Julio Ernesto Granda Zúñiga

peruanischer Schachgroßmeister
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Julio Ernesto Granda Zúñiga (* 25. Februar 1967 in Camaná, Region Arequipa) ist ein peruanischer Schachspieler.

Leben

Als drittältestes von sieben Kindern wuchs Granda Zúñiga im ländlichen Camaná auf. Im Alter von fünf Jahren lernte er das Schachspielen. Training erhielt er später von FIDE-Meister Javier García Toledo und dem IM Oscar Quiñones Carrillo.[1] Er ist einer der wenigen, wenn nicht der einzige Großmeister mit einer Ratingzahl, die meist über 2600 Elo-Punkten liegt, der weder einen Sekundanten hat, noch sich nach eigenen Angaben EDV-unterstützt vorbereitet. Sein Spiel ist intuitiv und aggressiv mit einem tiefen Verständnis von Angriffsoptionen. Als Obstlandwirt und ohne Förderung durch den peruanischen Staat oder den peruanischen Schachbund (FPA) hat er nicht die finanziellen Möglichkeiten wie manch andere Schachspieler unter den besten vierzig der Weltrangliste. Granda Zúñiga ist dafür bekannt, dass er manchmal für ein paar Wochen unauffindbar ist, aber doch wieder auftaucht.[2] Im Jahr 1998 sprach er von einer übernatürlichen Erscheinung, einer persönlichen Erfahrung, die ihn dazu bewog, für mehrere Jahre mit dem Schachspielen aufzuhören. 2002 jedoch begann er wieder Turniere zu spielen.

Erfolge und Turnierlaufbahn

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Entwicklung der Elo-Zahl, Januar 1983 bis Januar 2008

Internationaler Meister wurde er 1984, Großmeister 1986, nachdem er die erforderliche Elo-Zahl von 2500 erreicht hatte. Seine aktuelle Elo-Zahl beträgt 2599 (Stand: Juli 2008). Seine bisher höchste Elo-Zahl lag bei 2646 im Oktober 2006[3]. Zuletzt unter den besten 40 der FIDE-Weltrangliste (seine bisher beste Weltranglistenposition war der 25. Platz) war er in der ersten Jahreshälfte 1998.

Mit der peruanischen Nationalmannschaft nahm er an neun Schacholympiaden teil, davon achtmal am ersten Brett mit einem Gesamtergebnis von 71 Punkten aus 112 Partien (+53, =36, −23)[4]. Bei der panamerikanischen Mannschaftsmeisterschaft 1987 im argentinischen Junín erhielt er eine individuelle Goldmedaille für sein Ergebnis von 4,5 aus 6 am Spitzenbrett der peruanischen Nationalmannschaft.[5]

Nachdem er bereits als Kind die Meisterschaft von Arequipa 1976 gewonnen hatte, bestand sein erster großer internationaler Erfolg in dem Gewinn der U14-Weltmeisterschaft in Mazatlán im Jahr 1980. Es folgten einige Jahre später der Gewinn der Panamerikanischen Jugendmeisterschaft in Lima (1984) sowie eine größere Anzahl von Turniererfolgen in Havanna (1986), Lyon, Barcelona und Sevilla (jeweils 1990), Buenos Aires (1991) und New York (1992).

Ein weiterer Höhepunkt war 1993 der Sieg im Zonenturnier in Brasília. Diesen Erfolg konnte er 1995 beim Zonenturnier in São Paulo wiederholen. Ins Jahr 1993 fiel auch der mit Bent Larsen geteilte Sieg im Internationalen Open (Abierto Internacional) in Mar del Plata.[6] In den Jahren 1994 bis 1997 und 2002 gewann Granda Zúñiga insgesamt fünfmal die Peruanische Einzelmeisterschaft. Gleich mehrfach nahm der peruanische Meister siegreich am Donner Memorial in Amsterdam teil: 1995 (geteilt mit Jan Timman, noch vor Judit Polgár, Alexei Schirow, Alexander Chalifman, Alexander Morosewitsch, Waleri Salow und Jeroen Piket), 1996 (geteilt mit Wassyl Iwantschuk) und 1997 (alleiniger Sieger).

In den letzten Jahre errang Granda Zúñiga eine lange Serie von Turniererfolgen: angefangen 2003 beim 38. Capablanca-Gedenkturnier in Havanna[7], der Copa Entel 2004 in Santiago de Chile[8], der FEDA 103 Salinas 2005 in Guayaquil[9] − und ebenfalls 2005 − beim ITT Lic. Berman Hillmann in Santa Cruz de la Sierra[10] beziehungsweise Magis 50 Aniversario de V. Martel in Buenos Aires[11] und 2006 beim Vila de Sort International Open in Sort[12] und nochmals der erwähnten Copa Entel in Santiago de Chile[13]. Im Jahr 2007 kamen weitere Siege in San Cristóbal (Venezuela)[14] und Navalmoral de la Mata[15] hinzu.

In jüngerer Zeit gewann er zweimal die amerikanische Kontinentalmeisterschaft, und zwar 2005 in Buenos Aires und 2007 in Cali.[16] Seinen Ruf als ein Spitzengroßmeister Lateinamerikas verteidigte Granda Zúñiga zuletzt 2008 mit seinem Sieg bei der 2. Ibero-Amerikanischen Meisterschaft in Morelia.

Partiebeispiel

Ein Springeropfer in einer Schachpartie gegen Yasser Seirawan, die er 1993 in Buenos Aires spielte, wurde von Tim Krabbé als einer der 20 phantastischsten Züge der Schachgeschichte ausgewählt[17]:

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Hilfe zur Umstellung auf die neue Syntax gibt es unter Vorlage:Schachbrett/Konvertieren

1. Sg1-f3 Sg8-f6 2. c2-c4 c7-c5 3. Sb1-c3 e7-e6 4. g2-g3 b7-b6 5. Lf1-g2 Lc8-b7 6. 0-0 Sb8-c6 7. e2-e4 e6-e5 8. d2-d3 g7-g6

Der englische Großmeister John Emms schrieb in seinem Buch The most amazing chess moves of all time, dass er den nächsten Zug normalerweise für ein einfaches Übersehen gehalten hätte, wäre er nicht von einem so guten Spieler gemacht worden. Die Kompensation für Weiß bestehe darin, dass er durch die folgenden Bauernvorstösse die schwarzen Springer unter Tempogewinn zurücktreibt, Raum gewinnt und einen Königsangriff einleiten kann. Zudem habe das Opfer eine starke psychologische Wirkung und biete Weiß gute praktische Chancen.[18] Granda Zúñiga überlegte hier 40 Minuten lang.[19]

9. Sf3xe5 Sc6xe5 10. f2-f4 Se5-c6 11. e4-e5 Sf6-g8 12. f4-f5 Sg8-h6

Seirawan gab später 12. ... Ta8-b8 als Verbesserung an.

13. Sc3-e4 Sh6-f5 14. Se4-f6† Ke8-e7 15.Sf6-d5† Ke7-e8 16. Sd5-f6† Ke8-e7 17. g3-g4 Sf5-d4 18.Dd1-e1 Dd7-b7 19.Sf6-d5† De7-d8 20.Lc1-g5† Kd8-c8 21.Tf1xf7 Sd4-e6 22. Lg5-f6 Sc6-d8 23. Tf7-e7 Th8-g8

Nach diesem Fehler gewinnt Weiß die Oberhand. Besser wäre 23. ... Lb7xd5 mit unklarer Stellung gewesen.

24. Te7-e8 Lb7-c6 25. Lf6xd8 Se6xd8 26. Sd5-f6 Tg8-h8 27. Lg2xc6 dxc6 28. De1-e4 Db8-c7 29. e5-e6 Lf8-g7 30. e6-e7 Th8xe8 31. Sf6xe8 Lg7-d4† 32. Kg1-h1 Dc7-d7 33. Se8-d6† Dd7xd6 34. e7-e8D a7-a5 35. Ta1-f1 Ta8-a7 36. Tf1-f8 Ta7-d7 37. De4-e6 Dd6xe6 38. De8xe6 Kc8-c7 39. De6-e2 Ld4-g7 40. Tf8-f2 Lg7-d4 41. Tf2-f3 Td8-f7 42. Tf3-f4 Sf7-d6 43. Kh1-g2 Sd6-c8 44. b2-b3 Td7-e7 45. Tf4-e4 Te7-f7 46. De2-e1 Tf7-d7 47. De1-g3† Kc7-b7 48. h2-h3 Td7-f7 49. h3-h4 Tf7-d7 50. Te4-e6 Ld4-c3 51. Dg2-f2 Sc8-d6 52. Df3-f8 Sd6-c8 53. Te6-e8 Td7-c7 54. Te8-d8 Lc3-g7 55. Df8-e8 Lg7-f6 56. Td8xc8 1-0

Schwarz gab auf. Nach 56. ... Tc7xc8 würde der Doppelangriff 57. De8-f7+ den Läufer erobern.


Einzelnachweise

  1. Artikel La Plaza Francia (Lima) auf chessville.com (spanisch)
  2. RPP Noticias vom 12. Oktober 2005 (spanisch)
  3. Eloquery auf benoni.de (englisch)
  4. Schacholympiaden auf olimpbase.org (englisch)
  5. Panamerikameisterschaft 1987 auf olimpbase.org (englisch)
  6. [http://www.mdpajedrez.eet5.org.ar/arch800/abierto_index.htm Sieger des Opens in Mar del Plata (spanisch)
  7. Capablanca Memorial auf fide.com (englisch)
  8. Copa Entel 2004 auf fide.com (englisch)
  9. FEDA 103 auf fide.com (englisch)
  10. ITT auf fide.com (englisch)
  11. Aniversario de V. Martel auf fide.com (englisch)
  12. Vila de Sort Open auf fide.com (englisch)
  13. Copa Entel 2006, Turnierseite (spanisch)
  14. Turnierergebnis auf Ajedrezorinoco.com (spanisch)
  15. Navalmoral-Turnier auf chesscenter.com (englisch)
  16. Kontinentalmeisterschaft, offizielle Seite (spanisch)
  17. Website von Tim Krabbé (englisch)
  18. John Emms: The most amazing chess moves of all time. Gambit, London 2000. ISBN 1-901983-29-3. S. 154
  19. Die Partie Granda Zuniga - Seirawan auf chessgames.com