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Film | |
Titel | Mord im Orient-Expreß |
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Originaltitel | Murder on the Orient Express |
Produktionsland | UK |
Originalsprache | englisch |
Erscheinungsjahre | 1974 |
Länge | 128 Minuten |
Stab | |
Regie | Sidney Lumet |
Drehbuch | Paul Dehn |
Produktion | John Brabourne, Richard B. Goodwin |
Musik | Richard Rodney Bennett |
Kamera | Geoffrey Unsworth |
Schnitt | Anne V. Coates |
Besetzung | |
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Mord im Orient-Expreß (Murder on the Orient Express) ist ein Spielfilm von Sidney Lumet aus dem Jahre 1974 nach dem gleichnamigen Roman von Agatha Christie.
Handlung
Der belgische Detektiv Hercule Poirot möchte noch ein paar Tage das winterliche Istanbul durchstreifen, doch ein Auftraggeber will ihn so schnell wie irgend möglich in London haben. Als er ein Abteil im Kurswagen Istanbul-Calais des nächsten Orient-Expresses buchen will, stellt sich heraus, dass der Zug ausgebucht ist. Mit Hilfe seines Freundes Monsieur Bianchi, dem Direktor der Eisenbahngesellschaft, bekommt Poirot doch noch einen Platz im Schlafwagen. Mitten in der Nacht zwischen Vinkovci und Brod in Jugoslawien wird der Amerikaner Samuel Edward Ratchett durch zwölf Messerstiche ermordet und am Morgen tot aufgefunden.
Der Expresszug ist mittlerweile auf freier Strecke auf jugoslawischem Gebiet im Schnee stecken geblieben. Keiner kann den Zug verlassen, auch der Mörder nicht. Der Telegraf streikt und die jugoslawische Polizei kann nicht benachrichtigt werden. Daher bittet Monsieur Bianchi, der sich ebenfalls im Zug befindet, Hercule Poirot um die Aufklärung des Falles. Im Abteil des Toten findet Poirot einen fast verbrannten Brief, aus dem er auf die wahre Identität des Toten schließen kann. Es handelt sich um den Verbrecher Casetti, der die kleine Daisy Armstrong entführt hatte und Schuld an ihrer Ermordung ist, sich aber der gerechten Strafe in den USA entziehen konnte. Casetti wurde mit zwölf Stichen getötet und das Sonderbare daran ist: jeder Stich ist verschieden tief und verschieden kraftvoll ausgeführt worden. Am Tatort werden außerdem ein Taschentuch und ein Pfeifenreiniger gefunden. Des weiteren wird in einem der Koffer der Mitreisenden die Uniform eines Schlafwagenschaffners gefunden.
Alle Menschen im Zug werden verhört, aber es befindet sich niemand an Bord, der zugibt, den gefundenen Pfeifenreiniger und das Taschentuch zu besitzen.
Poirot hat den Verdacht, dass alle Zuginsassen unter einer Decke stecken.
Die Lösung
Nach und nach erfährt Poirot von den Reisenden, dass sie entweder im Hause Armstrong angestellt gewesen sind oder nahe Verwandte oder Freunde der Familie waren. Allen war die kleine Daisy ans Herz gewachsen und nach der Entführung schworen sie sich, den Täter zur Verantwortung zu ziehen. Sie sind nacheinander durch das Abteil von Mr. Ratchett gegangen und jeder hat einmal auf ihn eingestochen.
Poirot stellt den Leiter der Eisenbahngesellschaft vor die Wahl, welche Theorie er der jugoslawischen Polizei für diesen Fall präsentieren möchte. Entweder die oben beschriebene, die sich auch in der Realität abgespielt hat, oder die Geschichte von einem in den Zug eingedrungenen und als Schaffner verkleideten Unbekannten, der Ratchett ermordet haben soll.
Bianchi entschließt sich dazu, der jugoslawischen Polizei die einfachere Lösung mit dem ominösen Fremden zu präsentieren.
Bemerkenswertes
Bemerkenswert ist die ausnahmslos hochkarätige Starbesetzung. Albert Finney als Hercule Poirot bemüht sich – etwa im Unterschied zu Peter Ustinov, der den Poirot in anderen Filmen verkörpert hat – um eine sehr authentische, an die literarische Vorlage angepasste Darstellung, die die Figur nicht ironisiert, sondern ernst nimmt. Finney zeigt einen eitlen, auf sein äußeres Erscheinungsbild bedachten Menschen mit pomadisiertem, dunklem Haar, sorgfältig getrimmtem Schnurrbart und leicht übertriebenen, quasi südländischen Verhaltensweisen.
Sidney Lumet belässt es nicht dabei, den Kriminalroman zu illustrieren. Er rekonstruiert die Zeit, in der der Film angesiedelt ist und liefert einen sehr atmosphärischen Film, wobei er präzise die Charaktere zeichnet. Vor allem jedoch interessiert sich Lumet dafür, inwieweit die Vergangenheit auf der Gegenwart lastet. Lumet schildert Traumata, die nur durch einen Mord getilgt werden können, erzählt von der Unfähigkeit, vergeben oder vergessen zu können. In einer schneebedeckten Umgebung situiert Lumet eine kleine, abgeschlossene Welt, die jedoch nicht idyllisch ist, sondern gezeichnet von Schuld und Selbstvorwürfen. Wenn am Ende die bequemere, aber zugleich unwahrscheinlichere Lösung für den Mordfall gewählt wird, entspricht dies der Unmöglichkeit, angesichts des Vorgefallenen eine adäquate juristische Entsprechung für die Taten zu finden. So weitet Lumet den Kriminalfilm zum Psychothriller.
Deutsche Fassung
Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1975 in den Ateliers der Berliner Synchron GmbH in Berlin. Das Dialogbuch schrieb Hans Bernd Ebinger, Synchronregie führte Gert Günther Hoffmann. [1]
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher |
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Hercule Poirot | Albert Finney | Claus Biederstaedt |
Mrs. Hubbard | Lauren Bacall | Gisela Trowe |
Signor Bianchi | Martin Balsam | Martin Hirthe |
Greta Ohlsson | Ingrid Bergman | Dagmar Altrichter |
Gräfin Andrenyi | Jacqueline Bisset | Renate Küster |
Pierre Paul Michel | Jean-Pierre Cassel | Harry Wüstenhagen |
Colonel Arbuthnot | Sean Connery | Gert Günther Hoffmann |
Mr. Beddoes | John Gielgud | Friedrich Schoenfelder |
Prinzessin Dragomiroff | Wendy Hiller | Ursula Krieg |
Hector MacQueen | Anthony Perkins | Joachim Kerzel |
Mary Debenham | Vanessa Redgrave | Ute Meinhardt |
Hildegarde | Rachel Roberts | Sigrid Lagemann |
Mr. Ratchett | Richard Widmark | Arnold Marquis |
Graf Andrenyi | Michael York | Thomas Danneberg |
Cyrus Hardman | Colin Blakely | Klaus Sonnenschein |
Dr. Constantine | George Coulouris | Ernst Wilhelm Borchert |
Antonio Foscarelli | Denis Quilley | Joachim Kemmer |
A.D.C. | Jeremy Lloyd | Lothar Blumhagen |
Concierge | Vernon Dobtcheff | Eric Vaessen |
Auszeichnungen
1975 erhielt der Film sechs Oscar-Nominierungen:
- Albert Finney - Darsteller in einer Hauptrolle
- Ingrid Bergman - Darstellerin in einer Nebenrolle
- Geoffrey Unsworth - Kamera
- Tony Walton - Kostüme
- Richard Rodney Bennett - Musik
- Paul Dehn - Drehbuch
Lediglich Ingrid Bergman gewann.
Kritiken
- „Opulente Verfilmung des Christie-Klassikers (...); kammerspielartige All-Star-Produktion mit feinen Charakterstudien (...).“ (Wertung: 3 von 4 möglichen Sternen = sehr gut) - Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“(Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 582
- „Optisch brillante, ironisch getönte Verfilmung eines Romans von Agatha Christie. Eine heiter-parodistische Unterhaltung mit Hollywood-Touch und internationaler Star-Besetzung.“ - „Lexikon des internationalen Films“ (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
- „Elegant und stilvoll, ganz in der besten Agatha-Christie-Tradition.“ – Motion Picture Guide
- „Insgesamt ist Lumets Film wie der Schauplatz, der Pullman-Wagen im Orientexpress: gepflegt, luxuriös, und von beruhigend altmodischer Art.“ – Berliner Morgenpost, Berlin
- „Diese Wiederbegegnung mit Darstellergrößen (...) macht den einzigen Reiz des Films aus.“ – Süddeutsche Zeitung, München
- „Kein Reißer, sondern ein amüsantes Kammerspiel.“ – Rheinische Post, Düsseldorf
weitere Versionen
2001 wurde unter der Regie von Carl Schenkel ein Fernsehfilm für das US-amerikanische Fernsehen produziert, in dem Alfred Molina die Hauptrolle des Hercule Poirot übernahm. Trotz internationaler Schauspieler wie Fritz Wepper, Kai Wiesinger oder Leslie Caron und einer Modernisierung der Story, die in die Gegenwart versetzt wurde, hatte diese Neuverfilmung keinen Erfolg bei Kritik und Publikum.
Einige Details
- Anzumerken ist, dass der Orient Express des Filmes deutsches Reichsgebiet nicht passiert. Der Betrieb durch Deutschland war nach der Ruhr-Besetzung 1924 zunächst eingestellt worden.
- Des weiteren gibt es den „Pick Me Up“, den Ratchett/Casetti am Morgen nach seiner Ermordung von seinem Diener Beddoes serviert bekommen soll, wirklich. Er ist ein Cocktail aus Crushed Ice, Curacao, Fernet und in erster Linie eisgekühltem Champagner mit etwas Zitrone. Warum Beddoes in der Verfilmung ein Fläschchen Tabasco mitserviert, ist unklar.
- Das Schlafmittel „Trional“, das Graf und Gräfin Andrenyi einnehmen und mit dem vermutlich Casetti/Ratchett betäubt wird, existierte in den 30er Jahren tatsächlich. Auch die im Film angegebene chemische Formel Diethylsulphon-Methylethylmethan- C2H5CH3—C—(SO2C2H5)2 stimmt, und das Mittel galt bereits in den 30er Jahren als eines der besten und wirksamsten Schlafmittel. In der Tat wurde es allerdings auch als Mordmittel eingesetzt. Tragische Verwendung fand es von den Nationalsozialisten als Mittel in der Ermordung von psychisch Kranken.
- Der Roman „Love's Captive“, der von dem Butler Beddoes in der Mordnacht gelesen wird, ist, wie auch seine Autorin Arabella Richardson, frei erfunden.
- Signor Bianchi heißt in der Romanvorlage Monsieur Bouc.
Medien
DVD-Veröffentlichung
- Mord im Orient-Express. Kinowelt Home Entertainment 2003
Filmdokumentation
- Making „Murder on the Orient Express“. Video-Dokumentation von Laurent Bouzereau, USA 2004, 49 Minuten [ist auf der US-DVD-Veröffentlichung des Films enthalten]
Soundtrack
- Richard Rodney Bennett: Murder on the Orient Express. Original Motion Picture Soundtrack. Es spielt das Royal Opera House Orchestra unter der Leitung von Marcus Dods. auf: Poirot At the Movies. Music from the Agatha Christie Thrillers „Murder on the Orient Express“ & „Death On the Nile“. Cloud Nine Records / Silva Screen Records, London 1993, Tonträger-Nr. CNS 5007
- Richard Rodney Bennett: Murder on the Orient Express. EMI Classics 7243 5 86168 2 2 (Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2004, auf der CD ist auch Bennetts Soundtrack Lady Caroline Lamb enthalten)
Literatur
- Agatha Christie: Mord im Orientexpress. Roman (OT: Murder on the Orient Express). Deutsch von Otto Bayer. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-596-17422-5
- Georg Seeßlen: Agatha Christie im Film in ders.: Mord im Kino. Geschichte und Mythologie des Detektiv-Films. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1981, ISBN 3-499-17396-4