Mittelalter

historische Epoche
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Das Mittelalter bezeichnet eine Epoche in der europäischen Geschichte zwischen der Antike und der Neuzeit, die christliche, antike und germanische (auch slawisch-keltische) Entwicklungen zusammenführt.

Grundzüge des Mittelalters sind die nach Ständen geordnete Gesellschaft, die gläubig christliche Geisteshaltung in Literatur, Kunst und Wissenschaft, Latein oder Griechisch als gemeinsame Kultur- und Bildungssprache, die Idee der Einheit der christlichen Kirche (die aber faktisch nach dem großen Schisma mit der Ostkirche nicht mehr bestand) und ein recht einheitliches Weltbild.

Zeitliche Festlegung

Das Mittelalter erstreckt sich ungefähr vom Ende der Völkerwanderung (375-568) bzw. vom Untergang des weströmischen Kaisertums 476 bis zum Zeitalter der Renaissance seit der Mitte des 15. Jahrhunderts. Bezüglich der Problematik der Datierung des Beginns des Mittelalters siehe Spätantike.

Die Datierungen sind nicht immer einheitlich, es kommt oft darauf an, welche Aspekte der Entwicklung bevorzugt werden und von welchem Land man ausgeht. Stellt man zum Beispiel den Einfluss des Islam in den Vordergrund, kann man Mohammeds Hedschra (622) oder den Beginn der arabischen Expansion ab 632 als Beginn sehen. Ebenso gibt es unterschiedliche Datierungsmöglichkeiten für das Ende des Mittelalters, beispielsweise die Erfindung des Buchdrucks (um 1450) oder auch die Reformation (1517). Legt man den Fokus auf einzelne Länder, kann man auch zu verschiedenen Eckdaten kommen. So endete die Antike am Rhein oder in Britannien sicher früher als etwa in Syrien. Und so war zum Beispiel um 1420 in Italien bereits das Zeitalter der Renaissance angebrochen, während man zur gleichen Zeit in England mit gutem Grund noch vom Mittelalter spricht.

Mittelalter bezieht sich in erster Linie auf die Geschichte des christlichen Abendlands vor der Reformation - der Begriff wird kaum im Zusammenhang mit außereuropäischen Kulturen verwendet.

Die Einteilung in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter

Man kann das Mittelalter grob in 3 Phasen gliedern:

  • Frühmittelalter (375/500 bis Anfang 11. Jahrhundert)
  • Hochmittelalter (Anfang 11. bis ca. 1250)
  • Spätmittelalter (ca. 1250 bis ca. 1500)

Frühmittelalter

In das Frühmittelalter fällt unter anderem die Zeit der Völkerwanderung, wobei die Forschung mittlerweile dazu tendiert, diese aus dem Mittelalter herauszunehmen und sie als Bindeglied zwischen Antike und Mittelalter zu sehen. Weitere einschneidende Entwicklungen sind die weitgehende Christianisierung Europas, der Aufstieg des Fränkischen Reiches, der Einfall der Wikinger, der Beginn des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und die Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum. Außerdem wirkt der Aufstieg des Islam und sein schnelles Ausgreifen bis nach Europa prägend. Wirtschaftlich stellt das Frühmittelalter eine Zeit der Naturalwirtschaft dar, wobei besonders das System der Grundherrschaft herauszustellen ist. Wesentliche Kulturträger sind das Byzantinische Reich, die Klöster, insbesondere die des Benediktinerordens, sowie die Gelehrten des arabisch-muslimischen Kulturkreises.

Hochmittelalter

Das Hochmittelalter ist die Blütezeit des Rittertums und des römisch-deutschen Kaiserreichs, des Lehnswesens und des Minnesangs. Es ist auch die Epoche der Auseinandersetzung zwischen weltlicher und geistlicher Macht im Investiturstreit, welcher die Einsetzung mehrerer Gegenpäpste zur Folge hatte. Innerhalb der Scholastik wird Aristoteles zur wichtigsten nicht-christlichen Autorität. Der Einfluss der Kirche zeigt sich vor allem an den Kreuzzügen gegen den Islam, denen auch Juden zum Opfer fallen. Im Zuge der Kreuzzüge entwickelt sich ein Fernhandel mit der Levante, von dem insbesondere die italienischen Stadtstaaten profitieren. Die Geldwirtschaft gewinnt gegenüber der Naturalwirtschaft immer stärker an Bedeutung. Die wichtigsten Orden des Hochmittelalters sind neben den Zisterziensern die Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner. Im Hochmittelalter entsteht das Zunftwesen, das die sozialen und wirtschaftlichen Vorgänge in den Städten stark prägt.

Spätmittelalter

 
Original-Doppelseite aus dem Reiner Musterbuch, Anfang 13. Jh., seit 16. Jh. in der Österreichischen Nationalbibliothek

Das Spätmittelalter ist die Zeit des aufsteigenden Bürgertums der Städte und der Geldwirtschaft. In dieser Zeit steigt die Hanse zur Handelsmacht auf. Seit etwa 1280 bis einige Jahrzehnte nach der "Großen Pest", (Schwarzer Tod) um 1350 macht die europäische Geschichte einige krisenhafte Entwicklungen durch, die zu einem starken Bevölkerungsrückgang (Wüstung, Pest) führten, aber auch zu starken Veränderungen der Gesellschaftstruktur, die allmählich zur Neuzeit überleiten (siehe auch: Krise des 14. Jahrhunderts).

Als wesentlich für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet man im Allgemeinen die Zeit der Renaissance (je nach Land spätes 14. Jahrhundert bis 16. Jahrhundert), die Entdeckung insbesondere der "Neuen Welt" durch Christoph Kolumbus 1492, die Erfindung des Buchdrucks 1450 und die damit beschleunigte Verschriftlichung des Wissens, den Verlust des Einflusses der institutionalisierten katholischen Kirche und den Beginn der Reformation. Diese Ereignisse sind alle in etwa an der Schwelle vom 15. zum 16. Jahrhundert anzusiedeln.

Auch die Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) wird als ein Ereignis genannt, das das Ende des Mittelalters markiert. Dies ist nicht nur eine zeitlich passende Vereinfachung, sondern hat einige Berechtigung, weil mit dem Untergang von Byzanz das letzte lebendige Überbleibsel der Antike unterging. Des Weiteren war der dadurch ausgelöste Strom byzantinischer Flüchtlinge und Gelehrter nach Italien hauptverantwortlich für den Beginn der Renaissance. Darüber hinaus wurden die Handelsrouten nach Asien durch die Ausbreitung des Osmanischen Reiches blockiert, so dass westeuropäische Seefahrer neue Wege erkundeten. Dabei wurde unter anderem Amerika entdeckt -- zumindest war es das erste mal, dass die Existenz Amerikas innerhalb weniger Jahre in ganz Europa bekannt wurde.

Der Begriff Mittelalter

Der Begriff Mittelalter, erstmals Ende des 16. Jahrhunderts benutzt, hatte schon von Beginn an eine negative Bedeutung. Der Begriff selbst wurde von den Humanisten im 16. Jahrhundert geprägt, weil sie das Mittelalter als "dunkle" Epoche zwischen der Antike und ihrer Zeit ansahen, in der antike Traditionen wiedergeboren wurden (im Englischen spricht man für den Zeitraum nach Ende der römischen Besatzung bis etwa zur Zeit König Alfreds von Wessex, also für die Zeit der Einwanderung der Angeln, Sachsen und Jüten, aufgrund der mangelhaften schriftlichen Quellen von "The Dark Ages"). Noch heute bezeichnen wir eine Denkweise als "mittelalterlich", wenn wir sie als starr und veraltet kritisieren wollen. Auch die umgangssprachliche Wendung "Rückkehr ins Mittelalter" ist negativ besetzt. In der Romantik wurde das Mittelalter allerdings auch wieder positiver gesehen, teilweise auch systematisch verklärt.

Sonstiges

In der japanischen Geschichte wird die Zeit von ca. 1200 bis ca. 1600 als Mittelalter bezeichnet. Diese Epoche zeichnete sich durch eine starke Dominanz des Buddhismus und des Feudalismus aus.

Auch gibt es die höchst umstrittene Theorie vom erfundenen Mittelalter.

Siehe auch

Artikel über Personen des Mittelalters (Auswahl)

Bedeutende Dichter siehe unter Deutsche Literatur im Mittelalter

Literatur

Wichtige Quellen sind im großen Umfang gesammelt in der Monumenta Germaniae Historica. Siehe auch die dt.-latein. Ausgaben der Freiherr-vom-Stein Gedächtnisausgabe (FSGA). Wichtige Quellen stellen u.a. neben der Geschichtsschreibung auch Constitutionen und andere Aktenquellen sowie Regesten dar.

Eine hervorragende Bibliographie findet sich hier (erstellt vom Historischen Seminar der Uni. Bonn) sowie hier (Uni. Tübingen; umfangreiche Liste mit Quellen- und Literaturangaben). Ansonsten sei auf die Angaben im Lexikon des Mittelalters oder den Bibliographien der unten aufgeführten Werke verwiesen.

  • The New Cambridge Medieval History, Cambridge 1995 ff. Noch im Entstehen begriffen, mit hervorragender Bibliographie.
  • Lexikon des Mittelalters, 9 Bde., Ausgabe des dtv-Verlags, München 2002 (in Hardcover München-Zürich 1980-1998). Grundlegendes Werk!
  • Hartmut Boockmann: Einführung in die Geschichte des Mittelalters, mehrere Neuauflagen, München 2001. Wohl die beste strukturelle Einführung ins Mittelalter, mit guten bibliographischen Angaben.
  • Fischer Weltgeschichte, Mittelalter und frühe Neuzeit (4 Bände) ISBN 3596507324
  • Oldenbourg Grundriß der Geschichte, Bd. 5 ff., verschiedene Jahrgänge und Auflagen. Dreiteilung jedes Bandes: 1) Darstellung, 2)Forschungsüberblick und 3)umfangreiche Bibliographie.
  • Mittelalter, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.11, S.689. Veraltete Darstellung
  • Der Alltag im Mittelalter, Mainz-Kostheim 2001 (Paperback) ISBN 3935718276 Populäre Darstellung