arten bevorzugen eine offene Landschaft mit Bäumen und Gebüschen, wie sie in der Kulturlandschaft, etwa in Parks und Gärten, vorkommt. In den Tropen werden auch Savannen sowie Gras- und Buschland besiedelt. Randbereiche des Vorkommens von Finken sind felsiges Wüstengelände, strauchbestandene Tundra und tropische Papyrussümpfe. Einige Arten, etwa die Schneegimpel (Leucosticte), besiedeln Felshänge und Grasland oberhalb der Waldgrenze. In den Anden erreicht der Schwarzzeisig (Carduelis atrata) eine Seehöhe von 4500 m, im Himalaya der Mattenschneegimpel (Leucosticte brandti) sogar 5400 m.
Ernährung und Lebensweise
Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Männchen
Fichtenkreuzschnabel ♂ (Loxia curvirostra)
Finken ernähren sich hauptsächlich von Samen, Früchten und Knospen. Der Kernbeißer knackt mit seinem großen Schnabel sogar Kirschkerne auf. Die Kreuzschnäbel sind durch die Form ihres Schnabels darauf spezialisiert, Samen aus den Zapfen von Nadelbäumen zu holen. In der Brutzeit werden von manchen Arten auch Insekten, Spinnen und sogar Regenwürmer erbeutet und vor allem an die Jungvögel verfüttert.
Die meisten Arten sind Standvögel oder verlassen im Winter nur die nördlichsten Teile ihres Brutgebiets, nur wenige Arten ziehen aus ihrem gesamten Brutgebiet fort. Außerhalb der Brutzeit schließen sich viele Arten zu großen Gruppen zusammen. Der Flug ist meist hüpfend, bei einigen Arten auch wellenförmig.
Stimme
Die Männchen tragen in der Brutzeit ihren zur Revierabgrenzung dienenden Gesang vor. Dabei sitzen sie meist auf Bäumen, seltener führen sie einen kurzen Balzflug aus. Unter den Finken gibt es sehr gute Sänger, wie den Buchfinken (Fringilla coelebs) oder den Kanarienvogel (Serinus canaria), aber auch Arten mit eintönigem Gesang, wie etwa den Bergfinken (Fringilla montifringilla).
Fortpflanzung
Die napfförmigen Nester werden vorwiegend vom Weibchen meist auf Bäumen oder in Sträuchern gebaut. Das Weibchen legt meist 3-5 Eier und bebrütet sie etwa zwei Wochen lang. Die Jungvögel werden von beiden Eltern gefüttert. Die Stieglitzartigen (Unterfamilie Carduelinae) füttern die Jungvögel aus dem Kropf, vorwiegend mit Samen und Früchten. Dagegen tragen die Edelfinken (Fringillinae) das Futter im Schnabel und verfüttern fast ausschließlich tierische Nahrung. Die Jungvögel verlassen nach etwa 11-17 Tagen das Nest. Meist kommt es zu zwei Bruten im Jahr, bei tropischen Arten auch zu mehr.
Gattungen und Arten
Unterfamilie Edelfinken (Fringillinae)
Abendkernbeißer (Hesperiphona vespertina), Männchen
Abendkernbeißer ♂ (Hesperiphona vespertina)
Unterfamilie Stieglitzartige (Carduelinae)
- Girlitze (Serinus) - ca. 40 Arten
- Einfarbgimpel (Neospiza)
- Einfarbgimpel (N. concolor)
- Pirolgimpel (Linurgus)
- Pirolgimpel (L. olivaceus)
- Goldflügelgimpel (Rhynchostruthus)
- Goldflügelgimpel (R. socotranus)
- Zeisige u.a. (Carduelis) - ca. 30 Arten
- Organisten (Euphonia) - 27 Arten
- Grünorganisten (Chlorophonia) - 5 Arten
- Schneegimpel (Leucosticte) - 7 Arten
- Burtongimpel (Callacanthis)
- Burtongimpel (C. burtoni)
- (Rhodopechys)
- Rotflügelgimpel (R. sanguinea)
- Wüstengimpel (R. githaginea)
- Mongolengimpel (R. mongolica)
- Weißflügelgimpel (R. obsoleta)
- Meisengimpel (Uragus)
- Meisengimpel (U. sibiricus)
- Karmingimpel (Carpodacus) - 21 Arten
- (Pinicola)
- Hakengimpel (P. enucleator)
- Rhododendrongimpel (P. subhimachalus)
- Scharlachgimpel (Haematospiza)
- Scharlachgimpel (H. sipahi)
- Kreuzschnäbel (Loxia) - 4-5 Arten
- † Bonin-Kernbeißer (Chaunoproctus)
- † Bonin-Kernbeißer (C. ferreorostris)
- Eigentliche Gimpel (Pyrrhula) - 6 Arten
- (Coccothraustes)
- Kernbeißer (C. coccothraustes)
- (Eophona)
- Weißhand-Kernbeißer (E. migratoria)
- Maskenkernbeißer (E. personata)
- (Mycerobas)
- Goldkernbeißer (M. icterioides)
- Gelbschenkel-Kernbeißer (M. affinis)
- Fleckenkernbeißer (M. melanozanthos)
- Wacholderkernbeißer (M. carnipes)
- (Hesperiphona)
- Abendkernbeißer (H. vespertina)
- Abeillekernbeißer (H. abeillei)
- Mohrengimpel (Pyrrhoplectes)
- Mohrengimpel (P. epauletta)