Jørn Oberg Utzon (* 9. April 1918 in Kopenhagen) ist ein Architekt, der durch den Bau des Opernhauses in Sydney berühmt wurde.
Biografie
Jørn Utzon ist der Sohn von Aage Utzon, einem Jachtkonstrukteur, und Estrid Utzon. Er hat einen älteren Bruder namens Leif. Jørn besucht in einer Privatschule den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig. Er ist ein mittelmäßiger Schüler. In Mathematik sind seine Leistungen sogar ausgesprochen schlecht.
1930 besucht die Familie Utzon in Stockholm die Ausstellung Stockholmutstalingen. Dort werden leichte, helle Möbel und das Konzept von Luft und Licht vorgestellt. Die Familie stellt darauf hin ihre gesamte Lebensweise um, entfernt zu Gunsten leichter, praktischer Einrichtungsgegenstände die düsteren viktorianischen Möbel aus dem Haus und stellt die Ernährung auf leichte, gesunde Kost um. Die Kinder bekommen Fahrräder geschenkt, damit sie sich an der frischen Luft bewegen.
Jørn hilft seinem Vater beim Anfertigen von Konstruktionszeichnungen und Modellen. In den 1930er Jahren lernt er den Künstler Poul Schrøder kennen, der ihn das Zeichnen mit Kohlestiften lehrt.
Nach der Schule will Jørn Utzon die Offizierslaufbahn bei der Marine einschlagen, wird jedoch wegen zu chlechter Noten nicht an der Offiziersschule angenommen. 1937 beginnt er ein Studium der Architektur in Kopenhagen. 1942 wird er Mitarbeiter von Paul Hedqvist in Stockholm. 1946 arbeitet er für ein halbes Jahr bei Alvar Aalto. Danach lebt er eine kurze Zeit bei Frank Lloyd Wright in Taliesin. Er bereist Mexiko und Europa.
1950 gründet Jørn Utzon sein eigenes Architekturbüro in Kopenhagen. Er macht sich dort mit Wohnhäusern einen Namen, unter anderem seinem eigenen, 1952 errichteten Haus. 1955 wird er mit einem Schlag berühmt, als er den Wettbewerb zur Gestaltung des Opernhauses in Sydney gewinnt.
Sein Ruhm bringt ihm weltweit Aufträge ein, beispielsweise 1963 den Bau der Melli-Bank in Teheran, 1967 ein Stadion in Saudi-Arabien, 1976 die Bagsværd-Kirche in Kopenhagen und 1972-1987 das Parlamentsgebäude in Kuwait gemeinsam mit seinem Sohn Jan.
Sein berühmtestes Bauwerk hingegen, die Oper in Sydney, scheint zunächst in einem persönlichen Misserfolg für ihn zu enden: Das zunächst veranschlagte Budget von 3,5 Millionen US-Dollar reicht bei weitem nicht aus, um die statisch sehr anspruchsvolle Dachkonstruktion und die ausgeklügelte Inneneinrichtung zu finanzieren. Als die Kosten 57 Millionen Dollar erreichen, fordert Robert Askin, der Premierminister der Provinz New South Wales, ein Ende der unabsehbaren Kostensteigerungen. Als Jørn Utzon sich weigert, einer billigeren Kompromisslösung für die innenausstattung zuzustimmen, wird er 1966 aus dem Projekt ausgeschlossen. Eine Gruppe junger australischer Architekten brachte das Werk zu Ende. Utzon war überzeugt, dass die getroffenen Kompromisse das Werk ruinieren würden, und bei der Eröffnung gaben ihm Kritiker und Künstler teilweise Recht: Man klagte über allgemeine Enge, zu kleine Säle, zu steile Treppen, und vor allem über erbärmliche Akustik. Die Funktionalität der Innenräume wird dem großartigen Äußeren in mancher Hinsicht nicht gerecht.
Im Mai 1985 wird Jørn Utzon mit dem Order of Australia geehrt, einer Auszeichnung der australischen Regierung, die Ausländern vorbehalten ist, die sich besonders um Australien verdient gemacht haben. 2003 erhält er von der Universität von Sydney die Ehrendoktorwürde für seine Arbeit am Opernhaus. Er nimmt die Ehrung an, ist jedoch wegen Krankheit außer Stande, sie persönlich entgegenzunehmen. Sein Sohn Jan nimmt sie für ihn entgegen.
Jørn Utzon lebt zurückgezogen in einem außergewöhnlichen, von ihm selbst konstruierten Haus auf Mallorca. Sein Privatleben schirmt er konsequent von der Öffentlichkeit ab. Lediglich 1998, zu seinem 80. Geburtstag, macht er eine Ausnahme und gibt dem australischen Fernsehen ein Exklusivinterview.